Text: Ernst Bloch und Albert G. Benda, 187
Melodie: Hugo Michaelis, 1875
1. Das
war der Graf von Rüdesheim,
mit Gütern reich beglückt,
der hat des Winzers holde Maid
zu tief ins Aug´ geblickt.
Doch als er ihr die Lieb´ gestand,
lacht sie ihm ins Gesicht;
der Graf ritt tief gekränkt nach Haus
und mied des Tages Licht.
Und der saß und vergaß
in seiner Burg am Rhein
seinen Schmerz,
denn das Herz tröstet Rüdesheimer Wein.
2.
Wohl sieben Jahre saß er so,
geschieden von der Welt,
und gab für Rüdesheimer Wein
hin all´ sein Gut und Geld;
wohl vierzig Güter gab er hin
für edles Rebenblut,
und als das letzte Jahr verging,
ging auch das letzte Gut.
Also saß er und vergaß
er in seiner Burg am Rhein
seinen Schmerz usw.
3.
Doch als das letzte Gut vertan,
ging es dem Grafen schlecht;
ein and´rer Herr bezog sein Schloß,
da ward der Graf ein Knecht.
Die ganze Woche plagt er sich
im Wirtshaus vor der Burg;
was in der Woche er verdient,
bracht´ er am Sonntag durch.
Und dann saß und vergaß
er im Kellerloch am Rhein
seinen Schmerz usw.
4.
Und die euch dieses Lied erdacht,
die waren selber dort;
zu Fuß kam man den Berg herab,
die Gelder waren fort.
Man haderte mit dem Geschick
und härmte sich gar sehr;
da hörte man vom edlen Graf
die wundersame Mär.
Und man saß und vergaß
vor seiner Burg am Rhein
allen Schmerzen usw.