Zur Reception
(AH Zauner, 09.12.2011)
Anlässlich der heutigen Reception haben wir wieder das traditionelle schöne Lied gesungen, „Schwört bei dieser blanken Wehre...“. Dabei sind wieder die Schlagworte Ehre, Freiheit, Vaterland beschworen worden. In ihrem Namen sind Generationen zu höchsten Taten angespornt worden. Genauso wurden sie aber auch missbraucht um ganze Generationen in sinnlosen Kriegen zu verheizen.
Es erhebt sich nun für uns die Frage was uns diese Begriffe heute bedeuten und wie wir sie interpretieren.
Ehre - Dieses Wort ist auch im Begriff ehrlich enthalten und kann uns helfen den etwas schwer fasslichen Begriff der Ehre zu hinterfragen. Ehrlich sein bedeutet sich selbst und andere nicht zu täuschen. Besonders zu sich selbst ist es oft nicht einfach ehrlich zu sein, denn es heißt sich nicht um eines Vorteils willen untreu zu werden. Wenn uns das gelingt und danach wollen wir trachten, wird es uns sicher zur Ehre gereichen.
Freiheit - Bedeutet Gedanken- und Meinungsfreiheit. Sie wird nur dort eingeschränkt, wo sie die Freiheit des anderen beschneidet. Dies ist bei uns derzeit im Großen und Ganzen noch der Fall, wenn man jedoch die Versuche von Politik und Exekutive betrachtet die unter jedem sich bietendem Vorwand, sei es innere Sicherheit, Eurokrise, Terrorgefahr etc. unsere persönliche Freiheit einzuschränken und das Primat des Staates auszubauen ist Skepsis und Vorsicht angebracht. Wenn nötig ist dagegen Widerstand zu leisten.
Vaterland - Darunter verstehe ich neben meiner Heimat in den bestehenden Grenzen auch die Zugehörigkeit zu einem gemeinsamen Kultur und Sprachkreis. Dieser ist für mich der Deutsche, dann der Europäische. Diese Definition ist keine Wertung verschiedener Kulturen in der Kategorie wie besser oder schlechter. Sie ist gefühlsmäßig. Ich bin in diesen Kulturkreis hineingeboren und in ihm aufgewachsen. In ihm fühle ich mich wohl, zugehörig und ich finde ihn wert ihn zu erhalten und zu verteidigen.
Ich glaube und hoffe, diesen Überlegungen kann jeder von euch zustimmen.
Wie passen sie nun zu uns als Corps und wie passen wir zu ihnen? Indem wir sie leben und uns dazu auch öffentlich bekennen. Das allein macht aber noch nicht das Wesen unseres Corps aus.
Warum tragen wir nun Band und Mütze und stellen uns auf Mensur?
Was sind die Säulen auf denen unser Corps noch ruht?
Farben und Mensur sind zum Teil Tradition, aber immer noch das Zeichen für etwas einzustehen das man für sich als wertvoll erkannt hat. Auch ist es ein Zeichen, ich bin bereit für eine Sache meinen Kopf hinzuhalten an der mir etwas liegt (auch im wörtlichen Sinn).
Eine weitere Säule unseres Corpsstudententums ist die Toleranz. Sie ist der Garant, dass jeder seinen Weg zu einem selbstbestimmten Leben gehen kann, solange er diese Toleranz auch den anderen entgegenbringt. Dabei heißt Toleranz sich mit der Meinung des anderen auseinander zu setzen und sie zu respektieren. Sie darf nicht mit Gleichgültigkeit verwechselt werden.
Die wichtigste Säule aber ist die Freundschaft. Es ist mir schon klar, dass man nicht innerhalb des Bundes Generationen übergreifend persönliche tiefe Freunde haben kann. Es bedeutet für mich, einem Corpsbruder immer ein offenes Ohr und eine helfende Hand nach Möglichkeit anzubieten.
Als letztes möchte ich noch unseren Wahlspruch zitieren „Durch Eintracht stark...“. Hier gilt mein Appell an unsere Jugend. Ihr seid ständig zusammen. Ihr seid in erster Linie hier in Leoben um euer Studium zu absolvieren. Hier seid ihr insofern gefordert die Eintracht zu leben, indem ihr keinen beim Studium nachhinken lasst. Freundschaft bedeutet auch dem Freund wenn es nötig ist einen symbolischen Tritt zu geben wenn seine Motivation zu wünschen übrig lässt. Dann wird sich auch der zweite Teil unseres Wahlspruches erfüllen „...mit Mut um Ziel“.