Zehntes Buch:
Bearbeitet von Victor Tafel, Breslau.
Nachdem ich im vorigen Buche das Verschmelzen der Erze und die Gewinnung der Rohmetalle daraus geschildert habe, werde ich nun auseinandersetzen, wie ein edles Metall von einem unedlen und umgekehrt ein unedles von einem edlen Metall getrennt wird; denn es kommt häufiger vor, daß zwei, seltener, daß noch mehr verschiedene Metalle aus einem und demselben Erz erschmolzen werden. So enthalten das Silber und Kupfer von Natur gewöhnlich etwas Gold; das Gold, Kupfer, Blei und Eisen etwas Silber; das Gold, Silber, Blei und Eisen etwas Kupfer; das Silber etwas Blei und das Kupfer schließlich etwas Eisen.
Ich beginne mit dem Golde. Es wird vom Silber oder dieses auch von jenem, sei es, daß Natur oder daß Kunst sie legiert habe, durch Scheidewasser
[1] Lat. aqua valens. Hierunter kann, wie aus dem im 7. Buche und später im 10. Buche geschilderten Verhalten der Säure bei der Scheidung hervorgeht, nur Salpetersäure verstanden werden. Die erste hier angegebene Mischung liefert aber bei der Destillation nicht diese, sondern Chlorwasserstoffsäure (Salzsäure). Ebenso ist von den im übernächsten Absatz angegebenen Mischungen nur die dritte zur Darstellung von Salpetersäure geeignet. Die erste und zweite liefern höchstens etwas verdünnte Schwefelsäure, die vierte aber ein Gemisch von Salpetersäure und Chlorwasserstoffsäure, also Königswasser (aqua regia). Beide eignen sich nicht für die Scheidung des Silbers vom Golde, da verdünnte Schwefelsäure das Silber nicht löst, das Königswasser aber Gold löst und Silber in Chlorsilber verwandelt. Bei der Beschreibung der Darstellung und Reinigung der Salpetersäure schließt sich Agricola ziemlich eng an die von Vanoccio Biringuccio in seiner Pirotechnia gegebene an; vgl. die deutsche Ausgabe von Otto Johannsen 1925, S. 216 ff.
getrennt oder mit Hilfe eines ähnlich zusammengesetzten Pulvers.
[2] Scheidepulver.
Um auch hier die richtige Reihenfolge einzuhalten, werde ich zunächst die Mischungsverhältnisse der Bestandteile, aus denen das Scheidewasser hergestellt wird, besprechen; darauf dessen Herstellungsverfahren und schließlich die Methode, nach der Gold von Silber, Silber von Gold geschieden wird.
[3] Unter "Scheiden" versteht man die Trennung der Edelmetalle voneinander, während man allgemein die Entfernung von Verunreinigungen aus Metallen "Raffinieren" nennt. Speziell die Trennung von Blei und Edelmetallen durch Überführung des Bleies (und der darin enthaltenen Verunreinigungen) in die Oxydform nennt man "Treiben".
Fast alle Mischungen enthalten Vitriol
[4] Atramentum sutorium; Vitriol, der früher zum Schwärzen des Leders benutzt wurde. Da hier die Farbe nicht angegeben ist, kann nicht entschieden werden, um welchen Vitriol es sich handelt; wahrscheinlich ist Eisenvitriol (FeSO4 x 7 H2O) gemeint.
oder Alaun, weil diese allein für sich, mehr noch in Verbindung mit Salpeter, die Fähigkeit besitzen, Silber von Gold zu scheiden; während die übrigen Bestandteile zwar jene unterstützen, einzeln jedoch durch eigene Kraft und aus eigener Natur diese Metalle nicht zu scheiden vermögen, höchstens, wenn vereint und in großer Menge.
Da nun eine größere Anzahl von Mischungen vorkommt, werde ich einige davon anführen. Die erste, deren Gebrauch allgemein verbreitet ist, enthält 1 Pfund Vitriol, ebenso viel Kochsalz und 1/3 Pfund Quellwasser; die zweite 2 Pfund Vitriol, 1 Pfund Salpeter und so viel Quell- oder Flußwasser, als der Vitriol an Gewicht verliert, wenn er unter der Einwirkung des Feuers zu Pulver zerfällt. Die dritte besteht aus 4 Pfund Vitriol, 2 ½ Pfund Salpeter, ½ Pfund Alaun, 1 ½ Pfund Quellwasser; die vierte aus 2 Pfund Vitriol, ebenso viel Salpeter, 1/4 Pfund Alaun und 3/4 Pfund Quellwasser; die fünfte aus 1 Pfund Salpeter, 3 Pfund Alaun, ½ Pfund Ziegelmehl und 3/4 Pfund Quellwasser; die sechste aus 4 Pfund Vitriol, 3 Pfund Salpeter, je 1 Pfund Alaun und eines Steines dritter Art, der, in einen heißen Ofen geworfen, leicht schmilzt, und 1 ½ Pfund Quellwasser. Die siebente entsteht aus 2 Pfund Vitriol, 1 ½ Pfund Salpeter, ½ Pfund Alaun, 1 Pfund eines Steines dritter Art, der, in einen heißen Ofen geworfen, leicht schmilzt, und 1 ½ Pfund Wasser. Die achte wird aus 2 Pfund Vitriol, ebenso viel Salpeter, 1 ½ Pfund Alaun und 1 Pfund des Rückstandes vom Scheidewasser
[5] Vgl. 7. Buch Anm. 22.
hergestellt; zu je 1 Pfund davon gießt man 1/6 Pfund Harn. In der neunten sind 2 Pfund Backsteinpulver, 1 Pfund Vitriol und gleichfalls 1 Pfund Salpeter, eine Handvoll Kochsalz und 3/4 Pfund Quellwasser. In der zehnten allein ist weder Vitriol noch Alaun; sie enthält 3 Pfund Salpeter, 2 Pfund des Steines dritter Art, der, in einen heißen Ofen geworfen, leicht im Feuer schmilzt, je ½ Pfund Grünspan, Antimonglanz, Eisenfeilspäne und Asbest und 1 1/6 Pfund Quellwasser.
Den Vitriol aber, aus dem die meisten dieser Wässer gewöhnlich hergestellt werden, läßt man stets vorher auf folgende Weise zu Pulver zerfallen: Man wirft ihn in einen innen mit Glätte überzogenen Tontiegel und erhitzt bis zum Schmelzen; darauf wird er mit einem Kupferstab umgerührt und nach dem Erkalten zu Pulver zerrieben; ebenso zerreibt man den unter dem Einfluß des Feuers geschmolzenen und wieder erkalteten Salpeter zu Pulver, desgleichen den Alaun; diesen brennen manche auch auf einem Eisenblech und lassen ihn so zu Staub zerfallen.
Obgleich nun alle diese Wässer auch Goldkrätzen und -staub von den Verunreinigungen trennen, gibt es doch gewisse Mischungen, welche besondere Wirksamkeit besitzen: Die erste davon besteht aus 1 Pfund Grünspan und 3/4 Pfund Vitriol; zu je 1 Pfund davon gießt man 1/6 Pfund Quell- oder Flußwasser. Es mag genügen, ein für alle Mal zu sagen, daß dies auch von allen (folgenden) Mischungen gilt. Die zweite wird hergestellt aus je 1 Pfund künstliches Auripigment, Vitriol, Kalkstein, Alaun und Asche, wie sie die Wollfärber gebrauchen,
[6] Pottasche.
1/4 Pfund Grünspan und 1 ½ Unzen Stibium;
[7] Antimonglanz.
die dritte aus 3 Pfund Vitriol, 1 Pfund Salpeter, ½ Pfund Asbest und gleichfalls ½ Pfund Backsteinpulver; die vierte aus je 1 Pfund Salpeter und Alaun und ½ Pfund Salmiak.
Der Ofen zur Herstellung des Scheidewassers besteht aus Backstein und ist viereckig, je 2 Fuß breit und lang, anderthalbmal so hoch. Er ist mit eisernen Blechen bedeckt, die auf Eisenstäben aufliegen. Diese Bleche sind oben mit Lehm überzogen und besitzen in der Mitte ein rundes Loch, das so groß ist, daß es einen Tontiegel aufnehmen kann, in dem ein Glaskolben steht. Auf jeder Seite dieser Öffnung befinden sich zwei kleine, gleichfalls runde Windlöcher. Der unterste Teil des Ofens trägt 1 Hand hoch über dem Boden ebenfalls eiserne Bleche, welche durch Eisenstäbe festgehalten werden, ebenso, wie die brennenden Kohlen durch diese Bleche. Außerdem ist vorn in der Mitte eine Öffnung zum Einführen des Feuers in den Ofen angebracht,
[8] Die Feuertüre.
je ½ Fuß hoch und breit und oben rund, darunter ein Windloch. In den im Ofen stehenden Tontiegel gibt man 1 Finger hoch reinen Sand; hier hinein stellt man einen Glaskolben, und zwar so tief, als er mit Lehm überzogen ist. Er wird nämlich zu wenig mehr als einem Viertel, und zwar im unteren Teil, mit breiigem Lehm acht- oder zehnmal knapp messerdick bestrichen und dazwischen ebenso oft getrocknet, bis die Dicke der Lehmschicht ungefähr eines Daumens Stärke besitzt. Solcher Lehm wird, damit er keine Sprünge bekommt, mit Haaren und Baumwollfasern oder mit von alten Lappen abgeschabten Fäden sowie mit Kochsalz vermischt und mit einem Eisenstab öfters durchgeknetet.
Abb. 1001: Die Bereitung des Scheidewassers. Der Ofen A. Seine runde Öffnung B. Die Windlöcher C. Die Ofentür D. Das Windloch unter dieser E. Der Tiegel F. Kolben G. Helme H. Die Helmschnauze I. Vorlagen K. Der Korb, in den die Vorlage gelegt wird, damit sie nicht zerbricht L.
Nun werden die Bestandteile der Mischung in den Kolben gefüllt, jedoch nicht so viel davon, daß er gänzlich voll wird, damit nicht die Schmelze bis zum Helm
[9] Ein helmförmiger Deckel mit seitlichem Ansatz (der Schnauze) zum Abführen der Destillationsprodukte.
steigt; dieser besteht ebenfalls aus Glas und wird mit dem Kolben durch Leinenstreifen, die mit angefeuchtetem Weizenmehl und Eiweiß bestrichen sind, dicht verbunden. Diese Stelle wird zudem mit Lehm ohne Salzzusatz verschmiert. In ähnlicher Weise wird die Helmschnauze mit einem anderen Glaskolben
[10] Vorlage.
durch Leinenstreifen verbunden und hier mit Lehm überzogen; diese Vorlage dient zur Aufnahme des überdestillierenden Scheidewassers. Doch wird ein ganz dünner eiserner Nagel oder ein dünner Holzkeil, wenig dicker als eine Nadel, an der Verbindungsstelle angebracht, so daß er herausgezogen werden kann, sobald der Arbeiter Zufuhr von Luft bei dieser Destillationsmethode für nötig hält; diese Notwendigkeit tritt ein, wenn die starken Dämpfe allzu heftig aufsteigen. Die vier Luftlöcher, die, wie gesagt, oben an den Seiten der großen Öffnung, welche den Kolben aufnimmt, sein müssen, sind mit Lehm zu verschließen.
Sind diese Vorbereitungen alle richtig getroffen, so wird die Beschickung des Kolbens so lange allmählich durch glühende Kohlen erhitzt, bis sie beginnt, Dampf zu entwickeln und es aussieht, als ob der Kolben stark schwitzt. Sobald er nun durch die emporsteigende Feuchtigkeit rot wird und sich an der Helmschnauze Wassertropfen zeigen, muß alle Sorgfalt angewandt werden, damit höchstens alle fünf, mindestens alle zehn Pendel- oder Glockenschläge einer Uhr ein Tropfen fällt; fallen die Tropfen rascher, so springen die Gläser, wenn langsamer, wird die begonnene Arbeit nicht in der bestimmten und festgesetzten Zeit von 24 Stunden fertig. Damit der erste Fall nicht eintritt, werden die Kohlen mittels eines klemmenartigen Werkzeuges zum Teil herausgeholt; zur Verhinderung des anderen Falles legt man kleine trockene Eichenholzstückchen auf die Kohlen und erhitzt so die Beschickung durch schärferes Feuer; auch kann man, wenn erforderlich, die oberen Windlöcher öffnen. Ferner muß, sobald Tropfen überdestillieren, die Vorlage mit einem feuchten Tuch bedeckt werden, um die zu stark aufsteigenden Dämpfe zurückzustoßen.
[11] d. h. um rasche Kondensation herbeizuführen.
Wenn der Kolben nach Schmelzen der Beschickung von der Flüssigkeit weiß wird, ist mit schärferem Feuer zu erhitzen, bis alle Tropfen überdestilliert sind.
Nach dem Abkühlen des Ofens wird etwas von dem Scheidewasser filtriert und in einen kleinen Glaskolben gegossen; dazu gibt man ½ Drachme Silber, bei dessen Auflösung die trübe Flüssigkeit klar wird.
[12] oder "Alembik".
Man gießt sie nun in den alles übrige Scheidewasser enthaltenden Kolben, und sobald sich der Niederschlag abgesetzt hat, wird er nach dem Abgießen des Wassers herausgenommen; das Scheidewasser aber wird für den Gebrauch aufbewahrt.
Die Scheidung des Goldes vom Silber erfolgt nun folgendermaßen: Zunächst wird die Legierung unter Zusatz von Blei auf einer Kapelle so lange erhitzt, bis alles Blei verdampft ist; 1 Mark davon darf nur 5, höchstens 6 Drachmen Kupfer enthalten;
[13] entsprechend 7,8 bis 9,4 %.
denn bei höherem Kupfergehalt verbindet sich das vom Gold geschiedene Silber bald wieder mit jenem. Das güldische geschmolzene Silber wird entweder in Granalienform übergeführt, indem man es mit einem am unteren Ende aufgespaltenen Stabe rührt, oder in eine eiserne Form gegossen und nach dem Erkalten daraus dünnes Blech hergestellt.
Da die Herstellung von Granalien aus silberhaltigem Gold mehr Sorgfalt und Mühe erfordert als bei anderen Metallen, werde ich sie jetzt kurz beschreiben: Man gibt es zunächst in einen Tiegel, bedeckt diesen mit einem Deckel und setzt ihn in einen anderen Tontiegel, der eine mäßige Menge Asche enthält. Darauf bringt man die Tiegel in einen Ofen, in dem das Feuer durch einen Blasebalg angefacht werden kann,
[14] Windofen.
umgibt sie mit Holzkohle und außerdem, damit sie nicht umfallen, mit Steinbrocken oder Ziegelsteinen. Nun trägt man auf den oberen Tiegel Holzkohle ein, darauf glühende Kohle und auf diese wieder Holzkohle, so daß der Tiegel von allen Seiten davon umgeben und bedeckt ist; so erhitzt man ihn ½ Stunde oder etwas länger durch die glühenden Kohlen und paßt auf, daß er nicht nach dem Wegbrennen derselben abkühlt; hierauf wird durch die Düse des Blasebalges Wind eingeblasen, so daß das Gold zu schmelzen beginnt. Man rührt nun um und überzeugt sich durch eine herausgenommene Probe, ob es geschmolzen ist. Ist es geschmolzen, so trägt man den Zuschlag ein, bedeckt es sofort wieder mit dem Deckel, damit es nicht verdampft und erhitzt noch so lange, als jemand braucht, um fünfzehn Schritte zu gehen. Jetzt schöpft man das Gold mittels eines mit der Zange erfaßten Pfännleins aus und gießt es langsam von oben herab in eine längliche, mit ganz kaltem Wasser gefüllte Bütte, damit die Granalien nicht zu dick werden; je flacher, dünner und unrunder sie werden, um so geeigneter sind sie; zu diesem Zwecke ist das Wasser mit einem am Ende bis zur Mitte in vier Teile gespaltenen Stecken gut zu rühren.
