Für die „fürstliche“ Summe von 790 Gulden sollte der Maler Johann Benedikt Werkstätter (* 21. März 1707 in Neumarkt am Wallersee; † 12. Jänner 1772 in der Stadt Salzburg, Maler des Spätbarocks) im Jahr 1757 einen Halleiner Salzbergwerks- und Salinenbilderzyklus gestalten. Er lieferte daraufhin ein eindrucksvolles Bildpanorama, das den Alltag der Salzgewinnung während der Barockzeit eindrücklich illustriert. Wie in einem Comic zeigt Werkstätter den Weg des Salzes Bild für Bild: vom Bergbau zur Solegewinnung. von der Salzerzeugung zum Salzvertrieb. Selbst Verpackung und Transport bei der Salzproduktion wird Schritt für Schritt bildlich erzählt.
Auftraggeber dieses außergewöhnlichen „Salz-Comics“ war der Salzburger Erzbischof Sigismund III, (1698-1771). Als Herr des Erzstiftes Salzburg, dessen einträglichstes Geschäft immer schon die Salzproduktion und der Salzhandel gewesen waren, wusste der Erzbischof genau, was er dem Salzbusiness zu verdanken hatte. Nach einem Besuch der Salinen-Betriebsstätte Hallein und einer Bergbefahrung am 5. Mai 1756 war Erzbischof Sigismund so beeindruckt, dass er den Weg des Salzes vom Berg bis zur Verschiffung in allen Arbeitsschritten künstlerisch verewigt haben wollte. In den „Fürstenzimmern“ des Gebäudes der zentralen Verwaltung des gesamten Salzwesens - also jenen prächtigen Zimmern, die ausschließlich dem Salzburger Erzbischof und seinen Gästen vorbehalten waren - sollte der Bilderzyklus ausgeführt werden. Johann Benedikt Werkstätter lieferte Erzbischof Sigismund jenen Salz-Bilderzyklus, den er sich wünschte - und hinterließ der Nachwelt dabei eine exakt illustrierte Beschreibung der Salzerzeugung. Über die Wände von drei Zimmern erstreckt sich in 73 Gemälden flächendeckend das Salz-Comic, auf Leinwandtapete gemalt und von vergoldeten Scheinrahmen begrenzt.
Das Besondere am Halleiner Salzbergwerks- und Salinenbilderzyklus ist, dass der arbeitende Mensch im Vordergrund steht. Nicht nur die einzelnen Schritte der barocken Bergbau- und Solegewinnung wurden bildlich für die Nachwelt bewahrt, sondern auch die alten Berufe und Spezialisierungen: Man erfährt etwa von den „Eisenwürchern“, den Häuern, die mit ihren Kern- und Steineisen den Vortrieb der Stollen leisteten, und von den „Karrenstoßern“, die mit ihren Karren das Hauwerk ausförderten. Werkstätters Bilder erzählen auch von den „Laugwerksverfahren“, beteiligten Arbeitern, die einen Hohlraum als Laugkammer anlegten, in die dann Wasser eingeleitet wurde, um das salzhaltige Gestein auszulaugen. Oder von den „Schünnmeistern“ (auch: Schinmeister, nach heutiger Diktion Vermessungstechniker), die mit ihrem Winkelmesser die Neigung des Ankehrschurfes kontrollierten.
Aber auch die Arbeit im „Pfannhaus“, das Arbeiten an der Sudpfanne, wird in den einzelnen Arbeitsschritten beschrieben: so etwa, wie man aus der „Sulzenstube“ die Sole über ein Trett- oder Wasserschöpfrad ableitete, oder wie ein „Peerüberzieher“ das feuchte, heiße Salz in den „Peerstattgraben“ zog. Auch das Dörren des Salzes war es Johann Benedikt Werkstätter wert, künstlerisch dargestellt zu werden - er zeigt genau, wie den fertigen Salzstöcken über einem Feuerrost in sechs bis acht Tagen die Restfeuchtigkeit entzogen und die Salzstöcke in mehr als 100 Trockenkammern in Hallein zu „nackten Fudern“ ausgehärtet wurden. Man erkennt deutlich die konische Form der damaligen Salzstöcke, die zwar ideal für die Magazinhaltung in den hohen Räumen, aber ungeeignet für den Transport war - weshalb beim „Salzwurf“ die Salzstücke zerhackt und in kleine Transportfässer gefüllt wurden (eine Arbeit, die traditionell von Frauen, den „Salzhackerinnen“, übernommen wurde).
Der Bilderzyklus endet mit der Verschiffung des weißen Goldes, die traditionell nach der Schneeschmelze begann - wenn endlich „Schöffahrtswetter“ (Schifffahrtswetter) herrschte. Ab diesem Zeitpunkt wurden täglich die großen „Schifferzillen“ und kleineren „Hallaschen“ abgefertigt und das Salz mit einem beherzten „Nauhin, in Gott's Nam“ über die Salzach geschickt.
1 „SCHOPFEN, ZUWEITHEN UND NACHSCHLAGTREIBEN“
Harte Arbeit Im Salzbergwerk: Mit „Wirkeisen“- verlängerten Keilhauen - erweitern die Salzknappen einen Stollen.
2
„SCHÜNN IN SCHURFF“
Ein „Schinmeister“ (heute: Vermessungstechniker) misst mit einer Bussole, einem speziellen Kompass, den Neigungswinkel eines „Schurfes“, die Verbindung zwischen zwei Horizonten über Stiegen. Unten zu sehen: eine von Fackelträgern begleitete Grubenvisitation.
