Auszug aus „Geschichte des Corps Erz“, verf. von Ehrenmitglied Pelzel mit einer Einleitung von AH Waltner.
Wofür?
1914 erfüllten von gesamt 190 damaligen Erzern 88 ihre Pflicht in der K.u.K.-Armee. 13 davon sind an der russischen und italienischen Front gefallen. Ihre Begeisterung für den vermeintlich gerechten Krieg könnte 1914 durchaus hoch gewesen sein. Die oberste Heeresleitung ist nach dem Attentat auf den Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand in Sarajewo (28. Juni 1914) von einem kurzen Krieg ausgegangen. Zu Weihnachten wollte man wieder zu Hause sein. Nicht nur an Serbien ist es zu einer Kriegserklärung gekommen, sondern auch an das zaristische Russland. Zitat EM Pelzel: „Wie im Manöver marschierten österreichische Regimenter an die galizisch-russische Grenze – und wurden im Schrapnellhagel und Maschinengewehrfeuer der Russen zerfetzt.“ Diese Realität dauerte an der italienischen Kampflinie (Isonzo- und Dolomitenfront) bis 1918. Die Lage im besiegten Österreich ist danach eine völlig andere gewesen – vom Kaiserreich wurden wir zur ersten Republik: „Deutsch-Österreich“.
Anders stellt sich die Zeit um den zweiten Weltkrieg dar.
Per Gesetz vom 17. Mai 1938 wurden nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich alle farbentragenden studentischen Verbände aufgelöst. Am 11. Juni 1938 hat im Hotel „Kindler“ die letzte Corpskneipe stattgefunden. „Nichts konnte uns darüber hinwegtäuschen, daß wir etwas verloren hatten“, so EM Pelzel. Im Kriegsdienst waren daraufhin 17 Erzer als Soldaten – zwei davon sind im Felde geblieben. Wesentlich höher war der Blutzoll in den unmittelbaren Nachkriegsmonaten. 14 unserer Corpsbrüder mussten ihr Leben als Zivilpersonen lassen meist ob der Tatsache, dass sie Angehörige der deutschen Volksgruppe gewesen sind – dies besonders im ehemaligen Tschechien und Ex-Jugoslawien. Die letzte Ruhestätte der Mehrzahl von ihnen kennen wir nicht.
Fazit: Zu viele unserer Corpsbrüder wurden durch die beiden Weltkriege aus der Blüte ihres Lebens gerissen. Es stellt sich die Frage: „Wofür?“
Unseren gefallenen Corpsbrüdern zum Gedenken, uns Lebenden zur Mahnung!
AH Waltner
Der Erste Weltkrieg
Die Sonnwendfeier am 21. Juni des Jahres 1914 fiel auf einen Sonntag und dem Brauch folgend zündeten die Korporationen auf den um Leoben liegenden Bergen ihre Holzstöße an. Keiner ahnte, daß es das letzte Mal in der Monarchie Österreich-Ungarn sein sollte!
Am Freitag, dem 26. Juni fand die Philistrierungskneipe für die iaB Novak, Peterek, Palisa und Frank statt. Mit Grubenlampen und Gesang ging es zum Hochschultor. Es war auf Jahre die letzte Kneipe, für einige überhaupt die letzte! (Erzählung Emil Emmerling II). Ein Teil der Bundesbrüder befand sich in dieser Woche mit Professor Aubell auf geodätischer Exkursion in Windischgarsten.
Am Sonntag, dem 28. Juni 1914 kam die Nachricht, daß der österreichische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gattin in Sarajevo ermordet worden waren.
Schon am 29. Juni wurde Professor Aubell in Windischgarsten verständigt die Exkursion abzubrechen, denn von der Leobener Garnison hatte man erfahren, daß alle, die als Einjährig-Freiwillige gedient hatten mit ihrer Einberufung zu rechnen hatten. Professor Aubell veranstaltete am 30. Juni in Windischgarsten einen Abschiedsabend der zugleich für die Teilnehmer ein Abschied von Leoben sein sollte.
