Achtes Buch:
Bearbeitet von Emil Treptow, Freiberg in Sachsen.
Die Art und Weise, wie man die Erze probieren soll, habe ich in dem vorigen Buche gezeigt und erklärt. Jetzt möchte ich gern ein größeres Werk in Angriff nehmen, nämlich die Darstellung der Metalle, wenn ich nicht zuerst erklären müßte, wie man die Erze zubereiten soll. Denn weil die Natur die Metalle oftmals ganz unrein hervorzubringen pflegt und mit Erden, festgewordenen Lösungen, auch Steinen vermischt, ist es nötig, diese Verunreinigungen, ehe man das Erz schmilzt, soweit möglich, abzuscheiden. Deshalb will ich jetzt sagen, mit welchen Mitteln das Erz geklaubt, gepocht, geröstet, gequetscht, zu Mehl gemahlen, gesiebt, gewaschen, im Röstofen geröstet und gebrannt wird, und will mit der ersten Arbeitsweise anfangen.
Erfahrene Bergleute, die das Erz gewinnen, sei es im Schacht oder Stollen, klauben das Erz, und was reich ist, tun sie in Tröge, was gering ist, in Fäßchen. Wenn aber ein Berghäuer nicht bergverständig ist und solches unterlassen hat, oder ein erfahrener genötigt war, es nicht zu tun, so soll dieses Erz, sobald es herausgehauen und aus der Grube gefördert ist, deshalb besehen werden, und es soll die Bergart, die an Erz reich ist, von dem Teile, der kein Erz hat, geklaubt werden, es sei nun Erde oder eine festgewordene Lösung oder ein Stein gewesen. Denn schlechtes Erz mit dem guten zu schmelzen ist schädlich, alle Kosten sind verloren; die Schlacken sind leer und wertlos, weil sie allein aus Erde und Steinen zusammengeschmolzen sind und die festgewordenen Lösungen die Schmelzung des Erzes verhindern und Schaden bringen. Auch Gestein, das an einem reichen Gange sitzt, soll man abschlagen und waschen, damit dem Erz nichts abgehe. Wenn aber die Berghäuer entweder unerfahren oder unbedachtsam das Erz, während sie es aushauen, mit Erde und Gestein vermengt haben, so klauben nicht allein Männer das Erz, sondern auch Jungen und Weiber. Dieses Gemisch werfen sie auf eine lange Pochbank,
[1] Bauchbank, jetzt z. T. Klaubetafel, z. T. Scheidebank genannt.
bei der sie fast einen ganzen Tag sitzen, und klauben das Erz davon. Das Geklaubte sammeln sie in Tröge und dann in die Fäßchen, welche in die Schmelzhütten geführt werden, wo man das Erz zu schmelzen pflegt.
Die Metalle, die gediegen aber nur roh herausgehauen sind, nämlich reines gediegen Silber oder blei- oder aschfarbiges, quetschen die Steiger auf einem Stein mit viereckigen, schweren Hämmern. Die herausgeschlagenen Bleche legen sie danach entweder auf einen Stock und zerstückeln sie mit eisernen Meißeln und zerschroten sie oder zerschneiden sie mit einer Schere. Der eine Scherenarm ist 3 Fuß lang und in einen Stock fest eingeschlagen, der andere, der das Erz zerschneidet, ist 6 Fuß lang. Diese Erzstücke schmelzen danach die Schmelzer in den Treiböfen, nachdem sie in einem eisernen Pfännchen angewärmt wurden.
Aber auch, wenn der Häuer in den Schächten oder Stollen die ausgehauenen Erze geklaubt hat, muß man sie doch, nachdem sie herausgezogen oder gefördert worden, mit Hämmern in Stücke zerschroten oder klein pochen, damit auf diese Weise die vortrefflicheren und besseren Teile von den geringeren und schlechteren geklaubt werden mögen, was beim Schmelzen einen großen Nutzen bringt. Denn wo das Erz ohne vorherige Klaubung geschmolzen wird, leidet das Gut gar oft großen Schaden, ehe das unhaltige flüssig wird oder eins das andere verzehrt. Damit das nicht geschieht, muß man es z. T. durch Klauben, z. T. durch Zusätze verhindern. Wenn das Erz eines Ganges geringhaltig sein sollte, so muß man den besseren Teil davon gesondert halten, den schlechteren aber und das Gestein wegwerfen.
Abb. 801: Das Klauben der Erze. Eine lange Klaubetafel A. Tröge B. Erzfäßchen C.
Die Erzklauber legen einen harten und breiten Stein auf jedes Scheideort. Die Scheideörter sind gewöhnlich 4 Fuß lang und breit, aus Brettern zusammengefügt; an den Seiten und hinten sind Bretter 1 Fuß hoch aufgesetzt, vorn aber, wo der Klauber sitzt, ist der Platz offen. Unter diesen sind manche, die ein Stück reichen Gold- oder Silbererzes auf einen Stein legen und mit einem breiten, aber nicht dicken Hammer zerschroten und in ein Faß werfen, z. T. das bessere von dem geringeren klauben, wovon sie auch den Namen bekommen, und dasselbe auch in mancherlei Erzfäßchen gesondert werfen und sammeln. Andere aber legen das Erz, welches nicht so reich an Gold und Silber ist, auf den Stein und quetschen es mit einem Quetscher
[2] Jetzt Pochschlage genannt.
und pochen es klein, und so viel gepocht ist, werfen sie zusammen in ein Faß. Es gibt zwei Arten von Erzfässern. Das eine ist ein Erzfäßchen, in der Mitte ein wenig weiter als zu oberst und zu unterst, das andere aber ist ein Erzeimer, der unten weiter, oben aber stets enger ist, der obere Teil wird mit einem Deckel zugedeckt. Das Erzfäßchen dagegen bleibt offen.
Abb. 802: Das Scheiden geschmeidiger Erze. Eine Stufe Erz A. Der Quetscher B. Der eiserne Meißel C. Der Stock D. Die Schere E.
Will man den Erzeimer tragen, so steckt man einen Eisenstab, der an beiden Enden gekrümmt ist, durch die beiden Handhaben und ergreift ihn mit den Händen. Es müssen aber die Klauber besonders sorgsam sein.
Die andere Weise, Erz mit Hämmern zu zerschlagen, ist diese: Die großen, festen Gangstücke werden zerkleinert, ehe man sie röstet. Den Arbeitern, die zu Goslar auf diese Weise mit großen Fäusteln den Kies pochen, und die Beine mit Rinden, wie mit Stiefeln, verwahrt, die Hände mit langen Handschuhen, damit die Stücke, die abspringen, sie nicht verwunden.
Abb. 803: Die Scheidebank. Das Scheideort A. Die aufgesetzten Bretter B. Der Hammer C. Der Quetscher D. Das Erzfäßchen E. Der Erzeimer F. Eisenstab G.
In der Landschaft des oberen Deutschlands, welche Westfalen genannt wird, und in der Landschaft des niederen Deutschland, welche die Eifel genannt wird, werfen die Arbeiter das vorher geröstete Stückerz auf einen runden Platz, der mit festen Steinen gepflastert ist, und pochen es mit eisernen Werkzeugen, die nach der Gestalt dem Fäustel gleich sind, nach dem Gebrauch aber den Schlegeln. Sie sind 1 Fuß lang, 1 Hand breit und 1 Finger dick, in der Mitte haben sie ein Loch
[3] Die Beschreibung stimmt nicht mit der Abbildung überein, in der an das Eisen eine besondere Tülle angeschmiedet ist.
wie die Fäustel, in welches ein hölzerner, nicht sonderlich dicker Stiel gesteckt wird. Er ist 3 ½ Fuß lang, so daß die Arbeiter, da der Stiel durch die Last des Eisens gebogen wird, die Stücke desto stärker pochen mögen. Mit der breiten Seite des eisernen Schlegels zerpochen sie die Stücke, wie man es auch mit den Dreschflegeln tut, die jedoch von Holz und rund und an Stöcke gehängt sind. Mit ihnen wird das Korn in den Scheuern ausgedroschen. Nachdem das Erz so gepocht ist, kehren sie es mit Besen zusammen und führen es in die Hütte, wo es auf einem kurzen Herd gewaschen wird.
Abb. 804: Das Vorschlagen der kiesigen Erze am Rammelsberg.
Kiese A. Rinden B. Die Handschuhe C. Das Fäustel D.
Am oberen Ende steht der Wäscher und zieht mit der Kiste
[4] Lat. rutrum ligneum oder nur rutrum bedeutet Kiste, das ist ein Werkzeug, welches dazu dient, den Waschvorgang im Schlämmgraben und auf dem Herd zu regeln. Agricola gibt erst später folgende Erklärung: Kiste, so werden wir fortan ein Werkzeug nennen, welches aus einer langen Stange besteht, die in ein kleines Brett eingesteckt ist, das 1 Fuß lang und 1 Spanne breit ist. - Dagegen bedeutet rutrum ferreum in Abb. 840 Kratze und in Abb. 863 Krücke. Diese Bezeichnungen sind aber nicht streng durchgeführt, denn in Abb. 826 wird die Kille rurellum genannt; in Abb. 858 ist die Kiste batillum, das sonst Schaufel bedeutet, genannt. Andererseits bezeichnet in Abb. 857 rutrum ligneum nach der Zeichnung eine Schaufel. In Abb. 862 ist: mit rutrum eine Kratze gemeint.
das Wasser zu sich herauf, dieses läuft wieder herab und nimmt dasjenige, was leicht ist, in das nächste Wassergerinne mit. Diese Art zu waschen, werde ich ein wenig später eingehender beschreiben.
Das Erz wird aus zweierlei Gründen geröstet: entweder damit festes weich und mürbe gemacht wird und es desto leichter mit Fäusteln oder Stempeln gepocht und darauf geschmolzen werden kann oder damit fette Bestandteile, wie Schwefel, Bitumen, Auripigment, Realgar,
[5] Sandaraca ist mit Realgar übersetzt worden, dessen Vorkommen in Joachimsthal nachgewiesen ist. Deutsch wird Realgar heute mit Rauschrot wiedergegeben, Bech schreibt Bergrot. Dagegen ist das Vorkommen von Auripigment (Operment, Rauschgelb) in Joachimsthal nicht nacbgewiesen, vielleicht handelt es sich um Realgar, der in Zersetzung begriffen ist und dann eine hellere Farbe annimmt. - Vgl. Schmidt, Bermannus, deutsch 1806, S. 174 und 256.
verbrannt werden. Schwefel ist oft im Erz und schadet allen Metallen mehr denn anderes, ausgenommen dem Golde. Sonderlich aber schadet er dem Eisen, weniger dem Zinn, dann dem Wismut, Blei, Silber oder Kupfer. Weil aber Gold selten gefunden wird, in dem nicht auch Silber enthalten ist, so muß man auch das Golderz, welches Schwefel enthält, zuvor rösten, ehe man es schmilzt, denn der Schwefel verzehrt das Metall in dem starken Feuer des Ofens zu Asche und führt es in die Schlacken. Dies tut auch das Bitumen, ja dies verzehrt auch zuzeiten das Silber, wie man in bitumösem Hüttenrauch sehen kann.
Abb. 805: Das Vorschlagen und Waschen gerösteter Erze. Ein Setzpflaster [6] A. Erzstücke B. Ein Setzpflaster voll Erzstücken C. Der eiserne Schlegel D. Sein Stiel E. Die Besen F. Ein kurzer Herd [6] G. Die Kiste H.
[6] Lat. Area, eigentlich Platz, Fläche, Ebene, wird hier für Setzpflaster "area lapidibus strata", andererseits für Waschherd "area curta" gebraucht. Agricola verwendet es aber auch in den Abb. 806 und 807 für Röststadel, in Abb. 839 bedeutet es "im Gelände ausgehobener Graben", weiter unten war canalis area mit "Haupt des Schlämmgrabens" zu übersetzen. Im vierten Buche bedeutet area außerdem Grubenmaß.
Jetzt komme ich zu den verschiedenen Arten des Röstens und zunächst zu denen, die allen Erzen gemeinsam sind. Es wird in der Erde ein ziemlich großes Röstbett im Geviert, vorn offen, ausgehoben; auf dieses werden Scheite nebeneinandergelegt und darüber andere quer und auch nebeneinander. Diesen Haufen Scheite nennt man einen Rost. Dies wird so oft wiederholt, bis der Haufen 1 oder 2 Ellen hoch ist. Dann wird allerhand Stückerz, das mit Fäusteln gepocht ist, daraufgelegt, zuerst die größten Stücke, dann die mittelgroßen und zuletzt die kleinsten. Man fügt es so zusammen, daß es sanft aufsteiget wie ein Kegel.
[7] Lat. meta, bei Bermannus mißverständlich mit Zil (Ziel) verdeutscht.
Abb. 806: Röststadel.
Der Röststadel A. Die Hölzer B. Das Erz C. Die Gestalt des Kegels D. Das Wassergerinne E.
Damit der Erzschlich sich nicht zerstreue, wird er mit Wasser angefeuchtet und mit der Schaufel festgeschlagen. Wenn aber solcher Schlich nicht vorhanden ist, decken manche den Haufen mit Kohlenpulver zu, wie es die Köhler auch tun. Zu Goslar bestreichen sie den Erzhaufen mit rotem Atrament,
[8] Atramentum sutorium rubrum. In den alten Bauen des Rammelsberges bilden sich aus zurückgelassenen Kiesresten unter der Einwirkung der Luft, vitriolischer Wässer und Wärme Gemenge von Erz und unreinen schwefelsauren Salzen, die Kupferrauch oder Atramentstein genannt werden. Z. T. sind sie durch Eisenoxyd rot gefärbt und heißen dann roter Atramentstein. Diese Massen wurden zur Darstellung von Vitriol und Alaun abgebaut. - Vgl. Hoppe, Oskar. Die Bergwerke usw. im Ober- und Unterharz. 1883, S. 72. Ferner 10. Buch Anm. 4 und 12. Buch Anm. 24.
wie es aus dem gebrannten Kies herausfließt, wenn er mit Wasser angerührt ist. An manchen Orten wird das Erz nur einmal geröstet, anderswo zweimal und auch dreimal, je nachdem seine Festigkeit es erfordert.
Abb. 807: Röststadel anderer Bauart. Der angezündete Röststadel A. Ein Röststadel, der hergerichtet wird B. Das Erz C. Der Erzhaufen auf dem Röststadel D. Der Holzhaufen E.
Zu Goslar schwitzt der Kies, der zuoberst auf dem Haufen liegt, bei der dritten Röstung, wie ich es an anderer Stelle beschrieben habe, einen dunkelgrünen, trockenen, stechenden, zarten Rauch aus, den das Feuer ebenso wie den Asbest nicht leicht verbrennt. Oft wird auch Wasser auf das geröstete, noch warme Erz gegossen, um es weicher und mürber zu machen. Denn nachdem die Gewalt des Feuers seine Feuchtigkeit ausgetrieben hat, zerteilt das Wasser das noch warme Erz leicht; hierfür ist der beste Beweis der gebrannte Kalkstein.
Weiter werden durch Ausheben von Boden größere, rechteckige Röststadeln hergestellt, an deren Längsseiten und Rückseite Mauern aufgeführt werden, um die Glut des Feuers besser zusammenzuhalten; vorne sollen sie offen sein. In diesen werden die Zinnerze auf folgende Weise gebrannt. Zuerst sollen etwa 12 Fuß lange Hölzer in dem Stadel, immer vier der Länge nach und vier quer, verlegt werden. Darauf werden größere Erzstücke aufgebracht, auf diese kleinere, und auch an die Seiten, endlich wird das Feinkorn darauf gegeben und mit Schaufeln festgeschlagen, damit es nicht herabfällt, ehe es abgeröstet ist. Darauf wird das Holz entzündet.
Abb. 808: Das Rösten von Bleierzen in Stadeln und im Röstofen. Ein brennender Röststadel mit Bleierz und darauf gelegten Hölzern A. Ein Arbeiter trägt auf einen Röststadel Bleierz ein B. Der dem Backofen ähnliche Röstofen C. Öffnungen, aus denen der Rauch herausdringt D.
Falls Bleierz der Röstung bedarf, soll es auf einen Röststadel mit geneigter Sohle gelegt werden; darauf kommen Hölzer, und vor das Erz, damit es nicht herabrutscht, wird quer ein Baumstamm gelegt. Das auf diese Weise geröstete Erz zerfließt und wird den Schlacken ähnlich.
In Taurien wirft man den goldhaltigen Kies, der auch Schwefel und Vitriole enthält, nachdem letztere durch Wasser ausgezogen wurden, in einen Ofen von der Form des Backofens, in den man Holz gelegt hat, damit beim Rösten dasjenige, was wertvoll ist, nicht mit dem Rauch sich verflüchtigt, sondern sich an das Gewölbe des Ofens ansetzt. Auf diese Weise hängt der Schwefel oft von den beiden Öffnungen des Ofengewölbes, aus denen der Rauch hervordringt, wie Zapfen herab.
Wenn Pyrit oder Cadmia
[9] Kann Ofenbrüche, Galmei oder Kobalterz bedeuten. Vgl. 7. Buch Anm. 2, 9. Buch Anm. 32 und 64 und 11. Buch Anm. 61.
oder ein anderes metallhaltiges Erz, das viel Schwefel oder Bitumen enthält, so geröstet werden soll, daß nichts von beiden verlorengeht, so wird es auf ein gelochtes Eisenblech geworfen, Kohlen darüber geschüttet und geröstet. Das Eisenblech wird durch zwei seitliche und eine rückwärtige Mauer unterstützt. Darunter werden Töpfe voll Wasser gestellt, in welche der schweflige oder bituminöse Dampf hinabströmt. Hier verdichtet sich, wenn Schwefel vorhanden ist, ein gelblicher Niederschlag, wenn Bitumen da ist, schwarzes, schwimmendes Pech. Wenn dieses nicht vor dem Schmelzen entfernt worden wäre, würde es dem Metall sehr schaden. Wenn es aber auf diese Weise abgetrennt wird, so gewährt es den Menschen einigen Nutzen, besonders der Schwefel. Aus dem Dampf aber, der nicht in das Wasser, sondern auf den Erdboden gelangt, sei es nun Schwefel oder Bitumen, entsteht Hüttenrauch, der so leicht ist, daß er durch den Atem fortgeblasen werden kann.
[10] Über die Gewinnung von Schwefel und Bitumen s. 12. Buch.