Das Blech wird, in kleine Stückchen zerschnitten, ebenso wie die Silbergranalien in einen Glaskolben eingetragen, so viel Scheidewasser zugegossen, daß es einen Finger hoch über dem Silber steht, und der Kolben mit einer Blase oder einem mit Wachs getränkten Lappen bedeckt, damit nichts verdampft. Man erhitzt nun, bis das Silber sich löst, was man am Aufkochen des Wassers merkt. Am Grunde bleibt ein Rückstand von schwärzlichem Gold, während das silberhaltige Scheidewasser darübersteht. Die einen gießen dieses nun in eine kupferne Pfanne aus und kaltes Wasser zu, welches das Silber sofort in fester Form ausscheidet; dieses nehmen sie nach Abgießen des Wassers heraus und trocknen es; nach dem Trocknen erhitzen sie es in einem Tontiegel zum Schmelzen und gießen es dann in eine Eisenform. Das im Kolben zurückgebliebene Gold aber waschen sie mit warmem Wasser, filtrieren es ab, trocknen es, erhitzen es in einem Tiegel mit etwas Chrysokolla, die man Borax nennt, und gießen es nach dem Schmelzen ebenfalls in eine eiserne Form. - Andere wieder setzen dem aus Gold und silberhaltigem Scheidewasser bestehenden Kolbeninhalt das Zwei- bis Dreifache an warmem Wasser zu und geben in denselben Kolben oder in eine Pfanne, in welche alles ausgegossen wurde, Blei- und Kupferschnitzel: das Gold setzt sich am Blei, das Silber am Kupfer ab, worauf sie das Blei vom Golde, das Kupfer vom Silber, jedes für sich, auf Kapellen trennen.
Indessen empfiehlt sich keine von diesen beiden Arbeitsmethoden, weil dabei das Scheidewasser, nachdem es Gold vom Silber getrennt hat, verlorengeht, während es doch möglich ist, es wieder zu verwenden. Man überzieht daher einen Glaskolben, der innen am Boden eine kegelförmige Erhebung besitzt, wie oben beschrieben, im unteren Teil mit Lehm und beschickt ihn mit 3 ½ römischen Pfund
[15] Auffallender Weise schreibt Agricola an dieser Stelle das "römische" Pfund, welches nur 321 g wog.
Silbers; darauf gießt man Scheidewasser hinzu, setzt ihn in einen Tontiegel oder einen Kasten, der Sand enthält,
[16] Sandbad.
und erhitzt zunächst auf schwachem Feuer. Damit aber das Wasser nicht verdampft, bestreicht man ihn am oberen Rande ringsum mit Lehm und bedeckt ihn mit einem Glashelm; unter dessen Schnauze kommt eine Vorlage zu stehen, welche die überdestillierenden Tropfen aufnimmt; diese steht gleicherweise in einem Sandbad. Die Beschickung wird beim Erhitzen rot; wenn aber die rote Farbe nicht mehr erscheint, nimmt man den Kolben aus dem Tiegel oder Sandbad heraus und schüttelt ihn um; durch die Bewegung erwärmt sich das Wasser und wird abermals rot.
[17] Die rote Farbe ist auf das Auftreten von Stickstoffperoxyddämpfen (NO2) zurückzuführen.
Wenn man dies vor Zusatz weiteren Scheidewassers zwei- oder dreimal ausführt, wird sowohl die Arbeit rascher fertig, als auch weniger von dem Wasser verbraucht. Sobald aber der erste Zusatz ganz
abdestilliert ist, gibt man nochmals dieselbe Menge Silber wie zuerst in den Kolben; würde man das Ganze auf einmal eintragen, so würde seine Scheidung vom Gold nur schwer erfolgen; dazu gibt man
einen zweiten Zusatz Scheidewasser, und zwar angewärmt, so daß dieses und der Kolben ähnliche Temperatur haben und er nicht infolge starker Abkühlung springt; auch pflegt er zu springen, wenn er
von einem kalten Luftzug getroffen wird. Darauf erfolgt ein dritter und, falls erforderlich, ein vierter Wasserzusatz, d.h. es wird so lange von dem Scheidewasser nachgesetzt, bis das Gold die
Farbe gebrannter Ziegel angenommen hat. Der Arbeiter soll dabei zwei Sorten Scheidewasser zur Hand haben, von denen die eine stärker ist als die andere. Zuerst verwende er die wirksamere, darauf
die schwächere und schließlich wieder die stärkere. Wenn das Gold schon eine rotgelbe Farbe angenommen hat, gießt er Quellwasser zu und läßt auf dem Feuer aufkochen; es wird viermal ausgewaschen.
Nun erhitzt er es so lange im Tiegel, bis es schmilzt. Die Waschwässer aber werden aufgehoben, da sie noch etwas Silber enthalten; deshalb kocht man sie in einem Kolben und fängt die zuerst
übertretenden Tropfen in einer anderen Vorlage auf als die später anfallenden, wenn der Helm beginnt, rot zu werden. Letzteres Wasser ist zum Probieren des Goldes geeignet, ersteres zum
Auswaschen; das erstere kann auch den Bestandteilen, aus denen das Scheidewasser hergestellt wird, zugesetzt werden.
Das zuerst überdestillierte, silberhaltige Wasser wird nun in einem unten erweiterten Kolben, der oben gleichfalls mit Lehm bestrichen und mit einem Helm verschlossen ist, zur Abscheidung des Silbers in derselben Weise erhitzt. Steigt dabei das Wasser bis zum oberen Rand, so wirft man entweder ein oder zwei Kügelchen hinein, die aus fein geschnittener Seife und pulverisiertem Weinstein
[18] siehe 7. Buch Anm. 21.
bestehen, welche in einem Topf auf schwachem Feuer erhitzt und zusammengemischt wurden; oder man rührt das Silber mit einem am Ende gespaltenen Haselstäbchen um. In beiden Fällen wallt das Wasser auf, geht aber bald darauf wieder zurück. Sobald die stärksten Dämpfe auftreten, sieht das Wasser wie Öl aus, und der Helm wird rot; damit aber die Dämpfe nicht entweichen, werden Kolben und Deckel an der Verbindungsstelle ihrer Öffnungen vollkommen mit Lehm verschmiert. Das Wasser wird nun anhaltend bei schärferem Feuer gekocht, schließlich so viel Holzkohle in den Ofen gegeben, daß die Glut bis zum Tiegel reicht. Sobald nun alles Wasser abdestilliert ist und im Kolben nur noch das durch die Hitze des Feuers getrocknete Silber übrig ist, nimmt man ihn heraus, klopft das Silber los und schüttet es in einen Tontiegel. Hier erhitzt man es bis zum Schmelzen, zieht die geschmolzene Schlacke mit einem am Ende schleifenförmig gebogenen Eisendraht ab, und der Silberkuchen ist fertig. Die abgezogene Schlacke wird pulverisiert, mit Bleiglätte, Weinstein, Glasgallen
[19] Siehe 7. Buch Anm. 17.
und Saipeter
[20] Lat. halinitrum. Indes kann dieser hier kaum gemeint sein, da er die beabsichtigte Reduktion von Bleioxyd verhindern würde; s. auch 7. Buch Anm. 18.
im Tontiegel erhitzt, die fallende Massel auf der Kapelle abgetrieben. Ist das Silber aber noch nicht genügend durch die Hitze des Feuers getrocknet, so erscheint der Kolbeninhalt oben schwarz; doch tritt beim Schmelzen Verbrennung ein. Nachdem man den auf den unteren Teil des Kolbens aufgetragenen Lehm entfernt hat, erhitzt man daher nochmals im Tiegel bis zum vollständigen Verschwinden der schwarzen Farbe.
Abb. 1002: Die Scheidung des Goldes vom Silber durch Scheidewasser.
Die in den Tiegel eingesetzten Glaskolben A. Der aufrecht im Eisengestell stehende Kolben B. Die im Sandbad stehenden Kolben C; ihre Helme besitzen Schnauzen, die
geradeaus in darunter angebrachte Kolben reichen. Die gleichfalls im Sandbad stehenden Kolben D, deren Helmschnauzen sich kreuzend in darunter stehende Kolben reichen. Die Vorlagen E für die
Aufnahme des Scheidewassers, ebenfalls in tiefer liegenden Sandbädern stehend. Eiserner Dreifuß F, in den man den Kolben zu setzen pflegt, um kleine Goldteilchen von wenig Silber zu trennen. Der
Tiegel G.
Wenn dem ersten Wasser das folgende, ebenfalls silberhaltige, zugesetzt werden soll, so muß dies vor Auftreten der stärksten Dämpfe, bevor das Wasser ölig erscheint und der Deckel rot wird, erfolgen; denn wer später das Wasser zusetzt, richtet Schaden an, weil dann das Wasser meist herausspritzt und das Glas zerspringt. Wenn während des Scheidens des Goldes vom Silber oder des Silbers vom Golde der Kolben springt und die Lösung vom Sand, Lehm oder den Ziegelsteinen aufgesogen wird, ist die Glut unverzüglich aus dem Ofen zu reißen und das Feuer zu löschen; den Sand und die Steine wirft man, nachdem man sie zerkleinert hat, in ein kupfernes Gefäß, setzt warmes Wasser zu und läßt 12 Stunden stehen; darauf wird die Flüssigkeit durch ein Tuch aus Baumwollgewebe filtriert, dieses, welches das Silber enthält, an der Sonne oder am Feuer getrocknet und in einem Tontiegel bis zum Schmelzen des Silbers erhitzt, das dann in eine Eisenform gegossen wird. Das Filtrat aber gießt man in einen Kolben, um die geringe noch darin enthaltene Silbermenge abzuscheiden. Den Sand mischt man mit Bleiglätte, Glasgallen, Weinstein, Salpeter
[21] Siehe dieses Buch Anm. 20.
und Kochsalz und schmilzt in einem Tontiegel ein; am Grunde verbleibt so eine Massel, die man wieder in einer Kapelle einschmilzt, um Blei und Silber zu trennen. Den Lehm aber verschmilzt man im Tontiegel mit Blei, darauf weiter auf einer Kapelle.
Die Trennung des Silbers vom Gold erfolgt auf dieselbe Weise wie beim Probieren; zunächst reibt man die Legierung auf einem Probierstein, um festzustellen, wieviel Silber darin ist. Sodann fügt man zu dem silberhaltigen Gold so viel Silber, von dem 1 Mark nur ½ oder 3/4 Unzen Kupfer enthält,
[22] Entsprechend 6,2 bis 9,4 %.
als nötig ist, und treibt mit Bleizusatz so lange auf einer Kapelle ab, bis Blei und Kupfer entfernt sind; darauf walzt man die Gold-Silber-Legierung aus und macht aus dem Blech Röllchen, die man in einen Glaskolben einträgt unter zwei- bis dreimaligem Zusatz von Scheidewasser; die zurückbleibenden Röllchen sind vollkommen rein bis auf 1 Gränchen Silber, das in einer Mark des Goldes zurückbleibt.
[23] d.h. 1000 An halten noch 3,4 Ag, das Gold ist 996,6 fein.
Da die beschriebene Arbeitsweise der Scheidung jener Metalle sehr teuer ist, und da man bei Herstellung des Scheidewassers nachts auf dem Posten bleiben muß, da ferner überhaupt auf diese Arbeit viel Mühe und höchste Sorgfalt aufzuwenden ist, so ist von klugen Leuten eine andere, weniger kostspielige, weniger Arbeit machende und, wenn infolge Nachlässigkeit ein Fehler unterlaufen ist, weniger verlustbringende Methode erfunden worden. Diese kann auf dreierlei Art ausgeführt werden: mit Schwefel, mit Schwefelantimon oder drittens mit einer Mischung, die neben diesen noch andere Stoffe enthält.
Bei der ersten Methode
[24] "Scheiden im Guß mit Schwefel".
muß das güldische Silber zunächst für sich in einem Tiegel geschmolzen und granuliert werden; auf je 1 Pfund Granalien kommen 2 1/4 Unzen Schwefel, der noch nicht dem Feuer ausgesetzt war; dieser wird zerkleinert und zwischen die noch feuchten Granalien gestreut, das Ganze in einen neuen Tontopf, 4 Schoppen
[25] 4 sextari = 2,5 l, s. 12. Buch Anm. 5.
fassend, eingetragen oder in mehrere, wenn er die Menge der Granalien nicht faßt. Der volle Topf wird mit einem ebenfalls aus Ton bestehenden Deckel verschlossen, verschmiert und rings mit glühenden Kohlen umgeben, die allseitig 1 ½ Fuß von dem Topf entfernt sind, damit der Schwefel sich nur mit dem Silber verbindet, nicht aber schmilzt und abdestilliert. Darauf öffnet man den Topf, nimmt die schwarz gewordenen Granalien
[26] Die schwarze Farbe rührt von der Bildung von Schwefelsilber, Ag2S3 her.
heraus und trägt 33 Pfund davon in einen Tontiegel ein, falls er so viel faßt. Auf je 1 Pfund der noch nicht mit Schwefel vermischten Silbergranalien wiegt man 2 1/4 Unzen Kupfergranalien zu, wenn jedes Pfund 3/4 Pfund Silber und 1/4 Pfund Kupfer oder 9 ½ Unzen Silber und 2 ½ Unzen Kupfer enthält; enthält es aber 1/6 Pfund Silber und 1/6 Pfund Kupfer oder 10 ½ Unzen Silber und 1 ½ Unzen Kupfer, so wiegt man 1/4 Pfund Kupfergranalien zu; wenn es 11/12 Pfund Silber und 1/12 Pfund Kupfer oder 11 ½ Unzen Silber und ½ Unze Kupfer enthält, so wiegt man auf je 1 Pfund davon 3 3/4 Unzen Kupfergranalien zu; ist endlich das Silber rein, so wiegt man auf je 1 Pfund davon 4 ½ Unzen Kupfergranalien zu.
[27] d. h. bei 20,8 bis 25 % Cu im Silber sind 18,7 % Cu zuzulegieren (entsprechend 33,3 bis 36,8 % Cu in der Legierung); bei 12,5 bis 16,7 % Cu sind 25 % zuzulegieren (entsprechend 30 bis 33,3 % Cu); bei 4,1 bis 8,3 % Cu sind 31,25 % Cu zuzulegieren (entsprechend 27 bis 30 % Cu); bei reinem Ag sind 37,5 % Cu zuzusetzen (= 27,3 % Cu).