In Wien hatte Berghauptmann AH Santo-Passo eine einflußreiche Position beim Kriegsministerium bezogen. Die Wiener AH-Gruppe unter AH Binder trat wöchentlich zusammen und sorgte für den Kontakt der AH-Gruppen untereinander und zu den nicht in Gruppen organisierten Mitgliedern. Dem Einfluß dieser AH ist es zu danken, daß später viele Bundesbrüder dem unmittelbaren Fronteinsatz entzogen wurden und als militärische Ingenieure Verwendung fanden. Die AH-Gruppen versuchten aber auch dort Not zu lindern, wo der Tod zuschlug oder durch Gefangenschaft die Familien lange ohne Nachricht blieben.
Am 23. Juli wurde das österreichische Ultimatum an Serbien gerichtet, am 26. Juli erfolgte die Teilmobilisierung und am 28. Juli die Kriegserklärung an Serbien. Die allgemeine Mobilisierung folgte am 3. Juli.
In den Tagen danach überstürzten sich die Ereignisse und der Traum vom kurzen Krieg war bald ausgeträumt:
2. August: Kriegserklärung Deutschlands an Rußland
3. August: Kriegserklärung Deutschlands an Frankreich
4. August: Kriegserklärung Englands an Deutschland
5. August: Kriegserklärung Österreichs an Rußland
In Leoben hatte sich das Stadtbild geändert: Aus der Hochschulstadt war eine Stadt des "Roten Kreuzes" geworden. Von den Gebäuden der Hochschule und der Bergschule wehten die Rot-Kreuz-Fahnen, aus Zeichen- und Hörsälen waren Krankensäle geworden und die Verwundeten kamen bald, sehr bald! Noch anwesende Hochschüler, Bergschüler und Gymnasiasten bildeten als Sicherheitsdienst, zur Unterstützung der Behörden, die "Akademische Legion".
Der russische Einbruch in Galizien wurde an der Karpatenfront und unter Aufgabe der Festung Przemysl zum Stillstand gebracht und Gegenangriffe an der russischen und serbischen Front wurden tapfer durchgeführt. Aber um welchen Preis? Die Rückständigkeit und Unfähigkeit der österreichischen Heeresleitung kostete in den ersten vier Kriegswochen 250.000 Tote und 100.000 Gefangene. Ein Drittel und damit die Blüte des österreichischen Heeres!
Der Schreiber dieser Zeilen, damals Realschüler, erinnert sich noch an die Erzählungen der ersten Verwundeten: Mit klingendem Spiel und wehenden Fahnen - wie im Manöver marschierten österreichische Regimenter an die galizisch-russisehe Grenze - und wurden im Schrapnellhagel und Maschinengewehrfeuer der Russen zerfetzt. So erlitten einzelne Truppenteile schon in den ersten Kriegswochen furchtbare Verluste, die nicht einmalig bleiben sollten, sondern sich im weiteren Kriegsverlauf wiederholen sollten.
Die Save und die Drina im Süden, die herzegowinischen Steinwüsten im Karst, die Wälder und sonstigen Niederungen in Ostgalizien - das war das österreichische Langemark, wo die deutsch-österreichische Jugend sinnlos geopfert wurde.
Zu den besten Truppen gehörten die sudetendeutschen Regimenter, die Kaiserjäger, die Landesschützen aus den Alpenländern und die kroatischen und bosnischen Truppen. Die Verlustziffern dieser Regimenter stehen weit an der Spitze der prozentualen Verluste der gesamten Armee! Auch tschechische Truppen schlugen sich zum Teil aufopfernd - einzelne Fälle der Desertion ganzer Bataillone wurden von Tschechen und Deutschen aufgebauscht. Die Haltung der Tschechen ergab sich aus der Angst vor einem deutschen Sieg, den sie dann als Niederlage des Austro-Slawismus ansahen - eine Vorstellung, die von Radikal-Deutschen genährt wurde.
Die Deutschen der Monarchie hatten es leichter: Sie kämpften, wenn sie sich für Österreich schlugen, auch für die Sache des deutschen Volkes. Die deutsche Kriegspropaganda der Monarchie hielt es für selbstverständlich, daß österreichische Slawen gegen Russen und Serben kämpften, hätten es aber als absurd angesehen, Deutsch-Österreicher gegen Deutsche aus dem Reich aufmarschieren zu lassen. Für einen Bruderkrieg wie in den vergangenen Jahrhunderten waren die Völker eben nicht mehr zu haben. Dieses tragische Dilemma der österreichischen Völker war letzten Endes die Ursache für den Zerfall der Monarchie. Denn für einen europäischen Gedanken waren die Völker und ihre Politiker noch nicht reif.