Andere benutzen einen Ofen mit Gewölbe, der vorn offen und in zwei übereinanderliegende Herde geteilt ist. Die untere ist durch eine Mauer in zwei gleiche Hälften geteilt, in denen mit Wasser
gefüllte Töpfe aufgestellt werden. Der obere Herd ist in drei Teile geteilt. Der mittlere befindet sich über der unteren Mittelwand, ist nicht breiter als diese und immer offen; in ihn wird Holz
gelegt. Die beiden seitlichen Kammern haben eiserne Türen, die geschlossen werden, nachdem das Holz angezündet ist, damit sie ebenso wie das Gewölbe die Hitze des Feuers zusammenhalten. Ihr Boden
wird von eisernen Stäben gebildet, auf diese werden Töpfe gestellt, in die statt des Bodens eiserne, aus Drähten hergestellte Roste gelegt werden, durch deren Öffnungen die schwefligen und
bituminösen Dämpfe aus dem gerösteten Erz in die untenstehenden Töpfe gelangen. Jeder der oberen Töpfe faßt 1 Zentner Erz; nachdem sie gefüllt sind, werden sie mit Deckeln zugedeckt und mit Ton
verstrichen.
In Eisleben und den benachbarten Orten benutzt man zum Brennen der bitumenhaltigen Kupferschiefer nicht Haufen von Holz, sondern Bündel von Strauchwerk. Früher wurden die aus den Schächten geförderten Schiefer alsbald auf ausgebreitete Strauchbündel geworfen und durch deren Abbrennen gebrannt. Jetzt bringt man zunächst die Schiefer auf einen Haufen und läßt sie einige Zeit liegen, so daß Luft und Regen sie zersetzen, dann breitet man daneben Bündel von Strauchwerk aus und bringt auf diese wieder Schiefer; darauf wirft man nochmals Schiefer und wiederum Strauchwerk und fährt so fort, bis alle Schiefer mit dem Strauchwerk einen großen Haufen gebildet haben. Zuletzt zündet man das Strauchwerk an, aber nicht auf der Seite, von wo der Wind weht, sondern auf der entgegengesetzten, damit nicht das Feuer, vom Wind angefacht, das Strauchwerk schneller verbrenne, als die Schiefer gebrannt sind und mürbe werden. Auf diese Weise wird das Feuer allmählich über den ganzen Haufen verbreitet, der oft 30 und mehr Tage beständig brennt. Der Kupferschiefer schwitzt hierbei, wie ich an anderer Stelle gesagt habe, einen Stoff aus, der dem Asbest ähnlich ist.
Abb. 809: Der doppelherdige Röstofen. Eiserne, gelochte Bleche A. Die Mauern B. Die mit Erz bedeckten Bleche C. Auf dem Erz brennende Kohlen D. Töpfe E. Der Ofen F. Die mittlere Kammer des oberen Teiles G. Seine beiden anderen Kammern H. Die seitlichen Kammern des unteren Teiles I. Die Mauer in der Mitte K. Die Töpfe, die mit Erz gefüllt werden L. Ihre Deckel M. Die Roste N.
Das rohe Erz wird deshalb gepocht, damit das Metallhaltige von den Steinen und dem Dachgestein gesondert werden kann. Die Maschine,
[11] nämlich das Pochwerk, und zwar zunächst das Trockenpochwerk. Von den anderen drei Arten handelt Agricola im 6. Buche, S. 132 ff. Es sind 1. die Maschinen zur Förderung und Wasserhebung, 2. die zur Wasserversorgung, und 3. rechnet Agricola hierher die Einrichtungen für die Fahrung.
mit der dies ausgeführt wird, gehört der vierten Art an, deren sich die Bergleute bedienen; sie wird auf folgende Weise hergestellt: Ein eichener Stamm, 6 Fuß lang und 2 Fuß und 1 Hand hoch und breit, wird auf den Erdboden gelegt, in seiner Mitte befindet sich der Pochtrog, 2 Fuß und 6 Finger lang und 1 Fuß und 6 Finger hoch. Die Vorderseite, die man Eintrag nennen kann, ist offen. Sein Boden wird mit einer eisernen Platte belegt, die 1 Spanne dick und 2 Spannen und 2 Finger breit ist; ihre beiden Seiten werden in den keilig ausgehauenen Stamm eingetrieben, vorn und hinten wird die Platte an dem Stamme durch eiserne Nägel befestigt.
Abb. 810: Das Brennen der Mansfelder Kupferschiefer. Der Erzhaufen A. Der entzündete Erzhaufen B. Ein Arbeiter, der Schiefer auf das Strauchwerk schafft C.
An den Seiten des Pochtroges werden auf den Stamm zwei Pochsäulen gesetzt, deren obere Enden etwas ausgeschnitten und in die Balken des Gebäudes eingelassen sind. 2 ½ Fuß über dem Pochtrog werden zwei aneinanderstoßende Querhölzer befestigt, deren auf der Innenseite etwas ausgeschnittene Enden außen in Aussparungen der Pochsäulen liegen. Beide sind durchbohrt, und durch das runde Loch geht ein eiserner Nagel hindurch, dessen eines Ende gespalten und zu Haken umgebogen ist, während das andere durchbohrt ist. Durch einen durchgesteckten Keil werden die Querhölzer mit den Pochsäulen fester verbunden. Von den umgebogenen Haken steht der eine aufwärts, der andere abwärts. 3 ½ Fuß höher als diese Querhölzer werden zwei weitere in ähnlicher Weise befestigt. Die Querhölzer haben rechteckige Aussparungen, durch welche die Pochstempel hindurchgehen; die letzteren haben nur wenig Abstand voneinander und werden von den Querhölzern straff geführt. Jeder Stempel hat auf der Rückseite einen Hebling, den man auf der Unterseite mit Unschlitt schmieren muß, damit er desto leichter aufgehoben werden kann. Ihn heben zwei lange, oben abgerundete Däumlinge, die auf der Wasserradwelle sitzen, abwechselnd in die Höhe, damit der in den Pochtrog niederfallende Stempel mit seinem eisernen Pochschuh das hineingeworfene Erz zertümmere. Auf der Welle sitzt das geschaufelte Wasserrad, welches durch Wasserkraft angetrieben wird. Der Eintrag des Pochtroges hat statt einer Tür ein Brett, das in Nuten des Stammes sitzt, aber auch weggenommen werden kann, damit der Arbeiter aus dem geöffneten Pochtrog den Sand, den Grieß und die Graupen, zu denen das Pochgut zerkleinert wurde, herausnehmen kann und, nachdem er geschlossen wurde, wieder anderes Erz eingetragen und gepocht werden kann.
Wenn aber ein Eichenstamm nicht zur Hand sein sollte, werden zwei Hölzer auf den Boden gelegt, von denen jedes 6 Fuß lang, 1 Fuß breit und 1 ½ Fuß hoch
[12] Über die Längenmaße vgl. 7. Buch Anm. 5.
sein soll und miteinander durch eiserne Klammern verbunden; dies soll auch die Höhe des Pochtroges sein. Man schneidet das erste Holz 1 Spanne breit, 2 1/3 Fuß lang und 1/24 Fuß tief nach vorn abfallend aus. In diese Aushöhlung wird ein sehr harter Stein gelegt, 1 Fuß dick und 1 Spanne breit.
[13] Ein solcher Stein liegt im Vordergrunde der Abb. 811 und findet sich auch in der Abb. 832 mit C bezeichnet.
Wenn daneben etwas Hohlraum verbleibt, soll er mit Erde und Sand ausgefüllt und dieses festgestampft werden. Der Boden vor dem Pochtroge soll mit Brettern belegt werden. Falls der Stein zerbricht, soll er fortgenommen und an seine Stelle ein anderer gelegt werden. Man kann auch den Pochtrog kleiner, für drei Stempel, herstellen.
Die Pochstempel werden aus Hölzern von 9 Fuß Länge und quadratischem Querschnitt, ½ Fuß stark, hergestellt. Die eisernen Pochschuhe sind folgendermaßen gestaltet: Der untere Teil
[14] Der untere Teil wird jetzt Rumpf, der obere Kiel genannt.
ist 3 Hand hoch, der obere ebenso viel; der mittlere Teil des Rumpfes ist auf eine Höhe von 2 Hand 1 Hand dick und breit, darunter wird er 5 Finger breit und dick über 2 Finger Höhe, endlich wird er weiter stärker bis zu 1 ½ Hand Länge und Breite über 2 Finger Höhe. Oben, wo sie in die Stempel eingeführt werden, sind die Pochschuhe durchbohrt. In entsprechender Weise ist der Pochstempel selbst ausgeschnitten; durch die Löcher beider geht ein starker eiserner Bolzen, welcher den Pochschuh hält, damit er sich nicht vom Stempel löst. Damit der Stempel, der beständig die Erz- und Steinstücke zertrümmert, nicht zerbricht, sind um ihn und den oberen Teil des Pochschuhes quadratische, eiserne Ringe, 1 Finger dick, 7 Finger breit und 6 Finger hoch, gelegt.
Diejenigen, die nur drei Stempel benutzen, wie es oft geschieht, machen sie wesentlich stärker, sie sind im Quadrat 3 Hand stark. Die eisernen Pochschuhe sind folgendermaßen gestaltet: Ihre ganze Höhe beträgt 2 Fuß und 1 Hand, der untere Teil ist sechseckig, 7 Finger breit und dick. Der untere Teil, der aus dem Stempel herausragt, ist 1 Fuß und 2 Hand hoch, der obere, der im Stempel steckt, 3 Hand, darunter ist er 1 Hand im Quadrat. Darüber wird er allmählich schwächer, so daß der oberste Teil 3 ½ Finger breit und 2 Finger dick ist.
Abb. 811: Das Trockenpochwerk. Der Pochtrog A. Die Pochsäulen B. Die Querhölzer C. Die Stempel D. Die Pochschuhe E. Die Welle F. Der Hebling G. Der Däumling H.
Hier sind die Kanten verbrochen. Dieser Teil ist durchlocht. Das Loch ist 3 Finger hoch, 1 Finger breit und hat von dem verjüngten Ende 1 Finger Abstand.
Den oberen Teil des Pochschuhes, der in den unten ausgeschnittenen Stempel eingesetzt ist, versieht man mit Einhieben und Kehlungen, damit er, nachdem die Einhiebe sich im Stempel befestigten und Keile in die Kehlungen eingetrieben wurden, unbeweglich und gerade im Stempel verbleibt. Außerdem werden noch zwei eiserne Ringe aufgetrieben.
Die Welle teilen die einen mit dem Zirkel in 6, andere in 9 Teile; aber besser ist die Teilung in 12 Teile, dann nimmt abwechselnd 1 Teil einen Däumling auf, der nächste Teil bleibt frei.
Das Wasserrad ist in einen viereckigen Schrot eingebaut, damit nicht im Winter hoher Schnee oder Eis oder Unwetter seinen Lauf und seine Umdrehung hindern; die Hölzer, die zusammengefügt werden, werden überall mit Moos verstopft.
Abb. 812: Das Herrichten der Pochstempel und der Pochwelle.
Ein Stempel mit Pochschuh A. Ein unten ausgeschnittener Stempel B. Der Pochschuh C. Ein anderer Pochschuh D [15]. Rechteckige Eisenringe E. Ein Keil F. Ein Hebling
G. Die eckige Welle H. Ein Däumling I. Der Zirkel K.
[15] Agricola fügt hinzu "mit Einhieben und Kehlungen", das ist aber aus der Abb. nicht ersichtlich.
Der Schrot hat eine Öffnung, durch die das Gerinne eintritt, welches das Wasser zuführt, das in die Schaufeln fällt und das Rad in Umdrehung versetzt. Durch ein anderes, unten eingebautes Gerinne fließt das Wasser wieder heraus. Die Speichen des Rades sind nicht selten in der Mitte einer langen Welle befestigt,
[16] Wie in Abb. 813.
deren Däumlinge auf beiden Seiten Stempel antreiben, welche beide das Erz trocken oder naß pochen oder auch die eine Seite trocken, die andere naß, je nachdem das eine oder das andere erwünscht ist. Man kann auch die Stempel der einen Seite anheben, in ihre und der unteren Querhölzer Bohrungen Bolzen stecken und nur mit der anderen Seite das Erz pochen.
Abb. 813: Die Radstube für das Pochwerk.
Der Schrot A. Dieser ist am oberen Teil geschlossen, hier ist er offen dargestellt, damit man das Rad sehen kann. Das Rad B. Die Welle C. Die Stempel D.
Den Sand, Grieß und die Graupen der Steine, die der Arbeiter aus dem Pochtrog dieser Maschine herausgenommen und angehäuft hat, oder die er nahe bei der Grube aus dem Haufen mit der Gabel herausgenommen hat, soll er auf einen Behälter werfen, der oben und vorn offen, 3 Fuß lang und erwa 1 ½ Fuß breit ist; die Seiten sind geneigt und aus Brettern hergestellt. Der Boden soll aus eisernem Drahtgeflecht bestehen; er wird an zwei Eisenstäbe, die beiderseits an die Bretter angeschlagen sind, mit Eisendraht befestigt. Der Siebboden hat Löcher, durch welche Körner von der Größe einer Haselnuß nicht hindurchgehen können. Das Korn, welches größer ist und nicht durchfällt, nimmt der Arbeiter und wirft es wieder unter die Pochstempel. Das kleinere Korn und den Grieß und den Sand sammelt er in ein großes Gefäß und hebt es zum Waschen auf. Wenn gesiebt wird, hängt man den Behälter mit zwei Stricken an einer Stange auf. Ein solcher Behälter kann richtig ein rechteckiges Sieb genannt werden; von dieser Art werden noch einige im Folgenden beschrieben.
[17] Man würde zweckmäßig "Durchwurf' sagen.
Abb. 814: Das Durchwerfen der gepochten Erze. Ein Durchwurf richtig auf die Erde gestellt A. Sein Boden, der aus eisernen Drähten besteht B. Ein umgekehrter Durchwurf C. Ein eiserner Stab D. Durchwurf, an einer Stange aufgehängt, dessen Boden man von oben sieht E. Durchwurf, an einem Balken aufgehängt, dessen Boden man von unten sieht F.
Andere benutzen ein Sieb, dessen Gefäß mit zwei eisernen Reifen umbunden ist; der Boden wird nicht anders als bei dem vorher beschriebenen von einem Geflecht eiserner Drähte gebildet. Sie setzen es auf zwei Brettchen, die so auf einem Pfahle befestigt sind, daß sie sich überkreuzen. Der Pfahl wird in die Erde gesteckt. Indessen stecken andere den Pfahl nicht in die Erde, sondern setzen ihn auf den Boden. Das Gut, das durch das Sieb fällt, bildet einen Haufen, in diesem stellen sie ihn fest. Auf dieses Sieb wirft der Arbeiter mit der eisernen Schaufel die groben und feinen Graupen, den Grieß und Sand, den er von einem Haufen wegnimmt, und indem er die Handgriffe mit den Händen hält, schüttelt er das Sieb, so daß durch diese Bewegung der Sand, der Grieß und die kleinen Graupen durch das Sieb fallen. Andere benutzen nicht dieses Sieb, sondern einen offenen Kasten, dessen Boden ebenfalls von Drahtgeflecht gebildet ist, und bewegen ihn auf einem Querholze hin und her, das zwischen zwei Säulen verlagert ist.
Wieder andere benutzen ein Sieb, dessen Gefäß aus Kupfer besteht und zwei kupferne viereckige Handhaben besitzt. Durch diese geht eine Stange hindurch, deren anderes Ende, welches durch die eine Handhabe etwa eine Spanne hinausragt, der Arbeiter in einen Strick steckt, der von dem Gebälk herabhängt. Die Stange bewegt er häufig und abwechselnd von sich und zu sich. Durch diese Bewegung fällt das kleine Korn durch den Siebboden.
Abb. 815: Das Sieben der gepochten Erze. Das Sieb A. Die Brettchen B. Der Pfahl C. Der Boden des Siebes D. Der offene Kasten E. Das Querholz F. Die Säulen G.
Damit das Ende der Stange leicht in den Strick eingelegt werden kann, wird er mittels eines 2 Hand langen Knebels aufgedreht, so daß er in zwei Teilen herabhängt; sein anderes Ende ist am Gebälk befestigt. Unter dem Knebel hängt der Strick noch etwa ½ Fuß herab.
Auch große Siebkästen werden zu dieser Arbeit verwendet. Der Boden ist entweder aus einem Brette mit vielen Löchern hergestellt oder, wie bei den übrigen Sieben, aus Drähten geflochten. In der Mitte der Seitenbretter ist ein eiserner halbkreisförmiger Bogen angebracht, an dem ein Strick, der an einem Galgen oder einem Balken hängt, befestigt wird, so daß das Sieb hin und her geschoben und nach allen Seiten geneigt werden kann. An jeder Seite sind zwei Handhaben angebracht, ähnlich denen des Schubkarrens. Zwei Arbeiter fassen diese Handgriffe und schütteln das Sieb hin und her.
[18] Diese Siebe werden Schwingrätter genannt.
Dieses Sieb benutzen die Deutschen, welche in den Karpathen wohnen, am häufigsten. Mit drei solchen und zwei kleineren Sieben
[19] Hierdurch wird die folgende Beschreibung des Verfahrens zu Neusohl bereits in großen Zügen vorweggenommen.
wird das kleine Korn von dem größeren in der Weise getrennt, daß von den verschiedenen Korngrößen, die gewaschen werden sollen, gleiche Mengen entstehen.
Abb. 816: Das Sieben auf andere Art. Das große Sieb A. Der halbkreisförmige Bogen B. Der Strick C. Der Galgen D. Die Handgriffe E. Der fünfzinkige Krähl F. Das kleine Sieb G. Seine Henkel H. Die Stange I. Der Strick K. Der Balken L.
Denn der Boden sowohl der großen als auch der kleinen Siebe hat Löcher, welche Korn von Haselnußgröße nicht durchlassen.
[20] Das ist ein Irrtum. Die Siebe, auf denen die verschiedenen Korngrößen hergestellt werden, müssen natürlich abnehmende Lochweiten haben, was auch in der nachfolgenden Beschreibung ausdrücklich erwähnt ist.
Die Stücke, die im Siebe verbleiben, werfen die Bergleute, wenn sie erzhaltig sind, unter das Trockenpochwerk. Aber die groben Graupen werden von den kleineren erst auf diese Weise getrennt, nachdem Männer und Jungen die größten Stücke aus dem aus der Grube geförderten Haufwerk, welches außer aus den großen und kleinen Graupen aus grobem und feinem Grieß, ferner aus Sand und Mehl besteht, mit fünfzinkigen Krählen herausgenommen haben.