Die Hälfte dieser Kupfergranalien wird sogleich den geschwärzten Silbergranalien zugesetzt. Den Tiegel aber soll man alsbald verschließen und verschmieren und in einen Windofen einsetzen; sobald
das Silber geschmolzen ist, wird der Tiegel geöffnet und ein gehäufter Löffel voll der übrigen Kupfergranalien eingetragen, ferner ein gehäufter Löffel eines Pulvers, das zu gleichen Teilen aus
Glätte, Kornblei, Kochsalz und Glasgallen besteht; darauf wird der Tiegel wieder bedeckt. Nach dem Einschmelzen der Kupfergranalien werden weitere Mengen zusammen mit dem Pulver eingetragen, bis
alles darin ist. Hierauf schöpft man eine geringe Menge Stein,
[28] Plachmal genannt.
jedoch nichts von dem Goldregulus am Grunde des Tiegels, mit einem Pfännlein heraus, gießt ihn aus und gibt davon 1 Drachme in je eine Kapelle, die 1 Unze geschmolzenes Blei enthält; es müssen mehrere Kapellen vorhanden sein. So gewinnt man jedes Mal ½ Drachme Silber. Sobald aber Blei und Kupfer vom Silber getrennt sind, wirft man 1/3 Pfund davon in einen Glaskolben und gießt Scheidewasser zu; auf diese Weise kann man feststellen, ob der Schwefel das sämtliche Gold vom Silber geschieden hat oder nicht. Will jemand die Menge des Goldregulus am Grunde des Tiegels wissen, so bestreiche er einen dicken Eisendraht mit feuchter Kreide, lasse trocknen und tauche ihn senkrecht in den Tiegel; soweit der Goldregulus reicht, bleibt er weiß, während das Stück darüber vom Stein geschwärzt wird; dieser bleibt an dem Draht haften, wenn man ihn nicht rasch wieder herauszieht. Hat man sich so nach Herausziehen des Drahtes überzeugt, daß das Gold genügend vom Silber geschieden ist, so gießt man den Stein aus, nimmt die Goldmassel aus dem Tiegel heraus und klopft an einem sauberen Platze den Stein ab, der leicht abspringt. Der Regulus selbst wird granuliert. Man wägt nun auf je 1 Pfund dieser Goldgranalien 1/4 Pfund zerkleinerten Schwefel und Kupfergranalien ein und gibt alles zusammen in einen Tontiegel, nicht in einen Topf; nach dem Einschmelzen setzt man noch zum besseren Absitzen des Goldes am Grunde des Tiegels von dem oben erwähnten Pulver zu. Obgleich in dem so gewonnenen Kupfer-Silber-Stein kleinste Goldflitter da und dort, wie Funken auftreten, so hat doch der Schwefel das Gold in zufriedenstellender Weise vom Silber geschieden, wenn 1 Pfund davon weniger als 1 Pfennig enthält. Ist es aber noch 1 Pfennig
[29] entsprechend 0,2 %. Die Einteilung der Mark Silber s. 7. Buch Anm. 16.
oder mehr, so muß der Stein wieder in den Tontiegel gegeben werden; doch setzt man diesmal keinen Schwefel zu, sondern nur etwas Kupfer und Pulver; es setzt sich so wieder eine Goldmassel am Grunde ab, die man aber nun nicht mit den übrigen reichen Goldmasseln vereinigt.
Wenn man das Gold von 66 Pfund Silber geschieden hat, erhält man ein Silber-Kupfer-Schwefel-Gemisch,
[30] Stein.
das 132 Pfund wiegt, und braucht nun zur Trennung des Kupfers vom Silber ungefähr 500 Pfund Blei; mit diesem verschmilzt man den Stein in Öfen der zweiten Art;
[31] Treiböfen.
man erhält so Bleiglätte und Herdblei,
[32] molybdaena, mit Blei und Silber getränkte Herdmasse; vgl. 7. Buch Anm. 14.
die in Öfen der ersten Art
[33] Schachtöfen.
nochmals verschmolzen werden. Das hier erschmolzene Werkblei setzt man in Öfen der dritten Art ein, um das noch ein wenig Silber enthaltende Blei vom Kupfer zu trennen und nochmals verwenden zu können.
[34] Gemeint sind wahrscheinlich Saigeröfen.
Und auch die verbrauchten Tiegel und deren Deckel werden zerstoßen und geschlämmt, der Rückstand zusammen mit Glätte und Herdblei verschmolzen.
Abb. 1003: Die Scheidung des Goldes vom Silber im Guß mit Schwefel. Der Topf A, von glühenden Kohlen B umgeben. Der Tiegel C. Sein Deckel D. Der Deckel E des Topfes. Der Windofen F. Der Eisenstab G.
Diejenigen aber, welche das Silber vollständig vom Gold scheiden wollen, lassen auf ein Teil Gold noch drei Teile Silber zurück, granulieren diese Legierung, tragen die Granalien in einen Kolben ein und scheiden Gold und Silber durch einen Zusatz von Scheidewasser, wie ich im siebenten Buch auseinandergesetzt habe. Auch wenn man Schwefel, der durch Kochen bis zum Aufhören der Dämpfe aus Lauge von der Herstellung künstlichen Salzes
[35] Sal artificiosus.
hergestellt wird, die so konzentriert ist, daß ein Ei darauf schwimmt, wenn man solchen Schwefel, welcher durch Aufwerfen auf brennende Holzkohle zum Schmelzen gebracht wurde, geschmolzenem Silber zusetzt, so scheidet er ebenfalls das Gold von ihm.
Die Scheidung des Silbers von Gold durch Stibium
[36] Scheiden im Guß durch Spießglaserz, d. i. Schwefelantimon; vgl. 9. Buch Anm. 28.
geschieht folgendermaßen: Wenn in 1 Mark Gold sieben, sechs oder fünf Karat Silber enthalten sind, so gibt man auf einen Teil dieses Goldes drei Teile Stibium; damit jedoch das Stibium das Gold nicht verzehrt,
[37] d. h. löst.
muß man es in einem heißen Tontiegel mit Kupfer schmelzen;
Abb. 1004: Die Scheidung des Goldes vom Silber im Guß mit Schwefelantimon.
Der Windofen A. Der Goldschmiedeofen B. Der Tontiegel C. Der Eisentiegel (Gießbuckel) D. Der Klotz (Stock) E.
zu diesem Zweck gibt man, falls das Gold bereits etwas Kupfer enthält, auf je ½ Pfund Stibium 1/4 Unze Kupfer; enthält es aber kein Kupfer, ½ Unze; denn das Kupfer unterstützt das Stibium bei der Scheidung des Goldes vom Silber.
Nun trägt man zuerst das Gold in einen heißen Tontiegel ein; sobald es geschmolzen ist und zu steigen beginnt, füge man etwas Stibium hinzu, damit es nicht herausspritzt; ist dieses eingeschmolzen, so beginnt es nach kurzer Zeit wiederum zu steigen, worauf man zweckmäßig alles übrige Stibium auf einmal einträgt, den Tiegel mit einem Deckel bedeckt und die Mischung so lange erhitzt, als man zu einem Weg von 35 Schritt braucht. Darauf gießt man in einen oben weiten, unten engen Eisentiegel
[38] Gießbuckel, d. i. eine konische eiserne Gießform.
aus, der auf einem eisernen oder hölzernen Klotz
[39] Stock.
steht; vorher muß er aber angewärmt und mit Talg oder Wachs ausgestrichen sein. Durch starkes Aufstoßen bewirkt man, daß sich die Goldmassel am Grunde absetzt; diese klopft man nach dem Erkalten des Tiegels heraus und verschmilzt sie noch viermal in derselben Weise. Doch gibt man jedes Mal weniger Stibium zum Golde, schließlich nur das Doppelte des Goldes oder wenig mehr. Die Goldmassel schmilzt man darauf in der Kapelle um, das Stibium aber noch drei- oder viermal im Tontiegel, wobei sich jedes Mal ein Goldregulus abscheidet; diese drei oder vier Goldreguli werden vereinigt und in der Kapelle umgeschmolzen. Dabei setzt man zu 2 ½ Pfund dieses Stibiums 2 Pfund Weinstein und 1 Pfund Glasgallen und schmilzt im Tontiegel; der sich am Grunde absetzende Regulus wird in der Kapelle verschmolzen. Zum Schluß schmilzt man das Stibium unter Zusatz von wenig Blei auf einer Kapelle, wobei das Silber allein zurückbleibt, nachdem alles Übrige durch die Hitze verzehrt wurde. Wird jedoch dieses Stibium vor dem Verschmelzen auf der Kapelle nicht mit Weinstein und Glasgallen geschmolzen, so verzehrt es auch einen Teil des Silbers und zieht Asche und andere Bestandteile des Tiegels an sich. Den Tiegel aber, indem die Gold-Silber-Legierung mit Stibium geschmolzen wird, setzt man, ebenso wie die Kapelle, entweder in einen Windofen oder in einen Goldschmiedeofen ein.
Wie das Scheidewasser, wenn man das durch Schwefel vom Gold geschiedene Silber hineinwirft, uns anzeigt, ob alles geschieden ist, oder ob noch ein Teil davon darin zurückgeblieben ist, so gibt es gewisse Gemenge, die, wenn man sie lagenweise abwechselnd mit dem durch Stibium vom Silber geschiedenen Gold in einen Topf oder Tiegel einträgt und schmilzt,
[40] Diese Arbeit nannte man "zementieren".
uns anzeigen, ob alles geschieden ist oder nicht; dieselben Mischungen benutzen wir, um Silber oder Kupfer oder beides ohne Stibium in kunstreicher und bewundernswerter Weise von Rohgold zu trennen.
[41] Das "Scheiden im Guß durch gemischte Pulver".
Ihre Zusammensetzung ist verschieden:
Eine davon besteht aus ½ Pfund Ziegelmehl, 1/4 Pfund Kochsalz, 1 Unze Salpeter und je ½ Unze Salmiak und Steinsalz. Die Ziegelsteine oder Dachziegel, aus denen das Mehl hergestellt wird, müssen aus fetter Erde, frei von Sand, Kies und Steinen, hergestellt, mäßig gebrannt und völlig abgelagert sein; dies gilt ganz allgemein. Eine andere Zusammensetzung ist: ½ Pfund Ziegelmehl, 1/3 Pfund Steinsalz, 1 Unze Salpeter und ½ Unze Siedesalz.
[42] Sal factitius; man versteht darunter das aus Solquellen oder Meerwasser künstlich hergestellte Salz.
Eine dritte besteht aus ½ Pfund Ziegelmehl, 1/4 Pfund Siedesalz, 1 ½ Unzen Salpeter, 1 Unze Salmiak und ½ Unze Steinsalz. Eine vierte aus 1 Pfund Ziegelmehl, ½ Pfund Steinsalz; hierzu fügen manche noch 2 ½ Unzen Vitriol. Eine fünfte aus ½ Pfund Ziegelmehl, 1/3 Pfund Steinsalz, 1 ½ Unzen Vitriol und 1 Unze Salpeter. Andere Zusammensetzungen sind: ½ Pfund Ziegelmehl, 1/3 Pfund Siedesalz, 1/6 Pfund weißer Vitriol, ½ Unze Grünspan und ½ Unze Salpeter; - 1 1/3 Pfund Ziegelmehl, ½ Pfund Steinsalz, 2 ½ Unzen Salmiak, 2 ½ Unzen Vitriol und 2 Unzen Salpeter; - 1 Pfund Ziegelmehl, 1/3 Pfund geläutertes Salz und 1 ½ Unzen Salpeter.
Dies sind die Bestandteile der verschiedenen Mischungen; das folgende aber betrifft sie alle: Die einzelnen Bestandteile werden zunächst gesondert zu Pulver zerrieben, die Ziegelsteine auf einer Marmor- oder harten Steinplatte mittels eines eisernen Schlägels, die übrigen mit dem Pistill im Mörser. Darauf werden sie einzeln für sich abgesiebt, alle miteinander gemischt und mit Essig oder Menschenharn, dem etwas Salpeter beigemischt ist, falls solcher nicht bereits in der Mischung enthalten ist, angefeuchtet. Manche jedoch ziehen es vor, die Goldgranalien oder -schnitzel damit anzufeuchten. Hierauf wird lagenweise in neue und reine Töpfe, in die noch nie Wasser gegossen wurde, eingetragen; zu unterst von dem Gemisch, das mit einem eisernen Werkzeug glattgestrichen wird; darauf kommen die Granalien oder Blechschnitzel, die so nebeneinander liegen sollen, daß sie einander allseitig berühren; darauf gibt man wieder eine Handvoll Mischung oder mehr, wenn die Töpfe ein großes Fassungsvermögen besitzen, streicht glatt, setzt in derselben Weise Granalien oder Blechschnitzel zu und wiederholt dies so lange, bis jeder Topf gefüllt ist. Man legt nun die Deckel auf, verstreicht die Verbindungsstellen mit Lehm und setzt, wenn dieser getrocknet ist, die Töpfe in den Ofen. Dieser besitzt drei Räume; der unterste
[43] Aschenraum.
ist 1 Fuß hoch; in ihn tritt die Luft durch eine Tür ein, und außerdem fällt in ihn die Asche des verbrannten Holzes, das auf Eisenstäben von der Gestalt eines Rostes ruht. Der mittlere Raum
[44] Feuerungsraum.
ist 2 Fuß hoch; durch seine Tür wird das Holz eingetragen; dieses soll von der Wintereiche, Sommereiche, Steineiche oder Zerreiche
[45] Quercus sessilis, robur, ilex, cerris.
stammen, da solches ein ruhig und ständig brennendes Feuer, wie wir es für diesen Zweck brauchen, liefert. Der oberste Raum aber ist nach oben hin offen, um die Töpfe hineinstellen zu können und soll deren Höhe besitzen. Sein Boden besteht aus Eisenstäben, die so stark sind, daß sie das Gewicht der Töpfe und die Gewalt des Feuers auszuhalten vermögen; sie stehen so weit auseinander, daß dieses gut zwischen ihnen durchschlagen und die Töpfe heizen kann; diese selbst sind unten enger, damit sie in dem Zwischenraum zwischen ihnen Hitze aufnehmen und so geheizt werden; nach oben hin werden sie aber weiter, so daß sie sich hier berühren und die Hitze zurückhalten. Oben ist der Ofen mit dünnen Ziegelsteinen oder Dachziegeln und Lehm abgedichtet; nur zwei oder drei Luftöffnungen läßt man für den Austritt von Rauch und Feuerungsgasen offen.