Auch "Erz" trauerte bald um die ersten Toten: Anton Frank, im Juni erst philistriert, fiel am 27. August in Galizien, AH Wilhelm Haller am 5. August, AH Otto Janusch am 7. September und AH Gustav Moritzki am 14. Dezember. AH Sigmund Schauberger war als Kompaniekommandant im August in russische Gefangenschaft geraten aus der er erst 1920 zurückkehren sollte.
Die Leobener Erzergruppe wurde während des Krieges durch folgende Zugänge verstärkt:
AH Wilschke, ausgezeichnet mit der silbernen Tapferkeitsmedaille, wurde nach seiner Verwundung ab 1. Februar 1916 zur Berginspektion Leoben abkommandiert. AH Kudlacz I wurde nach zweieinhalb Frontjahren Anfang 1917 zur militärischen Berginspektion Leoben versetzt und war bei der militärischen Leitung in Donawitz tätig.
IaB Czech wurde nach seiner schweren Verwundung über Vermittlung von AH Santo-Passo nach Leoben versetzt. Rudi Wacha, der damals noch nicht Erzer war, wurde 1914, 1915 und 1916 verwundet, geriet anschließend in russische Gefangenschaft, wurde 1917 über Dänemark ausgetauscht und kam als Stationsoffizier nach Leoben. Durch Kontakt mit Erzern wurde er dann 1918 aktiv.
Während der Zusammenbruch Rußlands durch die Revolution im März 1917 wieder neue Hoffnungen weckte, wurde die Lage durch die Kriegserklärung der USA im April 1917 wieder aussichtslos. Der Zerfall der Monarchie und die Niederlage Deutschlands war nicht mehr aufzuhalten.
Auf einem Nationalitäten-Kongress im April 1918 in Rom fordern die Vertreter der Tschechen, Südslawen, Rumänen und Polen das Selbstbestimmungsrecht. Dieses war Grundlage der 14 Punkte des amerikanischen Präsidenten Wilson und wurde schon im Jahre 1918 von Frankreich, Italien und England, durch die Anerkennung der Tschechoslowakei mit 3 1/2 Mill. Deutschen gebrochen!
Die Entscheidungen der deutschen und tschechischen Sozialdemokraten für das Selbstbestimmungsrecht der Sudetendeutschen (Oktober 1918!) änderten nichts an diesem Wortbruch. Die Tschechen begannen mit der Besetzung der rein deutschen Gebiete und gründeten einen Staat, der zu 46% aus Tschechen, 13% Slowaken, 28% Deutschen, 8% Ungarn und 3% Ukrainern bestand.
Am 12. November 1918 wurde die Republik Deutsch-Österreich ausgerufen, nachdem am 7. November 1918 die Deutsch-Österreichische Nationalversammlung den Beschluss gefasst hatte:
Artikel 1
Deutsch-Österreich ist eine demokratische Republik. Alle öffentlichen Gewalten werden vom Volk eingesetzt.
Artikel 2
Deutsch-Österreich ist ein Bestandteil der Deutschen Republik. Besondere Gesetze regeln die Teilnahme Deutsch-Österreichs an der Gesetzgebung und Verwaltung der Deutschen Republik sowie die Ausdehnung von Gesetzen und Einrichtungen.
Am 13. November 1918 erklärten die Deutschen in Böhmen und Mähren ihren Anschluß. Dieser Hoffnung machte dann die Gewalt und der Friedensvertrag von St. Germain am 2. September 1919 ein Ende.
Das Lügenmärchen von der Unterdrückung der Völker im Habsburgerstaat wird teilweise auch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch geglaubt, die maßlose Unterdrückung der Sudetendeutschen in den Jahren nach diesem Krieg wird gerne vergessen. Sie war die Ursache, daß über die Völker neue Not und neues Elend kamen.
Erzer im Kriegsdienst
In der folgenden Liste sei der 13 Erzer gedacht, die ihr Leben getreu ihrem Soldatenschwur fürs Vaterland hingeben mußten.