[21] Agricola unterscheidet hier außer "saxorum fragmenta" (die größten Stücke) entsprechend den fünf verwendeten Sieben die sechs folgenden Korngrößen: 1. glareae majusculae, 2. glareae minuscuJae, 3. lapilli, 4. sabulum, 5. arenae, 6. rerrae. Nur die beiden Korngrößen "saxorum fragmenta" und "glareae majusculae" sind dadurch näher bestimmt, daß die ersteren mir dem Krähl, dessen Zinken gewöhnlich 60 mm Zwischenraum haben, aus dem Haufwerk herausgenommen werden, und daß das gröbste Sieb Lochungen hat, welche Körner von Haselnußgröße (etwa 15 mm) nicht durchlassen. Es sind also saxorum fragmenta > 60 mm und glareae majusculae 60 - 15 mm groß. Über die übrigen Korngrößen ist hier nichts gesagt. Später wird erwähnt, daß die kleinen Graupen kleiner als Erbsen, also etwa < 8 mm sind. Die Korngrößen "lapilli" und "terrae" erwähnt Agricola hier zum ersten Male. Im folgenden werden die sechs Korngrößen folgendermaßen benannt: 1. große, 2. kleine Graupen, 3. grober, 4. feiner Grieß, 5. Sand, 6. Mehl. - Terra hat auch die Bedeutung Erdreich, z.B. bei Cicero: "varia terrarum genera". - Etwas später wird noch für das allerfeinste mit Wasser gemischte Gut 7. limus = Schlamm gebraucht.
Zu Neusohl - der Bergbau liegt in den Karpathen - trennt ein Arbeiter
[22] Nämlich mit dem Krähl.
das aus den Gruben geförderte Haufwerk, während die Erzgänge, die auf den Kämmen und Gipfeln der Berge gelegen sind, abgebaut werden. Ein anderer fördert das Mehl, den Sand, den Grieß und die Graupen und das ärmere Erz im Schubkarren und, damit nicht die Ausgaben für die Beförderung auf dem wenig betretenen und manchmal abschüssigen Wege und für das lange und schwierige Fahren zu machen sind, entleert sie, indem er den Karren umstürzt, in ein langes Gerinne, das durch Querbrettchen verstärkt und an dem steilen Felsen befestigt ist. Sie gleiten ungefähr über 150 Fuß Höhe hinab in ein Sieb, dessen Boden aus einem dicken gelochten Kupferblech besteht und mit Handhaben versehen ist, an denen es geschüttelt wird. Übrigens hat es oben zwei Bogen aus Haselnußgerten und wird mittels eines eisernen Hakens und Strickes an einem Baumast oder an einem Galgen aufgehängt. Das Sieb zieht der Arbeiter mehrmals an sich und stößt es gegen den Baum oder die Säule des Galgens. Auf diese Weise fällt das kleinere Korn durch die Sieblöcher und gleitet durch ein zweites Gerinne auf ein zweites Sieb, dessen Boden engere Löcher hat. Dieses stößt der zweite Arbeiter ebenfalls heftig gegen den Baum oder die Säule; es fallen wiederum die kleineren Körner durch in das dritte Gerinne und gleiten in das dritte Sieb, dessen Boden wiederum noch engere Löcher hat. Auch dieses stößt der Arbeiter heftig gegen den Baum oder die Säule, und zum dritten Male fällt das kleinere Korn durch auf eine Bühne. In der Zeit, bis der Karrenläufer eine weitere Menge Haufwerk zum Sieben herbeischafft, nimmt jeder Arbeiter den Haken aus den Bügeln und schafft sein Sieb fort, stürzt es aus und häuft die Graupen oder den Grieß, die am Siebboden zurückgeblieben waren, auf. Das auf die Bühne gefallene Kleinkorn kehrt der erste Wäscher zusammen - es sind ebenso viele da, als Arbeiter an den Schüttelsieben -, gibt es in ein Sieb, dessen Löcher noch kleiner sind als die des dritten Siebes, und wäscht es in einem Fasse, das nahezu voll Wasser ist. Nachdem dieses mit dem, was das Sieb durchläßt, angefüllt worden ist, zieht der Wäscher den Spund und läßt das Wasser ablaufen. Dann wirft er dasjenige, was sich im Fasse abgesetzt hatte, mit der Schaufel auf die Bühne des zweiten Wäschers. Dieser wäscht es in einem Sieb, dessen Löcher noch enger sind; was dann wiederum in das Faß geht, nimmt er heraus und wirft es auf die Bühne des dritten Wäschers. Dieser wäscht es in einem Sieb, welches die engsten Löcher hat.
Abb. 817: Das Durchlassen der Erze auf sechs Sieben. Der Karrenläufer, der das Haufwerk heranfährt A. Das erste Gerinne B. Das erste Kastensieb C. Seine Handhaben D. Dessen Bögen E. Der Strick F. Du Balken G. Die Säule H. Das zweite Gerinne I. Das zweite Kastensieb K. Das dritte Gerinne L. Das dritte Kastensieb M. Die dritte Bühne N. Das erste Handsieb O. Das erste Faß P. Die zweite Bühne Q. Das zweite Handsieb R. Das zweite Faß S. Die dritte Bühne T. Das dritte Handsieb V. Das dritte Faß X. Der Spund Y.
Der Erzschlich, welcher sich im letzten Fasse zu Boden setzt, wird herausgenommen und verschmolzen. Dasjenige, was ein jeder Wäscher mit dem Streichbrette weggenommen hat, wird auf dem Planenherd verwaschen.
Auch bei dem Zinnbergbau zu Altenberg in den benachbarten böhmischen Gebirgen bedienen sich die Wäscher solcher an Balken aufgehängter Siebe, die jedoch etwas größer sind und vorn offen, damit die Graupen, die nicht durchgefallen sind, durch das Anstoßen an die Säule herausgeschüttet werden können.
Abb. 818: Das Setzen auf Sieben aus Drahtgeflecht. Das Sieb A. Seine Handhaben B. Das Faß C. Der aus eisernen Drähten hergestellte Siebboden D. Der Reifen E. Die Stäbe F. Die Reifen G. Die Frau bewegt das Sieb H. Der Junge trägt ihr das Waschgut zu I. Der Mann wirft den Siebdurchfall aus dem Fasse K.
Wenn der Erzgang reich ist, werden das Mehl, der Sand, der Grieß und die Graupen, die aus dem Hangenden gewonnen sind, mit der Schaufel oder dem Krähl aus dem Haufen herausgenommen und in ein großes Sieb oder in einen Korb geworfen und in einem Faß, das fast voll Wasser ist, gewaschen. Das Sieb hat gewöhnlich 1 Elle Durchmesser und ist ½ Fuß tief, sein Boden hat so kleine Löcher, daß nur erbsengroße Körner durchfallen. Der Boden wird von kreuz und quer verlaufenden Drähten gebildet, die an den Kreuzungsstellen mit anderen eisernen Drähten gebunden, in einen eisernen Ring eingespannt und durch zwei eiserne Querstäbe unterstützt sind. Den übrigen Teil des Siebes, der wie ein Faß aus Dauben zusammengesetzt ist, halten zwei eiserne Reifen zusammen. Manche umbinden das Sieb auch mit Reifen aus Haselnuß oder Eiche, nehmen dann aber drei Reifen. Es hat zwei Handhaben, welche der Wäscher mit den Händen faßt. Auf dieses Sieb wirft ein Junge das Waschgut und eine Frau schüttelt es, indem sie es nach links und rechts dreht. Auf diese Weise fallen das Mehl, der Sand und die kleinen Graupen durch, während die größeren auf dem Siebe verbleiben.
Abb. 819: Das Setzen in geflochtenen Körben. Der Korb A. Seine Handgriffe B. Der Trog C. Sein hinterer Teil D. Sein vorderer Teil E. Die Handgriffe F.
Letztere werden herausgenommen, gesammelt und unter das Pochwerk geworfen. Der Schlamm mit dem Sand, dem Grieß und den Graupen wird, nachdem das Wasser ausgeschöpft ist, mit der Schaufel aus dem Faß herausgeworfen und in einem Graben, über den ich später sprechen werde, gewaschen.
Die Böhmen benutzen einen aus geschmeidigen Ruten geflochtenen Korb, der 1 ½ Fuß breit und ½ Fuß tief ist. Er hat zwei Handgriffe, an denen sie ihn ergreifen und in einem Fasse oder einem kleinen Sumpfe, die nahezu voll Wasser sind, bewegen und schütteln. Was aus dem Korbe in das Faß oder in den Sumpf fällt, nehmen sie heraus und verwaschen es in einem Troge, der hinten höher, vorn tiefer und eben ist. An seinen beiden Handhaben bewegen sie ihn im Wasser; dabei fließt das leichte Gut heraus, das schwere und erzhaltige verbleibt auf seinem Boden.
Abb. 820: Das Mahlen der Erze mit Wasserkraft. Die Wasserradwelle A. Das Wasserrad B. Das Kammrad C. Das Getriebe D. Seine eiserne Welle E. Der obere Mühlstein F. Der Trichter G. Das hölzerne runde Gerinne H. Der Austrag I.
Das Golderz und auch die Zinnerze (Zwitter) werden mit Hämmern zerkleinert oder gepocht und dann zu Mehl gemahlen. Die erste Mühle, die durch Wasserkraft betrieben wird, ist folgendermaßen gebaut: Die Welle wird nach dem Zirkel gerundet oder eckig hergestellt, ihre eisernen Zapfen laufen in offenen eisernen Pfannen, die in das Mühlgerüst eingebaut sind. Die Achse wird durch ein Rad angetrieben, dessen am Umfange angebrachte Schaufeln durch das strömende Wasser getroffen werden. Auf der Achse sitzt ein Kammrad, dessen Kämme seitlich befestigt sind; diese treiben das Getriebe, dessen Kämme aus sehr hartem Holze hergestellt sind. Letzteres sitzt auf einer eisernen Welle,
[23] Das Mühleisen.
die unten einen Zapfen hat, der sich in einer eisernen Pfanne des Mühlgerüstes dreht, oben trägt sie die Haue,
[24] Ein Querstück, das in die untere Fläche des Mühlsteines eingelassen ist.
welche den Mühlstein hält. Wenn die Kämme des Kammrades das Getriebe antreiben, läuft die Mühle um, auf die der darüber hängende Trichter durch einen Austrag das Erz aufträgt. Das zu Mehl gemahlene Erz tritt aus dem runden, kreisförmigen Gerinne
[25] Mühllauf genannt.
in den Austrag, fällt auf den Boden, häuft sich dort an und wird zur Wäsche geführt. Da diese Art zu mahlen es erfordert, daß der Mühlstein höher oder tiefer gestellt werden kann, wird das Lager der stehenden Welle von zwei Hölzern unterstützt, die mittels Hebebäume und durchgesteckten Bolzen höher und tiefer verlagert werden können.
Beim Vermahlen der Golderze, besonders wenn Gangarten, die leicht schmelzen,
[26] gemeint ist wohl Quarz.
dieses Metall begleiten, werden drei Mühlen verwendet. Alle diese werden nicht durch Wasserkraft, sondern durch Menschenkraft, zwei auch durch Tierkraft angetrieben. Die erste dreht sich und unterscheidet sich von der später beschriebenen durch das Rad, welches geschlossen ist und durch Menschen, die es treten,
[27] Vgl. 6. Buch.
in Umdrehung gesetzt wird oder von hineingeführten Pferden, von Eseln oder auch von starken Ziegen. Den Tieren werden die Augen mit Tüchern verbunden. Die zweite, ob sie stoßend oder drehend wirkt, unterscheidet sich von den beiden anderen dadurch, daß sie statt der liegenden eine stehende Achse hat. Diese trägt unten eine kreisrunde Scheibe, welche zwei Arbeiter in Umdrehung versetzen, indem sie die Leisten mit den Füßen fortstoßen; nicht selten verrichtet auch nur einer diese Arbeit. Oder es steht eine Deichsel heraus, die ein Pferd oder ein Esel im Kreis herumbewegt, weshalb man sie Eselmühle nennt. Das Kammrad der umlaufenden Welle, welches sich an deren oberem Ende befindet, treibt das Getriebe und damit zugleich die Mühle.
Die dritte Mühle hat drehende Bewegung, sie wird nicht mit den Händen gestoßen, sondern im Kreis gedreht. Zwischen dieser und den anderen besteht ein großer Unterschied, denn der Bodenstein ist oben so gestaltet, daß er den Läufer, der um eine eiserne Achse gedreht wird, festhalten kann. Dieser befindet sich innerhalb des ringförmigen Teiles des Bodensteines und ragt oben hervor. Der Arbeiter erfaßt den senkrechten Handgriff, der sich oben am Mühlstein, der eigentlich Läufer genannt wird, befindet, und dreht ihn. Der Läufer ist durchbohrt. Durch die Bohrung wird das Erz eingetragen, gleitet herunter zu dem Bodenstein und wird zu Mehl gemahlen, das nach und nach aus dessen seitlicher Öffnung heraustritt. Es wird auf verschiedene Arten, die ich später auseinandersetzen will, gewaschen, ehe es mit Quecksilber vermischt wird.
Einige stellen eine Anlage her, welche zu gleicher Zeit das Golderz pocht, mahlt, durch Waschen reinigt und das Gold mit Quecksilber vermischt. Es ist nur ein Rad vorhanden, welches die Kraft des Wassers dreht, indem es die Schaufeln trifft. Die Welle hat auf der linken Seite des Rades Däumlinge, welche die Stempel anheben, die das Erz trocken pochen. Dieses wird dann in die runde Öffnung des Läufers eingetragen, gleitet nach und nach durch dessen Loch und wird zu Mehl gemahlen. Der untere Stein der Mühle ist außen viereckig, hat aber eine runde Vertiefung, in welcher sich der runde Läufer dreht, außerdem hat er ein Loch, aus dem das Mehl in das erste Faß hinabgleitet.
[28] Es wird naß gemahlen; in der Abbildung fehlt aber die Wasserzuführung zur Mühle.
Abb. 821: Das Mahlen der Erze mit dem Tretrade und mit der Tretscheibe. Die erste Mühle A. Das von Ziegen getretene Rad B. Die zweite Mühle C. Die Scheibe an der stehenden Welle D. Deren Kammrad E. Die dritte Mühle F. Die Form des unteren Mühlsteins G. Die senkrechte Achse H. Deren Bohrung I. Des Läufersteines Handhabe K. Seine Öffnung L.
Die Haue
[29] Vgl. dieses Buch Anm. 24.
der eisernen Achse ist am Läufer befestigt, der obere Zapfen am Gebälk verlagert. Das Getriebe der Achse wird vom Kammrad der Welle in Umdrehung versetzt und treibt die Mühle. Das Mehl gelangt beständig in das erste Faß, ebenso das Wasser, das wieder in das zweite Faß fließt, das niedriger steht, und weiter in das dritte Faß, das am niedrigsten steht, aus dem dritten Faß häufig noch in einen Trog, der aus einem Baumstamm ausgehöhlt ist. In jedem Faß befindet sich Quecksilber, und auf jedem ist ein Brettchen befestigt; durch ein Loch in seiner Mitte geht die senkrechte Welle hindurch. Damit sie nicht tiefer als zweckmäßig in das Faß hinabgleitet, ist sie oberhalb des Brettchens verdickt. Am unteren Ende sind drei sich kreuzende Brettchen angebracht, der obere Zapfen ist am Balken verlagert. Die Welle trägt außerdem ein kleines Getriebe, das aus Spindeln besteht und von einem kleinen Kammrade angetrieben wird. Dieses sitzt auf der wagrechten Welle, die einerseits mit der wagrechten Hauptwelle gekuppelt ist, und deren anderes Ende in einem starken eisernen Lager am Gebälk ruht. Auf diese Weise arbeiten die Brettchen, deren je drei in jedem Fasse im Kreis herumgedreht werden, das mit Wasser vermischte Mehl
[30] Das Gemisch von Wasser und Mehl nennt der Aufbereitungsmann jetzt "Trübe".
durch und trennen auch die k1einsten Goldflitterchen davon. Diese sinken nieder, und das Quecksilber nimmt sie auf und reinigt sie. Das Taube nimmt das Wasser mit. Das Quecksilber wird in weiches Leder oder in ein gewebtes, baumwollenes Tuch geschüttet und, wie ich an anderer Stelle beschrieben habe, zusammengepreßt. Dann fließt das Quecksilber in einen darunter gestellten Topf, und es bleibt in dem Tuche reines Gold zurück.
[31] Das ist ein Irrtum: es bleibt Goldamalgam zurück, aus dem erst durch Glühen reines Gold erhalten wird.
Andere ersetzen die Fässer durch drei tiefe Gerinne, auf jedem ist eine schwache eckige Welle verlagert, in welche sechs schmale Brettchen eingesteckt sind; an diese wieder sind sechs breitere Brettchen angeschlagen. Diese treibt das in die Gerinne eingelassene Wasser herum; sie arbeiten die Trübe durch und sondern das Metall ab.
Für das Waschen des goldhaltigen Erzmehles verdient die erste Art des Waschens bei weitem den Vorzug, da das Quecksilber in den Fässern das Gold sogleich aufnimmt. Wenn aber Erzmehl mit Graupen, aus denen Zinn geschmolzen wird, zu verwaschen ist, sind die Gerinne nicht zu verschmähen. Doch ist es nützlicher, zusammengebundene Tannenzweige in die Gerinne zu legen, in denen solche Mehle, die aus der Mühle mittels der Rinne hingeführt wurden, gewaschen werden. Denn die Zinngraupen werden entweder von ihnen zurückgehalten oder sie fallen, wenn das Wasser sie fortführt, von ihnen herunter und setzen sich zu Boden.