Wurde der Ofen vor Einsetzen der vollen Töpfe 2 Stunden lang angewärmt, so werden die abwechselnden Lagen der Goldgranalien oder -schnitzel mit den Mischungen 24 Stunden lang bei schwachem, allmählich verstärktem Feuer erhitzt; geschah dies nicht, 26 Stunden lang. Das Feuer soll auch in der längeren Zeit nur so weit verstärkt werden, daß die Goldteilchen und die die Scheidung des Silbers und Kupfers vom Golde bewirkenden Zusätze nicht zusammenschmelzen, damit nicht Arbeit und Kosten umsonst aufgewendet wurden. Es genügt, die Hitze des Feuers so stark zu halten, daß die Töpfe stets rot
[46] d. h. rotglühend.
bleiben. Nach der angegebenen Zeit zieht man alles brennende Holz aus dem Ofen, öffnet ihn oben durch Wegbrechen der Ziegeldecke, nimmt die heißen Töpfe mit Zangen heraus und entfernt ihre Deckel. Hat man genügend Zeit, so ist es zweckmäßig, das Gold von selbst erkalten zu lassen, da dann geringere Verluste entstehen; lassen jedoch die Geschäfte nicht so viel Zeit, so löscht man die Goldteilchen einzeln allmählich in einem Holz- oder Bronzeeimer mit Harn oder Wasser ab, so daß das Silber aus den Zusätzen, welche es aufgenommen haben, nicht verdampft. Die erkalteten oder abgelöschten Goldteilchen mit noch daran haftenden Zusätzen werden nun mit einem kleinen Holzschlägel bearbeitet, um sie durch deren Zertrümmerung freizulegen. Darauf siebt man durch ein feinmaschiges Sieb in einen darunter gestellten Bronzeeimer ab; hierbei fallen die das Silber oder Kupfer oder beide enthaltenden Zusätze durch das Sieb in den Bronzeeimer, während die Goldgranalien oder -schnitzel auf ihm zurückbleiben. Sie werden in einen kleinen Eimer geworfen und wiederum mittels eines kleinen Holzschlägels bearbeitet, um sie von den Bestandteilen, die das Silber und Kupfer aufgenommen haben, zu reinigen. Diese, welche durch die Sieböffnungen in den Bronzeeimer gefallen sind, werden nun in einem Sichertrog, der über einem Holzeimer von Hand hin und her bewegt wird, geschlämmt, um die kleinen Goldteilchen, die mit durch das Sieb gefallen sind, abzuscheiden; man schlämmt sie dann nochmals in einer kleinen Bütte mit warmem Wasser unter Rühren mit einem Stück Holz oder einem Besen, wobei die Verunreinigungen mit dem Wasser abgehen; darauf wird das gesamte Gold von neuem mit warmem Wasser gewaschen und in einem Bronzeeimer mit Löchern, unter dem eine kleine Bütte steht, mit einer Bürste aus Schweinsborsten gereinigt, auf eine runde eiserne Scheibe
[47] orbis ferreus; der Zweck ist nicht ganz klar.
gebracht, unter der eine kleine Bütte steht, und mit warmem Wasser gewaschen. Schließlich trägt man es in einen Trog ein, trocknet und reibt die Granalien oder Schnitzel an einem Probierstein zugleich mit einer Probiernadel, um festzustellen, ob es rein oder noch legiert ist. Ist es noch nicht rein, so müssen Granalien und Schnitzel in gleicher Weise wieder abwechselnd mit dem Gemisch, das Silber und Kupfer aufnimmt, eingesetzt und erhitzt werden, und zwar so oft, als die Sache es verlangt und zuletzt so lange, als zur vollständigen Reinigung nötig ist.
Manche Leute wieder setzen den Granalien und Schnitzeln eine Mischung zu, welche keine metallhaltigen Bestandteile, wie Grünspan oder Vitriol, enthält, da bei deren Anwesenheit in der Mischung das Gold eine geringe Menge des Unedelmetalls aufzunehmen pflegt, bzw. wenn es davon noch nichts enthielt, durch solches verunreinigt wird. Deshalb benutzen manche Leute niemals Mischungen, die solche Bestandteile enthalten, und zwar vollkommen mit Recht; denn Ziegelmehl und Salz, besonders Steinsalz, vermögen allein das gesamte Silber und Kupfer aus dem Gold herauszuholen und an sich zu ziehen. Zudem haben die Münzmeister es nicht nötig, vollkommen reines Gold herzustellen, sondern es genügt, die Scheidung bis zu der Legierung durchzuführen, aus welcher die Goldmünzen bestehen, die sie prägen. Wenn also das Gold gelbe Farbe angenommen hat, sei es, daß es vollkommen rein ist oder doch so weit, als für Münzzwecke erforderlich, wird es mit Chrysokolla, das die Mauren Borax nennen, oder mit Laugensalz aus der Asche von Anthyllis
[48] Hoover übersetzt das Wort mit ivy (Epheu), während die Botaniker darunter den Wundklee und dessen Verwandte verstehen, also eine Papilionacee.
oder einem anderen salzhaltigen Kraut gesotten, geschmolzen und in Stabform gegossen. Das Gemisch aber, welches das Silber oder Kupfer an sich gezogen hat, wird nach dem Ausgießen des Wassers getrocknet, mittels eines Stückes Holz zerrieben und mit Herd- und Frischblei zusammen in einem Ofen erster Art
[49] Schachtofen.
verschmolzen; die erschmolzene Legierung von Silber und Blei oder von Kupfer, Silber und Blei wird in einem Ofen zweiter Art
[50] Treibofen.
von neuem geschmolzen, um Blei und Kupfer vom Silber zu trennen. Dieses wird schließlich in der Feinbrennerei fein gebrannt; auf solche Weise geht in der Tat kein oder nur äußerst wenig Silber verloren.
Es gibt auch noch gewisse andere Gemische zur Scheidung von Gold und Silber, welche aus Schwefel, Stibium und anderem hergestellt werden; eines davon besteht aus ½ Unze von im Feuer getrocknetem und zu Pulver zerfallenem Vitriol, 1/6 Pfund gereinigtes Siedesalz, 1/3 Pfund Stibium, ½ Pfund präparierter, noch
Abb. 1005: Die Scheidung des Goldes vom Silber durch Zementation. Der Ofen A. Der Topf B. Der Deckel C. Die Windlöcher D.
nicht geschmolzener Schwefel, je 1/4 Unze Glas und Salpeter und 1 Drachme (1/8 Unze) Salmiak. Der Schwefel wird folgendermaßen präpariert: er wird zunächst zu Pulver zerrieben, darauf 6 Stunden in scharfem Essig gekocht, in eine kleine Bütte ausgegossen und mit warmem Wasser gewaschen; schließlich wird der am Grunde der Bütte verbleibende Rückstand getrocknet. Das Kochsalz aber gibt man zum Reinigen in Flußwasser, kocht und trocknet es wieder.
Eine andere Mischung enthält 1 Pfund noch nicht geschmolzenen Schwefel
[51] gemeint ist Schwefelblüte oder Rohschwefel.
und 2 Pfund gereinigtes Kochsalz; eine dritte: 1 Pfund noch nicht geschmolzenen Schwefel, ½ Pfund gereinigtes Siedesalz, 1/4 Pfund Salmiak und 1 Unze Mennige; eine vierte: je 1 Pfund Siedesalz, noch nicht geschmolzenen Schwefel, Weinstein und ½ Pfund Chrysokolla, das die Mauren Borax nennen. Eine fünfte besteht aus gleichen Teilen von noch nicht geschmolzenem Schwefel, Salmiak, Salpeter und Grünspan.
Das goldhaltige Silber wird zunächst in einem Tontiegel mit Blei zusammengeschmolzen und beides so lange erhitzt, bis das Silber das Blei als Dampf ausstößt. Auf 1 Pfund Silber nimmt man 6 Drachmen Blei; darauf setzt man das Silber zu 2 Unzen eines der genannten Pulvergemische, rührt um und gießt in einen zweiten, vorher angewärmten und mit Talg ausgeschmierten Tiegel; dieser wird aufgestoßen, und im Übrigen nach der bereits geschilderten Methode verfahren.
Den Goldgehalt silberner Trinkbecher und anderer vergoldeter Gefäße und Gegenstände trennt man, ohne diese zu verletzen, durch ein Pulver ab, welches aus einem Teil Salmiak und einem halben Teil Schwefel besteht. Der Becher oder andere vergoldete Gegenstand wird mit Öl bestrichen, das Pulver hineingestreut, mit der Hand oder einer Zange an das Feuer gehalten und aufgestoßen; das Gold fällt in ein darunter gestelltes Gefäß voll Wasser, während der Becher unverletzt bleibt.
Auch durch Quecksilber kann man die Vergoldung von silbernen Gegenständen entfernen; man gießt es in einen Tontiegel und erhitzt es so stark, als ein hineingehaltener Finger aushalten kann; hierauf legt man den vergoldeten silbernen Gegenstand hinein; wenn das Quecksilber daran haftet, nimmt man ihn wieder heraus und legt ihn auf eine Schüssel, in welche nun nach dem Erkalten das Gold zusammen mit dem Quecksilber
[52] als Amalgam.
abfällt. Ferner und noch häufiger legt man den vergoldeten silbernen Gegenstand in warmes Quecksilber, und zwar so lange, bis kein Gold mehr auf dem Gegenstand sichtbar ist; darauf setzt man ihn aufs Feuer und verdampft das noch daran haftende Quecksilber. Das in die Schale abgefallene Gold und Quecksilber fegt nun der Arbeiter mit einer Hasenpfote zusammen und schüttet es in einen Beutel aus Baumwolle oder Korduanleder; das durch diesen abgepreßte Quecksilber wird in einer anderen Schüssel aufgefangen. Das Gold aber bleibt in dem Tuch oder Leder zurück; es wird gesammelt, in die Aushöhlung eines Stückes Holzkohle eingetragen und erhitzt, bis es schmilzt und einen Regulus bildet; diesen schmilzt man mit wenig Stibium in einem Tontiegel ein und gießt in ein anderes Gefäß um, wobei man sieht, daß das Gold sich am Grunde, das Stibium darüber absetzt; hierauf wird dieselbe Arbeit wiederholt; schließlich trägt man die Goldreguli in einen ausgehöhlten Backstein ein und setzt diesen ins Feuer; so erhält man reines Gold und scheidet auf diese Weise Gold von Silber und umgekehrt Silber von Gold.
Nun werde ich die Methoden zur Trennung des Kupfers vom Golde auseinandersetzen. Das sogenannte künstliche Salz ("sal artificiosus") wird hergestellt aus je 1 Pfund Vitriol, Alaun, Salpeter und noch nicht geschmolzenem Schwefel und ½ Pfund Salmiak; diese Substanzen werden gemahlen und in einer Lauge gesotten, die aus je einem Teil Asche, wie sie die Wollfärber benutzen,
[53] Pottascbe.
ungelöschten Kalkes sowie vier Teilen Buchenholzasche hergestellt wird. Die Substanzen werden in der Lauge so lange gesotten, bis alles verzehrt
[54] d. h. aufgelöst.
ist, dann zur Trockne gedampft und an einen warmen Ort gestellt, damit sie nicht zu einem Öl zerfließen. Darauf vermischt man die zerkleinerte Masse mit 1 Pfund Bleiasche und streut von diesem Pulvergemisch nach und nach 1 ½ Unzen zu je 1 Pfund Kupfer, das vorher in einem Tiegel erhitzt wurde, unter starkem und schnellem Rühren mit einem Eisenstab. Nach Abkühlen und Zerbrechen des Tiegels findet man die Goldmassel.
Eine zweite Trennungsmethode ist die folgende: 2 Pfund noch nicht geschmolzener Schwefel und 4 Pfund gereinigtes Siedesalz werden gemahlen und miteinander gemischt. Von diesem Pulver gibt man 1/6 Pfund und ½ Unze zu 8 Unzen Granalien, die aus Blei und der doppelten Menge goldhaltigen Kupfers bestehen; darauf erhitzt man im Tontiegel bis zum Schmelzen, läßt erkalten, nimmt die Massel heraus und säubert sie von der Schlacke, granuliert sie wiederum und setzt abwechselnd auf je 1/3 Pfund davon ½ Pfund des genannten Pulvers in einen Tiegel ein, den man zweckmäßig zudeckt und verschmiert; nun erhitzt man im schwachen Feuer, bis die Granalien schmelzen, nimmt den Tiegel bald darauf vom Feuer und holt nach dem Abkühlen den Regulus heraus. Dieser wird gesäubert, zum dritten Mal geschmolzen und granuliert und je 2 Unzen davon mit 3/4 Unzen des Pulvers in derselben Weise erhitzt, wobei sich auf dem Grunde des Tiegels ein Goldregulus absetzt.
Eine dritte Methode ist die folgende: In 6 Pfund geschmolzenen Kupfers wirft man allmählich kleine Stückchen Schwefel, der mit Wachs überzogen oder gemischt ist, und läßt abflammen; der Schwefel soll 3/4 Unzen wiegen; darauf wirft man in dasselbe Kupfer 3/8 Unzen zerriebenen Salpeter und läßt wieder abbrennen; dazu kommen weitere 3/4 Unzen Schwefel mit Wachsüberzug, darauf 3/8 Unzen Bleiasche und mit Wachs überzogenes Blei oder aus Blei hergestellte Mennige; nach kurzer Zeit gießt man das Kupfer ab und setzt dem Goldregulus, der nur noch wenig mit Kupfer legiert ist, Stibium in der doppelten Menge des Regulus zu; gleichzeitig wird so lange erhitzt, bis das Stibium verdampft, und hierauf der Regulus mit der Hälfte seines Gewichtes an Blei auf einer Kapelle abgetrieben. Schließlich wird das Gold herausgenommen und mit Menschenharn abgelöscht. Besitzt es noch einen Überzug von schwarzer Farbe, wird es mit Chrysokolla, das die Mauren Borax nennen, wenn von zu blasser Farbe, mit Stibium nochmals verschmolzen, wodurch es die bekannte gelbe Farbe annehmen wird.
Manche Leute schöpfen das geschmolzene Kupfer mit einem Eisenlöffel aus und gießen es in einen anderen Tiegel, der eine mit Lehm verschmierte Öffnung besitzt, setzen diesen auf glühende Holzkohlen und rühren nach Zusatz der genannten Pulver die Masse mit einem Eisenstab rasch um; es findet so eine Trennung des Kupfers vom Golde statt; dieses setzt sich am Grunde des Tiegels ab, jenes schwimmt obenauf; nun öffnen sie mit einem heißen Eisen das Stichloch, und das Kupfer läuft heraus; das zurückbleibende Gold aber wird nochmals mit Stibium verschmolzen; ist dieses verdampft, so wird das Gold mit dem dritten oder vierten Teil seines Gewichtes an Blei auf einer Kapelle abgetrieben und mit Menschenharn abgelöscht.
Nach der vierten Methode werden 1 1/3 Pfund Kupfer und 1/6 Pfund Blei geschmolzen und in einen anderen, inwendig mit Talg oder Gips ausgestrichenen Tiegel gegossen; dazu fügt man ein Pulver aus je ½ Unze präparierten Schwefels, Grünspan und Salpeter und 1 ½ Unzen Siedesalz.
Nach der fünften schüttet man 1 Pfund Kupfer, 1 Pfund Bleigranalien und 1 ½ Unzen künstliches Salz in einen Tiegel und erhitzt erst bei schwachem, später bei schärferem Feuer. Nach der sechsten Methode werden ½ Pfund Kupfer zusammen mit je 1/6 Pfund Schwefel, Salz und Stibium erhitzt, nach der siebenten 1/2 Pfund Kupfer mit je 1/6 Pfund Eisenfeilspäne, Kochsalz, Stibium und Glasschlacken; nach der achten Methode erhitzt man 1 Pfund Kupfer zusammen mit 1 ½ Pfund Schwefel, ½ Pfund Grünspan und 1 Pfund gereinigtes Salz; nach der neunten wirft man in 1 Pfund geschmolzenes Kupfer die gleiche Menge gestoßenen, noch nicht geschmolzenen Schwefels; beides wird mittels eines Eisenstabes rasch gerührt, die Mischung zu Pulver zerrieben und Quecksilber dazu gegossen, welches das Gold an sich zieht und herausholt.
Vergoldetes Kupfer wird angefeuchtet und aufs Feuer gesetzt, nach dem Erhitzen in kaltem Wasser abgeschreckt und das Gold mittels einer Messingbürste abgerieben. Nach diesen Methoden wird also Gold von Kupfer getrennt.