Karl Ertl Juli 1916, Südtirol
Anton Frank 27. August 1914, Galizien
Wilhelm Haller 05. August 1914, Galizien
Ludwig Hess v. Hessenthal II 22. Oktober 1915, Russisch-Polen
Otto Janusch 07. September 1914, Fähnr. Galizien
Leo Kudlacz II 16. Juni 1918, a.d. Piave
Gustav Moritzki 14. Dezember 1914, Galizien
Hugo Raffey 1916, Schlacht b. Tarnopol
Heinrich Ramik Juli 1916, am San, Galizien
Josef Rohrer 04. März 1917, Oblt. Galizien
Otto Schmidt I 12. Juni 1916, Lt., russ. Polen
Othmar Werner Juli 1918, bei Udine
August Zugger Sommer 1918, Hüttenexperte, Ukraine
In Achtung gedenken wir aber auch der 75 Erzer, die als Soldaten ihre schwere Pflicht an vielen Fronten erfüllten, oft verwundet, mehrfach ausgezeichnet, wurden und oft viele Jahre einer bitteren Kriegsgefangenschaft erdulden mußten. Sie standen auf einer schwereren Mensur, als es die studentische ist.
Viktor Appel
Landst.E.Baon Teschen 1914-15
Hans Barwig Obltnt. 1914-18
Wilhelm Berger I Ltnt. 1918-19
Fritz Bernert 1915, bis 1919 russ. Gefangenschaft
Adolf Bezdek 1915-16, bis 1920 russ. Gefangenschaft
Hans Böhm Obltnt. 1914-18
Fritz Capra Obltnt. 1916-18
Anton Cyganek 1914 Festungs-Art. Krakau, verwundet, russ. Gefangenschaft
Hans Czech 1914-15, verwundet
Bruno Darilek Obltnt. 1914-18
Thaddäus Dolkowski 1914 - bis 1920 russ. Gefangenschaft
August Doringer
Kad.-Aspirant 1917-18
Hubert Drössler I Fähnrich 1918-19 <BILD>
Karl Eimer Ltnt. 1914-16, zwei Mal verwundet
Heinrich Elsbacher Balkan, Italien, 1915-18
Emil Emmerling II Obltnt. 1914-18
Karl Eßler Ltnt. 1915-18
Andreas Fuchs I
Geniedion.Krakau 1914-18
Karl Günther 1914, bis 1920 russ. Gefangenschaft
Rudolf Haase
Obltnt. 1914-18,
bis 1919 ital. Gefangenschaft
Willibald Hanke Obltnt. 1914-15, russ. Gefangenschaft bis 1921
Franz Hannel Obltnt. 1914-15, verwundet
Alfred Heß I Obltnt. 1914-18
Willi Hubatschek 1914-16, bis 1920 russ. Gefangenschaft
Paul Ippen türk.Major 1914-18
Peter Junger I Techn.Off. 1914-18
Anton Karkoschka I
Obltnt.Nov. 1914,
russ. Gefangenschaft
Hans Karkoschka II 1914-16, bis 1919 russ. Gefangenschaft
Hans Karlon I Obltnt. 1914-15
Eduard Kaupa Ltnt. 1915-18
Hans Kittl 1914-16, bis 1918 russ .Gefangenschaft
Hubert Kral Ltnt. 1914-18
Edgar Kroboth Techn. Offizier, 1915-18
Emil Kudlacz I Obltnt. 1914-17, verwundet
Otto Kukla Obltnt. 1914-18
Alois Kürsten 1914 -1920 russ. Gefangenschaft
Hugo Leipert Obltnt. 1914-16
Hans Martiny Hauptmann 1914-18
Hans Nepustil Obltnt. Art. 1914-18
Josef Novak Obltnt. 1915-18
Hubert Palisa Obltnt. 1914-16, verwundet
Karl Patteisky Obltnt. 1914-18
Michael Peter 1914-15, bis 1921 russ. Gefangenschaft
Karl Peterek Instrukt.Offizier 1914-19, verwundet
Leo Pfefferl Ltnt. 1915-16
Ernst Preuß Obltnt. 1915-18
Georg Rakus Ltnt. 1915-18
Leopold Raupach Obltnt. 1914-18
Karl Reymann Ltnt. 1916-17, bis 1919 ital. Gefangenschaft
