Leobener Bergmanns- und Studentenlieder
mit Musik von August Stelzer
Musikalische Leitung: Rudolf Streicher
Aufnahmeleitung: Franz Plott
Mehr als ein halbes Jahrtausend alt sind die ersten überlieferten Bergmannslieder. Aus dem Jahr 1414 stammt das "Kuttenberger Lied", das seiner Art nach zu den "geschichtlichen" Bergmannsliedern zählt, deren man nur vergleichsweise wenige kennt. Wesentlich größer ist die Zahl der "geistlichen" Bergmannsgesänge, welche vor allem vor Antritt der Schicht als Bitte um gnädige Hilfe im dunklen Schacht oder nach glücklicher Ausfahrt als Dank gesungen wurden. Solche Lieder sind schon vom Anfang des 16. Jh. überliefert. Am zahlreichsten sind die allgemeinen Bergmannslieder, in denen das Leben der Bergleute, die harte, gefährliche Arbeit, Unglücksfälle und glückliche Errettungen, aber auch Freude und Stolz am Erfolg besungen werden. Völlig anders als sonst wo ist der "Bergakademiker" mit seinen Kumpeln bei der Arbeit im Berg auf Gedeih und Verderb verbunden und so haben sie seit eh und jeh auch die frohen Stunden und Feste gemeinsam gefeiert. So wurden auch die uralten Bergmannsgesänge ganz von selbst zu Liedern der Montanstudenten und bilden heute in Leoben und wohl auch an den wenigen anderen Stätten, wo an hohen Schulen Berg- und Hüttenleute ausgebildet werden, einen wesentlichen Bestandteil des studentischen Gesanggutes. Gemeinsam mit den allgemeinen Studentenliedern und einigen Gesängen, welche dem genius loci gewidmet sind, bilden die Bergmannslieder ein Kulturgut, dessen Erhaltung und Bewahrung eine wirklich dankenswerte Tat ist. Die Melodien der auf dieser Platte aufgezeichneten Lieder entsprechen. soweit die sichere Erfassung noch möglich war, den alten Sangesweisen. Dies ließ sich in den meisten Fällen durchführen, da Otto Gold sen. Im ersten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts, alle gängigen Leobner Lieder in der damals noch allgemein bekannten alten Singweise aufgezeichnet hat. Weitere wichtige Hinweise und Angaben konnten den Forschungsarbeiten über das Bergmannslied von Franz Kienbauer entnommen werden. Schließlich muss hier auch noch Ludwig Bähr mit seiner zusammenfassenden Darstellung über das Bergmannslied genannt werden.
Es ist sicher, dass die Bergmannslieder. die ja früher vielfach einen ganz wesentlichen Teil von Gemeinschaftsveranstaltungen der Bergleute ausmachten, vor hundert oder zweihundert Jahren etwas anders gesungen worden sind, wohl in gemäßigterem Tempo, feierlich und immer viel mehr im unmittelbaren Erleben des Gesungenen. Diesem Umstand trägt die Musik von August Steher, welche die Lieder einleitet und verbindet, in tief einfühlender Weise Rechnung. Sie lässt Schwere und Härte des Bergmannsberufes fast körperlich miterleben, gibt aber auch eine klare und eingängige Vorstellung dieser frühen Berggesänge. So sehr die alten Bergmannslieder auch in ihrer jetzt gesungenen, gelösteren. freieren, beschwingteren Form einen entscheidenden Teil des studentischen Gesanggutes in Leoben bilden, so ergibt sich ein richtiges Bild doch erst dann, wenn auch einige echte Studentenlieder dazu erklingen. Der Gedanke, ein dauerndes Bild der Studentenstadt Leoben, in der Tradition und immer junges Neues so eng miteinander leben, zu schaffen, konnte kaum in ansprechenderer Form verwirklicht werden, als es Rudolf Streicher in dieser Platte gelungen ist. Die graphische Gestaltung der Plattentasche ist das Werk des Studenten Manfred Gölz, der damit die Leistung von Komponist, Chor und Dirigenten auf seine Welse ergänzt. Das Miteinander von Bergmanns- und Studentenliedern, die in ihrem Gedankengut Besinnlichkeit, ja Melancholie mit lugendlichem Übermut gepaart aufweisen, die verbindende Musik, geben schon für sich allein auch dem "nicht gelernten Leobner" ein sehr einprägsames Bild. Für alle "alten Leobner", und solche, die es werden wollen aber mag es wohl das Schönste sein, zu hören, dass unsere Platte das Werk echten Leobener Geistes ist, geschaffen aus freudiger Zusammenarbeit aller studentischen Kreise. Die Sänger sind ausschließlich aktive Studenten. Sie singen ihre Lieder, ob diese nun aufgezeichnet werden, oder nicht. Sie singen eben um zu singen, und das ist das Schönste.
