Sechstes Buch:
Bearbeitet von Emil Treptow, Freiberg in Sachsen.
Ich habe gesprochen vom Abbau der Gänge, vom Bau der Schächte, vom Ausbau der Stollen, Feldörter und Radstuben und von der Kunst des Markscheiders. Nun will ich zunächst sprechen von den Werkzeugen, mit denen die Erze und Gesteine herausgehauen werden, dann von den Gefäßen, in welche die Stücke der Erden, Gesteine, der Erze und der anderen Mineralien geworfen werden, damit sie entweder herausgezogen oder herausgeführt oder herausgetragen werden können; dann von den Wassergefäßen und Wassersaigen, weiter über mancherlei Maschinen, zuletzt über die Krankheiten der Bergleute. Während ich alles das eingehend auseinandersetze, werden viele Arten der Arbeiten beschrieben.
Häuerzeuge sind solche, welche die Bergleute mit diesem besonderen Namen benennen, außerdem gibt es Keile, Plötze, Legebleche, Fäustel, Brecheisen, Brechstangen, Keilhauen, Kratzen und Schaufeln. Von den eisernen Werkzeugen im engeren Sinne gibt es vier Formen, welche wenig in der Gestalt, aber nach Länge und Dicke voneinander verschieden sind. Oben sind sie alle breit und quadratisch, damit man mit dem Fäustel darauf schlagen kann, unten sind sie zugespitzt, damit sie die Härte der Gesteine und Gänge mit ihrer Schärfe zerteilen; alle sind außer dem vierten durchbohrt. Das erste, das Bergeisen, dessen sich die Bergleute täglich bedienen, ist 9 Finger lang, 1 ½ Finger breit und 1 Finger dick. Das zweite, das Ritzeisen, hat dieselbe Breite wie das erste und auch dieselbe Stärke, aber es ist 2 Spannen lang. Mit diesem spalten sie die härtesten Gänge so, daß diese auseinanderfallen. Das dritte, das Sumpfeisen, hat dieselbe Länge wie das zweite, ist aber etwas breiter und dicker. Mit diesem stellen sie die Sohle derjenigen Schächte her, in denen sich nach und nach Wasser sammelt. Das vierte, der Fimmel, ist ungefähr 3 Hand und 1 Finger lang, 2 Finger dick, oben 3 Finger, in der Mitte 1 Hand breit, unten wie die anderen zugeschärft. Mit diesem zerkleinern sie die härtesten Gänge. Das Öhr des Bergeisens ist vom oberen Ende 1 Hand entfernt, bei den anderen 7 Finger. Um das Loch herum sind sie beiderseits etwas stärker; da hinein stecken sie den hölzernen Helm, welchen sie mit der einen Hand erfassen, während sie auf das Eisen, das sie an das Gestein halten, mit dem Fäustel schlagen. Diese Werkzeuge pflegt man größer oder kleiner herzustellen, je nachdem es die Umstände erfordern; wenn sie stumpf geworden sind, schärfen sie die Schmiede wieder, solange es geht.
Der Keil ist meistens 3 Hand und 2 Finger lang und 6 Finger breit; oben ist er über 1 Hand 3 Finger stark, dann wird er allmählich dünner und läuft unten in eine Schneide aus. Der Plötz ist 6 Finger hoch und breit, oben 2 Finger, unten 1 ½ Finger dick. Die Legebleche sind ebenso hoch und breit wie der Plötz, aber nur dünn. Alle diese Werkzeuge brauchen sie, wie ich im vorigen Buche
[1] Siehe 5. Buch
auseinandergesetzt habe, wenn sie sehr harte Gesteine bearbeiten. Auch die Keile, Plötze und Legebleche pflegen sie bald größer, bald kleiner herzustellen.
Abb. 601: Die Werkzeuge der Häuer. Das Bergeisen A. Das Ritzeisen B. Das Sumpfeisen C. Der Fimmel D. Der Keil E. Der Plötz E. Das Legeisen G. Der hölzerne Stiel ([2] jetzt Helm genannt) H. Der im Bergeisen steckende Stiel I.
Abb. 602: Die Fäustel.
Das Ritzfäustel A. Das Handfäustel B. Das Treibefäustel C. Das zweihändige Treibefäustel D. Das Großfäustel E. Der hölzerne Stiel E. Der Stiel im Ritzfäustel
G.
Auch von den Fäusteln gibt es zwei Größen: kleinere, deren Stiele die Häuer mit einer Hand fassen, und größere, die sie mit beiden Händen fassen. Von jenen gibt es nach Größe und Gebrauch drei verschiedene: mit dem kleinsten und leichtesten, dem Ritzfäustel, schlagen sie auf das Ritzeisen, mit dem mittelsten, dem Handfäustel, auf das Bergeisen, mit dem größten auf das Sumpfeisen. Dieses ist 2 Finger breit und dick. Von den größeren gibt es zwei verschiedene: mit dem kleinen Fäustel für beide Hände schlagen sie auf den Fimmel, mit dem Großfäustel treiben sie die Keile in die Spalten. Die ersteren sind 3 Finger breit und dick, die letzteren 5 Finger stark und dick und 1 Fuß lang. Alle sind in der Mitte verdickt, wo sich das Loch zur Aufnahme des Stieles befindet. Die Stiele des Großfäustels sind verhältnismäßig schwach, damit die Arbeiter, da der Stiel sich unter der Last des Fäustels biegt, kräftiger zuschlagen können.
Abb. 603: Die Eisenstangen.
Das Eisen zum Durchschlagen A. Das Brecheisen B. Die Brechstange [3] C.
[3] Die Beschreibung stimmt mit der Abbildung nicht überein
Eiserne Stangen hat man zwei, beide sind vorn zugeschärft. Die eine ist rund, mit dieser schlagen sie in einen mit Wasser gefüllten Schacht durch, wenn ein Stollen dahin gelangt. Die andere ist breit, mit dieser lösen sie in den Weitungen die durch das Feuersetzen mürbe gewordenen Gesteine, die sie mit der Brechstange nicht herabstoßen können. Die Brechstange der Bergleute ist wie die der Schiffer eine lange Stange, die vorn mit Eisen beschlagen ist.
Die Keilhaue der Bergleute ist von der der Landleute verschieden, denn diese ist vorne breit und zugeschärft, jene ist spitz; damit wird ein nicht harter Gang bearbeitet, der erdig zu sein pflegt. Ebenso unterscheiden sich die Kratze und die Schaufel nicht von den gewöhnlichen. Mit jener scharren sie die Erde und den Kies zusammen, mit dieser verladen sie sie in Gefäße.
Erde, Steine, Erze und andere Mineralien, die mit der Keilhaue gelöst oder mit den Eisen gewonnen sind, werden in Gefäßen oder Körben oder Säcken aus den Schächten herausgezogen, mit Schubkarren oder Hunden aus den Stollen herausgeführt oder aus beiden mit Trögen herausgetragen. Es gibt zweierlei Gefäße, die weder nach dem Baustoff noch nach der Gestalt, sondern nur in der Größe verschieden sind. Die kleineren, die Kübel, fassen etwa so viel wie eine attische metreta,
[4] Ein antikes Maß, das etwa 38 l faßt.
die größeren, die Tonnen, fassen sechsmal so viel und mehr; aber beider Größe ist nicht bestimmt, sondern schwankt häufig. Beide werden aus Brettern und zwei eisernen Reifen zusammengesetzt, von denen der eine den oberen, der andere den unteren Teil umgibt.
Abb. 604: Keilhaue, Kratze und Schaufel. Die Keilhaue A. Die Kratze B. Die Schaufel C.
Reifen aus Haselnuß oder Eiche brechen leicht, wenn sie an den Ausbau des Schachtes anstoßen, eiserne halten aus. An den Tonnen sind sowohl die Bretter als auch die Reifen dicker und breiter; an beide sind, um sie fester und stärker zu machen, acht ziemlich breite Eisenbleche angeschlagen. Von diesen gehen vier von dem oberen Reifen nach unten, die anderen vier ihnen entgegengesetzt von dem unteren Reifen nach oben. Der Boden beider Gefäße wird sowohl innen als auch außen durch zwei oder drei eiserne Stäbe verstärkt, die von der einen zur anderen Seite des unteren Reifens reichen. Über denjenigen, die außen liegen, wird ein dritter Stab kreuzweise befestigt. Beide haben zwei eiserne Ösen, die über den oberen Rand vorstehen, und einen eisernen halbkreisförmigen Bügel, der unten, wo er in den Ösen befestigt ist, gerade verläuft, damit er leichter bewegt werden kann. Beide Gefäße sind erheblich höher als breit und oben weiter, damit das Haufwerk leichter hineingeschüttet und auch wieder entleert werden kann. In die kleineren ziehen Jungen, in die größeren Männer die Erde vom Boden des Schachtes mit der Kratze, die übrigen Mineralien werfen sie mir der Schaufel oder füllen sie mit den Händen hinein. Daher werden sie Füller genannt. Dann führen sie den Haken des Förderseiles in den eisernen Bügel ein, so daß sie gefördert werden können, die kleineren, weil sie weniger beladen sind, mit Menschenkraft, die größeren, die schwerer sind, mit Tierkraft.
Abb. 605: Die Fördergefäße.
Abb. 606: Die Ledersäcke. Der Kübel A. Die Tonne B. Die Bretter C. Die eisernen Reifen D. Die eisernen Stäbe E. Die eisernen Stäbe am Boden F. Die Ösen G. Der halbkreisförmige eiserne, Bügel H. Der Haken des Förderseiles I. Der Korb K. Die Ledersäcke L.
Abb. 607: Die Schubkarren. Der kleinere Schubkarren A. Die Längsbretter B. Die Querbretter C. Das Rad D. Der größere Schubkarren E. Sein vorderes Querbrett F.
Einige verwenden an Stelle der Kübel und Tonnen Körbe, welche ebenso viel fassen oder, weil sie leichter sind als jene, noch etwas mehr. Einige gebrauchen stattdessen Säcke, die aus Stierhäuten gefertigt sind; ihre Henkel erfaßt der Haken des Förderseiles. Meistens werden drei mit gewonnenen Mineralien gefüllt zugleich gefördert, drei werden wieder eingelassen und drei werden von Jungen gefüllt. Diese werden in Schneeberg, jene in Freiberg gebraucht.
Der sogenannte Schubkarren ist ein Fördermittel, welches ein Rad hat, nicht zwei, wie der Karren, den die Pferde ziehen. Er wird, mit Mineralien gefüllt, aus dem Stollen oder der Kaue hinausgefahren. Er ist folgendermaßen gebaut: Es werden zwei etwa 5 Fuß lange Bretter, die 1 Fuß breit und 2 Finger stark sind, ausgesucht, vorne werden sie 1 Fuß lang, hinten 2 Fuß lang unten ausgeschnitten, in der Mitte bleiben sie ganz. Dann werden sie vorn durchbohrt, damit in den runden Löchern die Enden der Radachse sich drehen können. In der Mitte werden sie zweimal durchbohrt, und zwar fast ganz unten, damit sie die Köpfe zweier Leisten aufnehmen, auf welche Bretter gelegt werden, und dann in der Mitte, für die Köpfe zweier Querbretter. Außerdem sichern Nägel, die in die nach außen vorstehenden Köpfe eingeschlagen werden, die Verbindung. Die hinteren Enden der langen Bretter bilden Handhaben, sie sind unten ausgeschnitten, so daß sie fester in den Händen gehalten werden können. Das eine Rad hat weder eine Nabe, noch dreht es sich um seine Achse, sondern mit ihr. Denn von den Felgen, gehen Speichen, die in den ersteren befestigt sind, durch die mittlere Achse in die gegenüber befindlichen Felgen. Die Achse ist vierseitig mit Ausnahme der Enden, die beide rund sind, damit sie sich in den Löchern drehen können. Den mit Erde und Steinen gefüllten Karren fährt der Arbeiter hinaus und leer wieder hinein.
Abb. 608: Der Hund. Die eisernen Bänder des Hundes A. Die eisernen Stäbe B. Die kleine eiserne Achse C. Die hölzernen Scheiben D. Die kleinen eisernen Nägel E. Der Leitnagel F. Ein umgekehrter Hund G.
Außerdem haben die Bergleute noch einen Schubkarren, der größer ist als jener; ihn gebrauchen die Arbeiter beim Waschen der Zinnseifen. Bei ihm ist das vordere Querbrett höher, damit der hineingeschüttete Boden nicht herausfällt.
Der Hund faßt um die Hälfte mehr als der Schubkarren, er ist etwa 4 Fuß lang und ungefähr 2 ½ Fuß breit und hoch. Seiner rechteckigen Form entsprechend ist er mit drei rechteckigen eisernen Bändern beschlagen, außerdem wird er auf allen Seiten durch eiserne Stäbe verstärkt. Am Boden sind zwei kleine eiserne Achsen befestigt, um deren Enden sich auf beiden Seiten hölzerne Scheiben drehen. Damit diese nicht von den festen Achsen abgleiten, werden sie durch kleine eiserne Nägel gehalten; durch den am Boden befestigten Leitnagel wird der Hund in der Spur, die in den Laufpfosten ausgespart ist, geführt. Der Hundestößer faßt den Hund hinten mit den Händen und stößt den mit Mineralien beladenen hinaus und den entleerten wieder hinein. Da er, wenn er gefahren wird, einen Ton erzeugt, der einigen dem Bellen der Hunde ähnlich dünkt, so nannten sie ihn Hund. Diesen Hund benutzen sie, wenn sie aus sehr langen Stollen fördern, denn er ist leichter beweglich und kann schwerer beladen werden.
[5] Nämlich "als der Schubkarren".
Die Tröge höhlen sie aus einzelnen Baumstämmen aus, die kleineren, nämlich die Erztröge, sind meistens 2 Fuß lang und 1 Fuß breit. Sie füllen diese mit Erz und, da ja nicht viel davon gewonnen wird, tragen sie sie entweder auf den Schultern aus den Schächten und Stollen hinaus oder an Schnüren befestigt, die sie um den Hals hängen. Wie Plinius
[6] Plinius, XXXIII, 21, nach der Übersetzung von Wirtstein, schildert die Arbeitsweise etwas anders: Sie hauen den Kies in etwa 150 Pfund schweren Stücken aus und fördern dieselben in der Weise heraus, daß sie sie auf ihren Schultern in der Finsternis dem nächsten zureichen; auf diese Weise sehen erst die letzten von ihnen das Tageslicht.
berichtet, haben die Alten alles, was sie gegraben haben, auf den Schultern hinausgeschafft.
Abb. 609: Die Tröge. Der Erztrog A. Die Schnur B. Der Bergtrog C.
Diese Art und Weise, Lasten zu fördern, wird von unseren Bergleuten verachtet und verworfen, da sie viele Menschen durch große Arbeit ermüdet und viel Geld dabei aufgeht. Die Länge der größeren Bergtröge ist bis zu 3 Fuß, ihre Breite 1 Fuß und 1 Hand. In diesen sichern sie die Erze namentlich der Probe wegen.
Die Gefäße, mit denen man Wasser zieht, unterscheiden sich in der Art ihrer Benutzung und durch den Stoff, aus dem sie hergestellt werden. Mit den Wasserkannen wird das aus den Schächten geschöpfte Wasser in andere Gefäße gegossen. Diese, nämlich die Kübel und Bulgen, werden mit Wasser gefüllt durch Maschinen herausgezogen. Die Wasserkannen und Kübel sind aus Holz, die Bulgen aus Fellen gefertigt. Es gibt zweierlei Wasserkübel, ebenso wie Gefäße, in die man trockene Sachen schüttet, nämlich kleinere und größere. Doch die Wasserkübel unterscheiden sich von den anderen Gefäßen dadurch, daß sie oben enger sind, und zwar deshalb, damit das Wasser nicht verschüttet wird, wenn sie aus den oft stark geneigten Schächten herausgezogen werden und an den Ausbau anstoßen.
Abb. 610: Die Wassergefäße.
Der kleine Wasserkübel A. Der größere Wasserkübel B. Die Wasserkanne C.
In diese Kübel füllt man das Wasser mit den Kannen, das sind kleinere Gefäße aus Holz, oben nicht enger, wie die Kübel, und auch nicht mit eisernen Reifen gebunden, sondern mit solchen aus Haselnußruten, da beides nicht erforderlich ist. Auch hier werden die kleinen Kübel mit Maschinen gefördert, die durch Menschen bewegt werden, die größeren durch den Göpel, den Pferde treiben.
Unsere Bergleute nennen Bulgen jene sehr großen Wassersäcke, die aus 2 oder 2 ½ Stierhäuten bestehen. Durch den Gebrauch und die Abnutzung fallen aus den Bulgen zunächst die Haare heraus, und sie werden glatt und weiß. Aber mit der Zeit reißen sie. Wenn sie nur wenig gerissen sind, steckt man in den Riß ein glattes und gekerbtes Stäbchen und näht über dessen Kerben den Riß zu, indem man beide Seiten zusammenfügt. Wenn sie stark zerrissen sind, setzt man Stücke Fell darauf. Die Bulgen werden an den Haken der Zugkette gehängt, in den Schacht gelassen und ins Wasser getaucht; sobald sie sich damit gefüllt haben, werden sie mit dem Göpel herausgezogen. Es gibt zweierlei: Die Ringebulgen schöpfen das Wasser selbst,
[7] Sie sind nämlich so hoch, daß sie auf dem Wasserspiegel umkippen.
in die anderen, die Streichbulgen, wird das mit einer hölzernen Schaufel bewegte Wasser gewissermaßen hineingeschüttet.
Das aus den Schächten herausgezogene Wasser nehmen Gerinne auf oder Stürzen, durch die es in die Gerinne geleitet wird. In ähnlicher Weise wird das Wasser, das von den Stößen der Stollen fließt, in Gerinne geleitet.
Abb. 611: Die Bulgen. Die Ringbulge A. Die Streichbulge B.