Oskar Rösner
Festungs-Art.Przemysl 1914-15
Hans Rottenbacher
Eisenb.-Regt.Serbien 1914-15
Ferdinand Rotter II Ld.St.Ing. 1914-18
Alfred Salinger U.-Offz. 1917-18
Johann Salzborn Obltnt. 1914-18
Karl Santarius II Ltnt. 1815-18
Sigmund Schauberger 1914 Korps.Komm. russ. Gefangenschaft
Heinrich Schindler II Ltnt. 1914-17
Arthur Schneider Obltnt. 1914-16, 3 mal verwundet
Boris Serwatzky Ltnt. 1914-18
Max Slivka Obltnt. 1915-18
Emil Sporn Techn.Off.Italien 1914-16
Othmar Stipanits II Art.-Obltnt. 1914-16
Josef Stosch Ltnt. 1917-18
Rudolf Strak Obltnt. 1914-17
Karl Swoboda Fähnrich 1916-17, bis 1919 ital. Gefangenschaft
Josef Teichmann Obltnt. 1914-18
Robert Titz Fähnrich 1917-18
Karl Tobiasch 1914-16, bis 1919 russ. Gefangenschaft
Alois Truschka Korpskommando 1916-18
Oskar Tschepper Obltnt. 1914-18
Eduard Tutsch Obltnt. 1914-18
Rudolf Wacha 1914-17, 3 mal verwundet
Karl Waldhans Ltnt. 1915-18
Paul Wilschke
Fähnrich 1914-16, verwundet
Walter Zohner Baon.Komm. 1914-18
Von 190 Erzern waren demnach 88 im Kriegseinsatz, viele mehrfach verwundet und ausgezeichnet. 13 am Felde der Ehre gefallen! Damit erreichte Erz von allen Leobener Korporationen die höchste Kriegsbeteiligung und entrichtete den höchsten Blutzoll.
Wir gedenken derjenigen Erzer, die während der Kriegszeit 1914-18 starben und denen im feierlichen Trauersalamander nicht die letzte Ehre gegeben werden konnte.
Es waren dies:
Josef Emmerling I
(Gründungsbursch) 1915 Leoben
Richard Riedel (Grundungsbursch), Berginspektor in Mähren, gest. 1917
Viktor Langer I Hofrat Saline Salzburg, gest. 1915
Alfred Lindner Ing. in Ungarn, verschollen 1914-18
Siegmund Janota Bergdirektor Hausham-Bayern, gest. l918
Karl Kauth Betr.-Leiter, gest. 1915 in Hattingen
Josef Salomon Bergrat, gest. 1915 in Klagenfurt
Alfred Ziegler Hüttening., gest. 1915 in Zöptau
Für seine hervorragende Arbeit um den Kontakt aller Erzer während der Kriegszeit wurde schon am 11. Feber 1915 AH Franz Binder zum Ehrenburschen ernannt.
Nach dem zweiten Weltkrieg
Am 30. April 1945 hingen an den öffentlichen Gebäuden Leobens schwarze Fahnen - Presse und Rundfunk verkündeten, daß der Führer inmitten seiner Soldaten in Berlin gefallen war. Aber schon am Abend dieses Tages wurde die Wahrheit bekannt: Hitler hatte sich durch Selbstmord seiner Verantwortung entzogen. Englische Truppen standen schon in Kärnten, Amerikaner in Oberösterreich, Salzburg und im Ennstal und die Russen waren am Semmering und in der Oststeiermark. Bereits am 27. April war in Wien die domokratische Republik Österreich ausgerufen worden. Am 6. Mai landeten englische Offiziere in Unzmarkt, um die Regierung der Steiermark zu übernehmen. Der Gauleiter lehnte dies ab und diesem Umstand verdankte die Steiermark eine russische Teilbesetzung bis Judenburg und die Demontage der Schwerindustrie.