Es grüne die Tanne, es wachse das Erz,
Gott schenke uns allen ein fröhliches Herz.
Bergmannsstand / aufgezeichnet Otto Gold
Der Bergmannsstand sei hoch geehret,
es lebe hoch der Bergmannsstand!
Wenn er auch das Tageslicht entbehret,
so tut er's doch fürs Vaterland.
Ja den Söhnen der Gruben und der Berge
reicht ein Jeder freundlich die Hand.
Es lebe hoch. es lebe hoch.
es lebe hoch der Bergmannsstand.
Hört ihr nicht des Glöckleins leises Schallen?
Hört ihr nicht die Klopfe, die uns ruft?
Nun wohlan zum Schachte laßt uns wallen.
Ein Glückauf! erschalle durch die Luft.
Ja den Söhnen ...
Bringen wir die Berge dann zum Weichen,
und ist gewonnen dann das reiche Erz;
großen Lohn den sie alsdann uns reichen,
und die Lieb erfreuet unser Herz.
Ja den Söhnen ...
Alte Burschenherrlichkeit / Eugen Höfling
O alte Burschenherrlichkeit! Wohin bist du entschwunden?
Nie kehrst du wieder, gold'ne Zeit, so frei und ungebunden!
Vergebens spähe ich umher, ich finde deine Spur nicht mehr
O jerum, jerum, jerum, o quae mutatio rerum
Wo sind sie, die vom breiten Stein nicht wankten und nicht wichen.
die ohne Spieß bei Scherz und Wein den Herrn der Erde glichen?
Sie zogen mit gesenktem Blick in das Philistedand zurück.
O jerum, jerum, jerum, o quae mutatio rerum
Drum, Freunde! relchet euch die Hand, auf daß es sich erneue,
der alten Freundschaft heil'ges Band, das alte Band der Treue.
Stoßt an und hebt die Gläser hoch, die alten Burschen leben hoch,
es leb' die Treue, auf daß sie sich emeue.
Ich bin ein Bergmann / aufgezeichnet Otto Gold
Ich bin ein Bergmann, kennt ihr wohl das Zeichen,
des Schlägels und des Eisens silbern Bild?
Dem alle finstern Erdenmächte weichen,
dem Elemente trotzend noch so wild.
Ob auch In finstern Nächten. In ewig dunklen Schächten
mir nimmer strahlt der helle Sonnenschein,
ich bin ein Bergmann, will ein Bergmann sein!
Erglänzet nicht in unsrer Grube Dunkel
dem Auge mancher lieblich helle Schein?
Umschwebet nicht mit himmlischem Gefunkel
uns lächelnd Freundschaft, Liebe, Lied und Wein?
Sie sind uns treu ergeben, sie schmücken unser Leben,
sie bringen Licht in ew'ge Nacht hinein.
Ich bin ein Bergmann, will ein Bergmann sein!
Und wartet nicht in jungfraullcher Schöne
das holde Liebchen in der Heimat mein?
Ihr schallen freudig unsre Jubeltöne,
Ihr woll'n wir freudig diesen Becher weih'n !
Glückauf ihr frohen Brüder! Es schalle donnernd wieder:
Des Bergmanns Braut muß stets die Schönste sein!
Ich bin ein Bergmann, will ein Bergmann sein.
Knappenlied / aufgezeichnet Otto Gold
Glückauf! Glückauf! Der Steiger kommt,
und er hat sein Grubenlicht bei der Nacht
schon angezündt ...