Sieben Arten des Waschens sind den Erzen der meisten Metalle gemeinsam: sie werden nämlich gewaschen entweder in dem einfachen Graben
[32] Das Wort canalis braucht Agricola nicht nur dort, wo Wasser oder Trübe lediglich fortzuleiten ist, sondern auch dann, wenn eine Vorrichtung zum Verwaschen von Erz in Frage kommt. Im ersteren Falle ist es mit Gerinne oder Rinne übersetzt worden, im zweiten Falle mit Schlämmgraben oder kurz Graben. Auch canaliculus wird in zweifachem Sinne gebraucht, als kleines Gerinne, wenn es zur Zuführung des nötigen Klarwassers oder der Trübe auf die Gräben oder die Herde dient, aber auch um Rillen zu bezeichnen, die in die Herdfläche eingeschnitten sind. Im sechsten Buche bedeutet canalis in der Verbindung cuniculi canalis die Wassersaige des Stollens. - Fossa ist im Gegensatz zu dem aus Brettern zusammengeschlagenen Schlämmgraben ein im Gelände ausgehobener Graben (Abb. 853 und spätere), der zum Verwaschen der Seifenerze dient und unter Umständen mit Balken ausgebaut wird.
oder in dem durch Bretter abgeteilten Graben, oder im geneigten Graben, im weiten Troge, auf dem kurzen Herde, auf dem Planenherd oder im engen Siebe. Die übrigen Arten des Waschens sind entweder einem bestimmten Erze eigentümlich oder stehen mit dem Naßpochen der Erze in Zusammenhang.
Abb. 822: Das Pochen und Amalgamieren der Golderze. Das Waffenrad A. Die Welle B. Die Pochstempel C. Dur runde Eintrag der Mühle D. Das Loch in der Mitte E. Der untere Mühlstein F. Seine runde Aussparung G. Sein Austrag H. Die eiserne Achse I. Deren Querriegel K. Der Balken L. Das Getriebe der eisernen Welle, das aus Spindeln besteht M. Das Zahnrad der Welle N. Die Fässer O. Die Brettchen P. Die stehenden Wellen Q. Ihr verdickter Teil R. Ihr Rührer S. Die Getriebe, die aus Sprossen bestehen T. Die mit der Hauptwelle gekuppelte wagrechte, schwache Welle V. Ihre Zahnräder X. Drei Gerinne Y. Deren Wellen Z. Die eingesteckten Brettchen AA. Die angeschlagenen Brettchen BB.
Der einfache Graben ist folgendermaßen beschaffen. Zunächst liegt das Haupt, das 3 Fuß lang und 1 ½ Fuß tief ist, höher als der eigentliche Graben. Das Haupt besteht aus Brettern, die auf Balken gelegt und darauf genagelt sind; die Seiten werden von kleineren Brettern gebildet, die auf die Bodenbretter aufgesetzt sind; sie halten das Wasser, das aus dem Rohr oder Gerinne darauf fließt, zusammen und zwingen es, geradeaus abzufließen. Die Mitte liegt etwas tiefer, damit sich dort die groben Berge und die größeren Erzstücke absetzen können. Eine Spanne tiefer als das Haupt liegt der Graben auf dem Erdboden, 12 Fuß lang, 1 ½ Fuß tief und breit. Sein Boden und die beiden Seiten sind aus Brettern hergestellt, damit der Erdboden die Teilchen nicht aufnimmt oder, durch das Wasser angefeuchtet, in den Graben rutscht. Am unteren Ende wird der Graben durch ein Brett geschlossen, das etwas niedriger ist als der Graben selbst. An diesen geraden Graben schließt ein anderer querverlaufender an, der 6 Fuß lang und 1 ½ Fuß tief und breit ist. Dieser ist in ähnlicher Weise aus Brettern hergestellt und unten durch ein etwas niedrigeres Brett verschlossen, damit das Wasser abfließen kann; dieses nimmt ein dritter Graben auf und führt es ins Freie.
In diesem einfachen Graben wird das Erz gewaschen, welches durch fünf weite Siebe auf den Boden der Wäsche geschüttet wurde; dieses nimmt der Wäscher weg, häuft es an und wirft es auf das Haupt des Grabens, läßt durch ein Rohr oder ein Gerinne Wasser darauf und bearbeitet das, was mitten auf dem Haupte herabfließt und verbleibt, mit einer hölzernen Kiste.
[33] Vgl. dieses Buch Anm. 4.
So wollen wir fortan ein Werkzeug nennen, das aus einem langen Stiel besteht, der in ein Brettchen von 1 Fuß Länge und 1 Hand Breite gesteckt ist. Durch das Rühren wird das Wasser trüb und nimmt den Schlamm, den Sand und den feineren Grieß des Erzes in den anschließenden Graben mit. Der grobe Grieß und die Graupen verbleiben auf dem Grabenhaupte. Diese heben Burschen heraus und werfen sie auf die Bühne eines breiten Troges oder auf den kurzen Herd und trennen den Grieß von den Graupen. Nachdem sich der Graben mit Schlamm und Sand angefüllt hat, schließt der Wäscher das Rohr, durch welches das Wasser auf das Grabenhaupt fließt. Bald darauf fließt auch das Wasser aus dem Graben ab. Sodann hebt der Wäscher den Schlamm und Sand mit Grieß vermischt mit der Schaufel heraus und verwäscht sie auf dem Planenherd. Oft auch geben die Burschen den auf die Bühne geworfenen Sand, wenn der Graben noch nicht wieder gefüllt ist, auf denselben Herd auf und waschen ihn. Auf dem Haupte des Grabens wird auch das Erzmehl gewaschen und am häufigsten dasjenige, welches Zinngraupen enthält; dann wird in den Graben ein Bündel Tannenreisig gelegt, ebenso wie man solches auch in die großen Gerinne zu legen pflegt, wenn Erz naß gepocht wird. Die großen Graupen, welche sich im obersten Teil des Grabens absetzen, werden gesondert im Schlämmgraben vorgewaschen; für sich auch dort die mittleren Graupen, die sich in der Mitte absetzen, und gesondert wird der mit dem Grieß gemischte Schlamm, der sich hinter dem Reisigbündel im untersten Teile des Grabens ablagert, auf dem Planenherd verwaschen.
Abb. 823: Das Waschen der Erze auf dem einfachen Graben. Das Haupt des Grabens A. Das Wasserrohr B. Der Graben C. Ein Brett D. Der Quergraben E. Die Schaufel F. Die Kiste G.
Von dem vorigen unterscheidet sich der nächste Graben dadurch, daß er durch mehrere eingesetzten Bretter in verschiedene Stufen geteilt wird. Wenn er 12 Fuß lang ist, werden vier Bretter eingesetzt, wenn er 9 Fuß lang ist, drei; je näher sie dem Haupte sind, desto höher, je weiter davon entfernt, desto niedriger sind sie. Wenn das oberste 1 Fuß und 1 Hand hoch ist, so pflegt das zweite 1 Fuß und 3 Finger hoch zu sein, das dritte 1 Fuß und 2 Finger und das unterste 1 Fuß und 1 Finger. In diesem Graben wird vorzugsweise das erzhaltige Gut gewaschen, welches das weite Sieb in das Wasserfaß durchgelassen hat. Zu diesem Zwecke wird das Gut mit einer eisernen Schaufel auf das Grabenhaupt geworfen und, nachdem das Wasser darauf gelassen wurde, mit der Kiste durchgearbeitet, bis der Graben sich gefüllt hat. Dann werden die Bretter herausgenommen, und das Wasser fließt ab. Darauf wird das erzhaltige Gut, das sich in den einzelnen Abteilungen abgesetzt hat, nochmals gewaschen, entweder auf dem kurzen Herd oder auf dem Planenherd oder auf dem engen Siebe. Da der kurze Herd häufig mit dem Graben, der höher steht, zusammengebaut wird, so führt das Rohr das Wasser zunächst in eine quer verlaufende Rinne, aus dem es durch ein kleines Gerinne auf den Graben, durch ein anderes auf den Herd fließt.
Abb. 824: Das Waschen der Erze auf dem durch Bretter abgeteilten Graben und auf dem kurzen Herde. Das Wasserrohr A. Das Quergerinne B. Das kleine Gerinne C. Das Haupt des Grabens D. Eine hölzerne Schaufel E. Die Bretter F. Der kurze Herd G.
Der Schlämmgraben ist, soweit es die Bretter betrifft, den beiden anderen ähnlich; auch sein Haupt wird, wie das der anderen, mit Erde unterfüllt, die festgestampft wird. Darauf werden Bretter gedeckt, dann wird, falls nötig, die eingefüllte Erde nochmals gestampft, so daß keine Ritze bleibt, durch die das mit Erzteilchen vermischte Wasser hindurchdringen könnte. Denn es soll geradeaus in den Schlämmgraben fließen, der etwa 8 Fuß lang und 1 ½ Fuß breit ist. An ihn schließt ein Quergraben an, der zu einem Troge außerhalb des Hauses führt. Ein Bursche nimmt mit der Schaufel oder mit der Kelle das noch unreine Erz oder die unreinen Zinngraupen von dem Haufen und wirft sie auf das Haupt des Schlämmgrabens oder verteilt sie darauf. Der Wäscher arbeitet das Gut im Schlämmgraben mit der Kiste durch; auf diese Weise fließt der Schlamm, mit Wasser vermischt, in den Quergraben, während das Erz oder die Zinngraupen sich im Schlämmgraben zu Boden setzen.
Abb. 825: Das Waschen der Erze im Schlämmgraben.
Das Haupt des Grabens A. Der Schlämmgraben B. Die Kelle C. Die Kiste D. Die Plane E. Das Stäbchen zum Glätten der Plane F.
Da aber zuweilen Erz oder Graupen zugleich mit dem Schlamm in den Quergraben fließen, so verschließt ein anderer Wäscher diesen etwa in einer Entfernung von 6 Fuß durch ein Brett und arbeitet den Schlamm häufig mit der Schaufel durch, so daß dieser mit dem Wasser gemischt in den Trog fließt und nur Erz oder Graupen im Graben zurückbleiben.
Zu Schlaggenwald und Irberesdorf
[34] Irberesdorf. Bech schreibt Erbisdorf. Das dürfte kaum zutreffen. Es gibt nur das eine Erbisdorf südlich von Freiberg, und hier hat Bergbau oder Seifenbetrieb auf Zinn nicht stattgefunden; die zinnführende schmale Zone im Freiberger Revier liegt erheblich nördlich von Erbisdorf (Müller, Hermann, Die Erzgänge des Freiberger Bergrevieres. Leipzig 1901 - Sonderheft zu den Erläuterungen zur geologischen Spezialkarte des Königreichs Sachsen). Die Schreibweise Irberesdorf für Erbisdorf ist außerdem urkundlich nicht nachgewiesen (Knauth, Ortsnamenkunde des östlichen Erzgebirges. Freiberg 1927, S. 80). Auch Irbersdorf, nördlich von Frankenberg, kann nicht in Frage kommen, da der Nachweis von Zinnbergbau für die dortige Gegend fehlt. Da Irberesdorf zusammen mit Schlaggenwald genannt wird, könnte an einen Ort der dortigen Gegend gedacht werden; den findet man aber weder bei Stemberg noch bei Schmidt v. Bergenhold in deren Geschichte der böhmischen Bergwerke. Es bleibt daher zur Zeit nur übrig, auf eine Deutung zu verzichten und den Namen, der übrigens nur an dieser Stelle vorkommt, beizubehalten.
werden die Zinnerze in einem solchen Schlämmgraben ein- bis zweimal gewaschen, zu Altenberg drei- oder viermal, zu Geyer oft siebenmal. In Schlaggenwald und Irberesdorf werden Erze, die reichlich große Zinngraupen enthalten, gepocht, in Altenberg Erze mit viel kleineren, und in Geyer noch Erze, in denen kaum kleine Graupen erblickt werden können.
Diese Art des Waschens haben die Zinnbergleute zuerst ersonnen, dann ist sie von den Zinngruben auf die Silbergruben und andere Gruben übergegangen. Denn diese Art zu waschen ist besser als die in den engen Sieben. Neben diesen Schlämmgräben pflegt auch der Planenherd verwendet zu werden.
Jetzt werden meistens zwei gleich gearbeitete Schlämmgräben zusammengebaut, deren Häupter 3 Fuß, die Gräben selbst 4 Fuß voneinander entfernt sind. Unterhalb beider Schlämmgräben befindet sich ein Quergraben. Ein Junge wirft von dem Haufen mit einer Schaufel das mit Schlamm gemischte Erz oder die Zinngraupen auf das Haupt beider Herde. Es sind zwei Wäscher da; von ihnen sitzt einer zur Rechten des einen Grabens, der andere zur Linken des anderen und verrichtet die Arbeit. Jeder benutzt ein Werkzeug folgender Art: In einem Lager der Grundschwelle eines jeden Grabens und in einem Halbringlager des Balkens im Gebäude wird eine glatte Stange gedreht,
[35] Das entspricht nicht der Abbildung. Diese Stange steht fest, in ihr liegt das Lager für die Kurbel der Kiste. Die umständliche und nichtzutreffende Beschreibung dieser Kurbel ist kennzeichnend für Agricolas Stellung zur Mechanik.
9 Fuß lang und 1 Hand stark. In diese ist ein rundes Holz eingesetzt, 3 Hand lang und ebenso viel Finger dick; an ihm ist ein Brettchen befestigt, 2 Fuß lang und 5 Finger breit. In dessen Bohrung dreht sich das eine Ende einer Welle, an der die Handbabe für die Kiste befestigt ist. Das andere Ende dieser Welle dreht sich in der Bohrung eines anderen Brettchens, welches wiederum an einem runden Holze befestigt ist, das wie das andere 3 Hand lang und ebenso viel Finger dick ist. Der Wäscher benutzt dieses Holz als Handhabe; die Kiste besteht aus einer 3 Fuß langen Stange, an der ein Brettchen befestigt ist, 1 Fuß lang, 6 Finger breit und 1 ½ Finger dick. Der Wäscher bewegt unablässig mit der einen Hand die Handhabe dieses Werkzeuges, und auf diese Weise rührt die Kiste auf dem Grabenhaupte die Erzstücke oder die Zinngraupen, die mit Schlamm vermischt sind. Durch diese Bewegung fließen sie in den Graben. In der anderen Hand hält er eine andere Kiste, deren Stiel um die Hälfte kürzer ist. Damit bewegt er beständig die Erzstücke oder Zinngraupen, die im oberen Teil des Grabens zurückgeblieben sind. Auf diese Weise fließt der Schlamm mit dem Wasser vermischt in den Quergraben und aus diesem in den Trog außerhalb des Hauses.
Bevor der kurze Herd und das enge Sieb erfunden waren, wurden besonders die Zinnerze trocken gepocht und im breiten Troge gewaschen, der aus einem oder zwei Baumstämmen ausgehöhlt wurde. Über seinem Haupte befand sich eine Bühne, auf die das zerkleinerte Erz geworfen wurde. Dieses zog der Wäscher mit der Kiste an langem Stiel in den Trog, gab Wasser darauf und rührte das Erz mit der Kiste.
Der kurze Herd ist in seinem oberen Teil, auf den aus einem Gerinne das Wasser fließt, schmal, nämlich nur 2 Fuß breit; unten ist er breiter, etwa 3 Fuß und 3 Hand. Auf die 6 Fuß langen Seiten sind 2 Hand hohe Bretter gesetzt. Im übrigen ist er dem Haupte des einfachen Grabens ähnlich, aber er ist in der Mitte nicht vertieft. An seinem Fuße verläuft ein Quergraben, der durch ein niedriges Brett verschlossen ist. Auf diesem Herd werden nicht nur die mit der Kiste durchgerührten Erze verwaschen, sondern die Jungen werfen auch das Erz in Stücken darauf und trennen es von den Bergegraupen und sammeln sie in Gefäße.
Abb. 826: Das Waschen der Erze im doppelten Schlämmgraben. Das oben Quergerinne A. Seine Auslässe B. Die Häupter der Schlämmgräben C. Die Schlämmgräben D. Der untere Quergraben E. Der Trog F. Das Lager in der Grundschwelle G. Die am Boden angeschlagenen Halbringlager H. Die Stange I. Ihre Kiste K. Die andere Kiste L.
Abb. 827: Das Waschen der Erze anf dem Waschtroge. Der Trog A. Die Bühne B. Die Kiste C.
Die Bergleute brauchen den Herd nur noch selten, denn die oft wahrgenommene Nachlässigkeit der Jungen ist die Ursache, weshalb an seine Stelle das enge Sieb getreten ist. Auch wird der Schlamm, der sich im Quergraben absetzt, wenn das Erz reich war, entweder auf dem engen Sieb oder auf dem Planenherd verwaschen.
Der mit Planen bedeckte Herd ist folgendermaßen beschaffen: Zwei Herdbäume, 18 Fuß lang, ½ Fuß hoch und 3 Hand dick, werden geneigt gelegt; ihre vordere Hälfte ist ausgeschnitten, damit die Enden der Bretter darauf verlegt werden können. Sie werden nämlich mit Querbrettern von 3 Fuß Länge, die dicht aneinander verlegt werden, bedeckt. Die andere Hälfte ist voll und 1 Hand höher als die Bretter, damit das herabfließende Wasser nicht an den Seiten weg-, sondern geradeaus fließt; auch liegt das Haupt des Herdes höher als der übrige Teil des Herdes, damit das Wasser herabfließen kann. Der ganze Herd wird mit sechs ausgebreiteten und mit Stäbchen glattgespannten Planen belegt. Die erste nimmt den untersten Platz ein, auf diese wird die zweite so verlegt, daß sie jene etwas überdeckt; in ähnlicher Weise wird auf die zweite die dritte verlegt usw. Wenn man sie umgekehrt legen würde, so würde das herabfließende Wasser die Erzteilchen oder die Zinngraupen unter die Planen spülen, und die Arbeit wäre vergeblich. Nachdem die Planen so verlegt sind, werfen Jungen oder Männer das Erz oder die Graupen mit Schlamm vermischt auf das Haupt des Herdes, öffnen das kleine Gerinne und lassen das Wasser auf den Herd. Darauf bearbeiten sie das Erz oder die Graupen, bis das strömende Wasser sie auf die Planen spült; dann streichen sie die Planen sanft mit den Kisten, bis der Schlamm in den Trog oder in den Quergraben abfließt. Sobald kein oder nur wenig Schlamm auf den Planen verbleibt, sondern nur Erz oder Graupen, nehmen sie die Planen weg und waschen sie in einem in der Nähe aufgestellten Fasse, in welchem jene zu Boden fallen.
Abb. 828: Das Waschen der Erze auf dem kurzen Herd. Der Herd A. Das Gerinne B. Der Quergraben C. Die Kiste D.
Dann kehren sie zu derselben Arbeit zurück. Zuletzt gießen sie das Wasser aus dem Fasse aus und sammeln das Erz oder die Graupen. Falls Erz oder Graupen von den Planen herabgleiten und sich in dem Trog oder Quergraben absetzen sollten, waschen sie den Schlamm nochmals.