Die Trennung dieses Metalls oder des Bleies vom Silber erfolgt auf eine Weise, die ich jetzt auseinandersetzen werde. Die Werkstatt oder das Gebäude, in dem diese Arbeit ausgeführt wird,
[55] Die Treibhütte.
soll in der Nähe der Arbeitsstätte, wo die Gold oder Silber oder beides führenden Erze verschmolzen werden,
[56] Die Schmelzhütte.
liegen. Es besitzt eine Mittelwand von 21 Fuß Länge und 15 Fuß Höhe; die erste, nach dem Wasserlauf zu gelegene Wand ist davon 15 Fuß entfernt, die Rückwand 19 Fuß. Beide sollen 36 Fuß lang und 14 Fuß hoch sein; vom Ende der ersten Wand geht eine Querwand nach dem Ende der Rückwand und 15 Fuß dahinter wird von derselben Wand aus zunächst eine zweite Querwand bis zum Ende der Mittelwand gezogen. In dem so zwischen den beiden Querwänden geschaffenen Raum werden Pochstempel zum Brechen von Erzen und anderen Materialien, die zu deren Verschmelzung nötig sind, aufgestellt. Von dem Hinterende der ersten Wand wird ferner eine dritte Querwand bis zum anderen Ende der Mittelwand und von da bis zum Ende der Hinterwand gezogen. Der Raum zwischen der zweiten und dritten Querwand und zwischen der hinteren und mittleren Längswand soll den zweiten Ofen
[57] Treibofen.
aufnehmen, in dem Blei von Gold oder Silber getrennt wird. Die senkrechte Wand seiner Abzugshaube ruht auf der Mittelwand auf, die schräge auf einem von der zweiten zur dritten Querwand gehenden Tragbalken, der 13 Fuß von der mittleren und 4 Fuß von der hinteren Längswand entfernt, selbst aber 2 Fuß breit und dick ist; vom Boden aufwärts bis zu diesem Längsbalken sind es 12 Fuß; damit aber die schräge Wand der Abzugshaube nicht auf die senkrechte stürzt, soll sie teils durch eine größere Anzahl Eisenstangen, teils durch eine geringere Anzahl mit Lehm bekleideter Streben versteift werden, die sich von den Balken des schrägen Teiles nach denen des senkrechten Teiles erstrecken. Schließlich wird das Dach in derselben Weise hergestellt wie das der Schmelzhütte.
In dem Raum zwischen der mittleren und vorderen Längswand und zwischen der ersten und dritten Querwand befinden sich die Blasebälge, die Vorrichtung, welche sie zusammenpreßt,
[58] Eine durch Wasserrad getriebene Welle mit Zubehör.
und die Einrichtung zu deren Wiederausdehnung.
[59] Der Balgzug.
Das einzige Scheibenrad, das sich an der Welle des Wasserrades befindet, trägt Spindeln und treibt mittels eines Zahnrades eine Welle, deren Daumen die Balgschemel herabdrücken, ferner das Zahnrad einer Welle, deren Daumen die Nocken der Pochstempel anheben, doch in entgegengesetztem Sinne: so daß, wenn die Daumen, welche die Balgschemel herabdrücken, sich von Norden nach Süden drehen, sich dagegen die die Nocken der die Stempel hebenden Daumen von Süden nach Norden drehen.
Die Trennung des Bleies vom Gold oder Silber erfolgt also im Treibofen. Dessen Unterbau besteht aus Quadersteinen,
[60] "Werkstücke".
aus zwei Innenmauern,
[61] Das "Kreuz".
von denen die eine die andere quer schneidet, dem "Rundstein" und dem "Treibehut". Der Herd selbst wird aus "Erdgestübbe"
[62] Mergel.
und Asche hergestellt. Zunächst werde ich über den Unterbau und die Werkstücke reden; diese sind 4 3/4 Fuß hoch, 1 Fuß dick; 2 3/4 Fuß über dem Boden sind sie oben innen 1 Hand tief ausgehauen, so daß der runde Sohlenstein darauf ruhen kann. Gewöhnlich beträgt ihre Zahl 14, ihre Breite außen 1 1/4 Fuß, innen sind sie schmäler; die des inneren Ringes sind bedeutend schmäler als die des äußeren. Wären sie breiter, müßten es weniger, wenn noch schmäler, dagegen mehr sein. Sie werden 1 1/4 Fuß tief in den Boden eingegraben und oben je zwei nebeneinanderliegende durch Eisenkrampen verbunden, deren Spitzen in darin angebrachte Löcher gesteckt und mit geschmolzenem Blei vergossen werden. Dieser steinerne Unterbau besitzt 1 Fuß vom Boden, d.h. vom untersten Rand der Steine 2 1/4 Fuß entfernt, 6 Luftlöcher, von denen jedes zwischen zwei Werkstücken liegt
[63] d. h. an der Stelle, wo zwei Werkstücke zusammenstoßen.
und 2 Hand hoch, 1 3/4 Hand breit ist. Eins davon befindet sich an der rechten Seite zwischen der Mauer, welche die Hauptwand vor dem Feuer schützt,
[64] "Schild", Feuerbrücke.
und der Gasse, durch welche die Glätte aus dem Herd fließt.
[65] Glättgasse.
Die übrigen 5 liegen ringsherum, soweit dies möglich ist, in gleichen Abständen. Durch sie entweicht der Dampf, welchen der erhitzte Mergel ausdünstet. Wären sie nicht vorhanden, würde ihn der Herd aufsaugen und Schaden leiden; d. h. er würde einen Hügel nach Art eines Maulwurfhaufens bilden, die Asche würde obenauf schwimmen und das Reichblei vom Herd aufgenommen werden. Manche lassen aus diesem Grunde den hinteren Teil des Unterbaues vollkommen offen. Die zwei Innenmauern bestehen aus Backsteinen und besitzen die Breite eines solchen;
[66] d. h. sie sind einen Stein stark.
die eine schneidet die andere quer; in ihnen befinden sich vier Luftlöcher, in jedem Teil eins, die ungefähr einen Finger breiter und höher als die anderen sind. In die so geschaffenen vier Abteilungen wirft man einen Schubkarren von Schlacke und streut so viel Holzkohlenstaub darüber, als ein großer Spankorb fassen kann. Diese Mauern ragen 1 ½ Fuß über den Boden; auf sie und auf den Ausschnitt der Werkstücke wird eine runde Steinplatte
[67] "Rundstein".
gesetzt, 1 3/4 Hand stark, die ringsum bis zu den Werkstücken reicht; etwa noch vorhandene Zwischenräume werden mit Bruch- und Ziegelsteinstückchen ausgefüllt. Der Rundstein ist im vorderen Teil abgeschrägt, um hier die Glättgasse anbringen zu können. Manche nehmen an Stelle einer runden Steinplatte eine solche aus Kupfer, damit die Legierung oder das Reichblei rascher heiß wird.
Der Treibehut, welcher die Gestalt einer Halbkugel besitzt und den Herd bedeckt, besteht aus Eisenringen und -stäben und der Haube.
[68] "Stürze".
Der Ringe sind es drei, ungefähr 1 Hand breit, 1 Finger stark; der unterste ist vom mittleren 1 Fuß, dieser vom obersten 2 Fuß entfernt; zwischen ihnen befinden sich 18 Eisenstäbe, die mit Eisennieten daran befestigt sind; diese Stäbe besitzen dieselbe Breite und Stärke wie die Ringe; sie sind gebogen und so lang, daß sie vom untersten bis zum obersten Ring reichen, d.i. 2 3/4 Fuß, während im Übrigen die Höhe der Haube nur 1 3/4 Fuß beträgt. An allen Stäben und Ringen werden innen Platten aus Eisenblech mit Eisendraht festgebunden. Auch der Treibehut besitzt vier Öffnungen;
Abb. 1006: Der Bau eines Treibofens. Die Quadersteine ("Werkstücke") A. Die Bruchsteinplatte (der "Rundstein") B. Die Luftlöcher C. Die Innenmauerung (das "Kreuz") D. Der Treibehut E. Der Herd F. Die Ringe G. Die Stäbe der Verankerung H. Die Öffnungen des Treibehutes I. Die Haube ("Stürze") K. Die Ringe zum Aufhängen L. Die Formen M. Die Formenklappen ("Schnepperlein") N. Die Ketten O.
von ihnen ist die hinterste, der Glättgasse gegenüberliegende, unten 2 Fuß breit, oben wegen der schwachen Neigung schmäler, doch mindestens noch 1 Fuß, 3 Hand und 1 Finger breit; es fehlt ein Stab, der hier nur vom oberen zum mittleren, nicht bis zum untersten Ring reicht. Die zweite Öffnung liegt über der Glättgasse und soll unten 2 ½ Fuß, oben 2 1/4 Fuß breit sein; auch hier fehlt ein Stab; denn die Stäbe reichen hier nicht nur nicht bis zum untersten Ring, sondern der unterste Ring selbst ist unterbrochen, damit der Treiber die Glätte aus dem Herde ziehen kann. Außerdem fallen an der Feuerbrücke dort, wo die Düsen der Bälge zu liegen kommen, zwei Öffnungen, 3 Hand breit und ungefähr 1 Fuß hoch, sein; in ihrer Mitte gehen zwei innen mit Blech bekleidete Stäbe herab. Die Formen, in welche die Düsen der Blasebälge eingesetzt werden, reichen bis zu diesen Öffnungen; sie bestehen aus Eisenblechrohren und sind 2 3/4 Hand lang, ihr lichter Durchmesser beträgt 3 ½ Finger. In diese bei den Formen werden die Düsen der Bälge so weit eingeführt, daß sie von deren Endklappen
[69] "Schnepperlein".
3 Finger entfernt sind.
Die Haube besteht aus einem unteren, 2 Finger breiten Eisenring und drei gebogenen Eisenstäben, die von einer Seite des Ringes bis zur entgegengesetzten reichen; sie überlagern sich oben, und hier ist eine Eisenniete hindurchgeführt, darunter sind auch hier Eisenplatten befestigt. Schließlich besitzt jede Blechplatte kleine Löcher von Fingerstärke, damit die innere Lehmverkleidung haften bleibt. Der Treibehut besitzt außerdem noch drei eiserne Ringe, welche durch die Ösen von Nieten gehen, deren Köpfe stark verbreitert sind; diese Nieten verbinden hier die Stäbe mit dem mittleren Ring. In die Ringe aber fassen die Haken einer Kette, mittels welcher der Treibehut abgehoben wird, wenn der Meister den Herd zubereitet.
Auf den Rundstein oder die kupferne Platte sowie auf die Werkstücke des Ofens wirft man 3 Finger hoch Lehm mit Stroh untermischt und stampft die Masse mit einem Holzstößel so lange, bis sie auf eines Fingers Höhe zusammengedrückt ist. Der Stößel sei rund und 3 Hand hoch, unten 2 Hand breit, nach oben zu schmäler, sein Griff 3 Fuß lang und dort, wo er in den Stößel eingefügt ist, von einem eisernen Ring umschlossen. Auch die Werkstücke werden oben, wo der Treibehut aufliegt, 1 Hand stark mit Lehm bestrichen, dem ebenfalls Stroh beigemischt ist. Wenn sich an dem Ganzen etwas lockert, muß es wieder in Ordnung gebracht werden.
Der Treiber, welcher diese Arbeit der Trennung der Metalle ausführt, teilt sie in zwei Schichten von je zwei Tagen ein. Am Morgen des einen streut er zunächst etwas Asche auf den Lehm, gießt Wasser dazu und kehrt ihn mit dem Besen ab. Darauf wirft er gesiebte Asche auf, die so feucht ist, daß man sie wie Schnee ballen kann. Die Asche aber sei bereits mit Wasser ausgelaugt, denn andere müßte, da sie fett ist, zuvor nochmals gebrannt werden, um mager zu werden. Er drückt nun die Asche mit den Händen fest und glatt; dabei gibt er dem Herd eine Neigung nach der Mitte zu; hierauf stampft er sie mit dem bereits beschriebenen Stößel fest und bildet dann mit zwei kleinen, ebenfalls hölzernen Stößeln die Glättgasse, wobei er den einen mit der einen, den anderen mit der anderen Hand anfaßt; beide sind 1 Hand breit, 2 Finger stark, 1 Fuß lang. Ihre Griffe sind ziemlich rund und ungefähr 1 ½ Finger schmäler, 3 Fuß lang; Stempel und Griff werden aus einem Holzstück hergestellt. Nun besteigt er mit Schuhen an den Füßen den Herd und tritt ihn überall fest, wobei dieser sich setzt, und die Rundung entsteht. Hierauf stampft er ihn nochmals mit dem großen Stößel fest, zieht dann den rechten Schuh aus, markiert damit den Umriß des Herdes und schneidet diesen mit einem beiderseits geschweiften, 3 Hand langen, ebenso viele Finger breiten Schabeisen aus; ein solches besitzt Holzgriffe, 1 ½ Hand hoch, 2 Finger dick, durch welche die beiden zugespitzten und außen umgebogenen Enden des Schabeisens hindurchgehen. Manche verwenden auch an Stelle des Eisens ein Stück eines runden, hölzernen Siebrahmens, 3 Finger breit, beiderseits am Ende so ausgeschnitten, daß man es mit den Händen festhalten kann. Hierauf stampft er die Glättgasse fest. Damit aber die Asche nicht herausfalle, verschließt er die Öffnung durch einen zugehauenen Stein, stellt vor diesen ein Brett, das seinerseits durch eine dagegengestemmte Stange vor dem Umfallen bewahrt wird. Nun schüttet er einen Trog voll Asche auf, stampft mit dem großen Stößel fest, schüttet wieder und wieder Asche auf und stampft sie fest. Nach Fertigstellung der Gasse streut er mittels eines Siebes über den ganzen Herd Asche, glättet sie mit den Händen und reibt sie fest; darauf schüttet er drei Tröge; voll feuchter Asche ringsherum auf den Rand des Herdes und läßt den Treibehut herab. Nun steigt er in den Herd und dichtet diesen überall mit Asche ab, damit kein geschmolzenes Metall ausläuft.
Nach Abheben der Haube des Treibehutes trägt er mit einem Trog Holzkohle ein und darauf Glut mit einer eisernen Schaufel, solche auch durch die seitlichen Arbeitstüren des Treibehutes, und breitet sie mit der Schaufel gleichmäßig aus. Diese ganze Arbeit dauert zwei Stunden. Nun kommt auf das Eisenblech, welches unter der Gasse auf dem Boden liegt (es ist 3 1/4 Fuß lang, hinten 1 Fuß 2 ½ Hand, vorne 2 ½ Hand breit) ein kleiner Holzklotz, darauf ein Stein und auf diesen wieder ein dem unteren ziemlich ähnliches Eisenblech; darauf kommt ein Spankorb voll Holzkohle und auf diese wieder eine Schaufel voll Glut. Man wärmt so den Herd eine Stunde lang an und stochert dann mit einem mit einem Haken versehenen Eisen, mit dem man die Glätte abzieht,
[70] Glätthaken.
die noch übrigen Holzkohlen auf. Der Haken ist 1 Hand lang und 3 Finger breit und besitzt die Gestalt eines doppelten Dreieckes; sein Griff ist, soweit er aus Eisen besteht, 4 Fuß, sein hölzerner, in den eisernen eingefügter Teil 6 Fuß lang. Manche benutzen aber auch ein Eisen mit einfachem Haken. Nach ungefähr einer Stunde wird die noch übrige Glut wiederum mit dem Haken aufgestochert und die in der Gasse liegende mit der Schaufel in den Herd gestoßen, nach einer weiteren Stunde nochmals gestochert; geschieht dies nicht, so bleibt ein Teil des Herdes schwarz, was schädlich ist, da er dann nicht genügend austrocknet. Wenn aber der Meister durch das Stochern die glühenden Kohlen umwühlt, so daß sie vollständig verbrennen, wird der Herd gut warm; dies dauert drei Stunden, während der übrigen zwei Stunden bleibt der Herd in Ruhe.