Bergleut, Bergleut sinds kreuzbrave Leut;
denn sie tragen das Leder am Arsch bei der Nacht
und saufen auch ...
Hüttenleut, Hüttenleut sinds kreuzbrave Leut;
sie tragen das Leder am Bauch bei der Nacht
und saufen auch ...
Erdölleut, Erdölleut sinds kreuzbrave Leut;
ob sie bohren oder pumpen bleib'n sie doch die selben Lumpen
und saufen auch ...
Wer hat dieses Lied erdacht?
Zwei besoffene Bergakademiker, die habens erdacht
wohl in der Nacht.
Ich schieß den Hirsch / Franz von Schober
Ich schieß den Hirsch im wilden Forst, im tiefen Wald das Reh,
den Adler auf der Klippe Horst, die Ente auf dem See:
kein Ort, der Schutz gewähren kann, wo meine Büchse zielt,
und dennoch hab ich harter Mann die Liebe auch gefühlt.
Kampiere oft zur Winterszeit in Sturm und Wettemacht,
hab überreift und überschneit, den Stein zum Bett gemacht;
auf Domen schlief Ich wie auf Flaum, vom Nordwind unberührt
und dennoch hat die harte Brust die Liebe auch gespürt.
Der wilde Falk' ist mein Gesell', der Wolf mein Kampfgespann,
der Tag geht mir mit Hundsgebell, die Nacht mit Hussa an;
ein Tannreis schmückt statt Blumenzier den schweißbedeckten Hut.
Und dennoch schlug die Liebe mir ins wilde Jägerblut.
Und wenn ich einst gestorben bin, so legt mich In den Schrein.
Ein braver Bursch bin ich gewest, will's auch im Tode sein;
gebt mir aufs Haupt mein Cerevis, den Schläger in die Hand.
Und schlingt mir um die kalte Brust mein altes Burschenband.
Ich sitz so gern in der Schenke / Hans Giebisch
Ich sitz so gern in der Schenke, bei lustger Tafelrund,
da sitz ich gern und trinke, so manche frohe Stund!
Und wenn der Wein im Becher glüht, dann singe Ich ein altes Lied:
Ich sitz so gern beim Humpen, da wird das Herz mir weit
und einen alten Lumpen, so nennen mich die Leut'!
Ein Freund war einst mein eigen, wir teilten Glück und Harm,
er ward ein reicher Herre, ich blieb mein Lebtag arm.
Und wenn ich nun vorübergeh, schaut er zur Seit', das tut mir weh:
Drum ...
Ich liebte einst ein Mädchen, das schwur mit Lieb und Treu,
sie ging in Samt und Seide, ich schlief auf Stroh und Streu.
Was liegt daran, sie war ja reich, wenn ich auch elend bin und bleich!
Drum ...
Ich träumt in Burschentagen von meines Volkes Ehr,
mein Volk, das war zerschlagen, im Herzen tief und schwer.
Du liebes, deutsches Vaterland. wie drückt mich deine Not und Schand.
Wie gern gäb ich mein Leben. für deine Herrlichkeit,
was so ein Lump kann geben, dazu bin ich bereit.
Sitz ich nun in der Schenke. dann träum ich manche Stund,
dann gibt zum Kuß mir wieder mein Mädel ihren Mund,
dann reicht der Freund mir seine Hand und frei dankt mich mein Vaterland.
Drum ...
Leoben / Karl Gold — Dr. Karl Jirsch
Wenn ich die Strecken und Baue durchquer',
Das Haupt gebeugt vor den Firsten,
Die Brust von schwülem Brodem schwer,
Der Gaumen vertrocknend vor Dürsten,
Da ist's mir. als wären es tausend Jahr,
Daß ich in den Bergen da droben,
Daß ich Student in Leoben war,
Im alten, trauten Leoben.
Kein Faß gab's, das wir nicht leer gekriegt,
Keinen Fels, den wir nicht erstiegen,
Kein arges Wort blieb ungerügt,
Kein freies blieb verschwiegen;
Und immer war unsre Faust bereit,
Den scharfen Schläger zu proben;
Das war die schöne, goldene Zeit
Im alten, trauten Leoben.