3
„KÄSTEN STEIGEN“
Auf zwei senkrechten Treppen steigen die Bergbeamten einen Steigschacht hinauf. Ober diesen erreicht man das Laugwerk, einen künstlich geschaffenen Hohlraum, in den man Wasser leitet, um so das Salz aus dem Gestein auszulaugen.
4 „PITTEN RÜSTER“
Links im Bild: In der Laugwerkskammer errichten die Arbelter „Hilfskästen“, die miteinander durch Leitungsrohre verbunden sind und zu einem „Hauptkasten“ führen - von diesem soll die gefilterte Sole abgelassen werden. Rechts im Bild: Die Bergmeister begutachten den „Himmel“, die Decke des Laugwerkes.
5
"FOCHEN UND PLENTEN"
Mit einem Blasebalg wird einem „Bergknappen“ Frischluft zugeblasen.
6
„ROHL FAHREN“
Über die „Rolle“ oder „Rutsche“, über die man von einem Grubenhorizont in den nächsten einfährt, rutscht die Hofkommission zur „General- und Himmelsbeschau“ in den Berg.
7 „AUSFAHRT VOM SALZBERG 1756“
Der Fürsterzbischof (links) und sein Gast werden nach einer Besichtigung auf der „Bergwurst“, einem vierrädrigen Wagen mit Laternenbeleuchtung, aus der Grube gefahren.
8 „EIN SONNTÄGLICHES VORZUGEHEN“
Satzsieden Im Pfannhaus: Am Sonntagabend beginnt die „Sudwoche“ mit dem „Unterfeuem“ der Pfanne. Der Sudmeister gibt letzte Anordnungen. Unten Im Bild: Ein Pfannhauser beobachtet das Feuer durch ein „Spechloch“, ein Guckloch In der Pfannstattmauer. Rechts Im Bild: Aus dem „Uhrend“, dem offenen Rauchabzug, quillt schwarzer Rauch.
9 „DAS SALZSUDWEESSEN IN EINER WOCHEN HINDURCH“
Von Montagfrüh bis Samstagnachmittag stand die Pfanne durchgehend unter Feuer. Gearbeitet wurde im Schichtbetrieb, Je zwei Partien lösten einander immer nach sechs Stunden ab. Am Sonntag wurde die Pfanne trockengelegt und schadhafte Teile erneuert. Sonntagabend begann dann wieder das „Unterfeuern“.
10 „DER SCHUEROFEN UND DAS LUFFT LOCH“
Unter der Sudpfanne: Kohle und Asche fallen durch den aus fünf Mauerbögen bestehenden Feuerrost in den darunterliegenden „Luftgraben“. Die „Widtzieherin“ (rechts Im Bild) muss die Asche und Kohle aus dem Luftgraben ablöschen und entsorgen.
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„DAS RADT GEHEN"
Im Untergeschoß des Pfannhauses liegt die „Labstube“. Mittels eines Schöpfrades wird das „Laab“, die Mutterlauge, der Pfanne zugeführt. Regelmäßig setzen vier bis sechs Frauen das Tretrad dafür in Bewegung.
12 „SALTZT RAUMEN IN DIE BEHÄLTER HINAUSS“
Die fertig getrockneten „Fuder“ werden in die Lagerräume getragen. Fuder sind getrocknete Salzstöcke, die entstehen, wenn das noch feuchte Salz In einer Saline in eine „Perkufe“, ein Salzfass, gestampft wurde.
13 „SALZT WURF UND HACKHERINNEN“
Als „Salzwurf“ wird das Zerschlagen der „Fuder“ zu kleinen Salzbrocken bezeichnet. Es waren Frauen, die traditionell für diese Arbeit eingesetzt wurden. Links oben im Bild: Ein bayerischer „Salzgegenschreiber“ überwacht den Versand des für Bayern bestimmten Salzes.
14 „STOSSSER AUF HABER UND ZUESCHLAGER“
Vorbereitung für den Transport: Das zerstampfte Salz wird In den „Stoßer“, die Transportkufe, geschaufelt. Mit dem „Stössel“ wird die Füllung verdichtet, und der „Zuschlager“ schlägt die gefüllte Kufe glatt.
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„SETZ-FUEDER RAIFF AN TREIBERINNEN“
Als Sicherheit und Ersatz für allfällige Transportabgänge wurden beim Versand des Salzes sogenannte „Setz-Fueder“ (Ersatzfuder) mitgeschickt. Die „Raiffangtreiberinnen" befestigten Holzlatten rund um den Salzstock.
16 „SALZANTRAGEN AN DIE SCHIFF"
Der „Salzausgang“ beginnt: Die „Weittrager“ tragen die Salzfässer von den Stoßstätten zu den Transportschiffen und übergeben sie hier den „Schiffährtlern“, die für die fachgerechte Verstauung der Fässer verantwortlich sind.
17 „ERSTE ABFAHRT MIT EINER SCHIFTER ZILLN"
Der erste Tag des „Salzausganges“: Im April, wenn sich das „Schifffahrtswetter auftut“, werden die ersten Salzschiffe in Anwesenheit der Salinenbeamten und mit Musik und „Nauhin, In Gott's Nam“-Rufen verabschiedet. Zwei bis drei Tage brauchten die Schiffe Im 16. und 17. Jahrhundert - inklusive Beladung - für die Strecke Hallein- Laufen - Hallein.
Quellen:
Auszug aus Krone Geschichte Magazin "Salz", Krone-Verlag GmbH & CO KG
Salzburg Wiki
Wikipedia