Diese bestehen aus je zwei ausgehöhlten Baumstämmen, die dicht zusammengefügt werden, damit sie das herausfließende Wasser zusammenhalten. Vom Mundloch des Stollens bis zu seinem Ende erstrecken sich mit Brettern bedeckte Gerinne, damit nicht Erde oder Steine hineinfallen und das Abfließen des Wassers hindern. Wenn sich allmählich viel Schlamm in ihnen abgesetzt hat, werden sie gesäubert, nachdem die Bretter weggenommen sind, damit sie nicht, was zuweilen geschieht, verstopft werden. Diejenigen Gerinne, die die Bergleute an der Oberfläche an die Stürzen anstoßen, die sich an den Kauen befinden, höhlen sie meistens nur aus einem Baumstamm aus. Die Stürzen werden gewöhnlich aus vier Brettern hergestellt, die so ausgeschnitten und zusammengestellt sind, daß sie oben breiter sind als unten.
Nachdem ich hinreichend erklärt habe, welches die Werkzeuge und Gefäße der Bergleute sind, will ich nun über die Maschinen sprechen. Sie sind dreierlei Art, nämlich: Fördermaschinen, Wettermaschinen und Einrichtungen für die Fahrung. Mit den Fördermaschinen werden die Lasten aus den Schächten herausgezogen. Die Wettermaschinen blasen die am Mundloch der Stollen oder an der Hängebank der Schächte angesaugte Luft in diese hinein. Wenn das nicht geschähe, könnten die Bergleute in manchen Gruben nur mit Beschwerden atmen und arbeiten. Die Einrichtungen für die Fahrung bestehen aus Leitern, auf deren Sprossen die Bergleute in die Schächte ein- und wieder hinausfahren.
Die Fördermaschinen haben verschiedene und mannigfaltige Formen, viele von ihnen sind sehr kunstreich und waren, wenn ich nicht irre, den Alten unbekannt. Sie sind erfunden worden, um das Wasser aus der Tiefe der Erde herauszuziehen, wohin keine Stollen reichen und auch die Mineralien aus den Schächten, zu denen auch die längsten Stollen nicht gelangen.
Abb. 612: Stürze und Gerinne. Das Gerinne A. Die Stürze B.
Da aber die Tiefe der Schächte ungleich ist, besteht eine große Mannigfaltigkeit derartiger Maschinen. Unter denjenigen, mit denen trockene Lasten aus den Schächten gefördert werden, sind namentlich fünf verschiedene in Gebrauch, von denen die erste so gebaut ist: Es werden zwei Pfühlbäume, die etwas länger sind als der Schacht, verlegt, der eine vorne am Schacht, der andere hinten. Ihre Enden haben Löcher, durch die an ihrem Ende zugespitzte Pfähle tief in den Boden eingetrieben werden, damit sie festliegen. Außerdem haben sie Einschnitte, in welche die Enden zweier Querhölzer eingepaßt sind. Von diesen liegt das eine am rechten Schachtstoße, das andere bleibt vom linken Schachtstoße so weit entfernt, daß dazwischen Raum bleibt, um Fahrten einzubauen. In Löcher in der Mitte dieser Querhölzer werden Haspelsäulen oder starke Bretter eingezapft und mit eisernen Nägeln befestigt; in ihren Aussparungen werden durch die Pfadeisen die Zapfen des Rundbaumes geführt. Beide Zapfen ragen nach außen aus dem Pfadeisen heraus und sind in das Loch eines Brettes eingesetzt, das 1 ½ Fuß lang, 1 Hand breit und 3 Finger dick ist. Beide Zapfen sind 7 Finger lang. In beide ist ein Haspelhorn gesteckt, das rund und 1 ½ Fuß lang ist. Um den Rundbaum ist das Förderseil gewickelt und seine Mitte am Rundbaum befestigt, an seinen beiden Enden befinden sich eiserne Haken, welche in den Bügel des Fördergefäßes eingehängt werden. Dadurch, daß der Rundbaum mit den Haspelhörnern in Umdrehung versetzt wird, wird immer das volle Gefäß aus dem Schachte herausgezogen und das leere hineingelassen. Den Rundbaum drehen zwei kräftige Männer, jeder hat nahe bei sich einen Schubkarren, in den er das auf seiner Seite herausgezogene Fördergefäß entleert.
Abb. 613: Der Hornhaspel. Der vorn am Schacht verlegte Pfülbaum A. Der hinten am Schacht verlegte Pfühlbaum B. Die zugespitzten Pfähle C. Die Querhölzer D. Die Haspelstützen E. Die Pfadeisen F. Der Rundbaum G. Seim Zapfen H. Das Holz L. Die Kurbel K. Das Förderseil L. Der Seilhaken M. Das Fördergefäß N. Sein Bügel O.
Gewöhnlich füllen zwei Fördergefäße einen Karren. Sobald vier Fördergefäße gefördert sind, fährt jeder Arbeiter seinen Schubkarren aus der Kaue hinaus und entleert ihn. Auf diese Weise entsteht, wenn tiefe Schächte geteuft werden, eine Halde um die Kaue. Wenn der Gang arm an Erz ist, schütten sie Erde und Steine ohne Unterschied weg, wenn der Gang reich ist, bewahren sie das Gestürzte getrennt auf, pochen und waschen es. Wenn sie Wassergefäße fördern, entleeren sie diese und leiten das Wasser durch eine Stürze in ein Gerinne, durch welches es abfließt.
Die zweite Maschine,
[8] Radhaspel, oder nach den kreuzweisen Stäben Kreuzhaspel genannt.
deren sich die Bergleute bedienen, wenn die Schächte tiefer sind, unterscheidet sich von der ersten durch das Rad, welches sie außer den Haspelhörnern hat. Diese dreht nur ein Haspler, wenn die Last aus geringer Tiefe gefördert wird, das Rad vertritt die Stelle des zweiten Hasplers; wenn aus größerer Tiefe gefördert wird, haspeln drei, und das Rad vertritt die Stelle des vierten. Denn wenn der Rundbaum einmal in Umdrehung versetzt worden ist, wird er durch die Bewegung des Rades unterstützt, so daß er wesentlich leichter gedreht werden kann.
Abb. 614: Der Rad- oder Kreuzhaspel. Der Rundbaum A. Die geraden Stäbe, auch Haspelwinden genannt B. Das Haspelhorn C. Die Speichen des Rades D. Die Felgen E.
Zuweilen werden an diesem Rade Bleistücke befestigt oder auch an seine Speichen gebunden, damit bei der Drehung durch das vermehrte Gewicht die Schwungkraft größer wird. Manche stecken aus demselben Grunde zwei, drei oder auch vier eiserne Stäbe durch den Rundbaum und beschweren deren Enden mit Blei. Dieses Rad unterscheidet sich von dem des Wagens und auch von dem Wasserrade, denn es hat keine Schaufeln wie die Wasserräder und auch keine Nabe wie die Wagenräder. An deren Stelle tritt der dicke Rundbaum, in dessen Löchern die inneren Enden der Speichen stecken, ebenso wie die äußeren in den Löchern der Felgen. Wenn drei Haspler diese Maschine im Kreise drehen, dann sind an dem einen Ende des Rundbaumes vier Stäbe durchgesteckt, am anderen Ende befindet sich jenes Haspelhorn, das in den Bergwerken allein angewendet wird. Es besteht aus zwei Teilen, von denen der runde Griff, welcher lang herausragt, mit den Händen erfaßt wird; der vierkantige Teil, der senkrecht heraussteht, hat zwei Bohrungen, in der einen steckt der runde Griff, in der anderen der Zapfen des Rundbaumes. Das Haspelhorn dreht ein Mann, die gekreuzten Stäbe zwei, von denen der eine zieht, der andere drückt. Alle Haspler, an welcher Maschine sie auch arbeiten, müssen starke Leute sein, damit sie eine so schwere Arbeit leisten können.
Abb. 615: Förderung mit der Tretscheibe. Die stehende Welle A. Der Klotz des Fußlagers B. Das Gebälk C. Die Scheihe D. Das Kammrad E. Die liegende Welle F. Das Getriebe G. Das Förderseil H. Die Stange I. Die Säulen K. Die Leisten der Scheibe L.
Die dritte Maschine ermüdet die Arbeiter weniger, obgleich sie größere Lasten hebt, allerdings langsamer, wie alle diejenigen Maschinen, die Zahnradübersetzung haben, dafür aber aus größerer Tiefe, nämlich bis zu 180 Fuß. Sie ist folgendermaßen gebaut: Die Zapfen einer stehenden Welle drehen sich in zwei eisernen Lagern, von denen das untere in einem in die Erde verlegten Holzklotze ruht, das andere am Gebälk. Am unteren Teil hat diese Welle eine Scheibe, die aus dicken und festen Brettern zusammengefügt ist, oben ein Kammrad; dieses treibt das Getriebe der wagrechten Welle, um die das Förderseil gewickelt ist. Ihre Zapfen drehen sich ebenfalls in eisernen Lagern am Gebälk. Die beiden Arbeiter fassen und halten mit den Händen eine Stange, die an zwei senkrechten Säulen befestigt ist, damit sie nicht fallen, und treiben die Maschine, indem sie mit den Füßen die Leisten rückwärts stoßen. Sooft sie ein mit Bergen gefülltes Gefäß herausgezogen und entleert haben, ziehen sie das nächste heraus, indem sie die Maschine in entgegengesetzter Richtung in Umdrehung versetzen.
Die vierte Maschine, der Göpel, hebt sechsmal so große Lasten als die beiden vorher beschriebenen. Etwa 16 Balken, Sparren
[9] Die Ausdrücke Sparren, Schuhe usw. sind der späteren Literatur entnommen, im besonderen: C. Erler, Ausführliche Beschreibung des Pferdegöpels auf Neuem Morgenstern Erbst. bey Freyberg. Mit Kupfern. Freyberg und Annaberg 1792. Dasselbe: Verbesserte Auflage mit Anmerkungen von F. G. Busse. Freiberg 1811.
genannt, 40 Fuß lang und 1 Fuß dick und breit, werden oben durch Klammern verbunden, unten auseinandergespreizt aufgestellt. Ihre unteren Enden werden in Löcher von Hölzern, Schuhe genannt, eingezapft, die am Boden liegen. Diese sind 5 Fuß lang, 1 ½ Fuß breit und 1 Fuß dick. Jeder aufgestellte Sparren wird mit dem am Boden liegenden Schuh durch ein drittes Holz, die Steife, verbunden, deren oberes Ende in den Sparren, deren unteres in den Schuh eingezapft wird. Diese Steife ist 4 Fuß lang und 1 Fuß dick und breit. Auf diese Weise entsteht eine kreisrunde Fläche, der Umlauf im Göpel, deren Durchmesser etwa 50 Fuß beträgt. In der Mitte wird eine Vertiefung von etwa 10 Fuß ausgehoben und mit einer Ramme festgestampft, oder, damit sie genug Standfestigkeit hat, in Schrotzimmerung gesetzt. Hierdurch wird das die Vertiefung umgebende Erdreich gehalten, so daß es nicht nachfallen kann. Auf dem Boden der Vertiefung wird ein Holzklotz verlegt, der 3 oder 4 Fuß lang und 1 ½ Fuß breit und dick ist; damit dieser unbeweglich bleibt, ist er in die Schrotzimmerung eingezapft. In der Mitte befindet sich das eiserne, verstählte Fußlager, in dem der eiserne Zapfen der stehenden Welle läuft. In gleicher Weise hält ein Querholz, welches oben unter den Klammern in zwei Sparren verzapft ist, ein eisernes Lager, in dem sich der andere eiserne Zapfen der Welle dreht. Denn jede Welle im Bergbau - wie ich hier ein für allemal sagen will, da die Sache es mit sich bringt - hat zwei eiserne Zapfen, wie Nägel, die in die nach dem Zirkel gerundeten Enden in deren Mitte eingeschlagen sind. Der Teil, der in das Ende der Welle eingeschlagen wird, ist so breit wie dieses und 1 Finger dick, der Teil, der heraussteht, ist rund und 1 Hand stark oder dicker, falls die Umstände es erfordern. Auch werden die Enden jeder Welle im Bergbau mit einem eisernen Ring umgeben und umbunden, damit sie die Zapfen umso fester halten können. Die Welle des Göpels ist mit Ausnahme der Enden vierseitig, 40 Fuß lang und 1 ½ Fuß dick und breit.
In Löcher dieser Welle, die sich über dem unteren Ende befinden, werden die Enden von vier schräg aufwärts gerichteten Hölzern, Steifen genannt, eingezapft,
[10] Diese Hölzer sind in der Abbildung 616 nicht gezeichnet. In den Abbildungen 617 und 634 sind die Steifen gezeichnet, aber nicht mit einem Buchstaben versehen.
ihre oberen Enden unterstützen zwei Querhölzer, die Schwengel, die auch mit ihnen verzapft sind. Die Steifen sind 18 Fuß lang, 3 Hand dick und 5 breit; die gekreuzten Schwengel sind so an der Welle befestigt und untereinander durch hölzerne Nägel verbunden, daß sie sich nicht trennen können; sie sind 24 Fuß lang.
Außerdem ist ein Seilkorb vorhanden, der aus drei Korbscheiben besteht; die mittelste von ihnen ist von der oberen und von der unteren je 7 Fuß entfernt. Sie haben vier Arme, welche ebenso viele
schräge Steifen unterstützen, deren untere Enden an der Welle durch Klammern zusammengehalten werden. Die inneren Enden der Arme sind in der Welle, die äußeren Enden in den Felgen verzapft. Von
den Felgen der unteren Korbscheibe bis zu denen der mittleren und ebenso von den Felgen der mittleren zu denen der oberen reichen die Korbhölzer; um diese sind die beiden Göpelseile geschlungen,
das eine zwischen der unteren und der mittleren Korbscheibe, das andere zwischen der mittleren und oberen.
Dieses Gebäude in Gestalt eines Kegels, ausgenommen den viereckigen Teil, der nach dem Schachte zu gerichtet ist, wird ganz mit Schindeln gedeckt. Dann sind Querhölzer von zweierlei Art vorhanden, die beiderseits in Säulen verzapft sind. Die Querhölzer sind 18 Fuß lang und 3 Hand stark und breit; die Säule 1 Fuß stark und dick. Es sind sechzehn Säulen und acht Querriegel vorhanden, über die zwei Stege verlegt werden, 1 Fuß breit und 3 Hand breit; sie sind in der Breite von ½ Fuß 5 Finger tief ausgehöhlt, und zwar wird der eine über die oberen Querhölzer, der andere über die unteren verlegt, beide sind so lang, daß sie fast vom Seilkorbe der Maschine bis zum Schachte reichen.
[11] In der Abbildung 616 sind nur ihre bis zum Schachte reichenden Enden mit den darauf ruhenden Seilscheiben über dem Schachte sichtbar.
Auf beiden befindet sich nahe dem Seilkorbe eine glatte hölzerne Walze, 6 Finger dick. Ihre Enden sind mit Eisen beschlagen und drehen sich in eisernen Ringen. Beide tragen auch hölzerne Seilscheiben, die sich zusammen mit ihren eisernen Wellen in Löchern der Stege drehen, sie haben am Umfange eine Nut, damit das Förderseil nicht herabfallen kann. Auf diese Weise läuft jedes Seil über seine Walze und seine Seilscheibe geradeaus. An jedem Seil befindet sich ein eiserner Haken, der in den Bügel des Fördergefäßes eingehängt wird.
Am Ende jedes in die Hauptwelle eingezapften Schwengels ist nach abwärts ein 4 Fuß langes Holz eingesetzt und an diesem wiederum unten ein kurzes Holz, der Schemel, befestigt, auf dem der Treiber Platz nimmt; daran sitzt auch der eiserne Nagel mit der Kette und der Wage. Auf diese Weise können zwei Pferde den Göpel bald nach der einen oder nach der anderen Richtung in Bewegung setzen und wechselweise das volle Gefäß aus dem Schachte heraus fördern und dagegen das leere in den Schacht hineinlassen. Sollte der Schacht tief sein, so werden vier Pferde angespannt. Nachdem das Gefäß herausgefördert ist, gleichgültig, ob trockene oder nasse Last auszuschütten ist, so befestigt der Arbeiter an ihm einen Sturzhaken und stürzt es. Letzterer hängt an einer Kette von drei oder vier Gliedern vom Gebälk herab.
[12] Der Vorgang ist der folgende: Der Sturzhaken wird am Boden des Gefäßes befestigt - dazu ist allerdings in der Regel eine längere Kette nötig -, der Göpel dann ein kurzes Stück rückwärts gedreht und dadurch das Seil des vollen Gefäßes nachgelassen, so daß dessen Öffnung, die zur Seite gezogen wird, abwärts gerichtet wird und sich das Gefäß von selbst entleert.
Die fünfte Maschine, nämlich die Roßkunst mit der Bremse, ist zum Teil dem Göpel, zum Teil der dritten Maschine ähnlich, die, von Pferden in Umdrehung versetzt, mit Taschen das Wasser schöpft, was ich bald nachher beschreiben will. Denn ebenso wie die dritte
[13] Gemeint ist die in Abbildung 634 dargestellte Taschen- oder Heinzenkunst.
wird sie durch Pferde betrieben und hat zwei Wellen, nämlich eine stehende, an der unten, wo sie in einen unterirdischen Raum hinabreicht, ein Kammrad, und eine liegende Welle, auf der das Getriebe sitzt. Und ebenso, wie der Göpel zwei Seilkörbe hat, hat auch diese Maschine auf der liegenden Welle zwei jenen ähnliche, aber kleinere; sie vermag die Gefäße aus einem 240 Fuß tiefen Schachte zu ziehen. Von diesen Seilkörben ist der eine aus Scheiben zusammengesetzt, an die Korbhölzer geschlagen sind, der andere, die Bremsscheibe neben dem Getriebe, ist allerseits um die Achse 2 Fuß breit und 1 Fuß dick.
Abb. 616: Der Pferdegöpel. Die Sparren A. Die Schuhe B. Die Steifen C. Der Umlauf im Göpel D. Der Holzklotz für das Fußlager E. Die Welle F. Die Schwengel G. Der Seilkorb H. Die Seile I. Das Fördergefäß K. Die in die Schwengel eingesetzten Hölzer L. Der Schemel für den Treiber, an den auch die Pferde gespannt werden M. Die Kette N. Die Wage O. Der Sturzhaken P.