Einige nehmen die Planen nicht weg und waschen sie auch nicht in Fässern, sondern legen auf beiden Seiten schmale, dünne Bretter darauf und befestigen sie mit Nägeln an den Herdbäumen; sie waschen das Erz in ähnlicher Weise, indem sie es mit der Kiste rühren. Sobald dann kein oder nur noch wenig Schlamm auf den Planen vorhanden ist und nur noch Erz oder Graupen, heben sie den einen Herdbaum hoch, so daß der ganze Herd auf dem anderen ruht, und gießen Wasser darauf, das sie mit Kannen aus dem Trog schöpfen. Dadurch fällt dasjenige, was auf den Planen haften geblieben war, in einen darunter befindlichen Graben. Dieser ist aus einem Baumstamme ausgehöhlt und in den Erdboden eingegraben, seine Aushöhlung ist oben 1 Fuß breit, unten etwas weniger, weil sie abgerundet ist.
Abb. 829: Das Waschen der Erze auf dem Planenherd. Die Pfosten A. Die Planen B. Das Haupt des Herdes C. Das kleinere Gerinne D. Der Trog E. Die Kisten F. Die Fässer G.
In die Mitte des Grabens setzen sie ein Brett, damit die gröberen Erzteilchen oder Zinngraupen im oberen Teil, in den sie herabfielen, verbleiben, während das feinere Erz oder die Graupen im unteren Teile sich ablagern. Denn das Wasser fließt von dem einen in den anderen und endlich durch dessen Öffnung in einen Trog. Das aus dem Graben herausgenommene gröbere Erz oder die Graupen waschen sie noch einmal im Schlämmgraben, das feine nochmals auf dem Planenherde. Auf diese Weise halten die Planen länger, da sie befestigt bleiben, und es wird von einem Wäscher fast die doppelte Arbeit ebenso schneIl verrichtet wie auf die andere Weise von zwei Wäschern die einfache.
[36] Ein so eingerichteter Herd heißt auch "Wendeherd".
Erst vor kurzem wurde der Gebrauch des engen Siebes beim Bergbau eingeführt. Das Erz wird eingetragen und in einem nahezu mit Wasser gefüllten Fasse gesiebt, wobei das Sieb geschüttelt wird. Dadurch gelangt das Korn unter Erbsengröße in das Faß, das übrige bleibt am Boden des Siebes zurück; es ist zweierlei: das Erz, welches die unteren Lagen einnimmt, und Nebengestein und Berge, die oben aufliegen.
Abb. 830: Das Waschen der Erze auf dem Wendeherde. Der Herd A. Der Arbeiter, der das Wasser auf die Planen spritzt B. Die Kanne C. Eine andere Art von Kannen D. Ein Arbeiter, der das Erz oder die Graupen aus dem Graben aushebt E.
Denn das Schwere sinkt immer nieder, während das Leichte durch den Wasserstoß in die Höhe gebracht wird. Dieses wird mit einem Streichbrett weggenommen, das ist ein dünnes Brettchen, etwa in Gestalt eines Halbkreises, 1 Spanne lang und ½ Fuß hoch. Bevor das Leichte weggenommen wird, pflegt man es mit dem Streichbrett kreuzweise abzuteilen, damit das Wasser desto schneller hindurchgelangen könne. Dann wird von neuem Erz in das Sieb getan und wieder geschüttelt. Sobald sich eine größere Menge Erz in dem Sieb gesammelt hat, wird es auf eine in der Nähe befindliche Bühne ausgeschüttet.
Abb. 831: Das Waschen der Erze auf dem engen Siebe. Das enge Sieb A. Das Streichbrett B. Das enge Sieb C. Das engste Sieb D.
Da aber mit dem Schlamm nicht nur Gold- und Silberteilchen, sondern auch Grieß von Schwefelkies, Cadmia,
[37] Kann Ofenbrüche, Galmei oder Kobalterz bedeuten; hier dürfte vielleicht Zinkerz gemeint sein.
Bleiglanz, aufgeweichte Letten und anderes in das Faß fallen und das Wasser das, was schwer ist, nicht vom Erz trennen kann, wird jener gemischte Schlamm nochmals gewaschen und, was wertlos ist, weggeworfen. Damit das Sieb diesen Grieß nicht so schnell wieder durchläßt, schüttet der Wäscher eine Lage Bergegraupen darunter. Weil aber, wenn das Sieb nicht wagrecht, sondern geneigt geschüttelt wird, die Graupen sich nach der einen Seite verschieben und sowohl das Erz als auch das Taube wiederum in das Faß fällt und die Arbeit ohne Erfolg ausgeführt wird, haben unsere heimischen Bergleute ein noch engeres Sieb hergestellt, welches auch von ungeschickten Wäschern nicht falsch angewendet werden kann. Bei dieser Art des Waschens ist ein Graupenbett am Boden des Siebes nicht nötig, der Schlamm mit den kleineren Erzteilchen fällt in das Faß, die gröberen verbleiben auf dem Sieb und sind von den feinen Bergen bedeckt, die mit dem Streichbrett weggenommen werden. Das gesammelte Erz wird mit dem anderen geschmolzen. Der mit dem feinsten Erz gemischte Schlamm wird auf einem dritten noch feineren Sieb gewaschen, dessen Boden aus groben Haaren geflochten ist. Dasjenige, was mit dem Streichbrett weggenommen wurde, wird, wenn das Erz reich war, auf einem Planenherd gewaschen; wenn es arm war, wird es weggeworfen.
Die Arten des Waschens, die den meisten Erzen gemeinsam sind, habe ich erklärt. Ich gehe nun über zu der anderen Arbeit, dem Pochen der Erze, denn es ist zweckmäßig, eher über sie zu sprechen als über die Verfahren des Waschens, welche gewissen Erzen eigentümlich sind. Nachdem im Jahre 1512 Georg, der durchlauchtige Herzog von Sachsen, zu Meißen das Recht auf alle aus Bergwerken stammenden Halden dem edlen und klugen Sigismund Maltitz, dem Vater des Bischofs Johannes von Meißen und des Heinrich, verliehen hatte, hat dieser zu Dippoldiswalde und Altenberg, wo die Zinngraupen gewonnen werden, aus denen Zinn gewonnen wird, die Trockenpochwerke, die weiten Siebe und die Mühlen abgeworfen und die nassen Pochwerke erfunden. Wir bezeichnen als nasse Erze solche, die durch Wasser, das in den Pochtrog fließt, naß gemacht werden, ebenso sprechen wir von nassen Stempeln, die durch Wasser benetzt werden. Dahingegen sprechen wir von trockenen Stempeln und trockenen Erzen, wenn sie beim Pochen nicht mit Wasser befeuchtet werden. Aber kehren wir zu unserem Vorhaben zurück. Dieses Naßpochwerk ist von dem Trockenpochwerk nicht wesentlich verschieden, jedoch sind die Pochschuhe um die Hälfte größer als bei jenem; auch ist der Pochtrog, der aus einem eichenen oder buchenen Stamme hergestellt wird, in dem Raume zwischen den Pochsäulen nicht vorn offen, sondern an einer Seite. Der Pochtrog ist 3 Fuß lang, 1 Spanne breit und 1 Fuß und 6 Finger tief. Wenn keine feste Unterlage vorhanden ist, wird er in ähnlicher Weise auf einem harten und ebenen Stein aufgestellt, der etwas in den Erdboden versenkt wird; die Fugen werden überall mit Moos und dünnen Tüchern verstopft. Wenn eine feste Unterlage vorhanden ist, wird eine eiserne Platte, 3 Fuß lang, 1 Spanne breit und 1 Hand dick, auf den Erdboden gelegt. An der Öffnung des Pochtroges wird ein eisernes Blech mit vielen Löchern befestigt, so daß zwischen ihm und dem nächsten Pochkopf ein Zwischenraum von 2 Fingern bleibt und ebenso viel zwischen dem gelochten Blech und der Pochsäule, in deren Aussparung ein kleines, aber ziemlich langes Gerinne eingesetzt ist.
Abb. 832: Das Naßpochwerk. Der Pochtrog A. Die offene Seite des Pochtroges B. Der Sohlstein C. Die eiserne Pochsohle D. Das gelochte Blech E. Das Gerinne F. Die hölzerne Schaufel G. Der Sumpf H. Die eiserne Schaufel I. Ein Haufen gepochtes Erz K. Das Erz, welches gepocht werden soll L. Der Wasserzufluß M.
Durch dieses fließt das fein gepochte Silbererz mit Wasser in den Sumpf, dasjenige, was in dem Gerinne sich absetzt, wird mit einer hölzernen Schaufel auf den in der Nähe mit Brettern abgedeckten Fußboden herausgeworfen; was im Sumpfe sich absetzt, wird mit einer eisernen Schaufel gesondert auf dem Fußboden angehäuft. Die meisten legen zwei Gerinne an, damit das zweite sich füllt, während der Arbeiter aus dem anderen das, was sich abgesetzt hat, ausschlägt. Auf der anderen Seite des Pochtroges, nahe bei dem Wasserrade, welches das Pochwerk antreibt, fließt durch ein Gerinne Wasser zu; dort wirft auch der Arbeiter das zu pochende Erz in den Pochtrog, damit nicht Stücke, die auf die Stempel fallen, sie hindern. Auf diese Weise werden Silber- und Golderze kleingepocht.
Wenn Zinnerz mit diesen Pochwerken gepocht wird, so führt, sobald man zu pochen anfängt, ein an das gelochte Blech anschließendes Gerinne das mit Graupen und Sand gemischte Wasser in ein Quergerinne, aus dem es bald durch ein kleines Gerinne, das durch einen Teil des Gebäudes hindurchgeht, in einen großen, darunter befindlichen Graben gelangt. Es sind deshalb zwei vorhanden, damit, während der Wäscher den einen mit Graupen und Sand erfüllten Graben entleert, dasselbe Gut in den anderen fließt. Beide sind 12 Fuß lang, 1 Elle tief und 1 ½ Fuß breit. Die Graupen, die sich im obersten Teil des Grabens absetzen, werden nach ihrer Beschaffenheit große genannt; sie werden öfter mit der Schaufel bewegt, damit die mittleren Graupen mit dem Schlamm und den kleinen vermischt weiter fließen. Die mittleren Graupen setzen sich hauptsächlich in der Mitte des Grabens ab, sie werden durch ein Bündel von Tannenzweigen zurückgehalten. Der Schlamm endlich, der mit dem Wasser weiterfließt, setzt sich zwischen dem Reisigbündel und dem Brette, welches den Graben verschließt, das ist im untersten Teil des Grabens, ab. Von anderen werden aus dem Graben gesondert die großen Graupen mit der Schaufel herausgehoben, gesondert die mittleren und gesondert der Schlamm. Denn sie werden auch gesondert auf dem Planenherd und im Schlämmgraben gewaschen, dann geröstet und verschmolzen, ausgenommen die Graupen, die sich in der Mitte des Grabens abgesetzt haben. Obgleich diese immer gesondert auf dem Planenherd verwaschen werden, so werden sie doch, wenn sie den Graupen, die sich im obersten Teile des Grabens absetzten, in Größe etwa gleich kamen, zugleich mit diesen im Schlämmgraben gewaschen und zusammen mit ihnen geröstet und verschmolzen. Der Schlamm endlich wird weder auf den Planenherden noch im Schlämmgraben zusammen mit den anderen gewaschen, sondern für sich allein, und die Graupen, die aus ihm gewonnen werden, werden auch gesondert geröstet und verschmolzen. An die beiden großen Gräben schließt ein Quergraben an, und aus ihm führt ein grader Graben in einen Sumpf außerhalb des Gebäudes.
Diese Art zu waschen ist neuerdings vielfach abgeändert worden; so geht das Gerinne, welches das mit Graupen und Sand vermischte, durch das gelochte Blech austretende Wasser aufnimmt, nicht in ein Quergerinne außerhalb des Gebäudes, sondern führt geradeaus durch dessen Wand in einen Trog. Dasjenige, was sich in dem geraden Graben außerhalb des Gebäudes absetzt, reinigt ein Junge mit dem dreizinkigen Krähl. Auf diese Weise verbleiben die großen Graupen am Boden; der Wäscher wirft sie mit der hölzernen Schaufel heraus, befördert sie in das Gebäude, trägt sie in den Schlämmgraben ein, rührt sie mit der hölzernen Schaufel und wäscht sie. Auch die Graupen, welche das Wasser in den an den Schlämmgraben anschließenden Graben mitgenommen hat, nimmt er heraus und wäscht sie, bis sie rein werden. Die übrigen mit Sand gemischten Graupen fließen in den Trog, der sich im Gebäude befindet.
Abb. 833: Das Naßpochwerk für Zinnerze mit anschließenden Gräben. Das gelochte Blech A. Das Quergerinne B. Die kleinen Gerinne C. Die großen Gräben D. Die Schaufel E. Die Reisigbündel F. Die Bretter, welche die Kanäle abschließen G. Das andere Quergerinne H.
Dieser führt weiter in zwei große Gräben, in deren oberem Teile die mittelgroßen Graupen mit den großen gemischt, im unteren die kleinen Graupen sich absetzen, aber beide sind unrein. Daher werden jene gesondert herausgenommen und zweimal gewaschen, zunächst in einem Graben, der dem einfachen ähnlich ist, Durchlaß genannt, dann im Schlämmgraben. Diese, nämlich die kleineren, werden zweimal, zunächst auf dem Planenherd, dann im Schlämmgraben gewaschen.
Der Durchlaß unterscheidet sich vom einfachen Graben durch die Einrichtung des Hauptes: bei diesem ist es durchaus geneigt, bei jenem in der Mitte vertieft. An diesem ist außerdem eine kleine hölzerne Walze angebracht, die sich in den Löchern zweier dicker Bretter dreht, die an die Seiten des Grabens angeschlagen sind. Auf diese kann der Junge, der die Graupen reinigt, die Schaufel auflegen; ohne dieses würde er bei dieser Arbeit, die er stehend den ganzen Tag verrichtet, zu sehr ermüden. Übrigens werden die großen Gräben, der Durchlaß, der Schlämmgraben und der Planenherd in einem Gebäude aufgestellt, in dem ein Ofen vorhanden ist, der seine Wärme durch die Kacheln oder Eisenplatten, aus denen er besteht, abgibt, damit die Wäscher auch im Winter, solange die Flüsse noch nicht ganz vereist sind, ihre Arbeit verrichten können.
Abb. 834: Das Waschen auf dem Durchlaß. Das erste Gerinne A. Der dreizinkige Krähl B. Der Trog C. Die großen Gräben D. Der Durchlaß E. Die kleine Walze F. Die Bretter G. Ihre Bohrungen H. Die Schaufel I. Das Gebäude K. Der Ofen L.
Auf dem Planenherd werden die mit Schlamm gemischten kleinen Graupen gewaschen, die sich im untersten Teile der großen Gräben, des Durchlasses und des Schlämmgrabens abgesetzt hatten. Dessen Planen werden in einem Troge abgespült, der aus einem ausgehöhlten Baumstamm hergestellt und durch zwei eingesetzte Bretter in drei Kästen geteilt ist, und zwar zum ersten und zweiten Male im ersten Kasten, zum dritten und vierten Male im zweiten und zum fünften und sechsten Male im dritten.
Abb. 835: Das Waschen auf dem Schlämmgraben mit Planen. Das Gerinne, das an das gelochte Blech des Pochtroges anschließt A. Der dreizinkige Krähl B. Der kleine Trog C. Die Planen D. Der Schlämmgraben E. Die Besen F.
Weil sich aber unter diesen kleinen Graupen auch Sand von Marmor zu befinden pflegt, wäscht sie der Meister auf dem Schlämmgraben mit Besen rein, indem er den oberen Teil sanft kehrt, nicht mit gleichen Strichen, sondern bald in der Länge, bald in der Quere. Dadurch führt das Wasser den leichteren Sand aus dem Graben in den Trog, während die schwereren Graupen im Graben verbleiben. Unter allen Gräben, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Gebäudes, werden Tröge oder Quergräben angelegt, in die sie münden, damit das Wasser nicht einige wenige kleine Graupen in die wilde Flut führen kann. Der große Sumpf, welcher sich außerhalb des Gebäudes befindet, wird aus quadratischen Löchern hergestellt; er ist 8 Fuß lang, breit und tief. In ihm lagert sich viel Schlamm mit sehr kleinen Graupen gemischt ab; man läßt zunächst das Wasser durch Ziehen des Spundes ab, darauf wird der Schlamm ausgeschlagen und außerhalb des Gebäudes auf einem Planenherd, dann im Gebäude in einem Schlämmgraben gewaschen. Auf diese Weise erhält man auch die allerfeinsten Zinnschliche rein.
Der mit sehr feinem Zinnerz gemischte Schlamm, der sich weder in dem großen Sumpfe noch in dem Quergraben, der sich unterhalb der Planenwäsche außerhalb des Gebäudes befindet, abgesetzt hat, fließt in den Bach oder Fluß und setzt sich in deren Bette nieder. Um noch einen Teil des Zinnerzes gewinnen zu können, stellen die Bergleute im Bach oder Fluß eine Anzahl Wehre her, sehr ähnlich denen, die oberhalb von Mühlen gebaut werden, um den Strom des Wassers in Gräben zu leiten, in denen sie in ihrem Laufe zu den Wasserrädern fließen. Auf der einen Seite jedes Wehres ist ein Graben ausgehoben, 5 oder 6, auch 7 Fuß tief, und wenn die Örtlichkeit es gestattet, mehr als 60 Fuß lang. Wenn dann im Herbst oder Winter der Bach oder Fluß das Gelände überflutet, werden die Schützen der Wehre geschlossen, so daß die Gewalt des Wassers den mit Zinnerz vermischten Schlamm in den Graben führt. Im Frühjahr und Sommer wird dieser in gleicher Weise auf Planenherden oder im Schlämmgraben verwaschen. Es wird dann noch sehr feines Zinnerz gewonnen. Dort, wo der Bach oder Fluß von den Zinnwäschen bereits 4000 Schritte entfernt ist, bauen die Bergleute nicht derartige Wehre, sondern sie ziehen auf den Wiesen schräge Zäune und vor jedem der Länge nach einen Graben, damit sich der beim Hochwasser des Baches oder Flusses mitgeführte zinnhaltige Schlamm in den Gräben absetzt und an den Zäunen hängenbleibt. Der gesammelte Schlamm wird ebenfalls auf Herden oder in Gräben auf Zinnerz verwaschen. Viele derartige Gräben und Zäune, die solchen Schlamm auffangen, kann man unterhalb Altenberg im Meißnischen an der Müglitz sehen, die immer rötlich gefärbt ist, wenn Zinnerze gepocht werden.