Montag, dem 7. Mai strömten noch deutsche Truppen durch Leoben, meist in Richtung Vordernberg - Präbichl, um auf kürzestem Weg zu den Amerikanern zu gelangen. Die letzten Angehörigen der Wehrmacht, verließen Leoben am 8. Mai mittags, am Tage der bedingungslosen Kapitulation. In der Vordernbergerstraße beim Stefaniespital wurde noch geschossen - aus Richtung Bruck hörte man Glocken läuten - Friedensglocken? Am Dienstag, dem 9. Mai stand es fest, daß Leoben von russischen Truppen besetzt werden würde. Mittags herrschte eine Totenstille über der Stadt. Ich stand mit einigen Männern bei der Pestsäule am Hauptplatz, neben mir der alte Kral, der Photograph, der viele Jahre die studentischen Begebenheiten photographiert hatte. In diese Stille tönte ein Grollen aus der Langgasse und der erste russische Panzer bog in die Grafgasse ein und kam auf uns zu. Ihm folgten mehrere, alle nahmen Richtung auf St. Michael. Und dann fuhr ein endloser Zug von Panzerwagen mit Infanterie an uns vorüber. Über der Stadt lag tagelang eine Spannung, obzwar sich das Leben langsam normalisierte und die Besatzung sich ordentlich verhielt. Schon eine Woche später mußten zur Demontage der neuen Walzstraße in Donawitz 3.000 Mann gestellt werden. Aber auch diese Wochen gingen vorbei und am 21. Juli übergaben die Russen die Steiermark den Engländern.
An der Hochschule begann ein zögernder Betrieb, denn nur langsam meldeten sich Heimkehrer bzw. neue Hörer. (Ich wurde als mittelloser Flüchtling Assistent bei Prof. Schwarz-Bergkampf.) Jetzt erst kamen die ersten Nachrichten über die Lage Deutschlands und über das Schicksal von Freunden und Verwandten durch.
Als erste Nachricht traf schon im Juni 1945 die von der Ermordung unseres Corpsbruders Geistler in Leoben ein. Als Betriebsleiter im Magnesitwerk Radenthein wurden er und Werksdirektor Carmann (EB der B! Leder) von der zurückflutenden SS aufgefordert, die Werksanlagen zu sprengen. Sie weigerten sich in Anbetracht der Sinnlosigkeit und wurden ohne jedes Gerichtsverfahren erschossen. Die verantwortlichen SS-Führer wurden erst im Jahre 1965 in München zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt.
Im Jahresablauf 1945-46 erschienen die ersten Flüchtlinge mit Nachrichten aus den Sudetenländern - und diese Nachrichten waren mehr als schrecklich: Die Tschechen nahmen furchtbare Rache für die Entmachtung im Jahre 1938 und für die Jahre der deutschen Herrschaft im Protektorat Böhmen-Mähren. Der Großteil der reichsdeutschen Beamten hatte sich rechtzeitig ins Reich abgesetzt, die Sudetendeutschen mußten die Zeche bezahlen.
Erst 1947 bekamen wir einen Überblick über alles, was unseren Corpsbrüdern in der CSR geschehen war. Und nicht nur von dort auch aus Polen, Jugoslawien und Ungarn wurden die Deutschen unter oft unmenschlichen Bedingungen vertrieben und ihrer Habe beraubt. Wir wollen nicht vergessen, daß dies mit Billigung der westlichen Alliierten geschah und damit nicht nur das Deutschtum Europas tödlich getroffen wurde, sondern westlich orientierte Völker christlich-abendländischer Kultur der kommunistischen Herrschaft Moskauer Prägung ausgeliefert wurden.
Unsere Toten
Sie starben als treue Erzer, ohne daß ihnen die letzte studentische Ehre erwiesen werden konnte, da Erz in diesen Jahren suspendiert war.
Viktor Appel
Hüttendir. i.R., 1943 Friedek
Emanuel Baumgartner Betr. Leiter, 1943 Donawitz
Andreas Fuchs I
Sektionsrat, 1940 Wien
Hans Karlon I Bergdirektor, 1944 Sarajewo
Richard Kramer Bergdirektor, 1943 Fohnsdorf
Hermann Krist Hüttening., 1946 Erding/Bayern
Leo Künl Ob.Bergverw., 1945 Eger
Arthur Langer III Ing.-Büro, 1944 Wien
Moritz Lendl Bergdirektor, 1941 Karwin
Josef Lidl v. Lidlsheim Zentral-Insp., 1941 Lankowitz Stmk.
