Die Montanuniversität Leoben verbannt die studentischen Korporationen
Februar 2024
Quellen:
Kleine Zeitung, Hubert Patterer
Mein Bezirk, Redaktion: Sarah Konrad
www.unileoben.ac.at
ÖH Leoben
Wikipedia
StudySmarter
Dieses Thema schlug in den Gazetten auf, wobei den Verfassern, entsprechend den Überschriften und Berichterstattungen Hilfestellung gegeben sei:
1. "Burschenschaft" oder "Burschenschaft allgemein" sind keine Überbegriffe für alle Korporationen und auch nicht für die Corps. Auch ist die Urburschenschaft kein historischer Bestandteil aller anderen Korporationen, und die Leobener Korporationen sind keine Fraktionen (polit. Begriff), sondern Vereine.
2. Chargieren in Paradeuniform erfolgt mit dem vernickelten, abgestumpften Paradeschläger und nicht mit einem Säbel.
Der Universitätsrat hat in seiner Sitzung vom 15. Dezember 2022 Univ.-Prof. Dr. Peter Moser zum neuen Rektor gewählt. Moser, der bereits seit 2011 als Vizerektorfür Infrastruktur und Internationalisierung tätig war, folgt damit Univ.-Prof. Dr. Wilfried Eichlseder, der die Geschicke der Montanuniversität seit Oktober 2011 geleitet hat.
Universitätsrat
Der Universitätsrat der Montanuniversität ist mit fünf Mitgliedern besetzt und einwegweisendes Aufsichtsorgan, das die strategische Ausrichtung der Universität gestaltet. Der Senat der Montanuniversität Leoben bestellte Herrn Dipl.-Ing. Stefan Pierer und Frau em.Univ.-Prof. Mag. DDr. Christiane Spiel. Die Bundesregierung bestellte Herrn Univ.-Prof. iR.DDr. Dr. h.c. Günther Löschnigg und Herrn Dipl.-Ing. Georg Feith, MBA. Diese vier Mitglieder wählten Frau Univ.-Prof. Mag. Dr. Barbara Sporn zum fünften Mitglied des Universitätsrates. Zum Vorsitzenden wurde Herr Dipl.-Ing. Stefan Pierer und zur stellvertretenden Vorsitzenden Frau em. Univ.-Prof. Mag. DDr. Christiane Spiel gewählt.
Rektorat
Das Rektorat der Montanuniversität Leoben ist das leitende Gremium und das Gestaltungszentrum für eine dynamische Zukunft. In seiner Funktion prägt es die strategische Ausrichtung und Entwicklung der Universität, erstellt innovative Konzepte, führt Veränderungen in der Organisation durch und schafft eine inspirierende Lernumgebung.
Rektor:
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.mont. Dr.-Ing. E.h. Peter Moser
Vizerektor für Forschung und Nachhaltigkeit:
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.mont. Helmut Antrekowitsch
Vizerektorin für Finanzen und Infrastruktur:
Mag. et Dr.rer.soc.oec. Barbara Romauer
Vizerektorin für Marketing und Stakeholder Management:
Assoz.Prof. Mag. et Dr.rer.soc.oec. Christina Holweg
Vizerektor für Lehre und Internationales:
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Thomas Prohaska
Eine strategische Neuausrichtung der Montanuniversität Leoben unter dem neuen Rektor Peter Moser führt dazu, dass Studentenverbindungen künftig von allen akademischen Veranstaltungen auf dem Universitätsgelände ausgeschlossen sind. Dies betrifft im Wesentlichen das Chargieren bei Akademischen Feiern. Es ist dies die erste Maßnahme einer Neupositionierung, die eine Verdoppelung der Studentenzahlen zum Ziel hat.
Übergeordnetes Ziel sei es, in Zukunft mehr junge Menschen für ein Studium an der Montanuniversität Leoben zu gewinnen. "Dazu sehen wir es als notwendig an, uns als weltoffene Universität mit einer einzigartigen Expertise zu positionieren", betont Rektor Peter Moser.