An diese wird der Bremsklotz gedrückt, der die Bremsscheibe festhält und, falls nötig, die Maschine feststellt. Das ist jedes Mal nötig, wenn entweder die mit Gestein oder Erde gefüllten Ledersäcke, nachdem sie herausgezogen sind, gestürzt werden oder das Wasser aus den geförderten Gefäßen ausgegossen wird. Denn diese Maschine hebt nicht nur trockene Lasten, sondern auch flüssige, ebenso wie die anderen vier Maschinen, die schon von mir beschrieben wurden. Es werden auch damit Hölzer in den Schacht eingehängt, die an das Förderseil gebunden werden.
[14] Vergleiche Abbildung 620.
Der Bremsklotz ist 1 Fuß dick und steht ½ Fuß über den Balken heraus, der mit einer Kette am einen Ende des zweiarmigen Hebels angehängt ist. Letzterer dreht sich um eine eiserne Achse, die in der Schere einer stehenden Säule ruht. Am anderen Ende des zweiarmigen Hebels ist ein langes Holz ebenfalls mittels einer Kette aufgehängt und in dieses am unteren Ende ein kurzes Holz, der Schemel, eingezapft. Auf ihn setzt sich der Arbeiter und drückt ihn nieder, wenn die Maschine angehalten werden soll. Dann stemmt er ein Brett
[15] Dieses Brett hält in Abbildung 617 der Arbeiter, der neben dem Schemel steht, mit der rechten Hand.
oder ein Holz auf, welches unten bis auf die beiden Hölzer reicht und von ihnen festgehalten wird, damit es nicht emporgehoben werden kann. Auf diese Weise wird der Bremsklotz angehoben und an die Bremsscheibe angedrückt, er erfaßt sie so kräftig, daß oft aus ihm kleine Funken springen. Der vom zweiarmigen Hebel herabhängende Balken, an den der Bremsklotz aufgehängt ist, hat mehrere Löcher, um die Kette zu befestigen, so daß letzterer beliebig angehoben werden kann. Oberhalb der Bremsscheibe ist eine Bühne eingebaut, damit sie nicht durch das herabträufelnde Wasser benetzt wird; denn wenn sie naß ist, wird der Bremsklotz die Maschine weniger festhalten. Neben dem Seilkorbe befindet sich ein Pfahl, von dem eine Kette herabhängt, in deren letztem Ring ein Sturzhaken befestigt ist, nämlich eine 3 Fuß lange, zu einem Haken umgebogene Eisenstange. Dieser wird in einen Ring eingehängt, der sowohl am Boden des Gefäßes als auch des Sackes befestigt ist; er hält jenes fest, damit das Wasser herausfließen kann, dieses, damit die Gesteinsstücke sich entleeren.
Die mit den fünf genannten Maschinen aus den Schächten geförderten oder aus den Stollen herausgeführten Erze fahren die Bergleute von den Gebirgen hinab oder sie schleifen sie oder sie werfen sie hinab. Unsere Landsleute verladen sie auf Schlitten, die ein Pferd zieht, und fahren sie bei nassem Wetter von den nicht zu hohen Bergen hinab. Die Kärntner füllen sie zu Winterszeit in lederne Säcke und legen von diesen zwei oder drei auf eine kleine Schleife, die vorn höher ist als hinten. Auf diese Säcke setzt sich ein beherzter Fahrer und lenkt nicht ohne Lebensgefahr die vom Berge ins Tal abfahrende Schleife mit einem Stabe, den er in der Hand führt. Er bremst die zu schnell abfahrende Schleife, indem er den Stab entgegenstemmt, oder lenkt die von dem richtigen Wege abweichende Schleife auf den richtigen Weg zurück. In Noricum
[16] Dem heutigen Österreich südlich der Donau, also Salzburg, Steiermark und Kärnten.
füllen sie im Winter die Erze in Säcke, die aus Schweinshäuten mit Borsten hergestellt sind, und ziehen sie von den höchsten Bergen, welche Pferde, Maultiere und Esel nicht ersteigen können, hinab. Die leeren Säcke tragen starke Hunde, die hieran gewöhnt sind, auf Saumsätteln auf die Berge.
Abb. 617: Der Pferdegöpel mit der Bremse. Das Kammrad an der stehenden Welle A. Die liegende Welle B. Das Getriebe C. Die Bremsscheibe D. Der Seilkorb E. Der Bremsschuh F. Der zweiarmige Hebel G. Der Bremsklotz H. Der Sturzhaken I.
Abb. 618: Schlitten- und Sackbeförderung. Ein Schlitten A. Ein Schleife mit Säcken B. Der Stab C. Die Hunde mit Saumsätteln D. Die an einem Strick befestigten Säcke E.
Die vollen Säcke werden mir Riemen zusammengebunden und an einem Strick befestigt. Ein Mann nimmt den Strick um einen Arm oder um die Brust und zieht sie durch den Schnee bis an eine Stelle, bis zu der Pferde, Maultiere und Esel mit Saumsätteln hinaufkommen können. Hier werden die Erze aus den schweinsledernen Säcken in andere aus zwei- oder dreifädigem Leinen gefertigte umgefüllt und mit Lasttieren bis zu den Hütten hinabgeschafft, wo sie entweder aufbereitet oder verschmolzen werden.
Wenn Pferde, Maultiere oder Esel mit Saumsätteln die Berge ersteigen können, werden mir Erz gefüllte leinene Säcke auf die Saumsättel gelegt und so auf engen Wegen der Berge, auf denen weder Wagen noch Schlitten verkehren können, über hohe und schwer zugängliche Felsen in die tiefer gelegenen Täler geschafft. An solchen Felsen, welche Lasttiere nicht ersteigen können, werden geneigte Rollen aufgestellt, die aus Brettern zusammengefügt sind und durch Querhölzer gehalten werden, damit sie nicht umfallen. In diese stürzen sie die Erze, die mittels einrädriger Karren herbeigeschafft werden. Sie stürzen bis auf ebenes Gelände herab und werden entweder in leinenen Säcken auf Lasttieren hinabgeschafft oder mittels Schlitten und Wagen. Wenn die Fuhrleute die Erze von den steilen Hängen der Berge hinabführen, gebrauchen sie zweirädrige Karren, die hinten zwei bis auf der Erde schleifende Baumstämme nachziehen.
Abb. 619: Förderung auf Saumtieren, mittels Lutten, in Schubkarren, in zweirädrigen Karren und im Wagen. Pferde mit Saumsätteln A. Eine Sturzrolle, geneigt an den Felsen gestellt B. Die zugehörigen Bretter C. Der Karren mit einem Rade D. Der zweirädrige Karren E. Die Baumstämme F. Der Wagen G. Das Erz wird vom Wagen abgeladen H. Die Riegel I. Der Steiger, der die Anzahl Wagen am Kerbholz verzeichnet K. Die Behälter, in die die Erze zur Verteilung geworfen werden L.
Diese bremsen durch ihr Gewicht und hindern das zu schnelle Abwärtsfahren der schweren, mit Erz beladenen Karren. Wenn sie nicht vorhanden wären, müßten die Fuhrleute häufig Ketten um die Räder legen. Wenn die Fuhrleute die Erze von weniger steilen Bergen hinabschaffen, benutzen sie Wagen, deren Kästen doppelt so lang sind als diejenigen der Karren.
Abb. 620: Das Holzhängen. Der Rundbaum A. Die Haspelwinden B. Die Haspelsäulen C. Das Förderseil D. Der Kloben E. Die einzuhängenden Hölzer F.
Die Seitenbretter sind so angebracht, daß sie aufgehoben und entfernt werden können, wenn das Erz durch die Fuhrleute wieder von den Wagen abgeladen werden soll; denn sie werden nur von Riegeln
[17] Sie werden gegenwärtig Rungen genannt.
gehalten. Die Fuhrleute fahren 30 oder 60 Erzfuhren hinab, die dann von den Gewerken abgeholt werden. Ihre Zahl verzeichnet der Steiger auf dem Kerbholz. Gewisse Erze, namentlich die Zinnerze, die in den Gruben gewonnen werden, pflegt man in acht oder neun Teile zu teilen, letzteres, wenn die Gewerken der Gruben den Gewerken des Stollens das Neuntel geben. Das geschieht selten durch Meßgefäße, sondern in Kästen, die aus zusammengefügten, auf der Innenseite gehobelten Brettern hergestellt werden. Jeder Gewerke sorgt dafür, daß der ihm durch das Los zufallende Teil verladen, gewaschen und verschmolzen wird.
In die Gefäße, welche die fünf beschriebenen Maschinen fördern, werfen Jungen und Männer Erde und Gesteinsstücke mit Schaufeln oder füllen sie auch mit den Händen, weshalb sie Füller
[18] Oder auch Anschläger.
genannt werden. Diese Maschinen fördern, wie ich schon gesagt habe, nicht nur trockene Lasten, sondern auch feuchte oder auch Wasser. Bevor ich die zahlreichen, vielgestaltigen Arten von Maschinen erkläre, mit denen die Bergleute Wasser allein zu heben pflegen, will ich beschreiben, auf welche Weise schwere Gegenstände, z.B. Wellen, eiserne Ketten, Wasserrohre und starke Hölzer, in senkrechte, tiefe Schächte hinabgelassen werden können. Es wird ein Haspel aufgestellt, dessen auf jeder Seite mit vier Haspelwinden versehener Rundbaum in den Haspelsäulen verlagert wird. Um den Rundbaum wird das Förderseil gewickelt und dessen eines Ende daran festgemacht, während an das andere die schweren Gegenstände befestigt werden, die geradenwegs allmählich, indem sich die Arbeiter gegenstemmen, hinabgelassen werden. Falls sie an einer Stelle des Schachtes hängen bleiben, werden sie wieder ein wenig hochgezogen. Sollten aber die Lasten besonders schwer sein, so wird hinter diesem Haspel ein anderer ihm ähnlicher aufgestellt, damit beide zusammen der Last gewachsen sind und diese langsam hinabgelassen werden kann. Zuweilen wird aus dem gleichen Grunde ein Kloben mit Seilen an einem Balken befestigt, durch dessen Scheiben das Förderseil geführt abwärts und aufwärts geht.
Das Wasser wird aus den Schächten entweder herausgezogen oder geschöpft.
[19] Es muß auffallen, daß Agricola bei der eingehenden Schilderung der Wasserhebung nicht auch das Verfahren schildert, die Wasser durch Wasserknechte zu halten. Sehr anschaulich schildert diese Arbeit Max Reichsritter von Wolfsrigl-Wolfskron in "Die Tiroler Erzbergbaue 1301-1665"; Innsbruck 1902, S. 39: Im Jahre 1515 wurde am Falkenstein bei Schwaz von den Fuggern der Tiefbau begonnen. Zur Erzförderung genügte damals noch ein einfacher Pferdegöpel (bömische Kunst genannt), die Wasserlosung jedoch geschah durch Menschenkraft mittels lederner Kübel. Die Wasserheber standen einer über dem anderen mit dem Rücken gegen die Fahrten gelehnt vom Schachtsumpf bis zur Sohle des Erbstollens hinauf und beförderten, indem jeder Wasserheber den vollen Kübel seines tiefer stehenden Gesellen ergriff und seinem höher stehenden Gesellen hinaufreichte, auf diese Weise das Wasser aus dem Tiefbaue. Da diese Arbeit ebenso ungesund - natürlich wurde hierbei auch Wasser vergossen und tropfte auf die niedriger stehenden hinunter - als beschwerlich war, mußten die Leute öfters abgewechselt und auch gut bezahlt werden; die Kosten für die dort nötigen 600 Mann betrugen im Jahre die für jene Zeit geradezu riesige Summe von 20000 fl. Eine eigene Ordnung für die Wasserheber trug Sorge, daß diese für den regelmäßigen Betrieb des Unterbaues so wichtige Arbeit im beständigen Gange blieb, was aber trotzdem die Gesellen in der Erkenntnis ihrer Unentbehrlichkeit nicht selten verleitete, durch Androhung von Arbeitseinstellung noch höhere Löhne zu erpressen. Ja Wasserkünstler, die den Versuch machten, eine Wasserkunst zu bauen, befürchteten damals Angriffe durch die Wasserheber. S. 50. Erst im Jahre 1554 gelang es dem Kunstmeister Laffer, ein Kehrrad zu bauen, wie es Agricola S. 167 ff. beschreibt, und dadurch die Wasserheber entbehrlich zu machen (Wolfskron S. 60).
Man zieht es heraus, nachdem es in Kübel oder Bulgen hineingeschüttet worden ist. Diese zieht gewöhnlich eine Maschine mit Kehrrad. Früher habe ich schon diese fünf Maschinen beschrieben. Während der Göpel an einigen Orten auch Bulgen von mittlerer Größe zieht, wird das Wasser auch mit Kannen geschöpft oder mit Pumpen gezogen, die gebohrt sind, oder mit Taschen.
[20] Die Wasserhebung mit Taschen ist in der Abb. 633 dargestellt.
Wenn nur wenig Wasser vorhanden ist, wird es in Kübeln geschöpft oder mit Kannen oder Pumpen gezogen, wenn viel Wasser vorhanden ist, wird es in Bulgen gezogen oder mit Taschen gehoben.
Zunächst will ich die Maschinen, die das Wasser mit Kannen
[21] Man nennt diese Einrichtung jetzt Bulgenkünste.
ausschöpfen, beschreiben. Es gibt deren drei. Die erste ist folgendermaßen beschaffen: Ein viereckiges Gerüst besteht aus eisernen Schienen; es ist 2 ½ Fuß hoch und auch 2 ½ Fuß lang, dazu 1/6 und 1/4 eines Fingers, die Breite beträgt 1/4 und 1/24 eines Fingers. In ihm sind drei eiserne Wellen wagrecht verlagert, welche sich in Pfannen oder breiten eisernen, stahlharten Ringen drehen; es sind weiter vier eiserne Räder vorhanden, von denen zwei Getriebe sind und ebenso viele Zahnräder. Außerhalb des Gerüstes sitzt auf der untersten Welle ein hölzernes Rad, damit sie leichter in Bewegung erhalten werden kann. Innerhalb des Gerüstes sitzt das kleinere Getriebe, welches acht Kämme hat, die 1/6 und 1/24 Finger lang sind. Auf der zweiten Welle, die aus dem Gerüst nicht herausragt und daher ebenfalls 2 ½ Fuß und 1/12 und 1/3 Finger lang ist, sitzt das kleinere Zahnrad, es hat 48 Zähne, ferner das größere Getriebe, welches aus zwölf Kämmen besteht, die ¼ Fuß lang sind. Auf der dritten Welle, die 1/12 und 1/3 Finger stark ist, sitzt das größere Zahnrad, welches nach allen Seiten 1 Fuß herausragt, es hat 72 Zähne. Die Zähne beider Räder enden in Schrauben, deren Gewinde in die Muttergewinde der Räder eingeschraubt sind, so daß an Stelle von zerbrochenen andere eingeschraubt werden können. Sowohl die Zähne wie auch die Kämme bestehen aus gehärtetem Stahl. Die oberste Welle ragt aus dem Gerüste heraus und ist so kunstvoll mit der anderen Welle gekuppelt, daß beide aus einem Stück zu sein scheinen. Sie geht durch das um den Schacht aus Balken erbaute Gerüst hindurch und dreht sich mit ihrem Zapfen auf einem Rädchen aus hartem Stahl, das in einem starken eichenen Stock verlagert ist. Auf dieser Achse sitzt eine Trommel, wie sie die Maschinen haben, die in Taschen das Wasser schöpfen. Auf der Trommel sind dreifach gebogene Klammern
[22] Die Form der Klammern ist aus Abb. 622 ersichtlich. Sie sind mit den Buchstaben F und G bezeichnet.
befestigt; da die Glieder der eisernen Kette an diesen hängen, kann auch eine große Last die Maschine nicht rückwärts bewegen. Die Ringe dieser Kette sind nicht so wie die der übrigen ringförmig, sondern jeder ist an den Enden beiderseits umgebogen und erfaßt den nächsten. So entsteht eine Art doppelter Kette. An den Verbindungsstellen sind die Kannen aus Eisen- oder Kupferblech, die ½ Maß
[23] Lat. semicongialis, das ist etwa 1,7 l.
fassen, mit Stricken befestigt. Wenn also 100 Kettenglieder vorhanden sind, so sind auch ebenso viel Kannen vorhanden, die das Wasser herausfördern. Ihre Öffnungen stehen hervor und sind mit Deckeln versehen, damit das Wasser in flachen Schächten nicht herausfließt, in saigeren Schächten brauchen die Kannen keine Deckel.
Der Haspler steckt das Haspelhorn auf das Ende der untersten Welle und dreht sie zusammen mit dem Getriebe, dessen Kämme das Zahnrad der anderen Welle drehen. Da mit diesem zugleich das zweite Getriebe umläuft, so treibt dieses das zweite Zahnrad und zugleich die Trommel mit den Klammern. Auf diese Weise geht die Kette mit den leeren Kannen am Liegenden des Ganges in den Sumpf hinab bis zu der unteren Trommel, deren eiserne Achse sich in auf beiden Seiten angeordneten starken eisernen Lagern dreht, um deren kleinen Durchmesser sie in Form einer schmalen Schleife herumgeht. Beim Umgang der Kette um die Trommel schöpfen die Kannen das Wasser. Sie werden dann voll am Hangenden des Ganges bis über die obere Trommel hochgeführt.
Abb. 621: Bulgenkunst mit Handbetrieb. Das Gerüst A . Die unterste Welle B. Das Rad C. Das kleinere Getriebe D. Die zweite Welle E. Das kleinere Zahnrad F. Das größere Getriebe G. Die oberste Welle H. Das größere Zahnrad I. Die Lager K. Der breite, eiserne Ring L. Das hölzerne Gerüst M. Der eichene Stock N. Der eiserne Zapfen O. Die Scheibe P. Die obere Trommel Q. Klammern R. Die Kette S. Die Kettenglieder T. Kannen V. Das Haspelhorn X. Die untere Trommel Y.
Abb. 622: Bulgenkunst mit Tretrad.