Ich kehre nun zu den Pochwerken zurück. Einige pflegen deren vier am gleichen Orte aufzustellen, zwei oben und ebenso viele unten. Dann ist es nötig, daß der Bach höher geleitet wird, um auf die oberen Räder zu fließen, damit sie die Wellen drehen, deren Däumlinge die schwereren Stempel anheben. Die Stempel der oberen Gezeuge müssen nämlich etwa doppelt so lang sein wie die der unteren, und zwar deshalb, damit alle Pochtröge in gleicher Höhe aufgestellt werden können. Deshalb haben auch diese oberen Stempel die Heblinge am oberen Ende, nicht wie die unteren Stempel unten. Das von den beiden oberen Rädern abfließende Wasser nehmen zwei breite Gerinne auf, aus denen es auf die zwei unteren Räder fällt. Weil aber die Stempel aller dieser Maschinen sehr nahe beieinanderstehen, werden sie ein wenig zurückgeschnitten, damit nicht die Pochschuhe dort, wo sie in die Stempel eingesetzt sind, sich gegenseitig abreiben.
[38] Nämlich wegen der durch die aufgezogenen Ringe bedingten Verdickung.
Wo aber wegen der Enge des Tales soviel Pochwerke nicht aufgestellt werden können, pflegt man an zwei Stellen, von denen die eine höher liegt als die andere, das Gestein vom Hange wegzunehmen und abzugleichen und zwei Pochwerke aufzustellen, jedoch in einem Gebäude.
Abb. 836: Das Wehr und die Gräben am Flusse zum Auffangen der feinsten Zinnerzschliche. Der Fluß A. Das Wehr B. Der Schützen C. Der Graben D.
Die Wiese E. Der Zaun F. Der Graben G.
Das von dem oberen Rade abfließende Wasser nimmt ein breites Gerinne auf, aus dem es sich in gleicher Weise auf das untere ergießt. Die Pochtröge werden in diesem Falle nicht in gleicher Höhe aufgestellt, sondern ein jeder in der dem zugehörigen Rade entsprechenden Höhe. Daher braucht man auch zwei Arbeiter, um das Erz in die Pochtröge zu werfen. Falls das Bachwasser nicht so herangeführt werden kann, daß es von oben auf den oberen Teil des Rades fällt, wird es so geleitet, daß es den unteren Teil in Umdrehung versetzt.
Abb. 837: Der Zusammenbau von vier Pochwerken. Das erste Gzeug A. Seine Stempel B. Sein Pochtrog C. Das zweite Gezeug D. Seine Stempel E. Sein Pochtrog F. Das dritte Gezeug G. Seine Stempel H. Sein Pochtrog I. Das vierte Gezeug K. Seine Stempel L. Sein Pochtrog M.
Es wird dann eine größere Menge Wasser an einem zur Aufnahme geeigneten Orte gesammelt und nach Öffnung der Schützen auf das Rad gelassen, welches sich im Gerinne dreht. Die Schaufeln eines solchen Rades sind höher und stehen schräg aufwärts, die des anderen sind niedriger und schräg abwärtsgerichtet.
[39] In den Abb. 822 links oben und 837 rechts unten sind unterschlächtige Räder gezeichnet.
Abb. 838: Das Naßpochwerk mit anschließenden Herden. Die Pochstempel A. Der Pochtrog B. Die gelochten Bleche C. Das Quergerinne D. Die Bretter mit Vertiefungen E. Die kleinen Gerinne P. Der Trog, in den die Erzteilchen fallen G. Die Planenherde H. Der einem Schiffchen ähnliche Sichertrog I. Ein Sumpf unter den Herden K.
In den Julischen und Rätischen Alpen und auch in den Karpathen werden Gold- und Silbererze unter Pochstempeln, von denen mehr als zwanzig in einer Reihe aufgestellt sind, naß in einem langen Pochtroge gepocht; an diesem befinden sich zwei gelochte Bleche, durch die das zerkleinerte Erz zusammen mit dem Wasser in ein darunter befindliches Quergerinne fließt. Aus diesem wird es durch zwei kleine Gerinne auf die Häupter zweier Planenherd geleitet. Jedes von beiden besteht aus einem dicken und breiten Brette, welches emporgehoben und geneigt werden kann; an den Seiten sind erhöhte Bretter angeschlagen. In dem Brette befinden sich viele Vertiefungen, an Größe und Gestalt ähnlich denjenigen, in welche einzelne weiche oder Trinkeier gelegt werden. In diesen Vertiefungen und wieder noch kleinere unten ausgeschnitten, welche die Gold- und Silberteilchen aufnehmen. Wenn die Vertiefungen mit diesen fast gefüllt sind, wird das Brett auf eine Seite hochgestellt, damit die Schliche in einen großen Trog herabfallen; auch werden die Vertiefungen durch aufgegossenes Wasser ausgewaschen. Gesondert werden diese Schliche in einem Sichertroge gewaschen und gesondert auch diejenigen, die sich auf den Planenherden abgesetzt haben. Dieser Sichertrog ist glatt und 2 Finger tief, er ist seiner Form nach einem kleinen Schiffe ähnlich,
[40] gemeint ist der unter dem Namen "Sachse" bekannte Sichertrog.
denn er ist am oberen Teil breiter, am unteren schmäler, in der Mitte befindet sich eine querverlaufende Rinne, in der sich die reinen Gold- und Silberteilchen ablagern. Der Sand wird, weil er leichter ist, fortgewaschen.
Auch an einigen Orten Mährens wird Golderz mit quarziger Gangart, mit der das Gold verwachsen ist, naß gepocht. Das zerkleinerte Erz fließt durch ein kleines Gerinne in einen Trog und wird dort mit einer hölzernen Schaufel durchgearbeitet. Die kleinen Goldteilchen, die sich im oberen Teil des Troges niedersetzen, werden in einem schwarz gefärbten Sichertroge verwaschen.
Bis hierher habe ich von den Naßpochwerken gesprochen; nun will ich aber die Art des Verwaschens darlegen und erklären, welche für die Erze der verschiedenen Metalle geeignet ist, und werde mit dem Golde anfangen. Es gibt Gänge, auf denen kleine Körnchen und Flitterchen dieses Metalls vorkommen, und im Sand der Bäche und Flüsse findet sich dessen Schlich. Diese werden auf Herden gewaschen oder auf Sichertrögen, der Sand überdies im Waschtrog. Aber das Waschen auf den Herden findet nicht immer in gleicher Weise statt, denn entweder lassen diese die Goldstückchen und den Schlich durch oder halten sie fest, je nachdem sie gelocht sind oder nicht. Entweder hat der Herd Löcher oder der Waschtrog, der an seine Stelle tritt. Wenn der Herd Löcher hat, so läßt er die Stückchen Gold und den Schlich in den Waschtrog fallen, wenn aber der Waschtrog Löcher hat, so fallen die Goldstückchen und der Schlich in ein langes Gerinne. Von diesen zwei Arten zu waschen will ich zunächst berichten.
Der Herd wird aus zwei zusammengefügten Brettern hergestellt, die 12 Fuß lang und 3 Fuß breit sind, die Löcher sind so groß, daß eine Erbse durchfallen kann. Damit aber das Erz und der Sand, die das Gold enthalten, nicht seitwärts abfließen, werden Seitenbretter an den Herd geschlagen; er wird auf zwei Schemel gesetzt. Von diesen ist der obere höher als der andere, damit die Graupen und Gesteinstückchen abgetragen werden können. Der Wäscher wirft auf das Haupt des Herdes, das höher liegt, das Erz oder den Sand, legt das Gerinne zurecht, läßt das Wasser darüber laufen, dann rührt er es mit der hölzernen Kiste durch. Auf diese Weise werden die Graupen und Gesteinstückchen über den Herd auf die Erde gewälzt, die Goldstückchen und der Schlich aber fallen mit dem Sand durch die Löcher in den Waschtrog, der sich unter dem Herde befindet. Sie werden gesammelt und im Sichertroge gewaschen.
Der Trog, der einen Boden aus gelochtem Eisenblech hat, wird zuoberst auf ein Gerinne gesetzt, das sehr lang, jedoch nicht sonderlich breit ist. In diesen Waschtrog wird das goldhaltige Gut zum Waschen geworfen und viel Wasser hineingelassen; die Erdschollen werden auch, wenn Erz gewaschen wird, mit der eisernen Schaufel zerkleinert, bis das Feine durch den Boden des Troges in das Gerinne herabfällt, während das Grobe darin bleibt. Dieses wird hernach mit einer Kratze durch eine Öffnung in der Mitte der Seite herausgezogen. Weil es aber nötig ist, viel Wasser in den Trog zu lassen, so wird das Gerinne durch zehn oder, falls es um die Hälfte länger ist, durch fünfzehn eingesetzte Brettchen geteilt, damit das herabstürzende Wasser nicht Goldteilchen mit fortführt.
Abb. 839: Das Verwaschen der Golderze auf dem gelochten Herde. Das Haupt des Herdes A. Der Herd B. Die Löcher C. Die Seitenbretter D. Die Schemel E. Die Kiste F. Der Waschtrog G. Das Gerinne H. Der Sichertrog I.
Von jenen sind die oberen etwas höher als die folgenden. Die hierdurch entstehenden Abteilungen füllen sich mit dem durchgelassenen Sand. Nachdem sie gefüllt sind und das Wasser rein abzufließen beginnt, wird das Gerinne, welches das Wasser in den Trog leitet, geschlossen und das Wasser anderswohin geführt. Dann wird das unterste Brettchen aus dem Gerinne genommen und das, was sich am Boden abgesetzt hat, mit dem übrigen Wasser, das herabfließt, im Sichertrog aufgefangen. Danach wird ein Brettchen nach dem anderen herausgenommen und jeder Teil gesondert im Sichertrog aufgefangen, gesondert verwaschen und gereinigt. Denn die Goldkörnchen und die gröberen Stückchen setzen sich in den oberen Abteilungen ab, die feineren in den unteren. Der Sichertrog ist niedrig und glatt, denn er wird mit Öl oder einer anderen Art Fett eingerieben, damit nicht die kleinen Goldstäubchen an ihm hängen bleiben; auch wird er mit Ruß schwarz gefärbt, damit das Gold besser gesehen wird.
Abb. 840: Das Verwaschen der Golderze im Trog und im Gerinne mit eingesetzten Brettern. Das Gerinne A. Der Trog B. Sein umgekehrter Boden C. Sein seitlicher Auslaß D. Eine eiserne Krücke E. Die Brettchen F. Das Wassergerinne G. Der Sichertrog, in dem das, was sich abgesetzt hat, aufgefangen wird H. Ein Sichertrog, in dem es verwaschen wird I.
Außerdem ist der Sichertrog unten in der Mitte zu beiden Seiten etwas eingekerbt, so daß er mit den Händen sicher erfaßt, gehalten und bewegt werden kann. Auf diese Weise sammeln sich die Goldkörnchen oder Stückchen am hinteren Teil des Sichertroges an und wandern, wenn der hintere Teil mit der anderen Hand gestoßen wird, wie es zu geschehen pflegt, allmählich in den vorderen Teil. In dieser Weise wäscht man besonders in Mähren das Gold.
Die Herde für das Goldwaschen sind entweder unbedeckt oder bedeckt; wenn sie unbedeckt sind, sammeln sich die Goldteilchen in Vertiefungen an, wenn sie bedeckt sind, so bleiben sie an den Planen hängen. Die Vertiefungen werden auf mancherlei Weise hergestellt, entweder mit eisernen Drähten oder mittels Querleisten, die auf dem Herde befestigt sind, oder in Form von Löchern, die nicht durchgehen, oder aus runden oder viereckigen oder quer verlaufenden Vertiefungen auf dem Herde und seinem Haupte. Belegt werden die Herde mit Fellen oder Tüchern, auch mit Rasen, worüber ich der Reihe nach, sprechen will.
Abb. 841: Das Verwaschen der Golderze auf dem Herd mit gekreuzten Drähten. Das Bodenbrett A . Die Seitenbretter B. Die eisernen Drähte C. Die Handhaben D.
An die Seiten eines Brettes, das 6 Fuß lang und 1 1/4 Fuß breit ist, schlägt der Wäscher Seitenbretter an, damit der Sand, in dem der Goldschlich enthalten ist, nicht seitlich herabfalle. Alsdann legt er viele eiserne Drähte im Abstande eines Fingers kreuzweise auf den Herd und befestigt sie mit eisernen Nägeln. Darauf stellt er das Haupt des Herdes hoch und wirft den zu waschenden Sand darauf, erfaßt die am Haupte des Herdes angebrachten Handhaben und bewegt den Herd im Flusse oder Bache einige Male hin und her. Hierdurch werden die Steinchen und der Kies über den Herd abgewälzt, während der goldhaltige Sand zwischen den Drähten verbleibt. Der Sand wird herausgenommen, gesammelt und im Sichertroge gewaschen, bis die Goldflitterchen rein sind.
Andere, unter ihnen die Lusitanier, schlagen an die Seiten des Herdes, der etwa 6 Fuß lang und 1 ½ Fuß breit ist, Seitenbretter, außerdem befestigen sie auf dem Herd im Abstande von einem Finger eine Anzahl Querleisten. Der Wäscher oder sein Weib schüttet das Wasser auf das Haupt des Herdes und wirft auch den goldhaltigen Sand darauf. Was über den Herd herabfließt, das rührt er mit der hölzernen Kiste, die er quer über die Leisten führt; was sich in den Vertiefungen zwischen den Leisten absetzt, das hebt er des Öfteren mit einem zugespitzten Hölzchen heraus; auf diese Weise sammelt sich der Goldschlich in den Zwischenräumen, während das Wasser den Sand und das übrige Unhaltige in das unter dem Herde stehende Faß spült. Schließlich nimmt er mit einer kleinen hölzernen Schaufel den Goldschlich zwischen den Leisten heraus und tut ihn in eine hölzerne Schüssel von 1 1/4 Fuß Durchmesser.
Abb. 842: Das Verwaschen der Golderze auf dem Herde mit Querleisten. Das Haupt des Herdes A. Die Querleisten B. Die Kiste C. Das zugespitzte Hölzchen D. Eine Waschschüssel E. Die Vertiefung in der Mitte F. Eine Waschschüssel mit Rillen G.
Diese bewegt er im Bache gegen die Strömung hin und her und wäscht so den Goldschlich rein; denn der Rest des Sandes fließt aus der Schüssel heraus, das Gold aber bleibt in einer in der Mitte befindlichen halbkugligen Vertiefung zurück. Manche benutzen auch eine Waschschüssel mit im Boden ausgedrehten Rillen, die ähnlich wie an einem Schneckenhause verlaufen; sie hat einen Ausguß mit ebenem Boden, der sich von innen her, wo die Rillen austragen, nach außen hin, wo das Wasser abfließt, verbreitert.
Auch werden Näpfchen und Rillen in den Herd selbst gehauen oder eingebrannt. Dieser besteht aus drei Brettern, 10 Fuß lang und etwa 4 Fuß breit, doch ist er unten, wo das Wasser abfließt, schmäler. Dieser Herd hat auch Seitenbretter und ist voll runder Näpfchen und Rillen, von denen immer zwei Rillen zu einem Näpfchen gehören, so daß das mit Sand vermischte Wasser durch die obere Rille in das Näpfchen fließt und das Wasser durch die untere Rille, nachdem sich der Sand zum Teil abgesetzt hat, wieder herausläuft. Der Herd wird im Bach oder Fluß oder am Ufer auf zwei Böcke gestellt, von denen der vordere höher ist als der hintere, damit der Kies und die Steinchen über den Herd herabgewälzt werden.
Abb. 843: Das Verwaschen der Golderze auf dem Herd mit Näpfchen und Rillen. Das Haupt des Herdes A. Die Seitenbretter B. Der unterste Teil des Herdes C. Die Näpfchen D. Die Rillen E. Die Böcke F. Die Schaufel G. Das Unterfaß H. Das Wassergerinne I.
Der Wäscher wirft den Sand mit der Schaufel auf das Haupt des Herdes und läßt durch das Gerinne Wasser darüber laufen, welches den Schlich mit wenig Sand in die Näpfchen bringt, den Kies aber und die Steinchen mit dem übrigen Sand in ein untergestelltes Faß führt. Wenn die Näpfchen voll geworden sind, schüttet er den Schlich aus und wäscht ihn auf dem Sichertrog, den Inhalt des Unterfasses aber wäscht er wiederholt auf dem Herd.
Etliche hauen in den Herd, der auch aus drei Brettern von 8 Fuß Länge hergestellt ist, eine Anzahl Querrinnen, die 1 Spanne voneinander entfernt sind; und zwar ist die obere Seite geneigt, damit der Goldschlich, wenn der Wäscher den Sand mit der hölzernen Schaufel rührt, in sie hineingleiten kann; die untere Kante steht senkrecht, damit die Goldteilchen nicht herauskönnen. Nachdem diese Querrinnen mit Schlich und Sand gefüllt sind, wird der Herd von den Böcken abgehoben und auf das Haupt gestellt, welches hier nur der obere Teil des Brettes ist, aus denen der Herd besteht, so daß der Schlich rückwärts in ein Faß gleitet. In ein anderes Faß werden der Kies und die Steinchen vom Herd abgetragen. Manche stellen statt der Fässer größere Tröge unter den Herd. Den Schlich waschen sie wie die übrigen im kleinen Sichertrog rein.
Abb. 844: Das Verwaschen der Golderze auf dem Herd mit Querrillen. Die Querrinnen A. Das Unterfaß B. Das andere Faß C.
Die Thüringer schneiden runde Vertiefungen, 1 Finger breit und tief, die sie durch Rillen verbinden, in das Haupt des Herdes; den Herd selbst bedecken sie mit Planen. Der Sand wird zum Waschen auf das Haupt des Herdes aufgetragen und mit der Kiste gerührt. Dabei führt das Wasser die leichten Goldteilchen auf die Planen, die schweren setzen sich in die Vertiefungen. Wenn sich diese gefüllt haben, wird das Haupt abgenommen und in ein Faß entleert. Die gesammelten Goldteilchen werden im Sichertrog reingewaschen. Einige benutzen einen Herd mit rechteckigen Vertiefungen, die nach abwärts gerichtete, Einschnitte haben, in denen sich die Goldflitter festsetzen. Andere haben einen Herd, der aus rauhen Brettern zusammengefügt ist, damit an ihnen die kleinen Flitter hängenbleiben. Diese Herde werden an Stelle der Planenherde verwendet; sie sind unbedeckt. Auf ihnen haften, wenn der Sand gewaschen wird, die Goldteilchen nicht weniger als auf den Planen oder den Fellen, den Tüchern oder dem Rasen.