Der ÖH-Vorsitzende: Viele fänden es schön, dass Mitstudierende in Form des Chargierens deren Abschlussfeier mitgestaltet hätten. "Sie bedauern den Rauswurf von anderen Studierenden aus den akademischen Feiern. Als Studierendenvertretung wollen wir allen Studierenden Gehör schenken und auch deren Anliegen vorbringen", so ÖH-Vorsitzende. Die ÖH sei stolz darauf, Feierlichkeiten jeglicher Art allein oder mit Vereinen gestalten zu dürfen. Man wolle Traditionen stets erhalten und auch in die moderne Zeit tragen – "im Sinne der Studierenden und im Sinne des bergmännischen Brauchtums". "Die Beweggründe aller Seitensind uns bekannt. Ob die derzeitige Lösung der Weisheit letzter Schluss ist, bleibt abzuwarten. Ziel muss eine Steigerung der Studierendenzahl sein. Ob das angesprochene Thema dazu beiträgt, dies zu schaffen, ist für uns fraglich. Wie immer wird die ÖH Leoben Akademische Feier mit den Chargierten der Leobener Korporationen (vor dem Einzug des Professorenkollegiums) sich in jeder Diskussion hinter die Meinung der Studierenden stellen und konstruktiv an Lösungen arbeiten."
Kleine Zeitung 02.02.2024, Hubert Patterer unter dem irreführenden Titel "Universität verbannt Burschenschaften"
Sie prägen seit Jahrzehnten das studentische Leben der zweitgrößten steirischen Stadt und sind mit der Hochschule eng verwoben: die zwölf akademischen Verbindungen der Montanuniversität Leoben. Sie begreifen sich als Träger des „Leobner Geistes". Die meisten von ihnen dürfen als offizielle Studentenvertretungen fungieren. Sie erheben Stimme und Paradeschläger (korr. Säbel ist falsch) bei akademischen Festen, stellen Coleurhäuser als Schlafstätten bereit oder begleiten die Studenten mit „Bierauszügen" in die Ferien. Das neue Rektorat will jetzt eine Trennlinie zwischen Universität und den Korporationen ziehen, ein Vorhaben, das lokal einer Kulturrevolution gleicht. So müssen die studentischen Verbindungen in Hinkunft allen akademischen Feiern auf universitärem Boden fernbleiben. Sie sind als stimmkräftige, stilprägende Umrahmung nicht mehr erwünscht. Die Maßnahmeist Teil einer strategischen Neupositionierung der Montanuniversität.
Peter Moser, der neue Rektor, möchte mit seinem Führungsteam ein „zukunftsorientiertes, innovatives Markenprofil" verleihen und so die Attraktivität für neue, junge Zielgruppenerhöhen. Die Montan-Uni genießt international einen exzellenten Ruf, leidet aber wie viele andere Hochschulen an rückläufigen Studentenzahlen. Sie sind zuletzt auf unter 4000 gesunken. Stefan Pierer, Vorsitzender des Uni-Rates, hat intern eine Verdoppelung der Neuinskribenten auf 800 als Zielmarke ausgegeben. Um diese zu erreichen, will Rektor Moser, gebürtiger Kärntner mit hoher internationaler Expertise, dem Außenbild des Hermetisch-Elitären ebenso entgegenwirken wie alten, verstaubten Zuschreibungen, die in die Vergangenheit leuchten. Riten mit alter Symbolik würden da einem modernen Redesign zuwiderlaufen. Zudem sei nur noch ein Bruchteil der Studentenschaft Mitglied bei einer Verbindung. Vor dem Hintergrund der Energie- und Klimakrise sollen wissenschaftliches Angebot und Außenkommunikation noch stärker auf die technologischen Herausforderungen zugeschnitten werden. Die einstige „steiermärkisch-ständische Montan-Lehranstalt", 1904durch kaiserliche Entschließung den TUs gleichgestellt, will Kernwerte wie Energie-Effizienz, Zero Waste (Recycling) und Kreislaufdesign ins Zentrum rücken. Auch ein neuer Name ist eine Option: „University of Technology Leoben".
Der Vertreter der Studentenverbindungen in Leoben, zeigt Verständnis für die Notwendigkeit eines neuen Markenprofils, verhehlt aber nicht, dass der Ausschluss von den akademischen Feiern große Unruhe unter den Chargierten hervorgerufen habe. „Niemand will stehenbleiben. Auch wir leiden unter rückläufigen Studentenzahlen. Aber ein radikaler Schnitt wäre ein schwerer Schlag, sowohl für die Träger der Tradition als auch für die Identität der Stadt". Nur zwei Verbindungen seien Burschenschaften am rechten Rand, liberale katholische Korporationen seien ebenso vertreten wie eine karitativ ausgerichtete Damenverbindung. Die Korporationen würden das gesamte Spektrum abbilden. Er hofft auf Gespräche mit dem Rektorat und einen Kompromiss. Ein Aufnahme-Ritual wurde beidseitig außer Streit gestellt: Der legendäre Sprung über das Bergmannsleder, bei dem junge Studenten feierlich in den Stand aufgenommen werden, bleibt unangetastet.