Das Tretrad A. Die Welle B. Die doppelte Kette C. Ein Glied der doppelten Kette D. Die Kannen E. Eine einfache Klammer F. Eine dreimal gekrümmte Klammer G.
Es werden immer drei Kannen zugleich umgekehrt. Sie gießen das Wasser in ein Faß, aus dem es in die Wassersaige des Stollens fließt. Diese Maschine ist jedoch weniger nützlich, weil sie nur wenig Wasser hebt,
[24] Da die Zahl der Kämme des kleinen Getriebes 8 und die Zahl der Zähne des kleinen Zahnrades 48, das Verhältnis also 1 : 6 beträgt und weiter die Zahl der Kämme des großen Getriebes 12, die der Zähne des großen Zahnrades 72, also das Verhältnis ebenfalls 1 : 6 ist, muß die Haspelwelle 36 Umdrehungen machen, damit die Trommelwelle eine Umdrehung macht. Hierbei werden, wie die Abb. 621 zeigt, acht Kannen ausgegossen, die zusammen 6,8 l fassen.
obgleich ihr Bau große Ausgaben erfordert. Auch hebt sie nur langsam, wie die übrigen Maschinen, die mehrere Zahnräder haben.
Eine andere Maschine dieser Art, die schon Vitruv
[25] Vitruv, X. 9 Nach Beschreibung der Schöpfräder, das sind Räder mit Schöpfeimern am Umfange, fährt Vitruv fort: Allein, soll man das Wasser an noch höhere Orte hinaufschaffen, so darf man nur über die Welle eines solchen Rades eine doppelte eiserne Kette schlagen, weIche bis in die Tiefe hinabreicht, und woran kupferne Eimer zu 3 Maß hangen. Die Umwälzung des Rades drehet zugleich diese Kette auf der Welle um und bringt die Eimer in die Höhe, welche dann, wenn sie über die Welle emporkommen, notwendigerweise umstürzen und das heraufgebrachte Wasser in den Behälter ausgießen müssen. - Nach der Übersetzung von Rhode, Leipzig 1796. S. 262.
mit wenigen Worten beschreibt, fördert schneller Kannen mit 1 Maß Inhalt. Sie ist daher nützlicher als die erste, um aus solchen Schächten das Wasser zu heben, in denen ein starker Zufluß stattfindet.
Abb. 623: Bulgenkunst mit Wasserrad.
Das Unterschlächtige Wasserrad A. Die Welle B. Die Trommel, auf der Klammern eingeschlagen sind C. Die Kette D. Ein Kettenglied E. Die Kannen F. Die untere Trommel
G.
Diese Maschine hat weder ein eisernes Gerüst noch Übersetzungen durch Räder, aber auf der hölzernen Welle sitzt ein Tretrad. Die Welle kann nicht lange der Beanspruchung standhalten, da sie keine Trommel hat. Im Übrigen ist die Anordnung der ersten ähnlich, abweichend ist die doppelte Kette. In die Welle dieser Maschine müssen, wie in die Trommel der anderen, Klammern geschlagen werden, welche manche einfach, manche dreimal gekrümmt herstellen; alle haben aber vier Spitzen.
Die dritte Maschine, die vor den beiden bereits beschriebenen viele Vorzüge hat, wird aufgestellt, wenn ein Bach zur Grube geleitet werden kann. Dessen Kraft treibt das geschaufelte Rad um, das an die Stelle des Tretrades tritt. Die Welle ist ähnlich wie bei der zweiten, die Trommel auf der Welle, die Kette und die untere Trommel sind ähnlich wie bei der ersten Maschine. Die Kannen sind noch erheblich größer als bei der zweiten. Da aber die Kannen oft zu Bruche gehen, benutzen die Bergleute diese Maschine nur selten, sie ziehen es vor, wenn nur wenig Wasser vorhanden ist, dieses mit den fünf zuerst beschriebenen Maschinen zu fördern oder mit Pumpen zu heben; wenn viel Wasser zusitzt, es mit Taschenkünsten zu heben oder in Bulgen herauszuziehen.
Über die erste Art der Maschinen
[26] Nämlich die Bulgenkünste.
habe ich nun genug geschrieben. Nun will ich die andere Art, nämlich die Pumpen, welche das Wasser mit Hilfe des Luftdruckes durch Kolben heben, beschreiben. Es gibt sieben verschiedene Ausführungen,
[27] Agricola sagt zwar unter Siphones, daß die erste, zweite und dritte Pumpe im Deutschen keine besondere Bezeichnung haben, es nennen aber Spätere die erste Krückelpumpe und die zweite Drückel- oder Schwengelpumpe.
die zwar in der Bauart verschieden sind, aber den Bergleuten den gleichen Nutzen bieten, allerdings einige größeren als die anderen. Die erste Pumpe wird folgendermaßen hergestellt: Über dem Sumpf wird ein Schachtjoch verlegt, und an diesem werden ein oder zwei Rohre, die miteinander verbunden sind und bis auf den Boden des Sumpfes hinabreichen, durch Eintreiben gespitzter, eiserner, gerader Klammern beiderseits befestigt, sodaß sie feststehen. Der untere Teil des unteren Rohres ist in einen etwa 2 Fuß hohen Stock
[28] Jetzt Saugkorb genannt.
eingelassen; letzterer ist wie ein Rohr durchbohrt und steht auf dem Boden des Sumpfes. Die untere Öffnung ist durch einen Spund verschlossen, am Umfange jedoch hat er Löcher, durch die das Wasser hineinfließt. In den oberen Teil des Stockes wird, falls nur ein Rohr vorhanden ist, eine eiserne oder kupferne oder auch bronzene, etwa 1 Hand hohe Büchse ohne Boden eingesetzt, welche durch ein rundes Ventil so dicht geschloffen wird, daß das durch den Luftdruck aufwärts hindurchgedrückte Wasser nicht zurückfließen kann. Falls jedoch zwei Rohre vorhanden sind, wird die Büchse an der Verbindungsstelle in das untere eingesetzt. Der Ausguß des oberen Rohres oder ein eingesetztes Röhrchen reichen bis zur Wassersaige des Stollens hinauf. Ein unverdrossener Arbeiter steht auf der Bühne, die auf dem Schachtjoch ruht, und senkt und hebt die im Rohr steckende Kolbenstange, an deren oberem Ende sich eine Handhabe befindet. Das untere Ende ist mit dem Trichterkolben verbunden; so nennt man den ledernen Kolben nach seiner Gestalt, denn er ist so zusammengenäht, daß er unten, wo er an der hinein gesteckten Kolbenstange befestigt wird, eng ist, oben aber, wo er das Wasser schöpft, weit. Oder es ist unten an der Kolbenstange eine eiserne Scheibe, 1 Finger dick, oder auch eine hölzerne, 6 Finger dick, befestigt, ihr Durchmesser ist etwas größer als der des aufgelegten, ledernen, kreisrunden Ventiles. Die Stange geht aber entweder glatt durch die Mitte
[29] In der Abbildung auf Seite 148 fehlen in den Scheiben L und in der danebenliegenden Lederscheibe die Löcher in der Mitte, die zum Durchstecken der Kolbenstange nötig sind.
der Scheibe hindurch, und letztere wird mittels eines eisernen Vorsteckers festgehalten, oder die Stange hat unten eine Schraube. Die Scheibe hat fünf oder sechs runde oder längliche Durchbohrungen, die sternförmig angeordnet sind; ferner hat sie den gleichen Durchmesser wie die Bohrung der Pumpenrohre, so daß sie in ihnen auf und ab bewegt werden kann.
Wenn der Arbeiter die Kolbenstange aufwärts zieht, hebt er das durch die Löcher der Scheibe aufgestiegene Wasser, welches nun das Lederventil niederdrückt, bis zu der Öffnung des Pumpenrohres oder bis zu dem Ausgußrohr, durch das es hinausfließt. Zugleich öffnet sich das Saugventil in der Büchse, damit das in den Saugkorb eingetretene Wasser infolge des Luftdruckes abermals in das Pumpenrohr aufsteigen kann. Wenn der Arbeiter die Kolbenstange abwärts bewegt, schließt sich das Saugventil, und das Wasser steigt durch das Kolbenventil in die Höhe.
Abb. 624: Krückelpumpe, Pumpenrohre, Kolben, Ventile usw. Der Sumpf A. Die Rohre B. Das Schachtjoch C. Der Holzstock oder Saugkorb D. Die Löcher des Stockes E. Das
Saugventil im Ring F [30]. Das Ausgußrohr G. Die Kolbenstange H. Der Griff I. Der Trichterkolben K. Der Kolben mit runden Löchern L. Der Kolben mit länglichen Löchern M. Das lederne Ventil N. Ein
Schraubenbohrer P. Ein Löffelbohrer Q.
[30] Der Buchstabe F steht in der Abbildung zweimal. Die oben gegebene Erläuterung bezieht sich auf das in halber Höhe der Rohre stehende F. Das in der Mitte des unteren Randes der Abbildung am Saugkorb D eingetragene F bezeichnet den Spund, der die untere Öffnung des Saugkorbes verschließt.
Abb. 625: Drückelpumpe. Die Säule A. Die Welle B. Der Schwengel, der sich um die Achse dreht C. Die Kolbenstange D. Der Griff E. Der Ring, durch den die beiden Rohre verbunden werden F.
Die Kolbenstange der zweiten Pumpe kann leichter gerade aufwärts und abwärts bewege werden. Diese Pumpe ist folgendermaßen eingerichtet: Es werden zwei Hölzer über dem Sumpf verlegt, das eine nahe dem rechten, das andere nahe dem linken Stoß. Hieran werden die Pumpenrohre mit eisernen Klammern befestigt, ferner entweder ein gegabelter Stamm oder ein Stock, der oben wie eine Gabel ausgeschnitten ist. Eine eiserne Welle wird durch ein etwas weiteres, rundes Loch mitten in der Gabel des Stockes gesteckt, so daß sie selbst unbewegt bleibt, der Schwengel aber um sie in der Gabel bewegt werden kann. Im einen Ende des Schwengels ist das obere Ende der Kolbenstange mittels eines durchgesteckten eisernen Nagels befestigt, im anderen ein Griff, der mit den Händen besser erfaßt werden kann. Wenn der Arbeiter den Griff aufwärtsbewegt, schiebt er die Kolbenstange nach abwärts in das Pumpenrohr, wenn er den Griff abwärts bewegt, zieht er die Kolbenstange aus dem Pumpenrohre heraus und hebt damit das Wasser, welches durch den Kolben geschöpft worden ist, bis zum Ausflußrohr, durch welches es in ein Gerinne fließt. Diese Pumpe und auch die folgende ist, was Kolbenstange, Kolbenventil, Saugkorb, Ring und Saugventil betrifft, ebenso gebaut wie die erste.
Die dritte Pumpe ist von der beschriebenen nur wenig verschieden, denn an Stelle des Stockes werden zwei Säulen gestellt, die nahe dem oberen Ende durchbohrt sind. In diesen Löchern drehen sich die Zapfen der Welle, in deren Mitte zwei kurze Hölzer eingezapft sind.
Abb. 626: Drückelpumpe mit anderem Antriebe. Die Säulen A. Die Welle B. Die zwei Hölzer C. Die Kolbenstange D. Der Handgriff E. Das Gerinne F. Der Arbeiter, der das aus dem Gerinne abfließende Wasser so leitet, daß es nicht in die ausgehobenen Gräben fließt G.
Am Ende des einen von ihnen ist die Kolbenstange befestigt, am Ende des anderen ein schweres, aber kurzes Holz als Handgriff, der zwischen den beiden Säulen hin und her bewegt werden kann. Wenn der Arbeiter den Handgriff nach vorn stößt, zieht er die Kolbenstange aus dem Rohr heraus, wenn er ihn kräftig zurückzieht, wird die Kolbenstange abwärtsgeführt. Auf diese Weise drückt er aus dem Rohr das Wasser, welches der durchbohrte Pumpenkolben geschöpft hat, durch das Ausgußrohr in ein Gerinne. Einige ersetzen das kurze Holz durch einen Schwengel. Diese Pumpe ist ebenso wie die kurz vorher beschriebene in den Gruben weniger gebräuchlich als die übrigen.
Abb. 627: Vereinigte Saug- und Hubpumpe. Der Stock A. Sein unterer Teil B. Der obere Teil C. Klammern D. Die Rohre unterhalb des Stockes, d.h. die Saugrohre E. Das auf den Stock aufgesetzte Rohr, d.h. das Steigrohr F. Die eiserne Welle G. Die Kolbenstangen H. Die beiden kreisrunden Scheiben I. Das Leder K. Die Löcher der Welle L. Die Stäbe, deren Enden durch Bleikugeln beschwert sind M. Die Kurbel N.
Die vierte Art
[31] Die vierte Pumpe ist eine Hubpumpe, jedoch weicht sie von der späteren Bauart dadurch ab, daß sie zwei Saugrohre hat, und daß deren Kolben durch eine doppelt gekröpfte Welle betätigt werden.
ist eine doppelte Pumpe; sie ist folgendermaßen gebaut: Ein sechseckiger
[32] In Abb. 627 ist ein viereckiges Stammstück gezeichnet; das ist besonders deutlich aus der Zeichnung der beiden Hälften des Stammes unten rechts in der Abbildung ersichtlich.
Stamm aus Buchenholz, 5 Fuß lang, 2 ½ Fuß breit und 1 ½ Fuß dick, wird in zwei Teile zerschnitten, welche entsprechend der eisernen Achse, die zwischen ihnen verlagert wird, geteilt werden. Auch werden sie so breit und hoch ausgehöhlt, daß die Welle sich darin drehen kann. Der Teil der Welle, der im Stamme eingeschlossen wird, ist rund, und das Ende, welches als Zapfen dient, ist gerade. Weiterhin ist sie einen Fuß lang umgebogen und verläuft dann wieder gerade. Hier hängt an ihr eine der glatten Kolbenstangen. Dann ist sie wieder so viel hochgebogen, wie sie vorher nach unten umgebogen war, und verläuft dann wieder ein kurzes Stück gerade. Weiter ist sie wieder einen Fuß lang umgebogen und verläuft wieder gerade, hier hängt an ihr die andere glatte Kolbenstange. Dann ist sie wieder so viel hochgebogen, wie sie früher nach unten umgebogen war, und der Teil, der als Zapfen dient, ist wieder gerade.
Damit dort, wo die Welle aus dem Stocke heraustritt, das angesaugte Wasser nicht hervorquelle, ist durch zwei kreisrunde eiserne Scheiben, mit denen zwei Lederscheiben derselben Gestalt und Größe verbunden sind, Sorge getragen. Von diesen befindet sich die eine innerhalb, die andere außerhalb des Stockes auf der Welle. Endlich schließt ein Teil der Welle an, der zwei rechteckige Löcher hat, in die zwei eiserne Stäbe gesteckt werden. Ihre Enden sind mit bleiernen Kugeln beschwert, so daß die Welle bei der Umdrehung mehr Gewicht hat und durch die auf das Ende aufgesteckte Kurbel leichter gedreht werden kann. Der obere Teil des Stockes ist niedriger, der untere höher. Der erstere ist in der Mitte einmal nach Art eines Rohres gerade abwärts durchbohrt, die Bohrung hat die einfache Weite. Der andere ist zweimal, nämlich an beiden Seiten, ebenso gerade abwärts nach Art zweier Rohre durchbohrt, die Bohrungen haben doppelte Weite. Dieser Teil des Stockes wird auf die beiden Rohre gesetzt, die mit ihrem oberen Ende in ihn eingesteckt sind, unten in Saugkörbe, die im Sumpfe stehen und Löcher haben, durch die das Wasser eintritt. Dann wird die eiserne Welle in die Aushöhlung des Stockes gelegt, und die beiden eisernen Kolbenstangen, die von der Welle herabhängen, werden durch die Löcher in die Rohre von 1 Fuß Weite eingeführt. Jede Kolbenstange endet unten in eine Schraube, die eine dicke eiserne, kreisrunde und mehrfach durchlochte Scheibe und das darauf liegende lederne Ventil festhält. In gleicher Weise enthält jedes Rohr eine Büchse mit rundem Ventil. Dann wird der obere Teil des Stockes, der in allen Teilen gut abgepaßt ist, daraufgesetzt. Wo sie zusammenstoßen, werden sie mit breiten und dicken eisernen Bändern umbunden, durch eingetriebene Federn zusammengehalten und mittels Klammern verbunden. In den oberen Teil des Stockes wird das Steigrohr eingesetzt, auf dieses ein anderes, dann ein drittes usw., bis das oberste zur Wassersaige des Stollens hinaufreicht. Wenn nun der Mann am Haspelhorn die Welle dreht, heben die Kolben abwechselnd mit ihren Ventilen das Wasser. Da dieses schnell geschieht und die Bohrungen der Saugrohre doppelt so weit sind als die Bohrung des Steigrohres und die Kolben das Wasser nur wenig hochheben, so zwingt der Druck des von unten aufsteigenden Wassers beständig das oben befindliche weiter aufzusteigen und aus der Öffnung des obersten Rohres in die Wassersaige des Stollens abzufließen.
Abb. 628: Dreifache Pumpe mit Antrieb durch Handhaspel. Der Hebling der Kolbenstange A. Die Däumlinge des Rundbaumes B. Der obere, rechteckige Teil der Kolbenstange C. Ihr unterer runder Teil D. Die Querbalken E. Die Rohre F. Ihr Ausguß G. Das Gerinne H.
Da jedoch ein hölzerner Stock Risse zu bekommen pflegt, ist es zweckmäßiger, ihn aus einem Gußstück von Blei, Kupfer oder Bronze herzustellen.
