Text: Josef Buchhorn, 1906
Melodie: Weise nach Otto Lob, 1906
1. Student
sein, wenn die Veilchen blühen,
das erste Lied die Lerche singt,
der Maiensonne junges Glühen
triebweckend in die Erde dringt.
Student sein, wenn die weißen Schleier
vom blauen Himmel grüßend wehen :
|: Das ist des Daseins schönste Feier !
Herr, laß´ sie nie zu Ende geh´n !:|
2.
Student sein, wenn die Humpen kreisen,
in lieberschloß'nem Freundesbund,
von alter Treue bei den Weisen
der Väter jauchzt der junge Mund.
Student sein, wenn die Herzen freier
auf der Begeist´rung Höhe steh´n:
|: Das ist des Lebens schönste Feier !
Herr, laß´ sie nie zu Ende geh´n !:|
3.
Student sein, wenn zwei Augen locken,
ein süßer Mund verschwiegen küßt,
daß jählings alle Pulse stocken,
als ob im Rausch man sterben müßt´.
Student sein in der Liebe Morgen,
wenn jeder Wunsch ein frommes Fleh´n :
|: Das ist das Leben ohne Sorgen !
Herr, laß´ es nie vorübergeh´n !:|
4.
Student sein, wenn die Hiebe fallen,
im scharfen Gang, der selbst gewählt,
im blut'gen Aneinanderprallen
der Mut sich für das Leben stählt.
Student sein, wenn Dein einzig Sorgen,
ob fest und tapfer Du wirst steh´n :
|: An Deines Lebens Wagemorgen,
Herr, laß die Zeiten nie vergeh´n !:|
5.
Student sein, wenn in Abendmatten
Dein Weg sich sacht schon niederneigt,
von West die Schar der Wolkenschatten
schon vor das Blau des Tages steigt.
Student sein, wenn der Sang verklungen,
der Deinem Lenz einst Flügel lieh,
|: und jung Du trotzdem mit den Jungen,
dann war es recht, dann stirbst Du nie !:|