Abb. 845: Der Planenherd, dessen Haupt mit Grübchen und Rillen bedeckt ist. Der Herd aus rauhen Brettern. Der mit Fellen belegte Herd. Der Herd mit viereckigen Vertiefungen. Der Planenherd A. Sein Haupt mit Vertiefungen und Rillen B. Das abgenommene Haupt wird in einem Fasse gewaschen C. Der Herd mit rechteckigen Vertiefungen D. Ein Herd, an dessen Brettern kleine Flitterchen hängen bleiben E. Besen F. Stierhäute G. Die Kiste H.
Der Wäscher kehrt den Herd aufwärts mit Besen und gibt, nachdem er eine bestimmte Menge Sand gewaschen hat, noch mehr Wasser auf den Herd, welches die Goldteilchen fortspült; er sammelt sie in einem Fasse, das er unter den Herd stellt, und wäscht sie im Sichertrog. In derselben Weise, wie die Thüringer den Herd mit Planen bedecken, belegen ihn manche mit Fellen von Stieren oder Pferden. Sie bewegen den goldhaltigen Sand mit der Kiste aufwärts, wodurch das Leichte zusammen mit dem Wasser abfließt, während die Goldflitter zwischen den Haaren hängenbleiben. Die Felle werden darauf in Fässern, zuletzt der gesammelte Schlich im Sichertrog, gewaschen.
Abb. 846: Das Goldwaschen der Argonauten. Eine Quelle A. Ein Fell B. Die Argonauten C.
Zu gleichem Zweck legten auch tatsächlich die Kolchier Felle von Tieren in die Tümpel der Quellen und nahmen sie weg, sobald an ihnen viel Goldflitter hängengeblieben waren. Daraus haben die Dichter die Sage vom Goldenen Vlies der Kolchier gemacht. In ähnlicher Weise werden die Bergleute ersprießlich arbeiten können, wenn sie nicht nur Goldschlich, sondern auch Silberschlich und Edelsteine auf Fellen auffangen.
Viele bedecken den Herd mit einem grünen Tuche, das ebenso lang und breit ist als der Herd selbst, und befestigen es mit eisernen Nägeln so, daß sie leicht wieder herausgezogen werden können und das Tuch weggenommen werden kann. Sobald dieses von den Goldflittern, die daran hängengeblieben sind, goldig aussieht, wird es in einem besonderen Gefäß gewaschen. Der gesammelte Schlich wird im Sichertrog, das übrige, was in das Faß abgerollt ist, wiederum auf dem Herd gewaschen.
Einige nehmen statt des grünen Tuches ein aus Pferdehaaren eng geflochtenes Gewebe mit zahlreichen Knoten, die nach dem Flechten nur wenig abgeschoren werden. Da sie hervorstehen und das Tuch rauh ist, bleiben die Goldflitter daran hängen; sie werden in einem Gefäß mit Wasser abgewaschen.
Abb. 847: Der Herd mit dem grünen Tuche. Das Haupt des Herdes A. Der Herd B. Das Tuch C. Das kleine Gerinne D. Das unter dem Herd aufgestellte Faß E. Das Faß, in dem das Tuch gewaschen wird F.
Einige stellen einen Herd her, der dem Planenherd nicht unähnlich, aber kürzer ist. Anstelle der Planen legen sie Rasenstücke nahe beieinander und waschen den auf das Haupt des Herdes aufgetragenen Sand, nachdem das Wasser darauf gelassen wurde. Dabei bleiben die Goldteilchen in den Rasen hängen, während der Schlamm und Sand zusammen mit dem Wasser in einen darunter gestellten Trog oder ein Gerinne abgespült werden. Letzteres wird nach beendeter Arbeit verschlossen. Nachdem alles Wasser abgeflossen ist, werden Sand und Schlamm herausgenommen und nochmals auf gleiche Weise gewaschen.
Abb. 848: Der Herd mit dem Gewebe aus Pferdehaaren. Das aufgelegte Gewebe mit vielen Knoten.A. Die Knoten deutlicher sichtbar B. Das Faß, in dem das Tuch gewaschen wird C.
Die Goldteilchen, die an dem Rasen hängengeblieben waren, spült ein stärkerer Wasserstrom, der durch ein kleines Gerinne auf den Herd geleitet wurde, in einen Trog oder ein Gerinne. Dort sammeln sie sich und werden im Sichertrog gewaschen. Plinius
[41] Die betreffende Stelle in Plinius Secundus, C. Historiae naruralis libri XXXVTI. findet sich im XXXIII. Buche und lautet in der Übersetzung von Wittstein (Leipzig 1882) S. 27 folgendermaßen: Man zieht Gräben, in welchen das Wasser abfließen soll, und kleidet sie der Sohle entlang stufenweise mit Ulex, einem dem Rosmarin ähnlichen Strauche aus, welcher wegen seiner Rauhigkeit das Gold zurückhält; die Seitenwände bedeckt man mit senkrecht herabgehenden Brettern, welche oben befestigt werden... Den Ulex verbrennt man, laugt die Asche aus und gewinnt das darin steckende Gold durch Schlämmen.
hat diese Art des Waschens wohl gekannt, denn er sagt: Das getrocknete Strauchwerk wird verbrannt und die Asche über grasreichem Rasen verwaschen, damit sich das Gold festsetzt.
Auch wird der mit Goldflittern vermischte Sand im Läutertrog oder im Waschtrog oder im Sichertrog gewaschen. Der Läutertrog ist an seiner hinteren Seite offen, er wird aus einem viereckigen Klotz ausgehöhlt oder aus einem dicken Brett, an welches Randbretter geschlagen werden; die Länge beträgt 3 Fuß, die Breite 1 ½ Fuß, die Tiefe 3 Finger. Seine Vertiefung wird in der Form eines an einem Ende schmalen Sichertrogs hergestellt, dessen schmale Seite dem Haupte zugekehrt ist.
Abb. 849: Der mit Rasen belegte Herd. Das Haupt des Herdes A. Das kleine Gerinne, durch welches das Wasser auf das Haupt des Herdes fließt B. Die Rasen C. Der Trog unter dem Herde D. Das Faß, in dem die Rasen gewaschen werden E.
Auf dieser Seite hat er zwei lange Handhaben, an denen er im Bachlaufe hin und her geschüttelt wird. Auf diese Weise wird der feine Sand gewaschen, sei es, daß er Goldflitter oder Zinngraupen enthält.
Die Italiener, die sich, um Gold zu sammeln, nach den Gebirgen Deutschlands begeben, waschen den Sand der Bäche, der mit Goldflittern und edlen Steinen, im Besonderen mit Granaten
[42] Lat. Carchedonius, ein Stein, der im Altertum aus Karthago stammte, wahrscheinlich Granat.
gemischt ist, in einem ziemlich langen, aber niedrigen Troge, der aus einem Baumstamme ausgehöhlt, außen und innen gerundet, an einem Ende offen, am anderen aber geschlossen ist. Diesen graben sie so in den Grund des Baches ein, daß das Wasser nicht hineinstürzt
[43] nämlich nicht von allen Seiten hineinstürzt.
sondern leicht hineinfließt. Den hineingetriebenen Sand rühren sie mit einer Kiste, die ebenfalls gerundet ist. Damit aber die Goldflitter und die Granaten nicht zugleich mit dem leichten Sand herausfließen, verschließen sie den offenen Teil durch ein ähnlich gerundetes Brett,
[44] Das liegt in der Abb. 851 seitlich vom Troge.
das aber niedriger ist als die Höhlung des Troges. Die Goldflitter und die Granaten, die zusammen mit ein wenig schwerem Sande in dem Troge zurückbleiben, waschen sie im Sichertroge, sammeln sie in lederne Taschen und nehmen sie mit sich fort.
Etliche waschen diese Art Sand in einem großen Sichertroge. Dieser wird im Hause am Gebälk mit zwei Schnüren aufgehängt, damit er leicht bewegt werden kann. Es wird Sand hineingetan und Wasser darauf gegossen.
Abb. 850: Das Waschen des Goldsandes im Läutertrog. Der Läutertrog A. Seine Aushöhlung B. Seine Handhaben C.
Darauf wird der Trog geschüttelt und dann das schlammige Wasser abgegossen und wieder frisches darauf gegossen; dies wird mehrfach wiederholt. Auf diese Weise sammeln sich die Goldteilchen am rückwärtigen Ende des Troges, weil sie schwer sind, der Sand am vorderen Ende, weil er leicht ist. Dieser wird weggetan, das Gold aber zum Einschmelzen gesammelt. Der Wäscher wiederholt diese Arbeit immer wieder. Die Bergleute benutzen diese Art zu waschen selten, aber häufig die Münzer und Goldschmiede, wenn sie Gold, Silber oder Kupfer waschen. Deren Trog hat aber drei Henkel. Einen ergreifen sie mit den Händen, wenn sie den Trog bewegen, in den beiden anderen wird ein Strick befestigt, mit dem der Trog am Gebälk oder an einem Holze aufgehängt wird, das in den Zwieseln zweier senkrecht in den Boden gesteckter Baumstämme ruht. Die Bergleute waschen häufig der Probe wegen Erze im Sichertroge. Dieser wird jedoch, wenn er bewegt wird, in den Händen gehalten und öfter mit einer Hand gestoßen. Im Übrigen unterscheidet sich diese Art des Waschens nicht von jener.
Die verschiedenen Arten, goldhaltigen Sand zu verwaschen, habe ich beschrieben. Nun will ich über die Verfahren sprechen, mittels deren mit Zinnerz vermischte Ablagerungen verwaschen werden.
Abb. 851: Das Waschen des Goldsandes im Waschtrog. Der Trog A. Sein offenes Ende B. Sein gschlossenes Ende C. Der Bach D. Die Kiste E. Das Brettehen F. Die lederne Tasche G.
Es sind deren acht gebräuchlich, von diesen sind zwei erst kürzlich erfunden worden. Solche erzhaltigen Ablagerungen
[45] Gemeint sind Zinnseifen, während mit den schwebenden Gängen das Zinnwalder Vorkommen gemeint sein dürfte.
sind meistens durch die Wirkung des Wassers von Gängen und Klüften losgelöst worden und werden weit ausgebreitet gefunden; zuweilen bestehen daraus aber auch schwebende Gänge. Jene Ablagerungen graben die Wäscher mit Breithauen, diese lösen sie mit Spitzhauen; mit Hauen von der Form des Entenschnabels aber graben sie steinfreie Vorkommen ab, die nicht selten bei derartigen Erzen vorkommen. Wenn Örtlichkeiten, die solche enthalten, viel Wasser führen und Täler oder flache Gehänge oder Schluchten bilden, so daß Bäche dorthin geführt werden können, so stellen die Seifner im Sommer zunächst einen langen und geneigten Graben her, so daß das Wasser schnell hindurchfließt. Darauf graben sie, nachdem der Graben fertig ist, das abgedeckte Seifengebirge zusammen mit der Überdeckung, die mehr oder weniger als 6 Fuß stark ist und aus Moos, aus Wurzeln der Kräuter, Sträucher und Bäume sowie aus Erde besteht, auf beiden Seiten mit den Breithauen ab und werfen alles in das durch den Graben fließende Wasser.
Abb. 852: Das Waschen des Goldsandes im Sichertrog. Der große Sichertrog A. Die Schnüre B. Der Balken C. Ein anderer großer Sichertrog, wie ihn die Münzer benutzen D. Ein kleiner Sichertrog E.
Es bleiben dann der Sand und die Zinngraupen, weil sie schwer sind, am Boden des Grabens liegen, während das aus dem Graben abfließende Wasser das Moos und die Wurzeln, weil sie leicht sind, fortspült. Damit das Wasser nicht auch zugleich die Zinngraupen mitnimmt, wird der Graben unten durch Rasenstücke und Steine gesperrt. Die Seifner selbst, deren Beine mit hohen, aus gegerbten Fellen gefertigten Stiefeln bekleidet sind, stehen im Graben und werfen mit siebenzinkigen, hölzernen Gabeln
[46] Das ist die Seifengabel.
die Wurzeln der Bäume, Sträucher und Kräuter heraus, während sie die Graupen nach dem oberen Teil des Grabens zurückschieben.
Abb. 853: Das Waschen der Zinnerze im Graben mit der Seifengabel und im Läutertrog. Der Bach A. Der Graben B. Die Breithaue C. Die Rasen D. Die Seifengabel E. Die eiserne Schaufel F. Der Trog G. Ein anderer darunter gestellter Trog H. Eine kleine hölzerne Schaufel I.
Nach dem sie während eines Zeitraumes von 4 Wochen hierbei viel Mühe und Arbeit aufgewendet haben, nehmen sie auf die gleiche Weise die Zinngraupen heraus. Den damit vermischten Sand heben sie ebenfalls mit hölzernen Schaufeln heraus und bewegen ihn im Wasser hin und her, bis nur die Zinngraupen übrigbleiben, während der Sand abfließt und in den Graben fällt.
Abb. 854: Das Waschen der Zinnerze in Rinnen.
Der Trog A. Die hölzerne Schaufel B. Das Faß C. Das Gerinne D. Die kleine hölzerne Schaufel E. Das Quergerinne P. Der Zapfen G. Das niederfallende Wasser H. Der
Graben I. Ein Karrenläufer, der das Waschgut herbeischafft K. Eine Hacke, dem Entenschnabel ähnlich, mit der der Arbeiter das steinfreie Seifengut gewinnt L.
Die gesammelten Zinngraupen waschen sie wieder in einem Troge, indem sie dieselben mit der Kiste aufwärtsbewegen und wenden, damit der letzte Sand von ihnen getrennt wird. Dann kehren sie immer zur gleichen Arbeit zurück, bis die Seife abgebaut ist oder das Wasser nicht mehr in die angelegten Gräben geleitet werden kann.
Dieser Waschtrog wird aus einem Baumstamm ausgehöhlt; seine Höhlung ist 5 Fuß lang, 1 Spanne tief und 6 Finger breit. Er wird geneigt aufgestellt und ein Faß daruntergesetzt, welches Bündel von Tannenzweigen enthält, oder ein anderer Trog, dessen Höhlung 3 Fuß lang und 1 Fuß tief und breit ist. Auf seinem Boden setzen sich die kleinen Graupen ab, die zugleich mit dem Wasser herausgeflossen sind. Einige stellen statt des Troges ein rechteckiges Gerinne darunter, in dem sie in ähnlicher Weise mit einer kleinen hölzernen Schaufel die Zinnerzgraupen aufwärtsbewegen, wenden und waschen.
Abb. 855: Das Waschen der Zinnerze im tiefen Graben. Das Gerinne A. Bündel von Tannenreisig B. Drei Bäume der einen Seite, denn der vierte ist nicht zu sehen, da der Graben schon so hoch mit Waschgut angefüllt ist C. Die Bäume des Hauptes D. Der Schubkarren E. Die Seifengabel F. Die Keilhaue G.
Unter den Trog wird ein Quergerinne gestellt, das am anderen Ende entweder offen ist und in ein Faß oder in einen Trog austrägt, oder verschlossen und in der Mitte über einem darunter befindlichen Graben durchbohrt ist, so daß das Wasser, nachdem der Zapfen etwas herausgezogen ist, geraden Weges in diesen herabfällt. Wie der Graben beschaffen ist, werde ich sogleich sagen.
Wenn aber die Örtlichkeit nicht genug Wasser führen sollte, so stellen die Seifner einen Graben von 30 bis 36 Fuß Länge her. Seinen Boden bedecken sie mit Baumstämmen der gleichen Länge, die zusammengefügt und auf der oberen Seite ähnlich wie die Bretter eben behauen sind. Zu beiden Seiten des Grabens und an seinem Haupte verlegen sie vier Bäume, einen auf den anderen, die auf der Innenseite des Grabens auch alle glatt behauen sind.
Abb. 856: Das Waschen der Zinnerze im Läutertrog und Gerinne. Die Gräben A. Der Trog B. Das kleine Gerinne C. Der runde Zapfen D. Die hölzerne Schaufel E. Der hölzerne Hammer F. Die hölzerne Schaufel mit kurzem Stiel G. Der im Gerinne angebrachte Zapfen H. Der darunter gestellte Trog I.
Da sie die Bäume an den Seiten schräg legen, ist der Graben am Haupte 4 Fuß, am unteren Ende 2 Fuß breit. Aus dem Gerinne fließt das Wasser zunächst auf Bündel von Tannenzweigen herab, so daß es senkrecht und fast in einem Strahle herabfallen und durch seine Schwere die Erdschollen zerteilen kann. Indessen bringen einige unter dem Gerinne keine Strauchbündel an, sondern stecken in ein Loch desselben einen Zapfen. Da dieser das Gerinne nicht ganz verschließt, hindert er weder den Ausfluß ganz und gar, noch gestattet er, daß das Wasser weiter fortgerissen wird, sondern zwingt es, senkrecht herabzufallen. Ein Arbeiter fährt das Seifengebirge mit einem Schubkarren heran und stürzt es in den Graben. Der Seifner steht fast im obersten Teil des Grabens, zerteilt die Erdstücke mit der Seifengabel und wirft die Wurzeln der Bäume, Sträucher und Kräuter heraus. Auf diese Weise setzen sich die Zinnerzgraupen zu Boden. Wenn sich viele gesammelt haben, was meistens der Fall ist, nachdem der Seifner einen Tag lang diese Arbeit verrichtet hat, tut er, damit sie nicht herabfließen, Sand hinzu, wirft die Masse wieder in den oberen Teil des Grabens und wiederholt in gleicher Weise das Waschen.
Abb. 857: Das Waschen der Zinnerze im Sieb und Faß und im Gerinne. Das Sieb A. Das Faß B. Das Wasser, das aus seinem Boden ausfließt C. Der Graben D. Der dreizinkige Krähl E. Die hölzerne Schaufel F.
Im untersten Teil des Grabens steht ein Junge und hebt mit einer dünnen und spitzen Keilhaue das, was sich dort zu Boden gesetzt hat, hoch, damit die Graupen nicht vom Wasser fortgeführt werden. Dies geschieht, sobald sich so viel abgesetzt hat, daß auch die Zweige, durch die der Ausgang des Grabens verschlossen wird, überdeckt werden.