Wenn die Uhr die elfte Stunde schlägt, kehrt er die entstandene Holzkohlenasche mit einem Besen zusammen und schafft sie aus dem Herd heraus. Nun steigt er auf den Treibehut und befeuchtet den ganzen Herd mit einer Aufschlämmung von Asche in Wasser (die sich in einer kleinen Bütte befindet), indem er einen alten Lappen eintaucht und durch eine Öffnung im Treibehut hineinlangt und darüberwischt; von der Aufschlämmung braucht er dazu zwei Holzbütten voll von 5 römischen Sextarien
[71] d. s. etwas mehr als 3 l; s. 12. Buch Anm. 5.
Inhalt. Dies geschieht, damit der Herd beim Treiben nicht springt. Darauf verstreicht er noch die Sprünge mit Hirschleder.
Auf die linke Seite der Gasse werden nun zwei Stücke Herdblei aufeinandergelegt; wenn sie an irgendeiner Stelle festschmelzen, bilden sie ein Hindernis für die Glätte, so daß diese sich nicht unter dem Einfluss des Windes im Kreise bewegen kann und hier haltmachen muß; zweckmäßiger ist es indessen, an Stelle des Herdbleies einen Backstein hinzulegen; denn da ein solcher sich stärker erhitzt, bildet sich auch die Glätte rascher.
Der Herd soll nach der Mitte zu 2 ½ Hand tiefer als jene Stelle sein, in der Mitte selbst
[72] Die Spur.
um einen weiteren Finger. Von manchen Leuten wird der so hergerichtete Herd noch mittels eines vollgesogenen und dann wieder ausgepreßten Schwammes mit Eiweiß bestrichen, in dem sein gemahlener Weihrauch aufgelöst ist. Andere bestreichen ihn mit einer Flüssigkeit, die zu einem Teil aus Eiweiß, zu zwei Teilen aus Ochsenblut oder Mark besteht; andere wieder streuen außerdem mittels eines Siebes Kalkmehl über den Herd.
Der Treibemeister wiegt nun das Blei ab, welches mit Gold oder Silber oder beidem legiert ist; von ihm werden bisweilen 100 Zentner in den Herd eingetragen, häufig auch nur 60 oder 50 oder noch weniger. Hierauf werden drei Bündel Stroh rings um den Herd verteilt, damit das Blei ihn nicht durch sein Gewicht eindrückt; nun trägt er durch die Gasse einige Barren silberhaltiges Blei ein, einige legt er auch durch die hintere Arbeitstüre an die Ränder, steigt darauf durch die obere Öffnung des Treibehutes in den Herd und lehnt die Barren, welche ihm ein Gehilfe reicht, ringsherum gegen den Treibehut. Darauf steigt er nochmals hinauf und legt, indem er mit den Händen durch dieselbe Öffnung langt, noch einige Barren auf den Herd. Die übrigbleibenden legt er am zweiten Tage mit einer eisernen Gabel durch die hintere Arbeitstür auf das Holz. Auf die so verteilten Barren wirft er durch die obere Öffnung einen Spankorb voll Holzkohlen und setzt die Haube auf. Während der Gehilfe die Fuge zwischen beiden mit Lehm verschmiert, wirft der Meister einen halben Korb voll Holzkohle durch die Formenöffnung in den Herd und bereitet dann die Bälge vor, so daß er am folgenden Tage früh den zweiten Teil der Arbeit beginnen kann.
Diese Arbeiten vollendet er in einer Stunde, um 12 Uhr ist alles fertig; alle Stunden zusammen ergeben eine Anzahl von acht.
Nun ist's Zeit, zum zweiten Teil der Arbeit zu gelangen. In der Frühe nimmt der Treiber zwei Schaufeln voll Glut, wirft sie durch die Öffnung neben den Windformen in den Herd und legt auf sie durch dieselbe Öffnung kleinstückiges Tannen- oder Fichtenholz, wie man es zum Kochen von Fischen gebraucht. Hierauf zieht er das Wehr, um die Vorrichtung zum Betätigen der Balghebel in Bewegung zu setzen; im Verlauf einer Stunde kommt so das silberhaltige Blei zum Schmelzen. Hierauf führt er je vier Holzscheite von 12 Fuß Länge durch die hintere Arbeitstür und die Glättgasse ein und stützt sie, damit sie durch ihren Druck den Herd nicht verletzen, am Ende durch Böcke; dies sind Balken, 3 Fuß lang, 2 1/2 Hand breit und 2 Hand dick mit zwei gespreizten Beinen an jedem Ende. Gegen den vor der Glättgasse stehenden Bock lehnt er ein Eisenblech, damit die Glätte beim Herausziehen aus dem Herd ihm nicht in die Schuhe spritzt und Füße und Beine verletzt. Dann legt er die übrigen Barren mit der Schaufel oder der Beschickungsgabel durch die hintere Arbeitstür auf das erwähnte Holz.
Gediegen Silber oder solches von bleigrauer oder aschgrauer oder roter Farbe
[73] Rotgültigerz.
oder schließlich solches von anderer Farbe wird in breit geschlagenem und zerschnittenem Zustande in Eisentiegeln angewärmt und in das flüssige silberhaltige Blei, das, wie öfters erwähnt, stannum
[74] Reichblei; s. 9. Buch Anm. 16.
genannt wird, eingetränkt.
Abb. 1007: Das Schlagen des Herdes im Treibofen. Der Treiber A stampft den Herd mit dem Stößel. Der größere Stößel B. Der Besen C. Die zwei kleineren Stößel D. Das Schabeisen E. Der hölzerne Schaber F. Das Sieb G. Die Asche H. Die eiserne Schaufel I. Das Eisenblech K. Der Holzklotz L. Der Quaderstein M. Der Spankorb N. Der Glätthaken O. Die andere Ausführung des Glätthakens P. Zerschlissenes Tuch (alter Lappen) Q. Die kleine Bütte R. Das Hirschleder S. Das Strohbündel T. Die Holzscheite V. Die Barren edelmetallhaltigen Bleies X. Die Gabel zum Einsetzen Y. Der zweite Treiber, der den Ofen dort, wo der Treibehut aufliegt, von außen mit Lehm verschmiert Z. Der mit Asche gefüllte Trog AA. Die Haube des Treibehutes BB. Der auf einer Leiter stehende Helfer CC wirft Holzkohle durch die obere Öffnung des Treibehutes in den Herd. Das Werkzeug zum Kneten des Lehmes DD. Der Lehm EE. Die Kelle FF, mit welcher der Treiber oder Meister Probe nimmt. Das Streicheisen für den Abstrich GG. Der Meißel zum Herausheben des Silberkuchens HH.
Dabei werden die Verunreinigungen in folgender Weise abgeschieden: Wenn die langen Holzscheite am vorderen Ende abgebrannt sind, treibt der Meister eiserne Meißel, 4 Fuß lang, am Vorderende 2 Finger, dahinter 1 ½ Finger breit und dick, mit dem Hammer in dieselben ein und schiebt sie damit vor; die Meißel liegen dabei auf den Böcken auf. Man kann auch bei der Trennung der Metalle zwei derartige Holzscheite durch die zwischen den Bälgen gelegene Öffnung in den Herd einführen; ebenso viele durch die hintere Arbeitstür und eins durch die Glättgasse, doch braucht man dann eine größere Anzahl, wohl 60, während man sonst mit 40 auskommt. Hat er das Blei so zwei Stunden lang erhitzt, so rührt er es mit dem Glätthaken durch, damit es sich noch mehr erwärmt. Trennt es sich schwer vom Silber, so wirft er in das geschmolzene Werkblei Kupfer und Holzkohlenstaub. Hat aber die Gold-Silber-Blei-Legierung bzw. das Reichblei aus dem Erz Verunreinigungen aufgenommen, so trägt er entweder zu gleichen Teilen Weinstein und Venetianisches Glas oder Salmiak oder aber Venetianisches Glas und Venetianische Seife ein oder ungleiche Mengen, nämlich 2 Teile Weinstein und 1 Teil Eisenrost. Man kann auch den einzelnen Gemengen eine geringe Menge Salpeter beimischen. Auf 1 Zentner silberhaltiges Blei gibt man, je nachdem, ob es mehr oder weniger verunreinigt ist, ½, 1 oder 1 1/3 Pfund des Pulvers. Dieses scheidet, was unrein ist, bestimmt von dem silberhaltigen Blei ab. Hierauf zieht er von dem mit Holzkohlen bedeckten Blei eine Art Haut
[75] Es kann sich dabei nur um Kupferschlicker, nicht um Abstrich handeln.
mittels einer Kratze
[76] Streicheisen.
durch die Gasse ab; diese Haut erzeugt das Blei bei seiner Erhitzung, und zwar muß man, damit eine geringere Menge davon fällt, häufig mit dem Haken umrühren. Darauf saugt ungefähr 1/4 Stunde lang der Herd Blei auf; sobald es aber in ihn einsickert, beginnt es zu spritzen und zu kochen. Nun schöpft der Meister mit einer Eisenkelle etwas Blei aus; dieses probiert er und erkennt daraus, wieviel Silber die Gesamtmenge des silberhaltigen Bleies enthält. Die Kelle ist 5 Finger im Durchmesser, ihr Griff 3 Fuß lang aus Eisen, ebenso lang aus Holz. Hierauf zieht er mit dem Haken die Glätte ab; diese besteht aus verbranntem Blei und Kupfer, falls solches anwesend ist, weshalb man sie richtiger Bleiglätte als Silberglätte nennt. Ein Verlust an Silber tritt dabei nicht ein, sondern nur eine Trennung des Bleies und Kupfers von jenem, und zwar wird das Blei noch weiter im Herd eines anderen Ofens, in dem das Silber fein gebrannt wird, abgeschieden. Früher befand sich nach Angabe von Plinius unter der Glättgasse ein zweiter Herd; die Glätte floß dann aus dem oberen in den unteren und wurde durch Eintauchen einer Art Bratspieß in diesen zur Verminderung ihres Gewichtes aufgerollt.
[77] d. h. die Glätte erstarrte an dem hineingehaltenen kalten Spieß zu einer Röhre; s. Abb. 1011.
Daher fiel sie früher in Röhrenform, heute, wo man sie nicht mehr mit dem Glättspieß aufrollt, in massiver Form.
Für den Fall, daß Gefahr besteht, daß silberhaltiges Blei zusammen mit Glätte ausfließt, hat der Meister einen zylindrischen, auf einer Seite zugespitzten Lehmballen bereit, den er am Glätthaken befestigt und dem silberhaltigen Blei entgegenhält, damit es nicht ausfließt. Wenn das Silber beginnt, die ihm eigentümliche Farbe anzunehmen, erscheinen helle und fast weiße Flecken; einige Zeit darauf wird das Bad vollkommen weißglänzend.
[78] Der sog. Silberblick.
Nun läßt der Meister die Schützen herab und sperrt so den Kanal ab, damit das Wasserrad sich nicht mehr dreht und die Bälge zur Ruhe kommen. Darauf gießt er einige kleine Bütten voll Wasser auf das Silber, damit es erstarrt. Manche gießen auch Bier darauf, damit es weißer wird, doch hat das keinen Zweck, da das Silber noch fein gebrannt werden muß. Dann hebt er das Silberstück mit einem meißelförmigen Gezähe heraus;
Abb. 1008: Ein in Betrieb gesetzter Treibofen. Der Ofen A. Die Holzscheite B. Die Silberglätte C. Das Blech D. Ein hungriger Meister ißt Butter, damit das Gift, welches der Herd ausatmet, ihm nicht schadet; denn sie ist ein Spezialmittel dagegen E.
dieses ist 3 Fuß lang und 2 Finger breit mit eingelassenem Holzstiel von ungefähr 4 Fuß Länge. Das aus dem Herd herausgeholte Silberstück legt er auf einen Stein und klopft mit einem Hammer von der einen Seite das Herdblei, von der anderen die Glätte ab. Darauf reinigt er es mit einer in Wasser getauchten Messingbürste. Bei der Trennung von Blei und Silber findet man gewöhnlich mehr Silber als beim Probieren; wenn nämlich vorher 100 Pfund 3 3/8 Unzen enthielten, findet man 3 ½ Unzen. Das gewöhnlich im Tiegel zurückbleibende Herdblei ist 1 Hand hoch; die nach seiner Entfernung übrigbleibende Asche wird wieder abgesiebt, das Überkorn, das ebenfalls Herdblei ist, mit diesem vereinigt. Die Asche aber, welche das Sieb passiert, findet wieder dieselbe Verwendung wie früher oder man macht aus ihr und Knochenmehl Kapellen. Schließlich haftet an der Wand, an welche der Ofen angebaut ist, gelber Hüttenrauch, desgleichen an den Ringen des Treibehutes in der Nähe der Arbeitstüren; er wird, wenn viel daran hängt, abgewischt.
Abb. 1009: Das Herausnehmen des Blicksilbers. Das Blicksilberstück A. Der Unterlagsatein B. Der Hammer C. Die Messingbürste D. Die Bütte mit Wasser E. Der Ofen, aus dem das Stück herausgeholt wurde, noch rauchend F. Der Träger, ein Stück aus der Treibhütte abtransportierend G.