Die fünfte Art der Pumpen ist weniger einfach, denn sie besteht aus zwei oder drei einzelnen Pumpen. Ihre Kolbenstangen werden von einer Maschine angehoben, die Menschen antreiben, denn jede Kolbenstange hat einen Hebling, den je zwei Däumlinge des Rundbaumes abwechselnd anheben. Letzteren drehen zwei oder drei kräftige Männer. Wenn die Kolbenstangen in die Rohre hinabsinken, schöpfen ihre Ventile das Wasser, wenn sie angehoben werden, drücken sie diese Wassermengen durch die Rohre hinaus. Der obere Teil einer jeden Kolbenstange, die in Aussparungen von Querhölzern geführt wird, ist quadratisch, nämlich einen halben Fuß dick und breit; der übrige Teil, der in die Rohre hineinragt und aus einem anderen Holze hergestellt ist, ist ganz rund. Jede von diesen drei Pumpen ist aus zwei Rohren zusammengesetzt, die am Ausbau des Schachtes befestigt sind. Diese Maschine hebt das Wasser ziemlich hoch, nämlich bis zu 24 Fuß. Wenn die Durchmesser der Pumpenrohre groß sind, nimmt man nur zwei Pumpen, wenn sie klein sind, drei; damit in jedem Falle die Maschine der Beanspruchung genügen kann. Das gleiche gilt auch von den übrigen Maschinen und ihren Rohren. Da diese Pumpen aus zwei Rohren zusammengesetzt sind, wird die eiserne Büchse mit dem eisernen Ventil, wie ich früher schon gesagt habe, nicht in den Saugkorb, sondern in das untere Rohr eingebaut, und zwar an seiner Verbindungsstelle mit dem oberen. Dann hat die runde Kolbenstange nur die Länge dieses Rohres. Diesen Gegenstand werde ich bald näher auseinandersetzen.
Die sechste Ausführung der Pumpen würde gänzlich die gleiche sein wie die der fünften; es tritt aber an die Stelle des Rundbaumes eine Welle, und diese setzen nicht Arbeiter in Umdrehung, sondern ein Rad, dessen Schaufeln die Kraft des Wassers trifft und es umtreibt. Da die Wasserkraft die menschliche Arbeitsleistung bei weitem übertrifft, hebt diese Maschine das Wasser aus Schächten von mehr als 100 Fuß Tiefe durch Rohre mittels Ventilen. Das unterste Ende nicht nur dieser Pumpe, sondern auch der unterste Teil des untersten Rohres der anderen Pumpen wird meistens in einen aus Weiden geflochtenen, in den Sumpf gestellten Korb hineingesteckt, damit nicht Holzspäne oder ähnliche Dinge hineingesaugt werden.
Die siebente Bauart der Pumpen
[33] Agricola nennt sie die neue Ehrenfriedersdorfer Radpumpe, sie dürfte also beim dortigen Zinnbergbau zuerst um 1545 angewendet worden sein. - Ein besonderes Verdienst um die Einführung der Kunstgezeuge beim Freiberger Bergbau gebührt dem späteren Oberbergmeister Planer. - Wengler. Bericht des Bergverwalters Martin Planer über den Stand des Freiberger Bergbaus i.J. 1570. Mitteilungen vom Freiberger Altertumsverein 35. Heft, 1898, S. 57.
wurde vor zehn Jahren erfunden, sie ist von allen die kunstvollste, die dauerhafteste und zweckdienlichste und kann ohne großen Aufwand hergestellt werden. Sie besteht aus mehreren Pumpensätzen, die aber nicht alle, wie die vorher beschriebenen, in den Sumpf hinabreichen, sondern einer unter dem anderen aufgestellt werden. Falls drei Sätze vorhanden sind, wie das gewöhnlich der Fall zu sein pflegt, saugt der unterste das Wasser aus dem Sumpfe und gießt es in den ersten Wasserkasten aus, der zweite schöpft aus diesem und gießt in den zweiten Wasserkasten aus, der dritte in die Wassersaige des Stollens. Die Kolbenstangen aller Pumpensätze hebt und senkt gleichzeitig ein Wasserrad von 15 Fuß Durchmesser, dessen Schaufeln durch den Stoß des durch den Berg zugeleiteten Wassers getroffen werden und es in Umdrehung versetzen.
Abb. 629: Dreifache Pumpe mit Antrieb durch ein Wasserrad. Das Wasserrad A. Die Welle B. Der Stock, auf dem das unterste Rohr steht C. Der den Stock umgebende Korb D.
Die Arme des Rades sitzen auf der 6 Fuß langen und 1 Fuß starken Welle. Ihre beiden Enden sind mit eisernen Ringen umbunden. In das eine ist ein Zapfen eingesetzt, in das andere aber ein Eisen, wie der letzte Teil des Zapfens, 1 Finger stark und so breit wie das Ende der Welle selbst. Dann ist es rund und etwa 3 Finger stark und steht zunächst 1 Fuß lang geradeheraus, soweit es die Stelle des Zapfens vertritt. Dann ist es umgebogen und steht sichelförmig gekrümmt 1 Fuß lang heraus, endlich bleibt es wieder 1 Fuß lang gerade. Auf diese Weise beschreibt dieser Teil, wenn die Welle gedreht wird, einen Kreis von 2 Fuß Durchmesser.
[34] Es handelt sich also um eine Kurbel, zuweilen auch Krummzapfen genannt.
An diesem äußersten Teil des runden Eisens hängt das erste breite Gestänge. Jenes wird in das gelochte obere Ende des Gestänges gesteckt, ebenso wie der eiserne Bolzen der ersten Schere in das untere Ende. Um zu ermöglichen, daß das Gestänge, falls es nötig sein sollte, herausgenommen werden kann, ist die Bohrung weiter als der Teil des Eisens; um aber auch zu verhüten, daß das Gestänge davon herabfalle, was leicht geschehen kann, wird es beiderseits durch vorgesteckte eiserne Federn gehalten. Damit diese das Ende des Gestänges nicht abreiben, wird es durch dazwischengelegene eiserne oder lederne Scheiben geschützt. Dieses erste Gestänge ist etwa 12 Fuß lang, die übrigen beiden aber 26 Fuß. Alle sind 1 Hand breit und 3 Finger dick. Jeder Teil derselben ist durch Eisenblechplatten bedeckt und geschützt, die durch eiserne Schrauben festgehalten werden, damit ein schadhafter Teil ersetzt werden kann. Die Scheren sind in eine runde Welle eingesetzt, die 1 ½ Fuß lang und 2 Finger dick ist. Letztere ist an beiden Enden mit eisernen Ringen umgeben, damit die eisernen Zapfen, die sich in eisernen Lagern der Hölzer drehen, nicht herausfallen. Aus dieser Welle ragen die beiden hölzernen Teile der Scheren 2 Fuß heraus; sie sind 6 Finger dick und breit. Der eine steht vom anderen 3 Hand ab, und auch diese beiden Teile sind innen und außen mit eisernen Schienen beschlagen. In der Schere sind zwei runde eiserne Bolzen von 2 Finger Dicke so befestigt, daß sie sich nicht bewegen. Der hintere von ihnen geht durch das untere Ende des ersten breiten Gestänges und durch das obere, durchbohrte Ende des zweiten Gestänges unbeweglich hindurch. Der vordere aber geht ebenso unbeweglich durch das eiserne, gebogene Ende der ersten Kolbenstange hindurch.
[35] Die beiden letzten Sätze entsprechen nicht der Abbildung. Es müßte etwa heißen: Der hintere von ihnen geht durch das untere Ende des ersten breiten Gestänges unbeweglich hindurch. Der vordere aber geht ebenso unbeweglich durch das obere, eiserne, umgebogene Ende der ersten Kolbenstange hindurch, an die auf der anderen Seite der Biegung das zweite breite Gestänge anschließt.
Jede Kolbenstange ist 13 Fuß lang und 3 Finger stark, sie reicht in das obere Rohr der Pumpe so weit hinab, daß ihr Ventil das der eingesetzten Büchse fast berührt. Wenn die Kolbenstange in das Rohr hinabgeht, hebt das Wasser, welches durch die Löcher der Scheibe hindurchtritt, das Leder, wenn sie hochgezogen wird, drückt das Wasser das Leder, über dem es steht, herunter. Das Saugventil aber schließt die Büchse wie die Tür eines Tores.
[36] Das bezieht sich natürlich auf den Kolbenniedergang.
Die Rohre werden durch zwei zylindrische Ringe von Handbreite miteinander verbunden, von denen der eine innen, der andere außen sitzt. Der innere Ring ist beiderseits zugeschärft, damit er in beide Rohre eindringen und sie zusammenhalten kann. Indessen fehlt jetzt an den Rohren der innere Ring; stattdessen sind sie zur Verbindung keilförmig ausgeschnitten, und das untere Ende des oberen Rohres umschließt das obere Ende des unteren. Die Schnitte sind 7 Finger hoch, aber bei dem einen innen, bei dem anderen außen, so daß das eine in das andere hineingesteckt werden kann.
[37] In der Abbildung 624 sind in der unteren, linken Ecke die Enden zweier in dieser Weise hergerichteten Rohre gezeichnet. Allerdings läßt die Darstellung des oberen, durch zwei Sägeschnitte keilförmig zugeschärften Rohrendes zu wünschen übrig; das darunter gezeichnete Rohrende ist entsprechend keilförmig ausgeschnitten. Auch in der Abbildung auf Seite 149 findet sich ein keilförmig ausgeschnittenes Rohr.
Wenn die Kolbenstange in das obere Rohr hineingeführt wird, schließt sich das Saugventil, wenn sie herausgezogen wird, öffnet es sich, damit die Öffnung für das Wasser frei wird.
Jedes der Pumpenrohre besteht aus zwei Rohrlängen, von denen jede 12 Fuß lang ist, die Bohrung beider ist 7 Finger weit. Das untere Rohr steht im Schachtsumpfe oder im Wasserkasten, die untere Öffnung ist durch einen runden Spund verschlossen, darüber hat jedes Rohr ringsherum 6 Löcher, durch die das Wasser eintritt. Das obere Ende des oberen Rohres hat einen Ausguß, der 1 Fuß hoch und 1 Hand breit ist; aus diesem fließt das Wasser in den Wasserkasten oder in das Gerinne. Jeder Wasserkasten ist 2 Fuß lang und 1 Fuß tief und breit. So viel Pumpensätze vorhanden sind, soviel Wellen, Scheren und Stangen aller Art sind ebenfalls vorhanden. Aber zu drei Pumpensätzen gehören nur zwei Wasserkästen, weil der Sumpf des Schachtes und die Wassersaige des Stollens je einen vertritt. Dieses Gezeug hebt das Wasser folgendermaßen aus dem Schachte: Durch die Drehung des Rades wird das erste Gestänge angehoben, dieses hebt die erste Schere und damit zugleich das zweite Gestänge und die erste Kolbenstange. Dann hebt das zweite Gestänge die zweite Schere und dadurch das dritte Gestänge und die zweite Kolbenstange; endlich hebt das dritte Gestänge die dritte Schere und die dritte Kolbenstange. Vom Bolzen dieser letzten Schere hängt kein Gestänge herab, da es dem dritten Pumpensatze in keiner Weise nützlich sein könnte. Dagegen senken sich mit dem ersten Gestänge alle Scheren, Gestänge und Kolbenstangen. Aus demselben Grunde wird zu gleicher Zeit Wasser in die Wasserkästen ausgegossen und aus ihnen angesaugt. Aus dem Sumpfe wird es nur angesaugt und in die Wassersaige des Stollens nur ausgegossen.
Man kann auch auf eine längere Welle zwei Räder setzen, falls der Bach so viel Wasser führt, als zu ihrem Betrieb nötig ist. Dann kann man an die Krummzapfen beider ein oder zwei Gestänge hängen, von denen jedes die Kolbenstangen dreier Pumpensätze bewegt. Endlich ist es nötig, daß die Schächte, aus denen das Wasser mit Pumpen gehoben wird, lotrecht sind, denn alle Pumpen und auch die anderen Einrichtungen für die Wasserhebung, die mit Rohren arbeiten, heben das Wasser weniger hoch, wenn die Rohre geneigt in geneigte Schächte eingebaut werden, als wenn sie lotrecht in lotrechten Schächten stehen.
Wenn der Bach eine so große Wassermenge, durch welche die soeben beschriebene Maschine betrieben werden kann, nicht führt, was entweder durch die Örtlichkeit bedingt ist oder eine Folge der Trockenheit im Sommer ist, wird eine Maschine mit so niedrigem und leichtem Rade gebaut, daß auch die Wassermenge eines nur kleinen Baches es in Umdrehung versetzen kann. Das Wasser fällt in ein Gerinne und aus diesem auf das Rad der unteren Maschine, das hoch und schwer ist und mit Pumpen das Wasser aus dem Schachttiefsten hebt. Wenn das Wasser des kleinen Baches dieses Rad allein nicht drehen kann, wird dessen Welle zunächst von zwei Arbeitern in Umdrehung versetzt.
Abb. 630: Kunstgezeug mit drei Saugsätzen. Der Schacht A. Der unterste Pumpensatz B. Der erste Wasserkasten C. Der zweite Pumpensatz D. Der zweite Wasserkasten E. Der dritte Pumpensatz F. Das Gerinne G. Die verlängerte Radwelle H. Das erste breite Gestänge I. Das zweite breite Gestänge K. Das dritte breite Gestänge L. Die erste Kolbenstange M. Die zweite Kolbenstange N. Die dritte Kolbenstange O. Die Drehpunkte P. Die Scheren Q.
Sobald es aber das mit den Pumpen gehobene Wasser in einen Wasserkasten ausgießt, hebt das obere Rad dieses Wasser mit seinem Pumpensatze und gießt es in ein besonderes Gerinne, aus dem es ebenfalls auf das Rad der unteren Maschine fließt und dessen Schaufeln treibt.
Abb. 631: Wasserhaltung mit zwei Wasserrädern. Das Rad der oberen Maschine A. Seine Pumpe B. Sein Abflußgerinne C. Das Rad der unteren Maschine D. Seine Pumpensätze E. Das andere Gerinne F.
Dann aber kann diese Wassermenge, die zusammen mit dem Wasser aus den geneigten Gerinnen des Baches auf das hohe und schwere Rad der unteren Maschine geleitet wird, das letztere in Bewegung setzen, und dieses hebt mit zwei oder drei Pumpensätzen das Wasser aus dem tiefen Schachte.
Wenn jedoch der Bach so viel Wasser liefert, daß es sogleich das hohe und schwere Rad in Betrieb setzen kann, dann setzt man auf das andere Ende der Welle ein Zahnrad, welches das Getriebe auf einer anderen, tiefer eingebauten Welle antreibt. Auf den beiden Enden dieser unteren Welle sitzt ein Krummzapfen, wie er bei diesen Maschinen gebräuchlich ist. Diese Maschine hebt große Wassermengen, da sie zwei Gruppen von Pumpensätzen hat.
Abb. 632: Kunstgezeug mit zweimal zwei Saugsätzen. Die obere Welle A. Das Wasserrad, das durch das Bachwasser getrieben wird B. Das Zahnrad C. Die untere Welle D. Das Getriebe E. Die Krummzapfen F. Die Gruppen von Pumpensätzen G.
Von den Heinzenkünsten sind mir sechs Ausführungen bekannt; die erste ist folgendermaßen gebaut: Nahe unter der Erdoberfläche oder unter dem Stollen
[38] Auch weiter unten wiederholt Agricola nochmals unter dem Stollen. Das trifft aber nicht zu, das Wasserrad muß so hoch über dem Stollen eingebaut werden, daß das Aufschlagwasser ebenso wie das gehobene Wasser aus dem Stollen abfließen kann.
wird eine Radstube hergestellt und auf allen Seiten mit starken Hölzern und Brettern ausgebaut, damit nicht durch einen Zusammenbruch Menschen verschüttet werden oder die Maschine beschädigt wird. In der ausgebauten Radstube wird das Rad hergestellt und auf einer eckigen Welle befestigt. Die eisernen Zapfen der Welle laufen in eisernen Halbringlagern, die auf besonders starken Hölzern verlagert sind. Meistens ist das Rad 24, selten 30 Fuß hoch; es unterscheidet sich nur dadurch von den für Getreidemühlen gebauten Rädern, daß es etwas schmäler ist. Auf der anderen Seite der Welle sitzt der Kettenkorb, der mit einer ringsherum laufenden Nut versehen ist. Am Umfange werden viele viermal gekrümmte Klammern eingeschlagen; da an diesen die Kettenglieder haften, wird die Führungskette durch die Rohre aus dem Sumpfe herausgezogen und in einem Verschlage wieder bis zu der unteren Führungswalze hinabgelassen; deren eiserner Ring sitzt auf einer eisernen Welle. Die beiden Zapfen drehen sich in starken Eisenringen, die am Ausbau befestigt sind. Die über den Korb geführte Kette hebt das durch die Bälle geschöpfte Wasser durch die Rohre hinauf.
Jedes Rohr wird von fünf eisernen Ringen von Handbreite und Fingerdicke umgeben, sie werden in gleichen Abständen angebracht und befestigt. Der oberste Ring sitzt an der Verbindungsstelle mit dem nächsten oberen Rohr, mit dem das untere verbunden ist, der untere Ring an der Verbindungsstelle mit dem nächsten unteren Rohre. Alle Rohre mit Ausnahme des obersten sind am oberen Ende außen ringsherum auf 7 Finger Länge 3 Finger stark verjüngt, damit sie in das obere eingeführt werden können. Auch sind sie mit Ausnahme des untersten Rohres am unteren Ende innen ringsum auf die gleiche Länge, jedoch 1 Hand breit, ausgeschnitten, damit das folgende eingesetzt werden kann. Alle werden mit eisernen Klammern am Ausbau des Schachtes befestigt, damit sie unbeweglich bleiben. Durch die zusammengesetzten Rohre wird das Wasser von den Bällen an der Führungskette aus dem Sumpfe bis zum Stollen hinaufgezogen. Hier wird es durch den Ausguß des obersten Rohres in die Wassersaige, durch die es abfließt, ausgegossen. Die Bälle, welche das Wasser heben, werden mit den eisernen Ringen der Förderkette verbunden. Der Abstand der Bälle beträgt 6 Fuß, sie bestehen aus Schwanzhaaren des Pferdes und sind in Leder eingenäht, damit sie nicht durch die eisernen Klammern des Kettenkorbes beschädigt werden; sie sind so dick, daß man sie mit beiden Händen umfassen kann.