Und Mädel's gab es süß und so hold
Und Freunde so lustig und bieder
Mit Gurgeln von Stahl, mit Herzen von Gold
Und Kehlen voll Jubelnder Lieder.
Nun sitzen auch sie auf einsamem Schacht
In alle Winde zerstoben
Und denken voll Sehnsucht der sonnigen Pracht
im alten, trauten Leoben.
Aus der Tiefe / Julius Scheda — Carl Santner
Aus der Tiefe kommt das Eisen, aus derliefe kommt der Wein.
Bergmannswort und Klang der Weisen
aus der Tiefe, aus der Tiefe, aus der Tiefe
muß es sein.
Aus der Tiefe muß herauf, aus der Tiefe muß herauf,
jeder rechte Klang. Glückauf.
Kneipgelage / Christian v. Kindleben
Ca, ca geschmauset, laßt uns nicht rappelköpfig sein!
Wer nicht mit hauset, der bleibt daheim.
Edite, bibite, collegiales!
Post multa saecula pacula nulla!
Der Herr Professor liest heut kein Kollegium,
drum ist es besser wir drehn eins rum!
Edite ...
Trinkt nach Gefallen, bis Ihr von selbst die Waffen streckt,
dann hats euch allen recht wohl geschmeckt.
Edite ...
Denkt oft ihr Brüder, an unsere Jugendfröhlichkeit,
sie kehrt nicht wieder, die goldne Zeit!
Edite ...
Tarnowitzer Fahrtenlied / aufgezeichnet Otto Gold
Schon wieder tönts vom Schachte her
des Glöckleins leises Schallen,
laßt eilen uns, nicht weilen mehr,
zum Schachte laßt uns wallen.
Dem Liebchen gebt den Abschiedskuß
und scheidet von dem Hochgenuß,
das ist des Schicksals Lauf.
Glückauf. Glückauf. Glückauf. Glückauf!
Leicht eilen wir mit frohem Sinn
die steile Fahrt hernieder,
ein jeder geht zur Arbeit hin
es regt sich alles wieder.
Man hört des Pulvers Donnerhall,
das Schlägis und des Eisens Schall,
der Huntenrader Lauf.
Glückauf ...
Und sollte einst in ew'ger Nacht
mein letztes Stündlein schlagen,
wir stehen ja in Gottes Macht,
er läßt uns alles ertragen.
Ade mein Liebchen weine nicht,
den Tod nicht scheu'n ist Bergmannspflicht,
wir fahren zum Himmel hinauf.
Glückauf ...
Hammerschmied / aufgezeichnet Otto Gold
Es ist kein Dörflein so kleine
ein Hammerschmied muß drinnen seine!
Zieh, zieh, Hammerschmied
laß es wacker laufen.
So, so soll es sein,
wirst dich schon besaufen!
Auf mit dem Hammer, nieder mit dem Hammer!
Auf mit dem Hammer, nieder mit dem Hammer!
Schmiedet das Eisen so lang es noch warm ist, warm ist,
schmiedet das Eisen so lang es noch glüht.
Burschen heraus!
Burschen heraus!
Lasset es schallen von Haus zu Haus!
Wenn der Lerche Silberschlag
grüßt des Maien ersten Tag,
dann heraus und fragt nicht viel,
frisch mit Lied und Lautenspiel!
Burschen heraus!
Burschen heraus!
Lasset es schallen von Haus zu Haus!
ruft um Hilf die Poesei, gegen Zopf. Philisterei,
dann heraus bei Tag und Nacht,
bis sie wieder frei gemacht!
Burschen heraus!
Burschen heraus!
Lasset es schallen von Haus zu Haus!
Wenn es gilt fürs Vaterland,
treu die Klingen dann zur Hand,
und heraus mit mut'gem Sang,
wär' es auch zum letzten Gang!
Burschen heraus!
Gaudeamus
Gaudeamus igitur, luvenes dum sumus;
Post icundam luventutem
Post molestam senectutem
Nos habebit humus!
Vivat academia, vivant professores,
vivat membrum quodlibet, vivat membra quaelibet,
semper sint in flore.