Der Kran, um auch diese Vorrichrung zu beschreiben, mit welcher der Treibehut abgehoben wird, ist folgendermaßen konstruiert: Zunächst wird eine Welle von quadratischem Querschnitt, 1 Fuß dick und 12 Fuß lang,
[79] Spill.
aufgerichtet; deren unterer Drehzapfen dreht sich in einem kupfernen Lager, das in einen anderen Eichenbalken eingelassen ist, und zwar sind hier zwei Balken derart quer zueinander angebracht, daß eine Nut in der Mitte des einen von einer solchen des anderen, die ebenfalls in dessen Mitte liegt, umfaßt wird, so daß sie das Aussehen eines Kreuzes haben; jeder dieser Balken ist 3 Fuß lang, 1 Fuß breit und dick. Das obere Ende des Spills ist rund und auf 3 Hand Stärke verjüngt; es dreht sich in einer zweiteiligen Bandöse, die an beiden Enden an dem Tragbalken befestigt ist, welcher die Schrägwand der Abzugshaube stützt. An dem Spill ist das Gehäuse
[80] Für die Aufnahme des Getriebes.
befestigt; zunächst ist in einer Höhe von 1 ½ Fuß in eine Nut des Spills ein Querbalken eingelassen, ohne die Zapfen 1 ½ Fuß und 3 Finger lang, 2 Hand breit und dick; ferner ist ein zweiter Querbalken von gleicher Länge, Breite und Dicke in 5 Fuß Höhe in das Spill eingelassen; die anderen Zapfen dieser beiden Querbalken sind in Nuten eines Vertikalbalkens von 6 3/4 Fuß Länge, 3/4 Fuß Breite und Dicke eingelassen und mit Holzpflöcken befestigt. 3 Hand hoch über dem unteren Querbalken sind in seitliche Nuten des Spills zwei Holzlatten eingelassen, ohne die Zapfen 1 1/4 Fuß lang, 1 3/4 Hand breit, 1 Hand dick. In ähnlicher Weise befinden sich unterhalb der oberen Querbalken zwei Holzlatten von gleichen Abmessungen, ferner ist die gleiche Anzahl in Nuten des Vertikalbalkens eingelassen, von gleicher Länge, aber 3 Finger stark und 1 ½ Hand breit; davon befinden sich die beiden unteren über dem unteren Querbalken, die oberen in Höhe der oberen, seitlich in das Spill eingelassenen Latten. An diese Latten sind außen Bretter angenagelt, doch besitzt die Vorder- und ebenso die Rückwand des so geschaffenen Gehäuses Türen; deren Angeln sind an den auf die seitlich in das Spill eingezapften Latten genagelten Brettern befestigt. Ferner liegen auf den unteren Querbalken Bretter; 2 Hand hoch darüber befindet sich eine eiserne Welle von quadratischem Querschnitt, 2 Finger stark, deren runde Zapfen sich in kupfernen oder eisernen Lagern drehen; eines davon ist in das Spill, das andere in den Vertikalbalken eingelassen. Um diese Welle ist an zwei Stellen je eine Holzscheibe von 3 1/4 Hand Durchmesser, 1 Hand stark, gelegt, außen mit Eisenblech bekleidet. Beide Scheiben stehen 2 ½ Hand weit auseinander und tragen fünf Spindeln von 2 ½ Finger Stärke, 3 Finger voneinander entfernt, so daß ein Spindelrad
[81] "Korb".
von geeigneter Art entsteht, welches von dem Vertikalbalken 1 1/4 Hand entfernt ist, von dem Spill aber weiter, nämlich 1 3/4 Hand. Ungefähr 1 1/4 Fuß über dieser Welle befindet sich eine zweite eiserne Welle von quadratischem Querschnitt, 3 Finger stark, die sich in gleicher Weise wie die erste in kupfernen oder eisernen Lagern dreht. Um sie ist ein aus zwei Scheiben zusammengefügtes Zahnrad gelegt von 1 3/4 Fuß Durchmesser und 1 ½ Hand stark; es besitzt am Umfange 23 Zähne von 1 Hand Länge, 2 Finger stark, die 1 Hand aus dem Zahnrad herausragen und je 3 Finger voneinander entfernt sind; 2 ½ Hand nach dem Vertikalbalken zu entfernt trägt dieselbe Welle eine zweite Scheibe von gleichem Durchmesser wie die des Zahnrades, jedoch nur 1 Hand breit, die sich in dem hier ausgeschnittenen Vertikalbalken dreht. Beide Scheiben bilden ein zweites Spindelrad mit ebenfalls 5 Spindeln. 1 ½ Fuß über der zweiten Welle befindet sich ferner eine Holzwelle mit eisernen Drehzapfen, deren Enden Eisenzwingen besitzen, um den Zapfen Halt zu gewähren. Sie drehen sich ebenso wie die Eisenwellen in kupfernen oder eisernen Bandösen. Diese Welle ist von dem oberen Querbalken ungefähr 1 ½ Fuß entfernt und trägt neben dem Vertikalbalken ein Zahnrad von 2 ½ Fuß Durchmesser, an dessen Umfange 27 Zähne stehen. Der andere Teil der Welle ist nach dem Spill zu mit Eisenblech beschlagen, damit er nicht durch die Kette, die sich darum schlingt, verletzt wird. Das letzte Glied dieser Kette ist durch einen eisernen Krampen an der Welle befestigt; sie läuft über eine Rolle außerhalb des Gehäuses, die zwischen den Balken des Auslegers angebracht ist. Dieser Ausleger befindet sich etwa 1 1/4 Fuß oberhalb des Gehäuses und besteht aus zwei in das Spill eingelassenen Balken von 15 Fuß Länge, 3 Hand Breite, 2 Hand Dicke. Auf der Rückseite des Spills ragen sie 1 ½ Fuß vor. Hier sind sie verklammert und außerdem durch einen Holzpflock verbunden, der durch beide und das Spill hindurchgeht. Dieser Pflock besitzt auf der einen Seite einen breiten Kopf, auf der anderen eine Öffnung, durch welche ein eiserner Splint hindurchgesteckt ist, um Balken und Spill fest zusammenzuhalten. Die Auslegerbalken werden gestützt durch zwei Streben von je 6 ½ Fuß Länge, 2 Hand Breite und Dicke. Sie sind unten in Nuten des Spills eingelassen, oben durch Eisenbolzen ungefähr 4 Fuß vom Spill entfernt an den Auslegerbalken befestigt. Hinter den oberen Enden dieser Streben nach dem Spill zu befindet sich ein eiserner Krampen, der auf der Unterseite der Auslegerbalken befestigt ist und dazu dient, diese zusammenzuhalten und zu versteifen. Die Vorderenden beider Balken sind von einem viereckigen Eisenblech eingefaßt, und dazwischen ist eine dritte viereckige Eisenplatte befestigt; hierdurch erreicht man, daß die Auslegerbalken weder auseinanderweichen, noch gegeneinander fallen können. Oben sind sie auf 6 Fuß Länge mit Eisenblech beschlagen, damit die Laufkatze darauf laufen kann.
Diese besteht aus einem Brett vom Holz der Hopfenbuche
[82] Ostrya carpinisolia, in Deutschland nur angebaut; gemeint ist wahrscheinlich die in Deutschland einheimische Hainbuche, Carpinus betulus, die ebenfalls ein sehr zähes Holz liefert.
oder einem anderen Hartholz, 1 ½ Fuß lang, 1 Fuß breit, 3 Hand dick, aus dem beiderseits unten ein Stück von 1 Hand Breite und Höhe ausgeschnitten ist, so daß der übriggebliebene Teil zwischen den Auslegerbalken hin und her fahren kann. Vorne in der Mitte ist ein Ausschnitt von ca. 2 ½ Hand Länge, in dem sich eine Kupferrolle um eine eiserne Achse drehen kann. Ferner besitzt die Laufkatze in der Nähe der Ecken vier Öffnungen, in denen sich ebenso viele Rollen drehen, die auf dem Auslegerbalken laufen. Weil aber die Laufkatze beim Hin- und Herziehen ein Geräusch erzeugt, ähnlich dem Hundegebell, hat sie bei uns auch den Namen "Hund" erhalten. Sie wird durch eine Kurbel vorwärtsbewegt und durch die Kette zurückgezogen. Auf der rechten Seite der Katze ist ein Bolzen befestigt, um den sich die Öse eines eisernen Sperrhakens dreht; dieser faßt in einen an der rechten Seite des Auslegerbalkens eingeschlagenen Nagel. Vor dem Spill befindet sich eine Kupferrolle, deren eiserne Achse in den Auslegerbalken eingelassen ist; über diese Rolle läuft die aus dem Gehäuse austretende Kette, geht dann über die Vertiefung in der Oberfläche der Katze nach deren kupferner Rolle, welche sie beim Darübergleiten in Drehung versetzt. In ein Glied der von jener herabhängenden Kette ist ein Haken eingefügt, welcher in die oberen Endglieder von drei je 6 Fuß langen Ketten greift; diese sind an den drei eisernen Ringen befestigt, von denen ich gesagt habe, daß sie durch die Ösen der an dem mittleren Ring des Treibehutes befestigten Nieten gehen. Will nun der Meister den Treibehut mittels des Kranes heben, so steckt der Gehilfe auf die untere Welle, welche 1 ½ Hand weit aus dem Vertikalbalken heraussteht, eine eiserne Kurbel; die Welle ist an dieser Stelle vierkantig, 1 ½ Finger breit, 1 Finger dick; die entsprechende Öffnung der Kurbel, in welche sie hineinpaßt, ist ebenfalls viereckig, 2 Finger lang und etwas mehr als 1 Finger breit. Der Kurbelarm ist 1 Fuß 3 ½ Hand lang, 2 Finger breit, 1 Finger dick. Der gerade und runde Griff ist 3 Hand lang, 1 ½ Finger dick. Am Ende der Welle ist ein Loch, durch welches ein eiserner Nagel hindurch gesteckt wird, damit die Kurbel nicht herausfällt.
Abb. 1010: Kran zum Abheben des Treibehutes. Die senkrechte Welle (Spill) A. Das Zapfenlager B. Die Eichenbalken C. Die geteilte Bandöse D. Der Stützbalken E. Das Gehäuse F. Der Querbalken G. Der Vertikalbalken H. Die Latten an den Seiten des Spills I. Die Latten an den Seiten des Vertikalbalkens K. Die Getrieberäder, die Spindeln tragen L. Die Zahnräder M. Die Kette N. Die Rolle O. Die Auslegerbalken P. Der Stützbalken für die Auslegerbalken Q. Die viereckigen Blechplatten R. Die Laufkatze S. Der Treibehut T. Der Ring V. Die drei Ketten X. Die Kurbel Y. Die Vertikalwelle (Spill) Z der anderen Vorrichtung. Deren Querbalken AA. Der schräge Stützbalken BB. Der Ring des Querbalkens CC. Der zweite Ring DD. Der Hebebaum EE. Der dritte Ring FF. Der Haken GG. Die Ketten des Treibehutes HH. Die Kette des Hebebaumes II.
Abb. 1011: Der Freiberger Treibofen. Das Ofengewölbe A. Sein Sockel B. Die Kanäle C. Der Klöppel D. Der Schlägel E. Der Treiber macht nach römischer Art Röhrchen aus Glätte F. Die Glättgasse G. Die Glätte H. Der tiefer gelegene Herd I. Der Glättspieß K. Die Glätteröhrchen L.
Dieser Kran läßt sich, da er vier Getrieberäder besitzt, zwei mit Spindeln, ebenso viele mit Zähnen, leichter bewegen als andere mit nur 2 Getrieberädern, einem mit Spindeln und einem mit Zähnen. Viele besitzen dagegen nur eine einfache Vorrichtung: die beiden Drehzapfen des Spills drehen sich in derselben Weise, der eine in einem Eisenlager, der andere in einer Bandöse; an dem Spill befindet sich ein Querbalken,
[83] als Ausleger.
den ein schräger Balken stützt. Am Ende des Querbalkens ist ein kräftiger Eisenring befestigt, in den ein anderer eiserner Ring eingreift. In diesen wiederum ist ein kräftiger hölzerner Hebebaum fest eingefügt, dessen Ende von einem dritten Eisenring umfaßt wird; von ihm hängt ein Eisenhaken herab, welcher in die Endglieder der Ketten eingreift, die sich an den Ringen des Treibehutes befinden. Am anderen Ende des Hebelbalkens hängt eine Kette, welche beim Herabziehen den anderen Hebelarm hebt und damit den Treibehut. Wird sie losgelassen, so geht jener zusammen mit dem Treibehut herab.
An manchen Orten, wie zu Freiberg im Meißnischen, ist der zweite Ofen
[84] Treibofen.
oben mit Backsteinen überwölbt, fast wie ein Backofen; dieses 4 Fuß hohe Gewölbe besitzt zwei oder drei Arbeitsöffnungen. Davon ist die erste, nach vorne gelegene, 1 ½ Fuß hoch und 1 Fuß breit; aus ihr läuft die Glätte ab. Die zweite und dritte (wenn es deren drei sind) liegen an den Seiten und sind 1 ½ Fuß hoch, 2 ½ Fuß breit, damit der Arbeiter, welcher den Herd herrichtet, in den Ofen hineinkriechen kann. Dessen kreisrunder, aus Bruchsteinen hergestellter Sockel enthält zwei Kanäle für das Abziehen des Wasserdampfes, 2 Fuß hoch, 2 Fuß breit. Sie sind so von einer Seite zur gegenüberliegenden hindurchgeführt und gerichtet, daß der eine den anderen senkrecht schneidet und vier Öffnungen entstehen; oben sind sie mit breiten Hausteinen abgedeckt, die jedoch nur 1 Hand dick sind. Hierauf und auf den übrigen Innenteil des Bruchsteinsockels legt man ebenso wie auf den Rundstein oder die Kupferplatte und die Werkstücke des früheren Ofens 3 Finger hoch mit Stroh untermischten Lehm. Diesen sowie die zugegebene Asche klopft der den Herd bereitende Meister oder Gehilfe in der Kniebeuge mit kurzen Holzklöppeln und ebenfalls hölzernen Schlägeln fest.
Der polnische und ungarische Treibofen ist ebenfalls oben mit Backsteinen überwölbt, ähnlich einem Backofen; er besitzt unten einen massiven Sockel ohne Abzugskanäle für den Wasserdampf; doch befindet sich an Stelle eines Abzugskanales zwischen einer Seitenwand und dem Herdsockel eine Gasse; oben ist sie mit Eisenstäben abgedeckt, die in 2 Finger Abstand von der Wand zum Herd reichen.
Auf den hergerichteten Herd wirft man zunächst Strohbündel und auf diese legt man die Reichbleibarren; auf den Rost aber kommt Holz, das angezündet wird und den Herd heizt und die Barren im Gewicht von bald 80, bald 100 Zentner zum Schmelzen bringt. Hierauf facht man das Feuer durch schwachen Gebläsewind an und wirft so viel Holz auf den Rost, daß eine Flamme entsteht, die so stark ist, daß sie ausreicht, um im Herd das Blei vom Silber zu trennen. Die Glätte wird durch die auf der anderen Seite gelegene Arbeitstür, welche so weit ist, daß der Meister durch sie in den Herd kriechen kann, abgezogen.
Die Maraver und Carner,
[85] Die Einwohner von Mähren, Kärnten und Krain.
die sehr selten mehr als 2/3 oder 5/6 Pfund Silber herstellen, trennen das Blei von diesem weder in einem Ofen nach Art eines Backofens, noch in einem Herd, der mit einer Treibehaube bedeckt ist, sondern er entbehrt einer solchen und ist der Luft ausgesetzt;
Abb. 1012: Der polnische und ungarische Treibofen. Ein backofenartiger Ofen A. Die Gasse B. Der Eisenrost C. Die Arbeitsöffnung, durch welche man die Glätte abzieht D. Ein Herd ohne Treihehut E. Die dicken Holzscheite F. Der Blasebalg G.
nach dem Eintragen der Reichbleibarren legen sie trockenes Holz darauf und darüber noch dicke Scheite grünen Holzes. Nach Anzünden des Holzes fachen sie zunächst das Feuer durch einen Blasebalg an.
[86] Treiben "unter dem Klotz".
Ich habe nun über die Methode der Trennung des Bleies von Gold oder Silber gesprochen und werde jetzt darüber reden, wie Silber fein gebrannt wird; denn die Methode der Herstellung von Feingold habe ich schon früher erklärt.
Abb. 1013: Leere und fertige Testscherben für das Feinbrennen des Blicksilbers. Der Stößel mit Zacken A. Der Stößel ohne Zacken B. Ein Trog voll Asche C. Ein vorbereiteter Testscherben, auf Brettern stehend D. Ein leerer Testscherben E. Holz, das noch gespalten werden muß F. Die Säge G.
Das Feinbrennen des Silbers erfolgt im Feinbrennofen, dessen Herdraum ein Gewölbe aus Backsteinen mit einem 3 Fuß hohen Bogen auf der Vorderseite überspannt. Der Herdraum selbst ist 5 Fuß lang und 4 Fuß breit; an den Seiten und hinten sind die Wände massiv, dagegen ruht der vordere Gewölbebogen auf einem zweiten; auf ihn und eine Seitenwand ist die Esse aufgesetzt. Der Herdraum besitzt eine runde Vertiefung von 1 ½ Fuß Durchmesser, 2 Hand tief; in diese wirft man gesiebte Asche, in welche eine vorbereitete Schale
[87] Der "Testscherben".
so eingesetzt wird, daß die Asche ringsherum gleich hoch ist. Den aus Ton bestehenden Testscherben füllt man mit einem Pulver, das aus gleichen Teilen pulverisierter Knochen und Asche besteht, welche einem Herd entnommen ist, in dem Blei von Gold oder Silber getrennt ward. Andere mischen zu der Asche Ziegelmehl; keines dieser Pulver besitzt die Eigenschaft, Silber zu binden. Von dem mit Wasser angefeuchteten Pulvergemisch wird eine geringe Menge in den Testscherben geschüttet und mit einem runden, 1 Fuß langen, 1 1/4 Hand dicken Holzstößel festgestampft;
Abb. 1014: Das Schlagen der Teste in die Scherben.