Das dritte Verfahren, solche Seifen zu verwaschen, ist das folgende: Es werden zwei Gräben hergestellt, von denen jeder 12 Fuß lang und 1 ½ Fuß breit und tief ist. Über ihrem oberen Ende wird ein kleiner Trog aufgestellt, in den durch ein kleines Gerinne Wasser fließt. In einen der Gräben trägt ein Junge Erz ein, und zwar wenn es arm ist, viel, wenn es reich ist, wenig. Dann läßt er in den Graben Wasser hinein, nachdem er den Spund oder den runden Zapfen herausgezogen hat, und bewegt das Erz mit einer hölzernen Schaufel. Dadurch setzen sich die Zinnerzgraupen mit dem Schweren vermischt am Boden des Grabens ab, das Leichte spült das Wasser in einen darunter befindlichen Graben, durch den es auf einen Planenherd fließt. Auf diesem setzen sich die kleinen Graupen ab, die das Wasser mit sich führte, und werden gereinigt. Auch legt er in den Graben unterhalb des obersten Teiles ein niedriges Brett, damit sich die großen Graupen dort absetzen. Sobald der Graben sich mit dem gewaschenen Gute gefüllt hat, schließt er die Öffnung des Troges und führt in dem anderen Graben die gleiche Arbeit des Waschens aus. Die Seiten des gefüllten Grabens schlägt er mit einem hölzernen Hammer, nachdem das Wasser durch den gezogenen Zapfen in den darunter befindlichen Trog abgeflossen ist, damit dasjenige, was an ihnen hängengeblieben ist, herabfällt. Dasjenige, was sich im Graben abgesetzt hat, wirft er mit einer kurz gestielten hölzernen Schaufel hinaus. In solchen Gräben werden auch gepochte Silberschlacken verwaschen, wobei sich silberhaltige Bleikügelchen und Teilchen des aus den Kiesen erschmolzenen Steins zu Boden setzen.
Auch im Sieb, dessen Boden aus Eisendrähten geflochten ist, wird derartiges Seifengut gewaschen; dieses ist die vierte Art des Waschens. Das Sieb wird in ein mit Wasser gefülltes Faß gesenkt und geschüttelt. Der Boden dieses Fasses hat ein so großes Loch, daß ebenso viel Wasser, mit dem, was das Sieb durchläßt, gemischt, beständig daraus abfließen kann als hineinfließt. Das, was sich im Graben absetzt, arbeitet ein Junge entweder mit einem dreizackigen Krähl durch oder streicht es mit einer hölzernen Schaufel. Auf diese Weise nimmt das Wasser einen großen Teil des Sandes und Schlammes mit, die Zinnerzgraupen oder Erzstückchen setzen sich im Graben ab; sie werden später im Schlämmgraben gewaschen.
Dies sind die älteren Verfahren für das Verwaschen der Zinnerzseifen; es folgen noch zwei neue. Wenn die Graupen, mit Erde oder Sand vermischt, am Hange eines Berges oder Hügels oder in einer ebenen Gegend gefunden werden, in der entweder Bäche nicht vorhanden sind oder wohin ein Bach nicht geleitet werden kann, so haben die Bergleute neuerdings angefangen, auch zur Winterzeit das folgende Verfahren zu benutzen: Ein offener Trog wird aus Brettern hergestellt, etwa 6 Fuß lang, 3 Fuß breit und 2 Fuß und 1 Hand tief. In seinem oberen Teil innen wird bis zur Höhe eines und eines halben Fußes ein eisernes Blech, 3 Fuß lang und breit, eingelegt, durch dessen zahlreiche Löcher Graupen, größer als eine Erbse, hindurchgehen und herausfallen können. Unter den Trog ist ein Gerinne gestellt, das aus einem Baumstamme ausgehöhlt ist, ungefähr 4 Fuß lang und 1 Spanne tief und breit; dieses teilen meistens drei eingesetzte Brettchen, von denen jedes höher ist als das nächste, in Abteilungen. Das trüb abfließende Wasser nimmt ein Sumpf auf. Die Seifen pflegen zuweilen nur wenig tief unter der Oberfläche gefunden zu werden, zuweilen aber auch so tief, daß es nötig wird, Stollen zu treiben und Schächte abzuteufen. Das Seifengut wird mit Schubkarren zum Troge herangefahren; wenn sie waschen wollen, verlegen sie ein kleines Gerinne so, daß so viel Wasser, als zum Waschen genügt, auf das durchlochte Blech fließt. Auf dieses trägt alsbald ein Junge das Seifengut mit einer eisernen Schaufel auf und zerteilt damit die Klümpchen, indem er sie hin und her bewegt. Darauf fällt das Wasser mit dem Sand durch die Löcher des Bleches in den Trog. Das Grobe bleibt auf dem Blech. Dieses wirft er mit derselben Schaufel in den Karren zurück. Indessen schiebt ein anderer, kleinerer Junge mit einer Kiste, die fast ebenso breit ist als der Trog, den unter dem Blech befindlichen Sand immer wieder hin und her und treibt ihn nach dem oberen Teil des Troges. Was leicht ist, das führt das Wasser in den darunter befindlichen Graben, zuweilen aber auch einige Graupen. Diese Arbeit setzt der Junge beständig fort, bis er vier Karren oder, wenn die Seife reich an Graupen ist, drei Karren mit groben Bergen gefüllt hat.
Abb. 858: Das Waschen der Zinnerze im Trog und Graben. Der Trog A. Das Blech B. Der Graben C. Die Brettchen D. Der Sumpf E. Das kleine Gerinne F. Die Kiste C. Der Krähl H.
Diese schaffen sie fort und werfen sie weg. Dann nimmt der Aufseher das Brett, auf dem der Junge vor dem Blech stand, fort und schiebt den mit Graupen vermischten Sand mit der Kratze immer von neuem hin und her. Mit dieser nimmt er den Sand, weil er leichter ist als die Graupen und sich obenauf befindet, weg, so daß die Graupen sichtbar werden. Diese zieht er mit der Kratze in den oberen Teil des Troges und wendet sie mit der Schaufel hin und her, damit auch daraus das Leichte abfließen kann.
Abb. 859: Das Waschen der Zinnerze im Trog und auf dem Herd. Das kleine Gerinne A. Das Quergerinne B. Zwei andere kleine Gerinne C. Die Tröge D. Die Bleche E. Die Gitter F. Die Stäbe G. Das andere Quergerinne H. Der Herd I. Die Kiste K. Das dritte Quergerinne L. Das gerade Gerinne M. Der dreizinkige Krähl N.
Darauf wirft er die gesammelten Graupen aus dem Troge heraus und schafft sie fort. Während der Aufseher dieses ausführt, rührt der andere Junge inzwischen den mit Graupen gemischten Sand, der aus dem Troge abfloß und sich im Graben absetzte, mit der eisernen Kratze und schiebt ihn in den oberen Teil des Grabens zurück. Weil dieser noch viel Graupen enthält, wird er nochmals auf das Blech geworfen und gewaschen. Was sich aber im unteren Teil des Grabens abgesetzt hat, wird für sich herausgenommen, gesammelt und im Schlämmgraben gewaschen. Was sich im Sumpf abgesetzt hat, wird auf dem Planenherd gewaschen. Diese einträgliche Arbeit wird an Sommertagen häufiger, nämlich zehn- oder elfmal, wiederholt. Die Graupen, welche der Aufseher aus dem Troge herausnimmt, werden hierauf im engen Sieb gewaschen und zuletzt im Sichertroge, wo schließlich der letzte Sand von ihnen entfernt wird. Nach allen diesen Verfahren können auch Seifen mit Bruchstücken anderer Erze, die entweder von Gängen und Klüften stammen oder von schwebenden Gängen in die Flüsse und Bäche gekommen sind, verwaschen werden.
Abb. 860: Das Waschen der Zinnerze im Bach und in Waschtrögen. Die Tröge A. Der Gießbach B. Die Seifengabel C. Die Schaufel D.
Neuer als diese und nützlicher ist die sechste Art, Seifen zu verwaschen: Es werden zwei Tröge hergestellt, in beide fließt Wasser durch ein kleines Gerinne aus einem Quergerinne, in welches ein Rohr oder ein kleines Gerinne dieses zuleitet und ausgießt. Ein Teil des Gutes, das von zwei Jungen mit eisernen Schaufeln gerührt und geschüttelt wird, fällt durch das gelochte Blech oder durch das eiserne Gitter und fließt aus dem Troge durch Quergerinne in ein drittes Quergerinne und aus diesem auf einen Herd, der 7 Fuß lang und 2 ½ Fuß breit ist. Auf diesem wird es von dem Aufseher wieder mit der Kiste durchgearbeitet, so daß es rein wird. Dasjenige, was mit dem Wasser weiter fließt und sich in dem darunter befindlichen Quergerinne oder in dem Graben, der es auffängt, absetzt, rührt ein dritter Junge mit dem zweizinkigen Krähl, dabei setzen sich die Graupen zu Boden, den tauben Sand führt das Wasser in den Fluß.
Abb. 861: Das Waschen der Zinnerze auf dem lusitanischen Herde. Die Schlucht A. Die Gräben B. Das strömende Wasser C. Der Herd der Lusitanier D.
Diese Art des Waschens gewährt mehr Nutzen, denn vier Leute können die Arbeit auf zwei Trögen ausführen, während die vorige, zweifach ausgeführt, sechs erfordert, nämlich zwei Jungen, die das Waschgut auf die Bleche werfen und mit eisernen Schaufeln rühren, ferner zwei, die den mit Graupen gemischten Sand unter den Blechen mit Kisten häufig durcharbeiten und in den obersten Teil des Troges treiben, endlich zwei Aufseher, welche die Graupen auf die beschriebene Weise rein waschen. Statt der gelochten Bleche setzen sie jetzt in die Tröge Gitter, die aus eisernen Drähten von der Stärke eines Getreidehalmes bestehen. Damit diese nicht, durch das Gewicht niedergedrückt, krumm werden, unterstützen sie sie durch drei eiserne, quer daruntergelegte Stäbe. Damit sie auch nicht durch die eisernen Schaufeln, mit denen das Waschgut bewegt wird, abgenutzt werden, werden senkrecht darauf fünf oder sechs eiserne Stäbe gelegt und im Troge so befestigt, daß die Schaufeln eher diese als das Gitter abnutzen. Diese Gitter halten daher länger als die Bleche, sie bleiben unversehrt, während statt der abgenutzten eisernen Stäbe leicht andere eingesetzt werden können.
Abb. 862: Das Waschen der Bleierze in Polen.
Der Graben A. Das kleine Gerinne B. Die Kratze C. Das Sieb D.
Des siebenten Waschverfahrens bedienen sich die Seifner an einem Berge, wo Zinnerzgraupen oder Goldflitter oder andere fein verteilte Erze vorkommen und wo kein Fluß vorhanden ist. Dann legen die Seifner unten am Gehänge oft mehr als fünfzig Gräben an oder fertigen ebenso viele Tröge, 6 Fuß lang, 3 Fuß breit und 1 Spanne tief, die nur einen kurzen Abstand voneinander haben. Wenn sich dann zuzeiten heftigen und anhaltenden Regens ein Gießbach bildet und über das Gelände fließt, graben einige Wäscher im Walde das Seifengebirge ab und bringen es in das Wasser, andere leiten das Wasser in die Gräben oder auf die Tröge, während noch andere die Wurzeln der Bäume, Gesträuche und Kräuter aus den Gräben oder Trögen mit Seifengabeln hinauswerfen. Nachdem das Wasser sich verlaufen hat, nehmen sie die Graupen oder Erzstückchen, die sich in den Gräben oder Trögen abgesetzt hatten, mit der Schaufel heraus und waschen sie rein.
Das achte Verfahren ist dem vorigen in vieler Beziehung ähnlich, es ist bis jetzt gebräuchlich in den Gegenden, welche die Lusitanier in ihrer Macht und Botmäßigkeit haben. In den Schluchten der Gebirge, an den Gehängen und in Einsenkungen werfen sie nach und nach viele tiefe Gräben aus. In diese führt das Wasser, das entweder aus den Schneefeldern geschmolzen und abgeflossen ist oder sich durch Regengüsse gesammelt hat, zugleich mit Erde und Sand manchmal Zinnerzgraupen, bei den Lusitaniern die von Gängen und Klüften losgelösten Goldteilchen. Nachdem das Wasser gänzlich abgeflossen ist, werfen die Seifner diese aus den Gräben mit eisernen Schaufeln heraus und waschen sie auf dem gewöhnlichen Herd.
Abb. 863: Das Brennen der Zinnerze im Ofen. Der Ofen A. Die Eintragöffnung B. Die Schürstange C. Der Krähl mit zwei Zinken D. Die Krücke E.
Die Polen breiten in einem 10 Fuß langen, 3 Fuß breiten und 1 Fuß und 1 Spanne tiefen Graben unreines Bleierz aus und waschen es, denn es ist mit einer gelblichen Erde vermischt, welche nasser, sandiger Ton bedeckt. Daher wird zunächst der Ton, dann das Erz gegraben; dieses fahren sie zum Bache oder Flusse und werfen es in den Graben, in den durch ein kleines Gerinne Wasser hineingelassen wird. Der Wäscher stellt sich neben den unteren Teil des Grabens und rührt mit einer schmalen, ziemlich spitzen Kratze, deren hölzerner Stiel 10 Fuß lang ist. Dadurch schwemmt das Wasser die Erde in den Bach oder Fluß, der Bleiglanz setzt sich im Graben ab; diesen wäscht er noch ein- oder zweimal in gleicher Weise und macht ihn rein. Darauf wird er an der Sonne getrocknet, in ein kupfernes Sieb getan und so das feine Korn, welches das Sieb durchläßt, vom groben getrennt. Dieses wird auf einem Rost,
[46] Das ist die Seifengabel.
ersteres in Öfen verschmolzen.
Für das Waschen gibt es so viele Arten des Verfahrens, für das Brennen aber ist vorwiegend nur eine Art gebräuchlich, für das Rösten zwei. Die Zinnerzgraupen werden durch die Hitze des Feuers, und zwar in einem Ofen, gebrannt, wenn ihnen eine bläuliche Farbe eigen ist oder Kies oder ein Erz, aus dem Eisen hergestellt wird, mit ihnen vermischt ist.
Abb. 864: Das Rösten des Kupfersteins in Stadeln. Der Stadel A. Das Holz B. Der Stein C. Ein kleines Gerinne D.
Denn die blauen Erze, die nicht gebrannt sind, saugen das Zinn auf, Kies und Eisenerz verschlechtern das Zinn, das aus den Graupen hergestellt wird, wenn sie nicht in einem Ofen dieser Art als Rauch ausgetrieben werden.
[48] Die Arbeit bezweckt offenbar, aus Schwefelkies oder Arsenkies, die im Zinnerz vorkommen, den Schwefel und das Arsen auszutreiben, wie es auch heute noch geschieht.
Die Graupen werden in den hinteren Teil des Ofens eingetragen oder auf die eine Seite; im ersteren Falle wird Holz davorgelegt, im anderen Falle daneben, aber so, daß weder die brennenden Scheite noch die Kohlen auf die Graupen fallen oder sie berühren. Das brennende Holz wird mit der hölzernen Schürfstange durchgearbeitet; die Graupen werden mit einem zweizinkigen Krähl gewendet und wieder mit der Krücke eingeebnet; diese beiden Werkzeuge bestehen aus Eisen. Die kleinen Graupen sollen weniger als die mittelgroßen und diese wieder weniger als die größten gebrannt werden. Wenn aber beim Rösten der Graupen nicht selten ein Teil davon zusammensintert, so müssen die gebrannten Graupen nochmals im Schlämmgraben gewaschen werden. Denn auf diese Weise wird das Zusammengesinterte durch den Wasserstrom in den Quergraben geführt, wo es gesammelt, dann gemahlen und nochmals auf dem Haupte desselben Grabens gewaschen wird. Auf diese Weise wird das Erzhaltige vom Tauben getrennt.
Abb. 865: Eine andere Art, den Kupferstein zu rösten. Der Stein A. Die Strauchbündel B. Die Öfen C.
Der aus Kies oder Ofenbruch oder anderen kupferhaltigen Erzen erschmolzene Stein wird in rechteckigen Stadeln geröstet, die vorn und oben offen und unbedeckt sind; sie sind meistens 12 Fuß lang, 8 Fuß breit und 3 Fuß tief. Der aus Kies erschmolzene Stein wird fast immer zweimal geröstet, der aus Ofenbruch einmal. Letzterer wird vorher in Schlamm, der mit Essig angefeuchtet ist, eingehüllt, damit das Feuer ihn nicht zusammen mit dem Bitumen oder Schwefel oder Auripigment oder dem Realgar zu sehr verzehre. Jene werden zunächst in schwachem, dann in starkem Feuer geröstet. Auf beide aber wird während der ganzen folgenden Nacht Wasser gegeben, damit es, falls Alaun darin enthalten ist, oder Vitriol oder Salpeter, der den Metallen schaden soll, aber nur selten zu schaden pflegt, diese löst und erweicht. Die übrigen erstarrten Lösungen schaden fast immer den Metallen, falls derartiger Stein oder Erze verschmolzen werden. Der Stein, welcher geröstet werden soll, wird auf Holz gelegt, das nach Art eines Rostes aufgeschichtet wird; dann wird der Holzrost angezündet.
Der aus Kupferschiefer durch Schmelzen gewonnene Stein wird erst auf die Erde geworfen, damit er zerbricht, dann wird er auf untergelegte Bündel von Strauchwerk in die Öfen gebracht und, nachdem diese angezündet sind, meistens siebenmal, seltener neunmal, geröstet. Dabei wird das Bitumen, falls solches vorhanden ist, verbrannt und verbreitet einen Geruch. Diese Öfen haben eine ähnliche Bauart wie diejenigen, in denen Erze geschmolzen werden, jedoch sind sie vorne offen. Ihre Höhe beträgt 6 Fuß, ihre Weite 4 Fuß. Auf einen Ofen, in dem der Stein geschmolzen wird, sind drei Öfen zum Rösten nötig. Zunächst wird er im ersten Ofen geröstet, dann wird er nach dem Erkalten in den zweiten gebracht und wieder geröstet, endlich wird er in den dritten gebracht, dann wieder in den ersten. Diese Reihenfolge wird beibehalten, bis er sieben- oder neunmal geröstet ist.