Text: Josef Viktor Scheffel, um 1847
Melodie: Ludwig Teichgräber, 1875
1. Als
die Römer frech geworden,
zogen sie nach Deutschlands Norden,
vorne mit Trompetenschall
ritt der Gen´ralfeldmarschall,
Herr Quinctilius Varus.
2.
In dem Teutoburger Walde,
hui, wie pfiff der Wind so kalte !
Raben flogen durch die Luft
und es war ein Moderduft,
wie von Blut und Leichen.
3.
Plötzlich aus des Waldes Duster
brachen kampfhaft die Cherusker.
Mit Gott für Fürst und Vaterland
stürzten sie, von Wut entbrannt,
auf die Legionen.
4.
Weh´, das war ein großes Morden,
sie durchbrachen die Kohorten.
Nur die röm´sche Reiterei
rettete sich in das Frei´,
denn sie war zu Pferde.
5.
O Quinctili, armer Feldherr,
dachtest du, daß so die Welt wär ?
Er geriet in einen Sumpf,
verlor zwei Stiefel und einen Strumpf
und blieb elend stecken.
6.
Da sprach er voll Ärgernussen
zu Herrn Centurio Titiussen:
„Kamerade, zeuch dein Schwert hervor
und von hinten mich durchbohr,
weil doch alles futsch ist.“
7.
In dem armen, röm´schen Heere
diente auch als Volontäre
Scaevola, ein Rechtskand´dat,
den man schnöd´ gefangen hat,
wie die andern alle.
8.
Diesem ist es schlecht ergangen,
eh daß man ihn aufgehangen,
stach man ihm durch Zung´ und Herz,
nagelte ihn hinterwärts
auf sein Corpus Juris.
9.
Als das Morden war zu Ende,
rieb Fürst Hermann sich die Hände,
und um sich noch mehr zu freu´n,
lud er die Cherusker ein
zu ´nem großen Frühstück.
10. Hui,
da gibt´s westfäl´sche Schinken,
Bier, soviel sie wollten trinken.
Selbst im Zechen blieb er Held;
doch auch seine Frau Thusneld,
soff als wie ein Hausknecht.
11. Nur
in Rom war man nicht heiter,
sondern kaufte Trauerkleider.
G´rade, als beim Mittagsmahl
Augustus saß im Kaisersaal,
kam die Trauerbotschaft.
12. Erst
blieb ihm vor jähem Schrecken
ein Stück Pfau im Halse stecken.
Dann geriet er außer sich
und schrie: “Vare, schäme dich,
redde legiones !“
13. Sein
deutscher Sklave, Schmidt geheißen,
dacht´, euch soll das Mäusle beißen,
wenn er je sie wieder kriegt !
Denn wer einmal tot daliegt,
wird nicht mehr lebendig.
14. Und
zu Ehren der Geschichten
tat ein Denkmal man errichten;
Deutschlands Kraft und Einigkeit
kündet es jetzt weit und breit :
Mögen sie nur kommen !