Josef Mirthes Baumeister, 1941 Graz
Rudolf Moser I Inspektor, 1941 Villach
Josef Neuhold l Direktor i.R., 1945 Böhmen
Hubert Palisa Bergdirektor, 1941 Suchau
Karl Pusch Bergdirektor, 1945 Troppau
Otto Rabitsch Hütteninsp. i.R., 1944 Teschen
Karl Reymann Berginspektor, 1945 Salzburg
Gustav Santarius I Bergverwalter, 1940 Seegraben
Rupert Schauberger Berginspektor, 1940 Karlsbad
Hannes Schmidt II
Betr. Leiter, 1941 Voitsberg
Franz Schraml I
o.ö. Professor, 1946 Leoben
Alois Truschka Berginspektor, 1945 Dux
Anton Velicogna Berginspektor, 1946 Brüx
Erzer im Kriegsdienst (vor der Auflösung aktiv geworden)
17 Erzer waren in unmittelbarem Kriegseinsatz als Soldaten - 2 davon sind gefallen.
Kriegs- und Nachkriegsopfer
Roland Biberich 1941 Kreta
Heinz Braumüller II
1939/40 Frontdienst,
1941/45 Sondereinsatz
Kurt Dollansky
1940-45 Balkan,
US Gefangenschaft in Halle
Karl Efferl 1940-45 Oberleutnant Pioniere
Otto Fuchs II
1940-45 Fronteinsatz,
1945-48 russ. Gefangenschaft
Fritz Gollob
1939-45 Oberltnt. Luftwaffe
Boris Jeziorsky 1944/45 Pionier Baon, US Gefangenschaft
Hans Karlon II
1943-45 als Gebirgs-Pionier
Eduard Lintner 1944/45, gefallen bei Invasion
Raimund Loitzenbauer I
1940-45 Frankreich, Griechenland,
Rußland, Italien, Pionierleutnant
Hans-Hadmar Meyer
1944/45 OT Einsatz
Andreas Ortner 1941-45 am russ. Kriegsschauplatz
Alo Poschmann
1939-45 Generalarzt,
russ. Gefangenschaft,
Rückkehr 1956
Aloys M. Poschmann (1909–1980), Dr. med., Sanitätschef der Org. Todt (OT), Ärztliche Oberaufsicht aller Dienststellen des Ministeriums "Speer", sp. Generalarzt der Wehrmacht (Kriegsgefangenschaft in Workuta) – Poschmann war einer der wenigen Ärzte des Dritten Reiches in verantw. Position, die dem hohen ethischen Anspruch des med. Berufsstandes gerecht wurden. Er weigerte sich z. B. Zwangsabtreibungen an Ostarbeiterinnen in der OT durchzuführen, oder die ihm anvertrauten Verwundeten im Russlandfeldzug unbetreut zurückzulassen.
Heribert Steiger
1941-44 russ. Kriegsschauplatz
Josef Stosch 1939-45 Obltnt., Ostfront
Adolf v. Straub
1939-44 Polen, Frankreich,
Rußland (43 Hauptmann),
44 US Gefangenschaft bis 1946
Ernst Weingraber 1939-43 Polen und Rußland, gefallen 1943 in Stalino
14 Erzer hatten wir als Kriegstote zu beklagen, von 10 Toten kennen wir nicht den Ort, wo sie begraben sind. Gunther Fischerauer wurde im österreichischen Bürgerkrieg (12. bis 14. Februar 1934) in Donawitz von der damaligen Executive (Heimwehr) erschossen..
Bruno Darilek 1945 in Triest von Partisanen ermordet
August Doringer
1945 bei Semendria (Jugosl.)
v. Partisanen ermordet
Gunther Fischerauer 1934 gefallen in Donawitz
Wilfried Geistler 1945 von SS ermordet
Willibald Hanke 1945 in Teplitz (Böhmen) von Tschechen ermordet
Julius Holik 1945 in Boljevac (Jugosl.) von Partisanen ermordet
Josef Krivohlavy 1945 in Prag verschollen
Max Kupka 1945 im Prager Gefängnis von Tschechen ermordet
Gustav Langer II 1944 in Wien beim Bombenangriff getötet
Eduard Lintner 1944 bei der Invasion gefallen
Josef Novak 1945 in St. Christof (NÖ) von russ. Soldaten erschossen
Ferdinand Rotter II 1945 in Trzynietz von Tschechen ermordet
Raimund Sahliger I 1945 in Karwin von Tschechen ermordet
Othmar Stipanits I 1945 im Gefängnis Mähr.-Ostrau v. Tschechen ermordet
Ernst Weingraber 1943 bei Stalino in Rußland gefallen