Text: Julius Rudol Gspandl, 1896
Melodie: Otto Lob, 1896
1. Beim
Rosenwirt am Grabentor des Abends um halb sechs
den Hammer hebt der Wirt empor und schlägt den Zapfen ex !
Das schlurrt und glurrt aus feuchter Nacht
vom Spundloch in die Kann,
ei, seh´t, wie´s Antlitz jedem lacht,
jedwedem Zechersmann :
„Bierlein, rinn ! Ho ruck ! Bierlein, rinn ! Ho ruck !
Was nützen mir die Kreuzerlein,
wenn ich gestorben bin ? Bierlein, rinn !“
2.
Beim Rosenwirt im Stübel drin, da sitzt ein junges Blut,
die schmucke, schlanke Kellnerin war ihm noch gestern gut.
Doch heute ist sie durchgebrannt,
fahr wohl, du falsche Hex !
Der Bursch kehrt sein Gesicht zur Wand
und summt um halber sechs :
„Bierlein, rinn ! usw.
3.
Beim Rosenwirt am Eichentisch, da thront ein braver Greis,
die Wangen rot, die Augen frisch, die Haare silberweiß !
Schlug ihm auch manchen großen Plan
das Schicksal schnöd entzwei –
um halber sechs schlägt auch wer an,
der Alte brummt dabei :
„Bierlein, rinn ! usw.
4.
Beim Rosenwirt am Grabentor, da blüht ein fein Gewächs,
das heben wir im Glas empor schon abends um halb sechs.
Wir heben es gar emsig hoch,
wir leerens auf den Grund –
um Mitternacht, da klingt es noch,
schallts noch von Mund zu Mund :
„ Bierlein, rinn ! usw.
5.
Und schlägt mir einst der Sensenmann den Nagel auf die Truh´,
rast ich von harter Lebensbahn in kühler Grabesruh´,
dann schwingt bekränzt den Becher mir,
dem müden Wandersmann,
der euch gelehrt den Spruch zum Bier,
und hebet also an :
„Bierlein, rinn ! usw.