Seit einem halben Jahrhundert im Dienste der Gesundheit
Quelle: Der Altausseer 3/2012
Kürzlich wurde die generalsanierte und erweiterte Gradieranlage wieder offiziell ihrer Bestimmung übergeben. Dazu konnte neben Bürgermeister, Gemeinderäten, Kurärzten, Mitgliedern der Kurkommission und vielen Besuchern auch die Familie Aubell aus Leoben begrüßt werden. Die Salinenmusik umrahmte den Eröffnungsakt feierlich. Dank gilt auch Diakon Karl Winkler für die Segnung, Burghard Neumann, Vorsitzender der Kurkommission für die Sektspende und GR Sabine Tanzmeister für die Eröffnungs-Organisation.
Seit ihrer Errichtung im Jahr 1956 wird die Gradieranlage in nahezu unveränderter Weise betrieben. Als erster Bauteil wurde die rechteckige Anlage errichtet. Als zweiter Bauschritt folgte der runde Teil. An diesen anschließend wäre ursprünglich noch einmal ein rechteckiger Teil geplant gewesen – dieser kam jedoch nie zur Umsetzung.
Das alte Foto, aufgenommen bei der feierlichen Eröffnung der Gradieranlage im Jahr 1956, zeigt ein allseits offenes Gebäude. Anscheinend hat die Verrieselung damals zu gut funktioniert. Das Gebäude wurde nachträglich überwiegend geschlossen, um den Luftzug und damit die Verdunstung zu verringern. Erfahrungen, die auch beim jetzigen Umbau gemacht werden mussten. Errichtet wurde die Gradieranlage von Salinenarbeitern in Robotarbeit, mit technischer und finanzieller Unterstützung durch den Bergbaubetrieb in Altaussee. Die Ortschronik verzeichnet hierzu 140 Personen, welche 2500 Arbeitsstunden freiwillig und kostenlos für den Ort geleistet haben! Im Zuge der Planung zum Umbau der Gradieranlage wurde auch der Kontakt mit Dr. Eginhard Aubell hergestellt. Dabei handelt es sich um den Sohn von Bergrat Dr. mont. Dipl.-Ing. Winfried Aubell. Dieser war Bergbauleiter in Altaussee und ein vielseitig talentierter und interessierter Mensch. So verdankt ihm Altaussee unter anderem auch den Knappentanz, der bis heute in unveränderter Form aufgeführt wird (zuletzt beim Dorffest 2012). Auch der Bau der Gradieranlage geht auf seine Initiative zurück. Ob bei der Gradieranlage bergmännisches Interesse an einer Sole-Verrieselungsanlage oder aber der Heil- und Kurgedanke im Vordergrund standen, lässt sich heute nur mehr schwer feststellen. Es wird wohl beides gewesen sein. Interessant in diesem Zusammenhang sind die balneologischen Gutachten aus den 50er Jahren zur Gradieranlage. Der Gutachter kommt zum Schluss, dass die Heilwirkung der sanften Inhalation derartig gut für den Patienten verträglich ist, dass es einem verwundern muss, dass nicht viel mehr derartige Anlagen gebaut werden. Schon beim ersten Telefonat mit Dr. Eginhard Aubell kam ganz klar zum Ausdruck, wie tief verwurzelt seine Familie nach all den Jahren noch immer mit Altaussee ist. Er zeigte sich im Telefonat hoch erfreut darüber, dass die Gradieranlage („seines Vaters“) saniert und nicht abgebrochen und neu gebaut wird. Auch hat er uns erzählt, dass schon die Anfänge beschwerlich waren. Viele standen einer derartigen Anlage skeptisch gegenüber, bezweifelten ihren Sinn und Nutzen. Auch mit der baulichen Gestaltung hatte man so seinen Krampf und Kampf – gut nachvollziehbar und dokumentiert und nach wie vor erhalten in den alten Akten der Gemeinde. So wusste Dr. Aubell auch zu berichten, „die Gemeinde hatte damals kein Geld und so musste mein Vater der Gemeinde einen Kredit geben. Dafür wurde ein Familiensparbuch hergenommen und damit die Baurechnungen bezahlt. Die Gemeinde hat dann diesen Kredit nach und nach (zinsenlos) zurückgezahlt ... ich sag es euch gleich, das mache ich heute nicht mehr!“
Seitens der Kurkommission darf der Fam. Aubell gedankt werden. Auch die nunmehrige Sanierung der Gradieranlage wurde von der Fam. Aubell großzügig unterstützt. Zusammen mit Johann Linortner wurde das Bautagebuch zur Gradieranlage gesichtet und die teilweise in Kurrentschrift geführten Aufzeichnungen übersetzt. Im Zuge dieser Erhebungen ist man auch auf eine Zeichnung von Prof. Horst Jandl gestoßen, welche 1991 anlässlich des 35-jährigen Jubiläums des Knappentanzes auf den damaligen Einladungen verwendet wurde. Zusammen mit den Unterlagen, welche uns Dr. Aubell zur Verfügung gestellt hat, konnte die oben abgebildete Ehrentafel erstellt werden, die nunmehr in der Gradieranlage an den Errichter und seine fleißigen Mitarbeiter erinnern wird.
Zum Abschluss sei noch seitens der Gemeinde-Amtsleitung auf die beiden folgenden erfreulichen Aspekte verwiesen:
Wohl einzigartig und nicht selbstverständlich (so wie die Altausseer Gradieranlage) wird das Ehrenamt, die freiwillige Tätigkeit zum Allgemeinwohl in Altaussee nach wie vor hochgehalten. Sei es bei den Feuerwehren, den Vereinen, bei den Wegeaktionen, der Blumenpflege in öffentlichen Anlagen oder beim jährlichen Stecken der Gradieranlage: immer und überall sind freiwillige Helfer am Werk. Ist das nicht erfreulich? Zweitens: Seit der inoffiziellen Inbetriebnahme der renovierten Gradieranlage (vor etwa drei Monaten) konnte eine Besucherzunahme vor allem mit jüngeren Menschen bzw. Jungfamilien mit Kindern beobachtet werden, was vorher fehlte.