Text: Rudolf Baumbach
    Melodie: Als ich schlummernd lag heut Nacht
    1.  Gestern
    saß ich still beim Wein, voller Mißvergnügen;
    war wohl mit dem falschen Bein aus dem Bett gestiegen.
    Da erklangen vor dem Tor Jugendstimmen leise,
    |: und in mein geschärftes Ohr drang die Burschenweise: :|
    Gaudeamus igitur, iuvenes dum sumus !
    Post iucundam iuventutem, post molestam senectutem
    |: nos habebit humus ! :|
    2. 
    Zog herein ein lust’ger Schwarm, Sachsen und Westfalen,
    mit Borussen Arm in Arm, Schwaben und Vandalen.
    Junges Blut mit flaum’gem Bart, Burschen, schlank wie Kerzen,
    |: auf der Wang’ die tiefe Quart, auf der Stirn die Terzen. :|
    Vivat academia , vivant professores,
    Vivat membrum quodlibet, vivant membra quaelibet,
    |: semper sint in flore ! :|
    3. 
    Näher kommt’s mit Hall und Schall, hinter Blumentöpfen,
    wird’s lebendig überall von bezopften Köpfen.
    Ob der Kaffee auch verbrennt und die teure Sahne,
    |: von dem Herd zum Fenster rennt, Tochter, Mutter, Ahne.: |
    Vivant omnes virgines graciles, formosae,
    vivant et mulieres tenerae, amabiles,
    |: bonae, laboriosae ! :|
    4. 
    Als die alte Stadt entlang zog der helle Haufen,
    fühlt’ ich über meine Wang’ heiß ein Tränlein laufen.
    Als ich’s mit dem Finger schnell aus dem Bart gerieben,
    |: ist ein Haar mir silberhell in der Hand geblieben. : |
    Vita nostra brevis est, brevi finietur,
    venit mors velociter, rapit nos atrociter,
    |: nemini parcetur. :|
    5. 
    Alte Burschenherrlichkeit ! Bist du gleich entschwunden,
    schlug mir auch im Lauf der Zeit Frau Fortuna Wunden,
    Burschenmut ich nicht verlor mit der Burschenmütze,
    |: und dem Schicksal nach wie vor biet ich keck die Spitze. : |
    Pereat tristitia, pereant osores,
    pereat diabolus, quivis antiburschius,
    |: atque irrisores ! :|