Wenn diese Maschine unmittelbar unter der Erdoberfläche aufgestellt ist, wird das Bachwasser, welches das Rad treibt, durch Gerinne über Tage herangeführt, wenn sie unter dem Stollen aufgestellt ist, durch unter Tage verlegte. So drehen die vom Wasserstoß getroffenen Schaufeln beständig das Rad und damit zugleich die Kettentrommel. Auf diese Weise wird die Kette herausgezogen und drückt mittels der Bälle das Wasser heraus. Wenn das Rad der Heinzenkunst 24 Fuß hoch ist, hebt sie das Wasser aus einem Schachte von 210 Fuß Tiefe, wenn es 30 Fuß hoch ist, aus einem Schachte von 240 Fuß Tiefe. Für das letztere muß der Bach eine verhältnismäßig große Menge Wasser führen.
Abb. 633: Heinzenkunst mit Antrieb durch Wasserrad. Das Rad A. Die Welle B. Die Zapfen C. Die Ringlager D. Der Kettenkorb E. Die eisernen Klammern F. Die Kette G. Die Schachthölzer H. Die Bälle I. Die Rohre K. Das Aufschlaggerinne L.
Eine andere Heinzenkunst hat zwei Kettenkörbe, zwei Reihen Röhren und zwei Förderketten, die mit Bällen das Wasser heben. Im Übrigen ist sie der vorher beschriebenen ähnlich. Sie wird angewendet, wenn sehr viel Wasser in den Sumpf fließt. Auch diese beiden Maschinen werden durch Wasser angetrieben. Überhaupt wird Wasser durch Wasser gehoben.
Es gibt aber eine Anzeigevorrichtung für das Steigen und Fallen des Wassers im Sumpfe, gleichgültig, ob das Wasser durch Pumpen, durch Heinzenkünste oder auf andere Art gehoben wird. Von einem Holze, welches über dem Schachte, der so tief ist wie der Sumpf, verlagert ist, hängt an derselben Schnur auf der einen Seite ein Stein, auf der anderen ein Brett herab. Dieses wird an einem Eisendrahte, der an dem einen Ende befestigt ist, in den Schacht hinabgelassen. Der Stein wird seitlich von der Hängebank aufgehängt, das Brett wird senkrecht durch den Schacht bis zum Sumpf hinabgelassen und schwimmt dort auf dem Wasser. Es ist so schwer, daß es den Eisendraht, an dessen Haken es mit einer eisernen Klammer befestigt ist, zusammen mit der Schnur abwärts und den Stein aufwärts ziehen kann. Je mehr daher das Wasser sinkt, desto mehr wird das Brett abwärts gezogen und der Stein aufwärts, je mehr das Wasser steigt, desto mehr wird das Brett gehoben und der Stein sinkt. Wenn letzterer fast den Balken berührt und damit das Zeichen gibt, daß das Wasser aus dem Sumpfe durch die Pumpen gehoben ist, schließt der Maschinenwärter das Aufschlaggerinne und stellt das Rad still. Wenn dagegen der Stein den Boden an der Hängebank fast berührt und anzeigt, daß der Sumpf von zufließendem Wasser wieder angefüllt ist - denn das Wasser hebt das Brett und es zieht dann der Stein die Schnur und den Eisendraht nach unten - so schützt der Wärter das Wasser wieder an; es fällt wieder auf die Schaufeln des Rades und setzt die Maschine in Bewegung.
Da die Arbeiter an den jährlichen Festtagen überhaupt nicht und an den Arbeitstagen nicht immer in der Nähe der Maschine arbeiten, diese aber, falls nötig, beständig das Wasser heben muß, so zeigt das immerwährende Ertönen eines Glöckchens an, daß diese Maschine ebenso wie jede andere unbeschädigt und durch nichts behindert umläuft. Das Glöckchen ist an einer hölzernen Welle, die an Balken über dem Schachte verlagert ist, mittels eines Strickes aufgehängt. Ein anderer langer Strick, dessen oberes Ende um die Achse geschlungen ist, hängt in den Schacht hinab; an seinem unteren Ende ist ein Holz befestigt. Sooft an dieses die Daumen einer Welle stoßen, sooft wird das Glöckchen bewegt und ertönt.
Die dritte Maschine dieser Art benutzen die Bergleute, wenn kein Aufschlagwasser für das Rad herangeführt werden kann; ihr Bau ist der folgende: Zunächst stellen sie einen Maschinenraum her, den sie mit starken Hölzern und Brettern ausbauen, damit die Seiten nicht einstürzen, die Maschine beschädigen und Menschen verletzen. Oben decken sie den Maschinenraum mit Hölzern ab, damit die Pferde, die die Maschine in Bewegung setzen, darauf umhergehen können. Dann werden wiederum
[39] Agricola bescbreibt hier nochmals, fast mit den gleichen Worten wie schon vorher, den Bau des Pferdegöpels im einzelnen.
etwa sechzehn Balken, 40 Fuß lang und 1 Fuß dick und breit, oben durch Klammern verbunden, unten auseinandergespreizt aufgestellt. Ihre unteren Enden werden in Löcher von Hölzern eingezapft, die am Boden liegen, und durch ein drittes Holz verbunden. Auf diese Weise entsteht eine kreisrunde Fläche, deren Durchmesser etwa 50 Fuß beträgt. Durch eine Öffnung in der Mitte der Fläche reicht die senkrechte, quadratische Welle hinab, sie ist 45 Fuß lang und 1 ½ Fuß stark. Der untere Zapfen dreht sich in dem Lager eines Holzes, das auf dem Boden des Maschinenraumes liegt, der obere in einem Lager, welches oben unter den Klammern in Vertiefungen zweier Sparren verzapft ist. Das untere Lager umgibt nach allen Seiten ein freier Raum von 17 Fuß. 1 Fuß über dem unteren Ende der Welle sitzt ein Zahnrad, das 22 Fuß im Durchmesser hat. Es besteht aus vier Armen und acht Felgen. Die Arme sind 15 Fuß lang und 1 Spanne dick und breit. Ihr eines Ende ist in die Welle eingezapft, das andere in die Vertiefungen zweier Felgen, dort, wo sie zusammenstoßen. Die Felgen sind 1 Spanne dick und 1 Fuß breit, aus ihnen ragen gerade Kämme empor, 1 Spanne hoch, ½ Fuß breit und 6 Finger dick; sie setzen das Getriebe auf der anderen liegenden Welle in Umdrehung. Es besteht aus zwölf Kämmen von 3 Fuß Länge und 6 Finger Dicke und Breite. Dieses treibt die Welle, auf der der Kettenkorb mit vierfach gebogenen Klammern sitzt. An ihnen haften die Ringe der Förderkette, die mittels der Bälle das Wasser hebt. Die Zapfen dieser liegenden Welle drehen sich in Lagern, die auf der Mitte von Hölzern befestigt sind. Über der Nabe des Rades werden in Löchern der stehenden Welle die Enden zweier schräg aufwärts gerichteter Hölzer eingezapft. Ihre oberen Enden unterstützen zwei Querhölzer, die auch mit ihnen verzapft sind. Am Ende jedes von diesen ist nach abwärts ein Holz eingesetzt und an dieses wiederum ein kurzes Holz befestigt, daran sitzt auch der eiserne Nagel mit der Kette und Wage.
Diese Maschine, welche das Wasser aus einem 240 Fuß tiefen Schachte hebt, setzen zweiunddreißig Pferde in Bewegung. Von diesen arbeiten je acht vier Stunden lang, dann ruhen sie zwölf Stunden aus, und ebenso viele treten an ihre Stelle. Derartige Maschinen sind an den Abhängen des Harzes und in dessen Nähe in Gebrauch. Es können auch, wenn die Verhältnisse es erfordern, mehrere derartige Maschinen auf einer Grube aufgestellt werden, und zwar eine immer tiefer als die andere. So sind in den Karpathen zu Schemnitz drei aufgestellt. Von diesen hebt die unterste aus dem tiefsten Sumpf das Wasser bis zu den ersten Gerinnen, durch die es in den zweiten Sumpf fließt. Die mittelste hebt aus dem zweiten Sumpf bis zu den zweiten Gerinnen, durch die es in einen dritten Sumpf fließt. Die oberste, an der Erdoberfläche befindliche, hebt bis zu den Gerinnen des Stollens, auf dem es abfließt. Die drei Maschinen werden von sechsundneunzig Pferden betrieben, die durch einen geneigten und schraubenförmig verlaufenden Schacht auf Stufen bis zu den Maschinen einfahren. Die unterste von diesen ist 670 Fuß unter der Oberfläche aufgestellt.
Zu derselben Gattung gehört die vierte Maschine, die folgendermaßen beschaffen ist: Es werden zwei Hölzer aufgestellt, in deren Bohrungen sich die Zapfen des Rundbaumes drehen. Diesen setzen zwei oder vier kräftige Arbeiter in Umdrehung, ein oder zwei ziehen nämlich an den Haspelhörnern und ein oder zwei drücken dagegen und unterstützen so die anderen. Abwechselnd treten zwei oder vier an ihre Stelle. Der Rundbaum dieser Maschine trägt ebenso wie die liegende Welle der anderen Maschinen einen Kettenkorb, an dessen eisernen Klammern die Glieder der Förderkette haften und über eine Höhe von 48 Fuß das Wasser mittels der Bälle durch die Rohre heben. Noch höher vermag Menschenkraft das Wasser nicht zu heben, weil diese schwere Arbeit nicht nur Menschen, sondern auch Pferde ermüdet.
Abb. 634: Heinzenkunst mit Antrieb durch Göpel. Die stehende Welle A. Das Zahnrad B. Die Kämme C. Die liegende Welle D. Das Getriebe E. Der Kettenkorb F. Die Förderkette G. Die Taschen H.
Abb. 635: Heinzenkunst mit Antrieb durch Handhaspel. Der Rundhaum A. Der Kettenkorb B. Die Förderkette C. Die Taschen D. Die Klammern E.
Nur Wasserkraft vermag ein Rad mit Kettenkorb ununterbrochen anzutreiben. Auch von diesen Maschinen können, wie von der vorigen, auf einer Grube mehrere aufgestellt werden, und zwar eine unter der anderen.
Die fünfte Maschine ist z. T. der dritten, z. T. der vierten ähnlich. Denn sie wird wie diese von kräftigen Leuten umgetrieben; wie jene hat sie zwei Wellen, jedoch sind beide liegend angeordnet, und drei Räder. Die Zapfen beider Wellen sind so in Ringlagern auf Hölzern verlagert, daß sie nicht herausspringen können. Am einen Ende der unteren Welle befinden sich Haspelwinden, am anderen Ende ein Zahnrad; am einen Ende der oberen Welle sitzt ein Getriebe, am anderen ein Kettenkorb mit eingeschlagenen Klammern. An diesen haften in gleicher Weise die Ringe der Förderkette und fördern mit den Bällen durch die Rohre das Wasser auf gleiche Höhe. Diese drehbare Maschine setzen wechselweise zwei Paar Männer in Bewegung, die einen arbeiten stehend, während die anderen sitzend ausruhen. Wenn sie die Maschine drehen, zieht der eine die Haspelwinden, der andere drückt sie; die Räderübersetzung bewirkt einen leichteren Gang der Maschine.
Abb. 636: Heinzenkunst mit Antrieb durch Handhaspel und Vorgelege.
Die beiden Wellen A. Die Haspelwinden B. Das Zahnrad C. Das Getriebe D. Der Kettenkorb mit eingeschlagenen Klammern E.
Die sechste Maschine hat ebenfalls zwei Wellen. Auf der unteren sitzt an der einen Seite das Rad, welches von zwei Leuten getreten wird; es ist 23 Fuß hoch und 4 Fuß breit, damit beide Arbeiter nebeneinander arbeiten können; auf der anderen das Zahnrad. Auf der oberen Welle sitzt das Getriebe, dann der Kettenkorb mit eingeschlagenen Klammern und ein Rad. Das letztere ist demjenigen ähnlich, welches die zweite Maschine hat, die vornehmlich Erde und Gestein aus den Schächten fördert (gemeint ist der Radhaspel). Die das Rad tretenden Arbeiter ergreifen, damit sie nicht fallen, Stangen, die an der Innenseite des Rades angebracht sind. Wenn sie das Rad drehen, setzt das zugleich in Umdrehung versetzte Zahnrad das Getriebe in Bewegung. Dadurch erfassen wieder die Klammern des Kettenkorbes die Ringe der Förderkette, und diese fördert mittels der Bälle durch die Röhren das Wasser 66 Fuß hoch.
Die größte von allen Maschinen für die Wasserhebung
[40] Nämlich das Kehrrad.
ist folgendermaßen gebaut: Zuerst wird in dem ausgebauten Maschinenraum ein Wasserbehälter, 18 Fuß lang und 12 Fuß breit und hoch aufgestellt. Dahinein wird das Wasser durch unterirdische Gerinne oder eine Rösche geleitet.
Abb. 637: Heinzenkunst mit Antrieb durch Tretrad. Die Wellen A. Das Tretrad B. Das Zahnrad C. Das Getriebe D. Der Kettenkorb E. Das andere Rad F. Die Bälle G.
Der Wasserbehälter hat zwei Öffnungen und ebenso viel Schützen; diese sind oben an Hebeln befestigt, durch die sie in Führungen angehoben und wieder niedergelassen werden können, so daß auf diese Weise die Öffnungen geöffnet und auch wieder geschlossen werden. An die Öffnungen schließen zwei Gerinne an, die aus Brettern bestehen. Diese nehmen das aus dem Behälter ausfließende Wasser auf und gießen es auf die Schaufeln des Rades, die, durch den Stoß getroffen, das Rad drehen. Das kürzere leitet das Wasser so gegen die Schaufeln, daß sie das Rad nach dem Wasserbehälter zu drehen, das längere so, daß sie das Rad in entgegengesetzter Richtung drehen. Die Radstube ist mit starken Hölzern ausgebaut, an die auf der Innenseite noch Bretter angeschlagen sind. Das Rad ist 36 Fuß hoch und auf der Welle befestigt. Es hat, wie ich schon gesagt habe, eine zweifache Schaufelung. Die Stellung der Schaufeln ist so verschieden, daß das Rad sich abwechselnd bald in der Richtung auf den Wasserbehälter zu, bald in der entgegengesetzten drehen kann. Die quadratische Welle ist 35 Fuß lang und 2 Fuß breit und dick, auf ihr sitzen etwa 6 Fuß hinter dem Rade vier Scheiben, 1 Fuß hoch und stark, von denen jede von der anderen 4 Fuß entfernt ist. Auf diesen sind mit eisernen Nägeln so viele Hölzer befestigt, daß sie die Scheiben ganz bedecken. Damit sie ohne Zwischenraum befestigt werden können, sind sie außen breiter, innen schmäler. Auf diese Weise entsteht ein Korb, um den sich die Förderkette wickelt, an deren Enden Haken befestigt sind, an denen die Bulgen hängen. Ein solcher Korb wird deshalb auf die Welle gesetzt, damit diese nicht beschädigt wird. Der Korb aber kann, wenn er durch den Gebrauch beschädigt ist, leicht ersetzt werden. Außerdem sitzt nicht weit von ihrem Ende rund um die Welle eine andere Scheibe, 2 Fuß stark und 1 Fuß breit. Wenn an diese, sooft es erforderlich ist, die Bremse gelegt wird, stellt sie die Maschine still. Die Einzelheiten habe ich früher beschrieben. In der Nähe der Welle ist statt der Stürze der Fußboden mit geneigten Brettern belegt, und zwar vor dem Gange 15 Fuß breit und ebenso viel hinter dem Gange. Hier ist ein starkes Holz verlagert, an dem eine eiserne Kette mit einem großen Haken hängt.
Diese Maschine bedienen fünf Mann: einer läßt die Schützen herab und verschließt die Öffnungen des Wasserbehälters oder zieht die Schützen und öffnet sie. Dieser Maschinenwärter steht auf einer hängenden Bühne neben dem Wasserbehälter. Wenn die eine Bulge fast bis zur Bühne herausgezogen ist, schließt er die Öffnung, damit das Rad stillsteht. Nachdem die Bulge ausgegossen ist, öffnet er die andere Öffnung, damit die andere Schaufelung, vom Stoß des Wassers getroffen, das Rad im anderen Sinne in Bewegung setzt. Falls er die Öffnung nicht schnell genug schließen und den Wasserzufluß abstellen kann, ruft er seinen Genossen an und befiehlt ihm, den Brems in Tätigkeit zu setzen und das Rad so zum Stillstand zu bringen. Zwei Leute entleeren abwechselnd die Bulgen, der eine von ihnen steht an der Seite der Bühne vor dem Schachte, der andere dahinter. Wenn die Bulge fast ganz herausgezogen ist, wofür ein bestimmter Ring der Kette das Zeichen gibt, so hängt der Arbeiter, der auf der einen Seite der Bühne steht, den Sturzhaken, einen starken gekrümmten eisernen Haken, in einen Ring der Förderkette und zieht den ganzen folgenden Teil der Kette auf die Bühne, während die Bulge von dem anderen entleert wird. Und zwar deshalb, damit der Teil der Förderkette, der mit der leeren Bulge hinabgelassen ist, nicht durch sein Gewicht den übrigen Teil der Kette von der Welle zieht und alles in den Schacht fällt.
Abb. 638: Wasserziehen in Bulgen mittels Kehrrad. Du Wasserbehälter A. Das Gerinne B. Die Hebel C, D. Die Gerinne unter den Schützen E, F. Die zwei Schaufelkränze G, H. Die Welle I. Der Kettenkorb K. Die Förderkette L. Die Bulge M. Die hängende Bühne N. Der Maschinenwärter O. Die Arbeiter, welche die Bulgen entleeren P, Q.
