Text: Josef Viktor Scheffel, 1851
Melodie: Stefan Gruwe, 1862
1. Das
war der Zwerg Perkeo
im Heidelberger Schloß,
an Wuchse klein und winzig,
an Durste riesengroß.
Man schalt ihn einen Narren,
er dachte : „Liebe Leut´,
wär´t wie ich doch alle,
feuchtfröhlich und gescheit !“
2.
Und als das Faß, das große,
mit Wein bestellet war,
da ward sein künftiger Standpunkt
dem Zwerge völlig klar.
„Fahr wohl“, sprach er, „o Welt,
du Katzenjammertal,
was sie auf dir hantieren,
ist wurst mir und egal.
3.
Um lederne Ideen
rauft man manch heißen Kampf,
es ist im Grund doch alles
nur Nebel, Rauch und Dampf !
Die Wahrheit liegt im Weine.
Beim Weinschlurf sonder End
erklär´ ich alter Narre
fortan mich permanent.“
4.
Perkeo stieg zum Keller,
er kam nicht mehr herfür,
und sog bei fünfzehn Jahre
am rhein´schen Malvasier.
War´s drunten auch stichdunkel,
ihm strahlte inn´res Licht,
und wankten auch die Beine,
er trank und murrte nicht.
5.
Als er zum Faß gestiegen,
stand´s wohlgefüllt und schwer,
doch als er kam zu sterben,
klang´s ausgesaugt und leer.
Da sprach er fromm: “Nun preiset,
ihr Leut´, des Herren Macht,
die in mir schwachem Knirpse
so starkes hat vollbracht.
6.
Wie es dem kleinen David
gegen Goliath einst gelang,
also ich arm Gezwerge
den Riesendurst bezwang.
Nun singt ein de profundis,
daß das Gewölb´ erdröhnt,
das Faß steht auf der Neige,
ich falle sieggekrönt.“
7.
Perkeo ward begraben. -
Um seine Kellergruft
beim leeren Riesenfasse
weht heut´ noch feuchte Luft.
Und wer als frommer Pilger
frühmorgends ihr genaht :
Weh ihm ! Als Weinvertilger
durchtobt er nachts die Stadt !