Das gerade Messer mit Holzgriffen A. Das gekrümmte Messer, ebenfalls mit Holzgriffen B. Das gekrümmte Messer ohne Holzgriffe C. Das Sieb D. Die Kugel E. Die eiserne Tür, welche der Meister beim
Feinbrennen herabläßt, damit die Hitze des Feuers die Augen nicht schädigt F. Das Gerät zum Auflegen der Hölzer beim Feinbrennen des geschmolzenen Silbers G [88]. Sein eines Ende greift in die
Öse eines anderen, in das 0fenmauerwerk eingelassenen Gerätes H. Der Testscherben mit glühenden Kohlen I.
[88] Brandeisen.
Dieser besitzt sechs vorstehende Zacken, je 1 Finger dick, 1 1/3 Finger breit und lang, ungefähr 1 Finger voneinander entfernt. Diese sechs Zacken bilden einen Kreis, in dessen Mitte ein siebenter runder, gleich hoher, aber 1 ½ Finger dicker Zacken steht. Der Stößel verjüngt sich von unten nach oben allmählich zu einem runden, 3 Finger starken Handgriff. Manchmal wird auch ein runder Stößel ohne Zacken benutzt.
Darauf wird wieder eine geringe Menge Pulver in den Testscherben geschüttet und festgestampft. Diese Arbeit wird so lange wiederholt, bis der ganze Testscherben voll Pulver ist; nun schneidet der Meister ihn mit einem zweischneidigen Messer aus, das beiderseits gerade zurückgebogen ist, so daß das 1 1/4 Hand breite Mittelstück vorsteht; dieses ist bald gerade, bald gekrümmt. Das Messer selbst ist 1 ½ Finger stark, die beiderseitigen Aufbiegungen 2 Hand lang; diese Handgriffe besitzen auf eine Länge von 1 Hand keine Schneide oder sind in Holzgriffe gesteckt. Der Meister faßt nun mit einer Hand das Messer und schneidet so viel von dem Pulver aus dem Scherben heraus, daß ringsherum eine Schicht von 3 Finger Stärke verbleibt. Darauf schüttet er mittels eines Haarsiebes trockenes Knochenmehl darüber, nimmt dann eine Kugel aus sehr hartem Holz von 6 Finger Durchmesser und dreht sie mit beiden Händen im Scherben herum, diesen glatt und wieder fest machend; doch dreht er die Kugel auch wohl nur mit einer Hand.
Die Testscherben besitzen verschiedenes Fassungsvermögen; die einen fassen nach ihrer Fertigstellung ungefähr 15 Pfund, andere 20, ein Teil 30, manche 40 und andere 50. Alle so vorbereiteten Testscherben werden in der Sonne getrocknet oder an einem warmen überdachten Platz. Je trockener und älter sie sind, umso besser. Soll Silber fein gebrannt werden, so wärmt man sie alle noch durch glühende Holzkohle an. Manche verwenden an Stelle eines Testscherbens einen Eisenring, doch ist der Scherben zweckmäßiger. Denn wenn die Testmasse zu Bruche geht, so bleibt doch das Silber in diesem zurück, während es aus jenem, der keinen Boden besitzt, herausläuft. Der Scherben kann außerdem leichter in den Herd eingesetzt werden als ein Ring und bedarf weniger Testmasse. Damit der Testscherben nicht auseinanderfallen und so Silberverlust entstehen kann, fassen ihn manche zur Sicherheit noch mit einem Eisenring ein.
Der Feinbrenner hat einen eisernen Rost in Bereitschaft, auf den er die Blicksilberstücke legt, welche er, damit sie leichter brechen, durch untergelegte glühende Kohlen erwärmt. Ferner hat er einen Messingblock, 2 ½ Hand breit und lang, in der Mitte mit einer Vertiefung; diesen legt er auf einen Klotz aus Hopfenbuchenholz,
[89] siehe dieses Buch Anm. 82.
die Silberstücke darauf, und zerschlägt diese mit einem Doppelhammer in Stücke. Dieser Hammer ist 1 Fuß 2 Finger lang, 1 Hand breit. Andere verwenden nur einen in der Mitte mit Vertiefung versehenen Holzklotz. Die noch heißen Bruchstücke nimmt er mit der Zange, wirft sie in ein Gefäß mit Löchern und gießt Wasser dazu, damit er sie nach dem Abkühlen fachgemäß in den Testscherben einsetzen kann. Das Einsetzen erfolgt so, daß sie aufrecht stehen und aus dem Testscherben bis zu 2 Hand hoch herausragen. Dazwischen legt er Kohlenstückchen, damit sie nicht durcheinanderfallen. Nun gibt er in den Testscherben glühende Kohlen, darauf zwei Spankörbe voll Holzkohle und bläst dann mit einem Blasebalg Luft ein. Dieser ist doppeltwirkend, 4 ½ Fuß lang, am Außenende 2 ½ Fuß breit; alles übrige ist ähnlich wie im siebenten Buch beschrieben. Die Düse dieses Blasebalges steckt in einer 1 Fuß langen Kupferform mit vorne vollkommen runder Öffnung von mehr als 1 Finger im Durchmesser, hinten 2 Hand weit. Da er zu dieser Arbeit des Silberfeinbrennens eines scharfen Feuers und deshalb einer starken Gebläsewirkung bedarf, gibt der Meister dem Blasebalg eine stark geneigte Lage, so daß er auf die Mitte des Testscherbens und des geschmolzenen Silbers bläst. Wenn dieses aufkocht, bearbeitet er es mit einem angefeuchteten Rundholz, welches an einem am Ende aufgebogenen Eisen befestigt ist.
[90] Streichholz.
Das Schmelzen des Silbers erfolgt nach ungefähr einstündigem Erhitzen im Testscherben. Nach dem Einschmelzen entfernt er die brennenden Kohlen aus dem Testscherben und legt darauf zwei Tannenholzscheite, 1 3/4 Fuß lang, 1 ½ Hand breit, oben 1 Hand, unten etwa 3 Finger dick. Die unteren Enden werden zusammengelegt und auf diese Holzscheite wiederum Holzkohlen geworfen; denn zum Silberfeinbrennen bedarf es stets eines besonders scharfen Feuers.
Das Feinbrennen erfolgt innerhalb zwei bis drei Stunden, je nachdem, ob das Silber rein oder unrein war. Solches wird durch gleichzeitig in den Test eingesetzte Kupfer- oder Bleigranalien reiner. Um aber während des Feinbrennens eine so hohe Temperatur aufrechterhalten zu können, läßt er eine eiserne Tür, 3 Fuß lang, 1 3/4 Fuß hoch, herab; diese ist ringsum von Flacheisen eingefaßt. Nach Beendigung dieser Arbeit hebt er sie wieder mittels einer Eisenschaufel hoch, bis ihre Klinke in einen eisernen eingemauerten Sperrhaken eingreift und sie in geöffneter Lage festhält.
Ist das Silber beinahe fertig gebrannt, was man aus der verflossenen Zeit schließen kann, so führt er eine runde, ganz aus Eisen bestehende Stange ein, die eine gehärtete Spitze besitzt und 3 ½ Fuß lang, 1 Finger stark ist; die an der Stange haftenbleibende Silberhaut schlägt er auf dem Messingblock mit dem Hammer ab; aus ihrer Farbe schließt er, ob das Silber rein genug ist oder nicht. Ist es gänzlich fein gebrannt, so ist es vollkommen weiß, und 1 Mark davon ist bis auf 1 Drachme rein.
[91] entsprechend 985/1000 Feingehalt.
Manche schöpfen auch die Silberprobe mittels der Aushöhlung eines eisernen Gezähes.
[92] Probelöffel.
Der Abbrand an Silber beträgt auf 1 Mark 1/4 Unze,
[93] rd. 3,1 %.
zuweilen auch, wenn es sehr unrein war, 3/8 oder ½ Unze.
[94] 4,7 bis 6,2 %.
Der Feinbrenner beaufsichtigt das Feuer und rührt in dem flüssigen Silber mit einem eisernen Gezähe von 9 Fuß Länge, 1 Finger Stärke, dessen vorderes Ende erst nach rechts und dann wieder zurückgebogen ist, so daß ein Ring von 1 Hand Durchmesser im Lichten entsteht; andere wieder benutzen ein Gezähe, dessen Ende gerade aufgebogen ist; außerdem hat er ein Gezähe oder eine Zange in Gestalt einer Klemme, womit er die Holzkohlen erfaßt und sie, indem er es mit der Hand zusammendrückt, zusetzt bzw. entfernt; es ist 2 Fuß lang, 1 ½ Finger breit, 1/3 Finger stark.
Sobald nun das Silber fein gebrannt ist, entfernt er mit einer Schaufel die Kohlen aus dem Testscherben und gießt Wasser mittels einer kupfernen, mit 4 Fuß langem Holzgriff versehenen Kelle darauf; diese besitzt an einer Seite in der Mitte zwischen der tiefsten Stelle und dem Rande ein Loch, nahezu von der Größe eines Hanfsamenkornes. Diese Kelle füllt er dreimal mit Wasser und löscht damit allmählich das Silber ab, indem das Wasser dreimal vollständig durch das Loch abläuft. Wenn er nämlich plötzlich viel Wasser darauf gießen würde, würde es auseinanderspritzen und die Dabeistehenden verletzen. Ferner hat der Treiber eine eiserne zugespitzte Stange von 3 Fuß Länge mit einem ebenso langen Holzgriff; diese Stange steckt er in den Testscherben, um ihn zu lösen; auch benutzt er dazu einen Eisenbaken, 2 Finger breit, 1 Hand hoch, mit einem ebenfalls 3 Fuß langen eisernen und einem ebenso langen hölzernen Teil oder Handgriff. Darauf dreht er den aus seiner Höhlung gelösten Testscherben mit der Schaufel oder der Zange um, wobei das halbkugelförmige Silberstück auf den Boden fällt. Er wirft es mit der Schaufel in ein Gefäß voll Wasser, wo es noch ein großes Getöse verursacht, oder er legt den Silberkuchen mit der Gabel auf ein klemmenförmiges, auf einem Gefäß voll Wasser liegendes Gezähe. Bald nachdem Erkalten nimmt er ihn wieder aus dem Gefäß heraus, legt ihn auf einen aus Hopfenbuche
[95] siehe dieses Buch Anm. 82.
gehauenen Klotz. und behandelt ihn mit dem Hammer, damit die anhaftende Testmasse abfällt. Darauf legt er das Silber auf das in dem Gefäß voll Wasser liegende Gezähe und säubert es mit einer in Wasser getauchten Messingbürste. Diese Arbeit des Hämmerns und Säuberns wiederholt er, bis es vollkommen rein ist. Hierauf legt er es auf einen Dreifuß oder einen Eisenrost; der Dreifuß ist 1 ½ Hand hoch und 1 ½ Finger stark, seine Öffnung ist 2 Hand im Durchmesser; unter den Dreifuß oder Rost kommen glühende Kohlen, um das feuchte Silber wieder zu trocknen.
Abb. 1015: Vorbereitende Arbeiten und Feinbrennen des Silbers im Test. Der Rost A. Die Messingunterlage B. Der Holzklotz C. Das Silberstück D. Der Hammer E. Der Holzklotz, in der Mitte vertieft F. Der Trog mit Löchern G. Das Rundholz, an einem Eisen befestigt H. Tannenholzscheite I. Die Eisenstange K. Das Gezähe mit Aushöhlung (Probelöffel) L. Das Gezähe mit Ring; das Gezähe, dessen Ende aufgebogen ist M. Das Gezähe in Gestalt einer Klemme N.
Schließlich legt der Vertreter des Königs, des Fürsten oder der Besitzer das Silber auf einen Klotz und schlägt mit einem Meißel zwei Stückchen heraus, das eine von der Unterseite, das andere von der Oberseite; diese probiert er im Feuer,
[96] d.i. auf trockenem Wege.
um genau festzustellen, ob das Silber vollkommen gereinigt ist oder nicht, und zu welchem Preis es an die Kaufleute verkauft werden muß. Hierauf drückt er das Siegel des Königs, des Fürsten oder der Besitzer darauf und daneben die das genaue Gewicht angebende Zahl.
Manche brennen das Silber in einem unter einer eisernen oder tönernen Muffel aufgestellten Testscherben fein; ihr Ofen ist der gleiche. Den die Silberbrocken enthaltenden Testscherben tragen sie in seinen Herd ein und setzen die Muffel darüber;
Abb. 1016: Das Herausnehmen des fein gebrannten Silbers. Das Gezähe mit kreisförmigem Haken A. Die Kelle B. Deren Loch C. Das zugespitzte Eisen D. Die Gabel E. Der Silberkuchen, auf einem klemmenförmigen Gezähe liegend F. Das Gefäß voll Wasser G. Der Klotz mit darauf liegendem Kuchen H. Der Hammer I. Das Silber, das ebenfalls auf einem klemmenförmigen Gezähe liegt K. Ein anderes Gefäß voll Wasser L. Die Messingbürste M. Der Dreifuß N. Der andere Klotz O. Der Meißel P. Der Herd des Ofens Q. Noch rauchender Testscherben R.
Diese besitzt an den Seiten kleine Fenster, vorne ein Steglein; an die Seiten der Muffel setzen sie Backsteine und werfen auf diese und auf die Muffel Holzkohlen, auf das Steglein ein brennendes Scheit, um das Silber zum Schmelzen zu bringen. Der Ofen besitzt eine eiserne Tür, die an der dem Feuer zugewandten Seite mit Lehm bekleidet ist, um sie dagegen zu schützen. Ist sie geschlossen, hält sie die Hitze des Feuers zusammen; doch besitzt sie ein Fensterchen, damit die Treiber in den Testscherben hineinschauen und ab und zu das Feuer mittels eines Blasebalges anfachen können. Obgleich man so langsamer als sonst das Silber fein brennt, ist die Muffel doch zweckmäßiger, weil man so geringere Verluste erleidet. Denn ein schwaches Feuer verzehrt eine geringere Menge davon als jenes scharfe, durch das ständige Blasen des Blasebalges erzeugte.
Abb. 1017: Das Feinbrennen des Silbers unter der Muffel. Die Muffel A. Ihre Fensterchen B. Ihr Steglein C. Backsteine D. Die Eisentür E. Ihr Fensterchen F. Der Blasebalg G. Das meißelförmige Gerät H. Der Eisenring, den manche an Stelle eines Testscherbens verwenden I. Das Pistill zum Stampfen der Asche im Ring K.
Wenn der Silberkuchen nach Entfernung der Muffel wegen seiner Größe nur mit Schwierigkeit herausgeholt werden kann, so zerschneidet man ihn, solange er noch heiß ist, mit einem hineingedrückten keil- oder meißelförmigen Gerät in zwei oder drei Teile; denn schneidet man ihn nach dem Erkalten auseinander, so verliert man nicht selten die zerkleinerten Stückchen dadurch, daß sie wegspringen.