Wenn aber der Arbeitsgenosse sieht, daß die mit Wasser gefüllte Bulge fast herausgezogen ist, ruft er den Maschinenwärter an und befiehlt ihm, die Öffnung des Wasserbehälters zu schließen, damit er Zeit hat, die Bulge zu entleeren. Nachdem sie entleert ist, öffnet der Wärter zunächst die andere Öffnung des Wasserbehälters etwas, um den Teil der Kette mit der leeren Bulge wieder in den Schacht zu lassen, dann öffnet er sie ganz. Wenn dann der Teil der Kette, der auf die Bühne gezogen war, auf den Korb gewickelt und dann wieder in den Schacht gelassen ist, zieht der Arbeiter den großen Sturzhaken wieder aus dem Kettengliede heraus. Der fünfte Arbeiter steht unten neben dem Sumpfe in einem ausgebrochenen Orte, damit er nicht verletzt wird, falls es sich ereignet, daß ein Ring bricht und ein Teil der Kette oder ein anderer Gegenstand in den Schacht fällt. Er lenkt mit einer eisernen Schaufel die Bulge und füllt sie mit Wasser, falls sie es nicht von selbst schöpft. Jetzt näht man in den oberen Rand der Bulge einen eisernen Ring ein, damit sie immer offenbleibt und, in den Sumpf gelassen, von selbst das Wasser schöpft. Dann wird ein Arbeiter im Sumpfe nicht mehr benötigt. Wenn übrigens jetzt von den beiden Arbeitern auf der Bühne der eine die Bulge entleert und der andere die Schützen schließt und zieht, so pflegt der erste auch den Sturzhaken in den Kettenring einzuhängen; dann sind nur drei Arbeiter zur Bedienung dieser Maschine nötig. Endlich, wenn zuweilen derjenige, der die Bulge entleert, auch die Bremse bedient und das Rad feststellt, so können zwei Arbeiter die ganze Arbeit leisten.
Ich habe nun genug über die Fördermaschinen gesprochen, jetzt will ich über die Wettermaschinen
[41] Das sind Einrichtungen, durch die den Grubenbauen frische Luft zugeführt und die verbrauchte oder verdorbene abgesaugt wird.
sprechen. Wenn ein Schacht sehr tief geworden ist, ohne daß zu ihm ein Stollen oder von einem anderen Schachte ein Feldort herangeführt ist, oder wenn ein Stollen sehr lang ist, ohne daß er mit einem Schachte in Verbindung steht, so kann sich die Luft nicht verdünnen und wird für die Bergleute so dick, daß sie schwer atmen können. Zuweilen ersticken sie sogar und die brennenden Lichter verlöschen. Es sind daher Maschinen nötig - die Römer nennen sie "spiritales", obwohl sie keinen Ton von sich geben -, die bewirken, daß die Bergleute leicht atmen und ihre Arbeit verrichten können. Es gibt drei Gattungen. Die erste, die den Windzug auffangt und in den Schacht leitet, zerfällt in drei Arten, deren erste folgendermaßen beschaffen ist: Über dem Schachte, zu dem kein Stollen reicht, werden 3 Hölzer, die etwas länger sind, als der Schacht breit ist, verlegt, das eine vorn, das zweite über die Mitte und das dritte hinten. Ihre Enden sind durchbohrt, in diese werden unten zugespitzte Pfähle tief in die Erde hineingetrieben, ebenso wie bei der ersten Maschine, damit sie festliegen. Jedes von diesen drei Hölzern hat drei Zapfenlöcher, in die drei Querhölzer eingezapft werden, das eine am rechten Schachtstoße, das andere am linken, das dritte in der Mitte des Schachtes. Auf diesem und auf dem anderen, das kreuzweise über den Schacht gelegt ist, werden Bretter befestigt und gegenseitig so gefugt, daß die benachbarten eine dichte Verbindung haben. Auf diese Weise entstehen vier Winkel und dazwischen ebenso viel Hohlräume, welche die von allen Seiten wehenden Winde auffangen. Damit aber der Wind nicht nach oben herausbläst, sondern nach unten geleitet wird, sind sie oben mit einer runden Decke abgedeckt, unten jedoch offen.
Abb. 639: Windfänge. Die Hölzer A. Die zugespitzten Pfähle B. Die Querhölzer C. Die Bretter D. Die Hohlräume E. Der Wind F. Der Deckel G. Der Schacht H. Die Vorrichtung ohne Deckel I.
Dadurch wird der Wind notwendigerweise durch eine der vier Abteilungen in den Schacht hineingeblasen. An solchen Orten jedoch, an denen man die Vorrichtung so aufstellen kann, daß der Wind von oben hineinweht, ist es nicht nötig, sie mit einem Deckel zu versehen.
Die zweite dieser Vorrichtungen bringt den Wind durch Lutten in den Schacht. Sie werden aus je vier Brettern so oft zusammengeschlagen und verbunden, als die Tiefe des Schachtes es erfordert; der Querschnitt ist rechteckig. Die Fugen werden mit angefeuchteter fetter und lettiger Erde verstrichen. Die Öffnung der Lutten ragt um etwa 3 bis 4 Fuß Höhe aus dem Schachte heraus oder auch nicht. Im ersteren Falle hat das überstehende Ende die Form eines rechteckigen Trichters, der breiter und weiter als die Lutte ist, damit der Wind desto leichter aufgefangen wird. Wenn die Lutte nicht herausragt, findet keine Erweiterung der Lutte statt, sondern es werden entsprechend der Windrichtung Bretter angeschlagen, die den Wind fangen und in die Lutte führen.
Die dritte Vorrichtung dieser Art
[42] Wir nennen diese Einrichtung Wetterhut.
besteht aus einem Rohr oder aus mehreren Rohren und einem Fasse. Es wird nämlich über das oberste Rohr ein hölzernes Faß, mit hölzernen Reifen gebunden, gesteckt; es ist 4 Fuß hoch und 3 weit.
Abb. 640: Windfänge mit Lutten. Die herausragende Luttenöffnung A. Die an die nicht herausragende Lutte angeschlagenen Bretter B.
Eine viereckige Öffnung desselben ist immer offen, nimmt den Wind auf und führt ihn entweder durch ein Rohr in die Lutte oder durch mehrere Rohre in den Schacht. Der oberste Teil des Rohres ist in eine ebenso dicke Scheibe eingesetzt wie der Faßboden. Sie ist aber etwas weniger breit, damit das Faß sich auf ihr drehen kann. Das über die Scheibe herausragende Ende des Rohres steckt in einer runden Öffnung in der Mitte des Faßbodens. Hier ist auf dem Rohr eine schwache stehende Achse befestigt, die durch die Faßmitte bis zum Faßdeckel reicht, der dem Boden ganz gleich ist und dort in einer Bohrung geführt wird, so daß sich um die feststehende Achse das bewegliche Faß schon infolge eines geringen Luftzuges dreht und nicht erst durch den Wind, der den Flügel dreht. Dieser besteht aus dünnen Brettchen, die am oberen Teile des Fasses befestigt sind, und zwar der Windöffnung gegenüber. Ich habe schon gesagt, daß diese rechteckig ist und immer offen steht. Denn aus welcher Richtung auch der Wind wehen mag, immer dreht er den Flügel in die ihm entgegengesetzte Richtung, und das Faß kehrt die Windöffnung dem Winde entgegen, es fängt ihn auf und führt ihn durch das Rohr in die Lutte oder durch eine Anzahl Rohre in den Schacht hinab.
Abb. 641: Wetterhut. Das hölzerne Faß A. Die Reifen B. Die Windöffnung C. Das Rohr D. Die Scheibe E. Die Achse F. Die Öffnung im Boden des Fasses G. Der Flügel H.
Eine zweite Art sind Wettermaschinen mit Flügeln; es gibt mehrere verschiedene Ausführungen. Denn die Flügel werden entweder auf einem Rundbaum oder auf einer Welle befestigt. Wenn sie auf einem Rundbaume befestigt werden, besteht die Maschine entweder aus einer runden Trommel, die aus zwei Scheiben und einer Anzahl unter sich zusammengefügter Bretter zusammengesetzt ist oder aus einem rechteckigen Behälter. Die Trommel steht fest und hat in den sonst geschlossenen Seitenflächen so große Löcher, daß der Rundbaum sich in ihnen drehen kann. Außerdem hat sie zwei rechteckige Luftlöcher, von denen das obere die Luft aufnimmt; in das untere ist die Lutte eingesetzt, durch welche sie in den Schacht geführt wird. Die Enden des Rundbaumes ragen beiderseits aus der Trommel heraus und sind entweder in den Gabeln von Stöcken oder in Löchern von Hölzern, die mit breiten Eisenblechen verkleidet sind, verlagert. An dem einen Ende sitzt eine Kurbel, an dem anderen sind vier Stangen mit dicken und schweren Enden befestigt, damit durch ihr Gewicht der Rundbaum leichter in Umdrehung versetzt werden kann. Wenn daher ein Arbeiter den Rundbaum mittels der Kurbel dreht, so saugen die Flügel, über deren Beschaffenheit ich gleich sprechen werde, durch das eine Luftloch die Luft an und treiben sie durch das andere und die angeschlossene Lutte bis in den Schacht.
Abb. 642: Wetterräder (Ventilatoren). Die Trommel A. Der rechteckige Behälter B. Das Luftloch C. Die andere Öffnung D. Die Lutte E. Der Rundhaum F. Die Kurbel G. Die Stangen H.
Abb. 643: Wetterrad mit Windantrieb und mit Handantrieb. Das auf den Boden gesetzte Gehäuse A. Sein Windloch B. Der Rundbaum mit Flügeln C. Dit Kurbel D. Die am Rundbaum befindlichen Stangen E. Das auf hölzerne Böcke gestellte Gehäuse F. Die Flügel der Welle, außerhalb des Gehäuses G.
Das Gehäuse und die Trommel haben zwar dieselbe Bedeutung, aber die zweite ist dem ersteren weit überlegen. Denn die Flügel können die Trommel so bestreichen, daß sie sie fast überall berühren und alle angesaugte Luft in die Lutte treiben. Das Gehäuse hingegen können sie wegen der Winkel nicht so ausfüllen; da in ihnen ein Teil der Luft zurückbleibt, kann es nicht so gut wirken wie die Trommel. Das Gehäuse setzt man nicht nur auf den Boden, sondern auch auf hölzerne Böcke, wie eine Windmühle. Ihre Welle hat dann an Stelle der Kurbel außen vier Flügel, denen einer Windmühle ähnlich. Diese setzen durch den Stoß des Windes die Welle in Umdrehung, und die innerhalb des Gehäuses befindlichen Flügel blasen die durch das Windloch angesaugte Luft durch die Lutte in den Schacht. Obgleich diese Wettermaschine keines Arbeiters an der Kurbel bedarf, dem man Lohn zahlen müßte, ist sie doch weniger als die anderen geeignet, einem Schachte Luft zuzuführen, weil sie sich nicht dreht, falls kein Wind weht, wie es häufig vorkommt.
Wenn die Flügel auf einer Welle befestigt werden, so wird sie gewöhnlich in einer hohlen feststehenden Trommel angeordnet, die auf der einen Seite der Welle ein Getriebe hat, welches von einem Zahnrade auf einer niedriger gelagerten Welle angetrieben wird, die selbst wieder von einem Wasserrade in Umdrehung versetzt wird.
Abb. 644: Wetterrad mit Antrieb durch Wasserrad. Die hohle Trommel A. Ihr Windloch B. Die Welle, auf der die Flügel sitzen C. Ihre Getriebe D. Die niedriger gelagerte Welle E. Das Zahnrad F. Das Wasserrad G.
Wenn die Örtlichkeit die nötige Wassermenge liefert, ist es sehr zweckmäßig, diese Maschine herzustellen, sowohl weil kein Arbeiter nötig ist, dem Lohn gezahlt werden muß, als auch weil dem Schachte beständig Luft durch die Lutte zugeführt wird.
Es gibt drei Arten von Flügeln, welche auf dem Rundbaum oder der Welle sitzen und sich in der Trommel oder dem Gehäuse befinden. Die erste wird aus dünnen Brettern hergestellt, die so lang und breit sind, als die Höhe und Breite der Trommel oder des Gehäuses es erfordert. Die zweite Art wird aus ebenso breiten, aber kürzeren Brettern gefertigt, an denen dünne und lange Späne von Pappelholz oder eines anderen biegsamen Holzes befestigt sind. Die dritte Art besteht aus ebensolchen Brettchen, an denen Gänseflügel doppelt oder dreifach befestigt sind. Die letztere ist weniger gebräuchlich als die zweite, und diese weniger als die erste. Die Flügel werden an rechteckige Teile des Rundbaumes oder der Welle angeschlagen.
Die dritte Gattung Wettermaschinen sind die Blasebälge; sie sind nicht weniger verschiedenartig und zahlreich wie die zweite Gattung. Durch ihr Blasen werden nicht nur Schächte und Stollen durch Lutten oder Rohre mit guten Wettern versorgt, sondern es werden auch die schweren und schädlichen Wetter abgesaugt. Letztere saugen sie beim Auseinanderziehen durch die Windöffnungen in sich hinein, jene blasen sie beim Zusammendrücken durch die Mundstücke in die Lutten und Rohre. Sie werden durch einen Mann, ein Pferd oder durch Wasserkraft betrieben.
Abb. 645: Bau der Flügel der Wetterräder. Die erste Art Flügel A. Die zweite Art B. Die dritte Art C. Der viereckige Teil des Rundbaumes D. Der runde Teil E. Die Kurbel F.
Wenn ein Mann den Blasebalg bedient, wird der untere Boden eines großen Balges so über der aus dem Schachte herausragenden Lutte verlegt und auf Böcken befestigt, daß sein Mundstück an die Lutte angeschlossen wird, falls er blasen soll, falls er dagegen schwere und schädliche Wetter absaugen soll, so, daß die Öffnung der Lutte das Windloch umschließt. Mit dem oberen Boden des Blasebalges steht ein Hebel in Verbindung, er steckt in einem Loch in der Mitte einer kleinen Welle, in der er so befestigt ist, daß er hier unbeweglich bleibt und abwärtsgerichtet ist. Die eisernen Zapfen der Welle drehen sich in den Löchern stehender Säulen. Wenn der Arbeiter den Hebel niederdrückt, wird der obere Boden des Balges angehoben, zugleich öffnet sich das Ventil des Windloches durch die angesaugte Luft. Auf diese Weise saugt der Blasebalg, wenn sein Mundstück mit der Lutte in Verbindung steht, frische Luft in sich hinein, wenn aber die Öffnung der Lutte sein Windloch umschließt, saugt er noch aus einem Schachte von 120 Fuß Tiefe die schweren und schädlichen Wetter durch die Lutte. Wenn dann der auf dem Deckel des Balges liegende Stein diesen niederdrückt, schließt sich das Ventil des Windloches, und der Blasebalg bläst durch sein Mundstück die frische Luft in die Lutte. Im anderen Falle bläst er die schweren und schädlichen Wetter, die er angesaugt hatte, durch dasselbe Mundstück ins Freie.
Abb. 646: Wetterversorgung mit saugend wirkendem Blasebalg. Der engere Teil des Schachtes A. Die rechteckige Lutte B. Der Blasebalg C. Der weitere Teil des Schachtes D.
Da dann die frische Luft durch den weiteren Teil des Schachtes einzieht, können die Arbeiter, die sich ihrer erfreuen, ihre Arbeit verrichten; denn der engere Teil des Schachtes, der die Stelle eines Wetterschachtes vertritt, ist von dem größeren durch gefugte Bretter, die von der Hängebank bis ins Tiefste reichen, getrennt. In diesem geht die lange, aber enge Lutte bis ins Schachttiefste hinab.
Falls ein Schacht nicht so tief geteuft ist, daß er den ziemlich weit ins Gebirge getriebenen Stollen trifft, wird ein solcher Blasebalg, den ein Arbeiter bedient, aufgestellt. Neben die Wassersaige des Stollens, durch die das Wasser abfließt, werden hölzerne Rohre verlegt, die so sorgfältig verbunden sind, daß sie die Luft nicht entweichen lassen; sie erstrecken sich vom Mundloch des Stollens bis zum Orte; in sie reicht das Mundstück des Blasebalges hinein, der so aufgestellt ist, daß er die angesaugte Luft aus dem Mundstück in die Rohre oder die Lutte blasen kann. Da ein Luftstoß den anderen immer vorwärts treibt, gelangen sie in den Stollen und verbessern die Wetter, so daß die Arbeiter ihre Arbeit vollenden können.
Wenn schwere Wetter mit Bälgen aus einem Stollen abzusaugen sind, werden gewöhnlich drei doppelte oder dreifache Bälge ohne Mundstücke und vorn geschloffen auf Böcke gelegt. Sie drückt ein Arbeiter, indem er sie mit den Füßen tritt, in gleicher Weise zusammen, wie diejenigen, die sich in den Kirchen an den Orgeln befinden und verschiedene, schöne Töne hervorbringen.
Abb. 647: Wetterversorgung mit blasend wirkendem Blasebalg. Der Stollen A. Die Rohre B. Das Mundstück des doppelt wirkenden Blasebalges C.
Jeder von diesen Bälgen saugt die schweren Wetter durch das Windloch des unteren Bodens und durch die Lutte an und bläst sie durch das Loch des Deckels hinaus, entweder in die freie Luft oder in einen Schacht oder in irgendeinen offenen Graben. Dieses Loch hat ein Ventil, welches die schädliche Luft so oft öffnet wie sie hinaustritt. Da auf jeden Luftstoß der Bälge jedesmal ein anderer folgt, so wird die Luft leicht aus einem Stollen von 1200 Fuß Länge und auch aus einem noch längeren abgesaugt, während die frische Luft natürlich nachdringt und durch den Teil des Stollens außerhalb der Lutten einzieht. Auf diese Weise wird die Luft erneuert, und die Arbeiter können die angefangene Arbeit weiter fortführen. Falls diese Art Wettermaschinen nicht erfunden worden wäre, müßten die Bergleute zwei Stollen in das Gebirge treiben und jedes Mal nach höchstens 200 Fuß Länge einen Schacht von dem oberen auf den unteren Stollen niederbringen, damit die Luft, die in den oberen Stollen einzieht und durch den Schacht niedersinkt, den Arbeitern frische Wetter bringt. Das wäre aber nur mit großem Aufwande durchführbar.