Kleine Zeitung, 06.02.2024
Sehr geehrter Herr Patterer!
Ich bin als Absolvent und Ehrenbürger der Montanuniversität, die ich bisher stolz als "meine Universität" bezeichnet habe, schwer betroffen. Die Korporationen, die seit 160 Jahren alle Höhepunkte und Tiefpunkte der Universitätsgeschichte solidarisch mitgetragen und durch unzählige hervorragende Persönlichkeiten die Entwicklung dieser einzigartigen hohen Schule mitgestaltet und mitgeprägt haben, werden nun „verbannt“.
Ein schwerer Fehler des Rektorats! Alle traditionsreichen Universitäten weltweit sind stolz auf ihre Tradition und pflegen diese sorgfältig, machen sie doch den Charakter einer Universität sichtbar. Vielfach haben sich sogar touristische Aktivitäten um das studentische Brauchtum entwickelt. Zur Klarstellung: Das sogenannte „Chargieren“ in traditioneller Tracht bei akademischen Veranstaltungen stellt eine Ehrenbezeigung der Korporationen, quasi eine Ehrengarde dar und steht symbolisch dafür, dass die Studentenverbindungen bereit sind ihre Universität zu schützen und zu verteidigen.
Die Technischen Universitäten haben es allgemein im derzeitigen technikfeindlichen politischen Klima schwer Hörer zu gewinnen. Ich sehe einen Grund dafür in der umweltbewegten Lehrerschaft an den höheren Schulen. Die Korporationen für die niedrigen Hörerzahlen verantwortlich machen zu wollen greift zu kurz.
Wir alle wollen eine moderne, prosperierende Universität, die mithilft die Probleme unserer Gesellschaft zu lösen. Gerade die Bereitstellung von stofflichen Ressourcen- seien es mineralische, metallische oder kunststoff-Werkstoffe und ihre Kreisläufe sind ein wichtiger Beitrag.
Ich denke, darauf und auf die Karrieremöglichkeiten der Absolventen im Wettbewerb mit anderen höheren Schulen soll sich die Universität konzentrieren, ohne krampfhaft „modern“ sein zu wollen. Das Moderne von heute ist der alte Hut von morgen. Wir Korporierten wollen und werden unseren Beitrag dazu leisten, wenn man uns lässt.
Dipl.- Ing. Leopold Schöggl
LH StV a.D.
Abg.z.NR a.D.
Ehrenbürger der Montanuniversität Leoben
Ehrenbürger der Stadt Leoben
In Leoben gibt es auf Hochschulebene zwölf Verbindungen, Korporationen genannt. Es ist von Vorteil die Verbindungen in Leoben zu kennen, da diese immer noch einen großen Teil zum aktiven Leben der montanistischen Traditionen in Leoben beitragen. Der Großteil aller zwölf Verbindungen trägt Bänder mit den jeweiligen Verbindungsfarben und eine farbige Mütze (Couleur).
Die Verbindungen in Leoben teilen sich in mehrere Vereine auf:
Die Leobener Corps:
Akad. Corps Schacht
Akad. Corps Montania
Akad. Corps Erz
Die Leobener Burschenschaften:
Leobener Akad. Burschenschaft Cruxia
Leobener Akad. Burschenschaft Leder
Der Verein deutscher Studenten:
VDSt Leoben
Die katholisch österreichischen Studentenverbindungen:
K.Ö.St.V. Glückauf-Leoben
K.Ö.St.V. Kristall
Die sudetendeutsche Landsmannschaft:
Sudetendeutsche akad. Landsmannschaft Zornstein
Der akademische Turnverein:
ATV Leoben
Die akademische Damenverbindung:
ADV Barbara
Die christlich österreichische Studentinnenverbindung:
C.Ö.St.V. Liupina
Der oder die Vollwichs (auch der „volle Wichs“) gilt als „Galauniform“ des Couleurstudenten. Er wird von den Chargierten nur bei hochoffiziellen Anlässen getragen.