Abb. 648: Blasebälge mit Antrieb durch Menschenkraft, durch Tretscheibe und Pferd und durch Pferd am Göpel. Die zuerst beschriebene Maschine A. Der Arbeiter, der durch Treten die Bälge zusammendrückt B. Die Bälge ohne Mundstücke C. Die Öffnung, durch welche die schweren Wetter oder die Luft ausgestoßen werden D. Die Lutten E. Der Stollen F. Die zweite beschriebene Maschine G. Die hölzerne Trommel H. Ihre Stufen I. Die Umzäunung K. Das runde Loch in der Trommel L. Die Stange M. Die dritte beschriebene Maschine N. Die stehende Welle O. Ihr Zahnrad P. Die liegende Welle Q. Ihr Getriebe R.
Zwei Ausführungen, die den oben beschriebenen Blasebälgen sehr ähnlich sind, werden durch Pferde angetrieben. Die eine von ihnen hat an der Welle eine hölzerne Trommel, die ringsherum mit Stufen besetzt ist. Ein Pferd, das in eine Umzäunung ähnlich wie beim Beschlagen eingeschlossen ist, tritt beständig diese Stufen und setzt dadurch die Trommel mit der Welle in Umdrehung, deren lange Zähne die Blasebälge zusammendrücken. Wie die Einrichtungen sind, um sie wieder hochzuziehen, und wie die Geräte beschaffen sind, werde ich im neunten Buche
[43] Vgl. 7. Buch.
eingehend auseinandersetzen. Jeder Blasebalg, der schwere Wetter aus einem Stollen absaugt, bläst sie durch die Öffnung im Deckel hinaus, wenn er sie aus einem Schachte absaugt, durch das Mundstück. Die Trommel hat übrigens ein rundes Loch, durch das, um die Maschine anzuhalten, eine Stange gesteckt wird.
Eine andere Maschine hat zwei Wellen; die stehende setzt ein Pferd in Umdrehung, ihr Zahnrad dreht das Getriebe der liegenden Welle. Im Übrigen ist sie der vorher beschriebenen ähnlich; die Mundstücke der Bälge sind in die Lutten geführt und blasen die Luft in den Schacht oder den Stollen.
Ebenso wie die soeben beschriebene Maschine die schwere Luft eines Schachtes oder Stollens verbessern kann, so geschieht dies auch in der alten Art und Weise der Wetterbeschaffung durch das fortgesetzte Wedeln mit Tüchern, die schon Plinius beschrieben hat.
[44] Die Stelle im Plinius, XXXI, 28 lautet nach der Übersetzung von Wittstein, Leipzig 1882: Stoßen die Brunnengräber, wenn sie schon sehr tief gekommen sind, auf schweflige oder alaunhaltige (kohlige) Schichten, so befinden sie sich in Todesgefahr; man wird davon durch eine hinabgelassene, brennende Lampe unterrichtet, welche in diesem Falle verlöscht. Man bringt dann auf zwei entgegengesetzten Seiten des Brunnens Luftlöcher an, um den giftigen Dunst abzuleiten. Wenn aber, abgesehen von diesem Übelstande, wegen der großen Tiefe die Luft nachteilig zu wirken anfängt, so sucht man sie durch beständiges Wehen mit Tüchern zu verbessern.
Die Luft wird nämlich nicht nur mit der Tiefe der Schächte schwerer, was jener erwähnt, sondern auch mit der Länge der Stollen.
Die Einrichtungen der Bergleute für die Fahrung sind Leitern - oder Fahrten - die an einem Stoße des Schachtes befestigt sind. Sie reichen bis zum Stollen hinab oder bis zum Schachttiefsten. Ihre Herstellung brauche ich nicht zu beschreiben, denn sie sind überall in Gebrauch, und sie erfordern nicht so sehr eine Kunst bei ihrer Herstellung, als vielmehr Sorgfalt beim Einbau. Aber die Bergleute fahren nicht nur auf den Sprossen der Fahrten in die Gruben, sondern werden auch, auf dem Knebel oder Knecht sitzend, der am Förderseil befestigt ist, mit den drei früher von mir beschriebenen Haspeln in die Grube hineingelassen. Da außerdem manche Schächte stark geneigt sind, fahren die Bergleute und andere Arbeiter auf dem Leder, das um ihre Lenden herabhängt, sitzend in die Grube, gerade so wie die Jungen im Winter am Hange eines Hügels, wenn das Wasser gefroren ist. Damit sie nicht hinabstürzen, legen sie den einen Arm um ein ausgespanntes Seil. Es ist oben an einem an der Schachtmündung aufgestellten Holze befestigt, unten an einem Pfahle im Schachttiefsten. Auf diese drei Weisen fahren die Bergleute in die Schächte, dazu kann man noch als vierte zählen, wenn Menschen und Pferde durch einen geneigten und schraubenförmig hergestellten Schacht auf Stufen zu den untertägigen Maschinen ein- und wieder ausfahren.
Es bleibt noch übrig, von den Unglücksfällen und Krankheiten der Bergleute zu sprechen und von den Mitteln, durch die sie sich vor ihnen bewahren können. Denn wir müssen größeren Wert auf die Erhaltung der Gesundheit legen, als auf den Gewinn, damit wir ungehindert mit unseren Körperkräften die Arbeit verrichten können. Von den Unglücksfällen schädigen einige die Glieder, andere befallen die Lungen, andere die Augen, einige endlich töten die Menschen.
Abb. 649: Wetterversorgung durch Wedeln mit einem Tuche. Der Stollen A. Das Tuch B.
Das Wasser, das in manchen Schächten in großen Mengen und recht kalt vorhanden ist, pflegt den Unterschenkeln zu schaden, denn die Kälte ist ein Feind der Muskeln. Die Bergleute sollen sich daher in solchem Falle genügend hohe Stiefel beschaffen, welche die Beine vor der Kälte des Wassers schützen. Wer diesem Ratschlage nicht folgt, der leider großen Schaden an seinem Körper, besonders in hohem Alter. Andererseits gibt es aber auch Gruben, die so trocken sind, daß sie völlig frei von Wasser sind. Diese Trockenheit bringt den Arbeitern ein noch größeres Übel; denn der Staub, der bei der Grubenarbeit erzeugt und aufgewirbelt wird, gelangt in die Luftröhre und in die Lunge und erzeugt Atembeschwerden und ein Leiden, das die Griechen Asthma nennen. Wenn dieses zerstörende Kraft erhält, bringt es die Lungen zum Eitern und erzeugt im Körper die Schwindsucht.
Abb. 650: Die verschiedenen Arten der Fahrung. Ein Bergmann, der auf der Fahrt einfährt A. [45] Einer, der auf dem Knebel sitzt B. Einer, der auf dem Leder einfährt C. Auf Stufen, die im Gestein hergestellt sind, Einfahrende D.
[45] Es ist zu beachten, daß der Einfahrende die Lampe auf der Kapuze befestigt hat.
Auf den Gruben der Karpathen findet man Frauen, die sieben Männer gehabt haben, welche alle jene unheilvolle Schwindsucht dahingerafft hat. In Altenberg im Meißnischen findet sich schwarzer Hüttenrauch
[46] Es dürfte an arsenige Säure zu denken sein, die sich beim Feuersetzen aus dem mit den Zinnerzen zusammen vorkommenden Arsenikalkies entwickelt und mit dem Ruß vermischt.
in den Gruben, der Wunden und Geschwüre bis auf die Knochen ausnagt. Auch das Eisen verzehrt er, daher sind die Nägel der Häuser alle von Holz. Auch gibt es eine Art von Cadmia, welche die Füße der Arbeiter, wenn sie vom Wasser naß werden, und auch die Hände zerfrißt, ebenso beschädigt sie die Lungen und Augen. Die Bergleute versehen sich daher nicht nur mit Stiefeln, sondern auch mit langen Handschuhen bis zum Ellbogen und bedecken das Gesicht mit Gesichtsmasken, denn durch diese kommt der Staub weder in die Luftröhre noch in die Lunge, auch gelangt er nicht in die Augen. In gleicher Weise schützten sich in Rom die Verfertiger des Zinnobers, damit sie den tödlichen Staub nicht atmeten.
[47] Plinius, XXXIII. 40. Die mit dem Reiben des Zinnobers in den Werkstätten beschäftigten Arbeiter verbinden sich das Gesicht mit weiten Blasen, damit sie beim Atmen den giftigen Staub nicht einziehen und doch dadurch sehen können.
Dann verursachen auch die schlechten Wetter im Schacht oder Stollen Atembeschwerden. Dagegen wendet man die Wettermaschinen an, die ich weiter oben beschrieben habe. Es gibt aber noch ein anderes
verderbliches Übel, das dem Menschen leicht den Tod bringt. In den Schächten, Feldörtern und Stollen, in denen die Härte des Gesteins durch Feuersetzen bezwungen wird, ist die Luft mit einem Gift
durchsetzt. Denn die Gänge, Trümer und Klüfte im Gestein hauchen einen dünnen Schwaden aus, der durch die Gewalt des Feuers aus den Erzen und anderen Mineralien herausgetrieben wird. Er wird mit
dem Rauch empor gewirbelt, ebenso wie der Hüttenrauch, der sich in den Metallhütten an die höher gelegenen Teile der Mauern hängt. Wenn er aus der Erde nicht entweichen kann, sondern in die
Sümpfe versinkt und auf ihnen schwimmt, pflegt er Gefahr zu bringen. Denn wenn das Wasser dadurch, daß man einen Stein hineinwirft, oder auf andere Weise bewegt wird, entweicht er wieder aus
diesen Sümpfen und befällt den Menschen beim Einatmen. Am meisten bewirkt dies der Rauch des noch nicht verlöschten Feuers. Die Körper der Tiere, die von diesem Gift befallen werden, schwellen
meistens sogleich an und verlieren jede Bewegung und jedes Gefühl, und gehen ohne Schmerzen zugrunde.
Auch fallen die Menschen, die aus den Schächten auf den Sprossen der Fahrten ausfahren, wenn der Schwaden zunimmt, wieder hinab, denn die Hände tun nicht mehr ihren Dienst und scheinen ihnen geschwollen und kugelförmig zu sein, ebenso die Füße. Falls sie, glücklicherweise nur wenig verletzt, diesem Übel entronnen sind, sind sie bleich wie die Toten. Daher soll niemand in eine solche Grube oder in die benachbarten einfahren, oder wenn er sich darin befindet, soll er so schnell wie möglich ausfahren. Die vorsichtigen und geschickten Bergleute zünden am Freitagabend die Holzstöße an und fahren nicht vor dem Montag wieder in die Schächte ein oder betreten die Stollen. Inzwischen verschwindet die Kraft des Schwadens. An manchen Orten setzt man sich auch der Todesgefahr aus, da einige Gruben, wenngleich selten, von selbst Schwaden erzeugen und vergiftete Luft aushauchen, ebenso enthalten manche Drusen der Gänge des öfteren dumpfe, böse Wetter.
Zu Plana,
[48] Nach Ritters Geographisch-Statistischem Lexikon, sechste Aufl., redigiert von Joh. Penzler, Leipzig 1906, gibt es in Böhmen mehrere Orte des Namens Plan und Plana. Sternberg, Graf Kaspar, berichtet in seinem Werke "Umriß einer Geschichte der böhmischen Bergwerke", Prag, 1836-38, Bd. I, I. Abt. S. 259 über die Geschichte des Silberbergbaus St. Michaelisberg bei Plan in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, allerdings ohne Wetterschwierigkeiten zu erwähnen. Dieses Plan liegt im nordwestlichen Böhmen, etwa 45 km südlich von Karlsbad.
einer Stadt Böhmens, gibt es einige Höhlen, die zu gewissen Jahreszeiten böse Wetter aus Sauerbrunnen ausstoßen, welche die Lampen verlöschen und die Bergleute töten, die sich länger in ihnen aufhalten. Plinius
[49] Buch XXXI, 28, wie w.o. bereits bemerkt.
hat hierüber das Folgende geschrieben: "In den abgesenkten Schächten töten schweflige und alaunige Wetter
[50] Vor allem aber auch Kohlensäure, die Plinius noch nicht kannte.
die Bergleute; ein Anzeichen dieser Gefahr ist es, wenn ein hinabgelassenes, brennendes Licht erlischt. Dann werden nahe bei dem Schachte, rechts und links Wetterschächte geteuft, welche jene bösen Wetter aufnehmen." Zu Plana bauen sie Blasebälge, die die bösen Wetter absaugen und dieses Übel beseitigen; von diesen habe ich weiter oben gesprochen.
Bisweilen stürzen die Arbeiter von den Fahrten und brechen Arme, Beine und das Genick, oder sie ertrinken auch, wenn sie in den Sumpf fallen. Schuld daran ist meistens die Nachlässigkeit des Steigers; denn es ist seine besondere Aufgabe, die Fahrten so fest an den Ausbau anzuschlagen, daß sie nicht locker werden, und den Schachtsumpf so sicher mit Brettern zu bedecken, daß sie nicht entfernt werden und die Menschen in das Wasser fallen können. Daher muß der Steiger seine Pflichten sorgfältig erfüllen. Es soll auch die Tür der Kaue nicht nach Osten liegen, damit im Winter die Fahrten sich nicht mit Eis bedecken; denn wenn das der Fall ist, können die durch die Kälte erstarrten und unsicher gewordenen Hände nicht mehr fest zufassen. Die Leute aber sollen vorsichtig sein, daß sie nicht ohne Grund durch ihre eigene Fahrlässigkeit abstürzen.
Außerdem stürzen auch Gruben ein, und die durch den Zusammenbruch verschütteten Menschen gehen zugrunde. Als einstmals der Rammelsberg bei Goslar zusammenbrach, sollen nach der Chronik in den Trümmern so viel Menschen umgekommen sein, daß an einem Tage etwa vierhundert Frauen ihrer Männer beraubt wurden. Auch brach zu Altenberg vor elf Jahren ein abgebauter Teil des unterhöhlten Berges zusammen und erdrückte unvermutet sechs Arbeiter, auch zog er ein Haus in die Tiefe und zusammen mit der Mutter ein Söhnlein. Das geschieht meistens in denjenigen Gruben, in denen die Erze stockförmig vorkommen. Daher sollen die Bergleute häufig Bögen stehen lassen oder Ausbau herstellen, um das Gebirge zu stürzen. Damit niederbrechendes Gestein die Glieder nicht zerschmettere, sollen die Bergleute durch den nötigen Ausbau die Schächte, Stollen und Strecken verwahren.
In unseren Gruben gibt es die Solifuga nicht, die in Sardinien vorkommt. Wie Solinus
[51] Solinus, römischer Schriftsteller im 3 .Jahrhundert n. Chr., verfaßte ein Werk "Collectanea rerum memorabilium" später auch "Polyhistoria" genannt.
schreibt, ist es ein kleines Tier, in der Gestalt den Spinnen ähnlich; es wird Solifuga genannt, weil es das Tageslicht meidet. In den Silbergruben ist es häufig, es kriecht verborgen und bringt denen, die sich unvorsichtigerweise daraufsetzen, die Pest. Aber, wie derselbe Schriftsteller sagt, entspringen an einigen Orten warme Heilquellen, die das von der Solifuga übertragene Gift vernichten. In einigen unserer Gruben, wenngleich nur in recht wenigen, gibt es ein anderes Übel und Verderben, nämlich Berggeister, schrecklich anzuschauen. Über diese habe ich in dem Buche "Über die Lebewesen unter Tage"
[52] De animantibus subrerraneis liber. Ab autore recognitus MDXLVIII. Die Beschreibung findet sich am Ende dieses Buches.
gesprochen. Diese Berggeister werden durch Gebet und Fasten verjagt und vertrieben.
Diese und andere Übel sind die Ursache, weshalb manche Schächte nicht mehr betrieben werden. Die erste und wichtigste Ursache ist die, weil die Schächte kein Erz mehr haben, da sie, obgleich sie bis zu gewisser Tiefe ertragreich waren, in der Tiefe erzleer sind. Die zweite Ursache ist starker Wasserzufluß, den die Bergleute weder in Stollen ableiten können, weil sie nicht so weit in den Berg getrieben werden können, noch durch Maschinen heben können, da die Schächte zu tief sind. Sie könnten sie wohl mit Maschinen herausschaffen, sie bedienen sich ihrer aber nicht, weil ohne Zweifel die Kosten höher wären als der Ertrag des armen Ganges. Die dritte Ursache sind die bösen Wetter, welche bisweilen die Bergherren weder durch Kunst noch durch Aufwand verbessern können, weshalb der Betrieb nicht nur der Schächte, sondern auch der Stollen aufgegeben wird. Die vierte Ursache sind auftretende Schwaden, wenn es nicht möglich ist, sie völlig zu beseitigen oder zu verdünnen. Aus diesem Grunde wurde zu Plana der Laurentius genannte Schacht nicht weiter betrieben, obgleich er Silber führte. Die fünfte Ursache ist der fürchterliche und verderbliche Berggeist, denn diesen sieht ein jeder, falls er nicht vertrieben werden kann. Die sechste Ursache ist der Einsturz unsicher gewordener Baue, denn dann pflegt der Zusammenbruch des Berges zu folgen. Die Baue werden nur dann wieder aufgewältigt, wenn der Gang besonders reich an Erz gewesen war. Die siebente Ursache sind kriegerische Unruhen. Wenn es nicht mit Sicherheit feststeht, daß die Bergleute aus solchen Gründen die Schächte und Stollen verlassen haben, soll man sie nicht wieder aufnehmen. Denn wir dürfen nicht glauben, daß unsere Vorfahren so ungeschickt und lässig gewesen sind, daß sie Gruben liegen gelassen hätten, die mit Nutzen hätten bebaut werden können. In der Tat haben zu unseren Zeiten nicht wenig Bergleute vergeblich ihre Mühe aufgewendet, da sie auf nichtiges Gerede hin verlassene Schächte wieder aufgenommen hatten. Damit aber die Nachkommen nicht wieder Arbeiten in die Hand nehmen, die bereits ausgeführt wurden, wird es nützlich sein, die Gründe schriftlich niederzulegen, weshalb der Betrieb jedes Schachtes oder Stollens aufgelassen wurde. Dies ist tatsächlich seinerzeit in Freiberg geschehen, nachdem die Schächte wegen starker Wasserzuflüsse verlassen worden waren.